«Der unglaubliche Hulk» vs. «Cars»
Unser Blockbuster-Battle:Diesen Sonntag versuchen computeranimierte Autos mit einem grünen Wüterich fertig zu werden.
«Der unglaubliche Hulk» (Sky Cinema & Sky Cinema HD)
Zum zweiten Mal in der kurzen Geschichte des Blockbuster Battles fällt RTL aufgrund des Rückgriffs auf einen eigenproduzierten Fernsehfilm als Duellant aus. So steht uns kommenden Sonntag einmal mehr eine Schlacht zwischen ProSiebens «Megablockbuster» und dem von Sky ausgestrahlten Spielfilm bevor. Dabei setzt der Pay-TV-Sender mit «Der unglaubliche Hulk» auf zerstörerische Muskelkraft. Die Comicverfilmung aus dem Jahre 2008 erzählt die Geschichte des Wissenschaftlers Bruce Banner, der sich nach einem missglückten Experiment bei gesteigertem Blutdruck stets in das rasende Kraftpaket Hulk verwandelt. Fortan vom US-Militär gejagt, taucht Banner erfolgreich in Südamerika unter. Nach einem unachtsamen Missgeschick gelingt es dem skrupellosen General Thaddeus Ross jedoch, Bruce aufzuspüren. Dieser kann aber noch einmal entkommen, doch Ross’ Männer sind ihm dicht auf den Fersen, allen voran Elitesoldat Emil Blonsky (Tim Roth), der selbst ganz angetan von Hulks unglaublichen Fähigkeiten ist.
Mit Beginn dieses Jahrtausends setzte in Hollywood eine Welle von Comicverfilmungen ein, die bis dahin ihresgleichen suchte. Allein die Liste der Adaptionen von Geschichten aus dem Hause Marvel wird immer länger. So gesellte sich zu den Reihen um Helden wie «Spider-Man» oder die «X-Men» im Jahre 2008 auch «Der unglaubliche Hulk». Und das genau genommen bereits zum zweiten Mal, denn schon der taiwanesische Regisseur Ang Lee («Tiger & Dragon», «Brokeback Mountain») versuchte sich fünf Jahre zuvor daran, die 1962 erfundene Figur auf die große Leinwand zu bringen. Mit dem visuell sehr originellen Ergebnis zeigte sich jedoch neben vielen Kritikern vor allem auch Mitproduzent Marvel unzufrieden. Nach anfänglichen Plänen für eine direkte Fortsetzung, entschied man sich daher schließlich dazu, die „Reihe“ noch einmal neu starten. Auf dem Regiestuhl nahm dieses Mal der Franzose Louis Leterrier Platz, der sich schon mit den ersten beiden «Transporter»-Teilen (2002, 2005) einen Namen im Actiongenre gemacht hatte. Auch was die Besetzung, den Stil und vor allem die Ausgangssituation anging, hatte Leterriers «Hulk»-Version nicht mehr viel mit der Ang Lees gemein. Jedoch absolvierte in beiden Inszenierungen der ehemalige Bodybuilder Lou Ferrigno einen kleinen Gastauftritt. Und das nicht ohne Grund, hatte Ferrigno in der populären US-Serie «Der unglaubliche Hulk» (1978-1982) doch selbst schon das grüne Ungetüm gespielt, in das sich der damals von Bill Bixby († 1993) verkörperte Bruce Banner verwandelte. In der Sitcom «King of Queens» (1998-2007), bei der Ferrigno gelegentlich als er selbst auftrat, fanden sich später zahlreiche Anspielungen auf diese Rolle. Der zweite große Kinoauftritt des «unglaublichen Hulk» konnte 2008 indes zwar einen annehmbaren Erfolg verbuchen, war mit einem weltweiten Einspielergebnis von 263 Millionen US-Dollar aber nicht wesentlich profitabler als Ang Lees «Hulk» von 2003. Dennoch sind die Beteiligten an einer Fortsetzung interessiert. Mit der Produktion einer solchen ist jedoch nicht vor 2012 zu rechnen, da für Marvel nach der filmischen Einführung weiterer Comicfiguren zunächst die Realisierung des Superhelden-Crossovers «Die Rächer» auf dem Plan steht, welche mit einem besonderen Gastauftritt in der letzten Szene von «Der unglaubliche Hulk» bereits angedeutet wurde.
OT: «The Incredible Hulk» (2008) von Louis Leterrier; mit Edward Norton, Liv Tyler, Tim Roth, William Hurt und Tim Blake Nelson.
«Cars» (ProSieben)
Zum krönenden Abschluss des «Disney-Days» will ProSieben am kommenden Sonntag mit der Free-TV-Premiere «Cars» jeglicher Konkurrenz davon fahren. Im Mittelpunkt des Animationsfilms von 2006 steht der hochmütige Rennwagen Lightning McQueen (dt. Sprecher: Daniel Brühl). In einer vorwiegend von sprechenden Autos bevölkerten Welt ist McQueen der glorreiche Newcomer des Piston Cups, eines bedeutenden Motorsportwettkampfes. Bei einem großen Entscheidungsrennen soll er schließlich gegen seine zwei schärfsten Konkurrenten antreten. Auf dem Weg dorthin kommt es jedoch zu einem turbulenten Zwischenfall, der seine Teilnahme an diesem alles entscheidenden Finale gefährdet.
Die Erfolgsgeschichte der Pixar Animation Studios begann recht harmlos. 1979 als Bestandteil der Computerabteilung von Lucasfilm gegründet, war das vorwiegend aus Computerspezialisten bestehende Team zunächst vor allem für Spezialeffekte in Filmen zuständig. Erst mit der Anstellung des Animators John Lasseter und dem Einsatz des Apple-Mitgründers Steve Jobs wurde die damalige Unterabteilung zu dem, was sie heute ist. Jobs kaufte sie Lucasfilm nämlich im Jahre 1984 ab und leitete daraufhin für viele Jahre die fortan unter dem Namen Pixar tätige Animationsfilmschmiede. Bis zum Erscheinen von «Cars» konnte das Unternehmen mit durchweg hochwertigen Produktionen wie «Toy Story» (1995), «Die Monster AG» (2001) oder «Findet Nemo» (2003) seine Popularität stetig ausbauen und so durch die verschiedenen Kinoauswertungen in nicht einmal zehn Jahren ein Gesamteinspiel von über drei Milliarden US-Dollar verzeichnen. Ein großer Teil dieser Einnahmen ging jedoch auch an die Walt Disney Studios, da diese schon seit «Toy Story», dem ersten komplett computeranimierten Langfilm, sämtliche Werke Pixars co-finanzierten. Während der Arbeit an «Cars», Pixars siebter Kinoproduktion, war jedoch ein Streit zwischen den beiden Vertragspartnern schon in vollem Gange. So fühlte sich das Animationsstudio aufgrund vermeintlich ungleicher Rechteverteilung unfair behandelt und wollte in Zukunft auf jegliche Zusammenarbeit mit dem großen Konzern verzichten. Erst ein Führungswechsel bei Disney konnte die Differenzen beilegen. Und damit nicht genug, war die Disney Company doch in der Lage, die Pixar Studios für die stolze Summe von rund 7,4 Milliarden US-Dollar aufzukaufen und der eigenen Firma einzuverleiben. Daher konnte «Cars», bei dem Pixar-Urgestein John Lasseter sieben Jahre nach «Toy Story 2» zum ersten Mal wieder Regie führte, mit einiger Verzögerung doch noch veröffentlicht werden. Die Übernahme durch Disney hat der Qualität der Pixar-Filme übrigens nicht weiter geschadet, wie die nachfolgenden Projekte «Ratatouille» (2007), «WALL-E» (2008) und «Oben» (2009) eindrucksvoll demonstrierten. Im kommenden Jahr steht nun der Kinostart der von Lasseter produzierten zweiten «Toy Story»-Fortsetzung an. Außerdem befindet sich zurzeit das für 2011 geplante Sequel «Cars 2» in der Vorproduktionsphase.
OT: «Cars» (2006) von John Lasseter; dt. Sprecher: Daniel Brühl, Bettina Zimmermann, Friedrich Schoenfelder, Rick Kavanian und Christian Tramitz.
Die Empfehlung von Quotenmeter.de
Man könnte meinen, ein Blockbuster Battle zwischen Free- und Pay-TV sei alles andere als fair, doch ProSieben schlägt sich am kommenden Sonntag mit «Cars» erstaunlich gut gegen Skys «unglaublichen Hulk». In gewohnter Pixar-Manier hat der Animationsfilm gelungenen Humor sowie eine stimmungsvolle Welt voller origineller Details und ebenso skurriler wie sympathischer Figuren zu bieten. Abgesehen davon hielt sich der Einfallsreichtum bei der eigentlichen Handlung trotz des außergewöhnlichen Szenarios diesmal leider etwas in Grenzen. Unter bloßem Rückgriff auf nur allzu bekannte Versatzstücke erzählt der Film die herkömmliche und überraschungsarme Geschichte eines überheblichen Draufgängers, der durch Liebe und Freundschaft die wahren Werte des Lebens schätzen lernt. Somit gehört «Cars» wohl zu den schlechteren Pixar-Werken, wobei dies in Anbetracht der fast ausnahmslos erstklassigen Filme des Animationsstudios bei weitem noch nichts Schlimmes bedeutet. Für meist kurzweilige und charmante Unterhaltung ist auf jeden Fall gesorgt. Auch «Der unglaubliche Hulk» weiß mithilfe anständiger Effekte und guter Schauspieler im Großen und Ganzen recht passabel zu unterhalten. Doch aufgrund der mangelhaften Figurenzeichnung ist insbesondere ein schauspielerisches Schwergewicht wie Edward Norton («American History X», «Fight Club») deutlich unterfordert. Dass Norton das «Hulk»-Drehbuch eigenhändig überarbeitet hat, macht diese offensichtliche Tatsache nur umso verwunderlicher. Darüber hinaus wurde trotz einer Neuinterpretation des Stoffes auf die ausführliche Behandlung einer einführenden Hintergrundgeschichte, die bei Ang Lee 2003 noch einen Großteil der Handlung einnahm, verzichtet. Einerseits eine adäquate Methode, um direkt ins Geschehen hinein zu springen, andererseits aber auch eine verschenkte Chance, dem Zuschauer die Figuren näher zu bringen und somit den gesamten Film fesselnder zu gestalten. Dass die Story auch insgesamt nur wenig überzeugen kann, ist wahrscheinlich aber eher der eigentlichen Comicvorlage und nicht Louis Leterriers Inszenierung zuzurechnen. Auch wenn sich der zentrale Showdown als etwas übertrieben und unfreiwillig komisch entpuppt, nimmt sich Letterier im Vergleich zum Finale von Ang Lees «Hulk» glücklicherweise ein wenig zurück. Ein grundlegendes Problem bleibt dennoch, dass sich der Film trotz seiner absurden Geschichte die meiste Zeit selbst viel zu ernst nimmt. Die seltenen Momente, in denen Humor zum Tragen kommt, fallen gegenüber der ausgeprägten Selbstironie vieler anderer Comicverfilmungen doch deutlich ab. Mag der Hulk also auch noch so sehr vor unbändiger Muskelkraft strotzen, gegen die amüsanten und hübsch animierten Autos aus dem Hause Pixar kommt selbst die drei Meter große, grüne Kampfmaschine nicht an.
Der Sieg geht an «Cars» um 20.15 Uhr auf ProSieben.