HD: Das hochauflösende Fernsehen kommt in Deutschland an

Im nächsten Jahr wird HD-Fernsehen erstmals zum Standard bei vielen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern in Deutschland. Quotenmeter.der erklärt, wer HD-TV empfangen kann und was benötigt wird.

HD-Fernsehen bedeutet grundsätzlich, dass das Fernsehbild deutlich schärfer und besser wird. Die typische Auflösung, in der Fernsehprogramme in den letzten Jahrzehnten und größtenteils bis heute ausgestrahlt werden, liegt bei 768x576 Pixeln. Die nicht-hochauflösenden Videoformate wie das gerade angegebene typische PAL-Format werden heute auch unter dem Sammelbegriff SD-TV, also Standard Definition Television, zusammengefasst. Im HD-Format herrschen zwei Standards vor: Der 720er Standard produziert Fernsehen mit 1280x720 Bildpunkten. Mit insgesamt also 921600 Pixeln ist dieser Standard doppelt so hoch wie der vorherige PAL-Standard im SD-Bereich. Vorherrschend ist allerdings sowohl in Film- und Fernsehindustrie der höhere 1080er Standard mit typischerweise 1920x1080 Pixeln. Somit erreicht dieser 2073600 Pixel und zeigt damit eine mehr als doppelt so hohe Auflösung als das 720er-Fernsehen. Fast alle verkauften HD-Fernseher sind auf diese 1080er-Auflösung hin produziert, können aber natürlich auch die geringeren Auflösungen darstellen. Hier unterscheiden sich allerdings die Geräte: Während die günstigeren „HD-ready“-ausgezeichneten TVs eine geringere Auflösung haben und die 1080-Auflösung dann hochrechnen müssen, können „Full-HD“-Fernseher die höchste HD-Auflösung nativ ohne Verluste oder Umrechnungen darstellen. Für das perfekte Bild sowohl bei TV, Blu-Ray Disc (dem Nachfolger der DVD) oder auch Spielekonsolen ist also ein Full-HD-Fernseher nötig.

Es ist nach dem Kauf eines HD-Fernsehers nun von der Art des Empfangs abhängig, inwiefern HD-Programme schon genutzt werden können. Die folgenden Texte beziehen sich daher auf die jeweiligen Fernseh-Empfangsarten (Stand 07. Dezember 2009).

DVB-T
Das terrestrische Antennenfernsehen ist in den vergangenen Jahren flächendeckend in Deutschland auf den digitalen DVB-T-Standard umgestellt worden. Ohne Zusatzkosten kann der Nutzer mit einer Antenne, je nach Region, viele TV-Programme der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender sehen. HD-Fernsehen bleibt aber zunächst außen vor: Es ist in Deutschland bisher nicht geplant, Sender in HD-Auflösung über DVB-T zu verbreiten.

Satellit (DVB-S)
Mittels des digitalen Satelliten-Receivers werden die TV-Programme digital und damit in guter Fernsehqualität übertragen. Allerdings benötigt es für den Empfang von HD-Fernsehen einen HD-geeigneten Receiver. Fast alle älteren Receiver sind nicht HD-geeignet, sodass ein entsprechend neues Gerät im Handel erworben werden muss. In Deutschland ist der freie Sender Anixe HD das erste Programm mit hochauflösendem Fernsehen gewesen. Neben Anixe HD sendet auch der Kulturkanal arte HD seit 2008, der das gewöhnliche arte-Programm entweder in nativer 720p-Auflösung zeigt oder die nicht in HD produzierten Sendungen auf diese Auflösung hochrechnet.

Seit einiger Zeit veranstalten die öffentlich-rechtlichen Sender Das Erste, ZDF und EinsFestival sogenannte HD-Showcases, in denen die Sender testweise in HD ausgestrahlt werden. Das letzte Showcase findet vor Weihnachten statt; ab den Olympischen Winterspielen 2010 im Februar nehmen die drei Sender den HD-Regelbetrieb auf und sind dann voll hochauflösend zu empfangen. Schon heute produzieren die Sender in HD, um rechtzeitig zum Start diverse Programme in nativer HD-Auflösung zeigen zu können. Natürlich sind neben den deutschen HD-Sendern auch freie ausländische Programme wie BBC HD über Satellit emfpangbar.

Von der RTL-Gruppe werden RTL HD und VOX HD seit November 2009 ausgestrahlt. Allerdings verlangen die privaten Sender für ihre HD-Programme eine Art „Grundgebühr“ von den Satellitenkunden. Hierzu muss die HD+-Plattform des Satellitenbetreibers Astra genutzt werden. Für HD+ sind spezielle HD-Receiver nötig, die aktuell im Handel erworben werden können. Receiver-Hersteller bieten allerdings auch teils ein Update ihrer Geräte an, sodass HD+ auch bei bisher normalen HD-Receivern empfangbar ist. Hier müssen sich Kunden an ihren Hersteller wenden. Der Receiver schaltet die privaten HD-Programme über eine Prepaid-Smartcard frei, die im Jahr 50 Euro kostet. Im Kaufpreis der aktuellen HD+-Receiver sind Karte und Gebühr für das erste Jahr schon enthalten. Auch die ProSiebenSat.1-Gruppe will die HD+-Plattform nutzen und spätestens Anfang des Jahres 2010 Sat.1, kabel eins und ProSieben als HD-Sender über HD+ anbieten. Viele Kunden bleiben durch diese Politik der Privatsender außen vor und müssen sich einen neuen Sat-Receiver kaufen, der HD+ unterstützt.

Weiterhin bietet der Pay-TV-Anbieter Sky seit dem Sommer sein eigenes HD-Paket an: Mit Sky HD können Satellitenkunden sieben HD-Programme abonnieren, u.a. mit Dokumentationssendern sowie Sky Cinema HD (dem Kinofilm-Sender) oder Sky Sport HD (dem Sport-Sender mit der Bundesliga). Zu Weihnachten bietet Sky eine Prepaid-Starter-Box mit einem HD-Receiver und allen HD-Programmen bis Juli 2010 sowie dem Grundprogramm Sky Welt an, das ebenfalls weitere Sender (aber nicht in HD) umfasst. Das Paket kostet 199 Euro. Ansonsten ist das HD-Paket auch normal abonnierbar: Diejenigen Sender des bisher abonnierten Sky-Paketes, die in HD empfangbar sind, werden durch das HD-Paket dann freigeschaltet. Hat ein Kunde also Sky Film abonniert, empfängt er nun die beiden Sender Sky Cinema HD und Disney Cinemagic HD zusätzlich. Hat er die Fußball-Bundesliga abonniert, erhält er Sky Sport HD mit der Bundesliga-Ausstrahlung zusätzlich. Die HD-Aufstockung ist ab 5 Euro erhältlich.

Weitere Informationen auf der nächsten Seite.

Im nächsten Jahr wird HD-Fernsehen erstmals zum Standard bei vielen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern in Deutschland. Quotenmeter.der erklärt, wer HD-TV empfangen kann und was benötigt wird.

Kabel (DVB-C)
Wer einen HD-Fernseher kauft, benötigt für eine akzeptable Qualität zumindest ein digitales Bild. Denn das analoge Kabelprogramm können viele HD-Fernseher nicht mehr ordentlich darstellen. Richtiges HD wird neben dem Fernseher über einen digitalen HD-Receiver empfangen, der ggf. zusätzlich gekauft werden muss. Denn die kostenlosen Kabel-Receiver, die beispielsweise mit einem digitalen Anschluss bereitgestellt werden, können normalerweise kein HD zeigen und liefern generell nur eine schlechte digitale Bildqualität. Eine Anschaffung eines HD-geeigneten Receivers lohnt sich also – geachtet werden sollte auch auf den HDMI-Anschluss beim Gerät, denn die HDMI-Kabel liefern die beste Bildqualität. Ein HD-Fernseher sollte nicht mit dem antiquierten SCART-Kabel versorgt werden. Viele können auf den zusätzlichen Receiver allerdings komplett verzichten: Hat der Fernseher eine CI+-Schnittstelle für DVB-C eingebaut, kann die Smartcard mittels eines sogenannten Alphacrypt-Moduls in den Fernseher eingesteckt werden und ersetzt den externen Receiver. HD ist somit von vornherein empfangbar. Kunden sollten sich vorher informieren, welches Alphacrypt-Modul für welche Smartcard geeignet ist, wenn sie diesen Empfangsweg nutzen wollen.

Im Kabelbereich hängt es nun von den jeweiligen Kabelnetzbetreibern ab, welche HD-Programme ausgestrahlt werden. Sie entscheiden auch, welche HD-Sender zukünftig empfangbar sind. Oft scheitert eine Einspeisung von Sendern wie arte HD oder EinsFestival HD an der Frage der Kosten: HD benötigt eine deutlich höhere Bandbreite als das normale digitale TV. Teils befindet man sich daher noch in Verhandlungen über die Einspeisekosten etc., die laut der Kabelnetzbetreiber zu einem Teil auch von den Sendern selbst getragen werden sollen. Die öffentlich-rechtlichen Sender lehnen eine Kostenübernahme bisher ab.

Die schlechteste Empfangbarkeit von HD-Sendern haben Kunden in NRW und Hessen mit dem Betreiber Unitymedia: Aktuell sind nur die öffentlich-rechtlichen Kanäle Das Erste HD und ZDF HD, die im HD-Regelbetrieb ab Februar 2010 durchgehend senden, eingespeist. Freie andere HD-Sender wie arte HD oder Anixe HD bzw. bald EinsFestival HD sind bisher nicht empfangbar. Wer das aktuell massiv beworbene Sky HD-Paket kaufen will, sollte aufpassen: Unitmedia hat bisher nur den Kanal Sky Sport HD eingespeist. Die sechs weiteren HD-Sender sind in NRW und Hessen nicht empfangbar.

Kabel Deutschland bietet im Gegensatz zu Unitymedia alle sieben Sky-HD-Kanäle an. Für zahlungsfreudige Kunden ist HD bei KD-Kunden also schon in einem guten Umfang vorhanden. Weiterhin bietet der Netzbetreiber Das Erste HD und ZDF HD an. EinsFestival HD und arte HD sollen vorerst nicht angeboten werden. Gegenüber Quotenmeter.de wurde von Kabel Deutschland versichert, dass man sich in intensiven Gesprächen über die Einspeisung befinde.

Vorreiter in Sachen HD im Kabel ist der Netzbetreiber Kabel BW, der alle sieben Sky HD-Kanäle einspeist. Daneben werden die sieben Free-TV-Sender Das Erste HD, ZDF HD, Anixe HD, Luxe HD, Euro1080/HD1, HD Campus TV und Servus TV HD angeboten. Über eine Einspeisung von arte HD und EinsFestival HD wird verhandelt. Ebenfalls bietet Kabel BW als erster Kabelnetzbetreiber überhaupt ein kostenpflichtiges HD-Paket im Abo an: „Clever HD“ zeigt die drei Musiksender Deluxe Lounge HD, Classica HD und MTV HD sowie den Actionkanal Rush HD für 4,90 Euro im Monat. Weiterhin enthält das „Penthouse HD“-Paket einen Erotiksender für 7,90 Euro.

Inwiefern die großen privaten Sender wie RTL und Sat.1 oder ProSieben in HD bei den jeweiligen Kabelnetzbetreibern starten, ist noch nicht bekannt. Es wurde allerdings versichert, dass es keine Zusatzkosten für private HD-Programme geben soll, wie dies bei Satellitenkunden der Fall ist. Kabel BW hat den privaten Sendergruppen beispielsweise schon eine Einspeisung angeboten.

Ist Ihr Kabelnetzbetreiber nicht aufgelistet, informieren Sie sich bitte persönlich bei diesem über die Empfangsmöglichkeiten von HD-Fernsehen in Ihrer Region.

Blu-Ray
Die Blu-Ray-Disc ist der hochauflösende Nachfolger der DVD und damit das zukünftige Medium, auf dem Filme und Serien im Handel erworben werden. Mittlerweile sind Blu-Ray-Player mit Preisen von etwas über 100 Euro sehr erschwinglich geworden. Geachtet werden sollte bei den Geräten auf einen HDMI-Anschluss für die beste Bildübertragung mittels HDMI-Kabel und auf eine ggf. gute Abspielbarkeit der alten DVDs, die mit leistungsfähigen Blu-Ray-Playern in einer tollen Qualität anzusehen sind. Der Player wird bestenfalls über das HDMI-Kabel an den HD-Fernseher angeschlossen. Die Blu-Ray-Filme erstrahlen dann in bester HD-Qualität. Leider sind die Discs noch teuer: Eine gewöhnliche Blu-Ray mit aktuellen Blockbustern kostet im Handel derzeit um die 20 Euro.

Spielekonsolen
Xbox 360 und PS3 sind HD-fähig und werden bei entsprechendem HD-Fernseher auch in hochauflösender Bildqualität ausgegeben. Die PS3 besitzt einen eigenen Blu-Ray-Player, der die zusätzliche Anschaffung eines weiteren Abspielgerätes überflüssig macht. Fast alle 360-Konsolen (außer jene der ersten Generation) verfügen über den wichtigen HDMI-Ausgang für optimale Bildqualität. Alle PS3-Konsolen besitzen ebenfalls einen HDMI-Anschluss. Ist die Xbox 360 an das Internet angeschlossen, können auf dem Xbox Marktplatz Spielfilme in HD-Qualität gegen Bezahlung angesehen werden. Der jeweils bezahlte Film ist für 24 Stunden verfügbar, meist bewegen sich die Preise zwischen 3 und 6 Euro pro Film. Aktuell steht schon eine große Auswahl, auch an Klassikern, bereit. Einen ähnlichen Dienst hat Sony vor Kurzem auf der PS3 gestartet. Die Wii ist als einzige aktuelle Konsole nicht HD-fähig. Nintendo plant nach eigenen Angaben ebenfalls kein Update oder eine erweiterte Wii HD.
09.12.2009 09:20 Uhr  •  Jan Schlüter Kurz-URL: qmde.de/38928