Story
Es ist Heiligabend in der Universitätsstadt Münster, doch geruhsame Weihnachtsstimmung mag nicht aufkommen. Wilsberg ersteht in letzter Minute einen Tannenbaum auf dem Weihnachtsmarkt, Ekki lässt die alljährlichen feucht-fröhlichen Feierlichkeiten des Finanzamts in einer Eckkneipe über sich ergehen und Alex versucht, beim Juwelier in letzter Minute ein Präsent für Anna Springer zu erstehen. Selbige steht unterdessen in Wilsbergs Küche und versucht sich unter lautem Schimpfen ob seiner schlecht sortierten Küchengerätschaften an einem Festtagsbraten, während Overbeck gelangweilt aus dem Revier vermeldet, dass Weihnachten in diesem Jahr ruhig und friedlich vorübergehen werde.
Doch jäh wird die harmonische Hektik des Heiligabends gestört: Ein als Weihnachtsmann verkleideter Räuber überfällt Alex und den Juwelier und läuft Wilsberg vor das Auto, der seinen erstandenen Tannenbaum auf dem Dach durch Münster fährt. Wilsberg steigt in die Bremsen, eine schwarze Limousine fährt ihm auf. Zeitgleich begegnet Ekki auf der Herrentoilette einer als Weihnachtsmann verkleideten Frau, die nach ihrem erfolgreichen Überfall auf das Juweliergeschäft die Beute versteckt und sich des Kostüms entledigt. Indes freuen sich vor der Kneipe Finanzamtchef Grabowski und seine Sekretärin auf besinnliche Stunden zu zweit, als sich der Kofferraum der Limousine öffnet, in dem ein blutender Mann liegt – Grabowskis Sekretärin hält ihn für tot und will die Polizei verständigen, doch der Finanzamtchef fürchtet, dass seine Affäre damit an die Öffentlichkeit gerät. Für Wilsberg, Alex, Ekki und Grabowski beginnt damit ein turbulenter und beispielloser Heiligabend.
Darsteller
Leonard Lansink («Ein starkes Team») ist Georg Wilsberg
Rita Russek («Familie ist was Wunderbares») ist Kommissarin Springer
Ina Paule Klink («Die Unbeugsamen») ist Alex
Roland Jankowsky («Die wilden Hühner») ist Overbeck
Oliver Korittke («Das siebte Photo») ist Ekki Talkötter
Kritik
Es gibt Filme, die vor Ideenreichtum und Originalität nur so strotzen, in denen sich absurde Zufälle die Hand reichen und damit die Handlung vorantreiben, in denen der Zuschauer nicht mehr weiß, wie ihm geschieht, weil auf eine Absurdität schon die nächste folgt und in denen das Bonmot am Rande zum omnipräsenten Dauerwitz verkommt. Das Weihnachtsspecial «Wilsberg: Oh Du Tödliche» darf sich bedenkenlos in die Reihe dieser grandiosen Filme einordnen, denn das Drehbuch von Eckehard Ziedrich, die Regiearbeit von Hans-Günther Bücking und das unverkennbare «Wilsberg»-Ensemble haben eine Krimikomödie erschaffen, der jede Beschreibung spottet.
Doch von vorne: Eigentlich ist es Heiligabend und der diensthabende Overbeck meldet in unkluger Voraussicht, dass Weihnachten in diesem Jahr vollkommen ruhig verlaufen wird. Damit liegt er leider komplett daneben, denn nur wenige Minuten später raubt ein als Weihnachtsmann verkleideter Gangster ein Juweliergeschäft aus, in dem sich Alex gerade nach einem preiswerten Geschenk für Anna Springer umsieht, die wiederum an Wilsbergs Herd das Festmahl zubereitet. Besagter Weihnachtsmann läuft nach dem Überfall Wilsberg vors Auto, der, mit Tannenbaum auf dem Dach, die Heimreise anstrebt. Eine hinter ihm fahrende Limousine bremst zu spät und demoliert Wilsbergs Stoßstange. Den Fahrern ist nicht nach langen Verhandlungen oder Polizeiaufnahmen zumute, denn im Kofferraum liegt eine blutende Geisel. Ausgerechnet Margot Engel, die Geliebte des Finanzamtchefs Grabowski, sieht die verletzte Gestalt im beim Unfall aufgesprungen Kofferraum liegen, als sie die Weihnachtsfeier verlässt. Grabowski ist wenig begeistert, zur Polizei zu gehen, könnte seine Affäre doch öffentlich werden. Schließlich stimmt er zu, doch im Polizeirevier fühlt sich niemand so recht zuständig. Und der stellvertretende Leiter der Mordkommission, Overbeck, ist nicht erreichbar – auch wenn Margot beharrlich darauf besteht, «diesen Ofenbeck» zu sprechen. Ekki ist unterdessen noch auf der Weihnachtsfeier, die Chef und Geliebte bereits verlassen haben. Dort läuft ihm auf der Herrentoilette seine große Liebe über den Weg, die als Weihnachtsmann verkleidet die Beute ihres Überfalls auf den Juwelier verstaut. Es beginnt eine absurde Jagd auf einen Täter im Weihnachtsmannkostüm, einer blutenden Geisel und Orangenmarmelade – die braucht Anna Springer für den Festtagsbraten. Doch am Ende, soviel darf verraten werden, ist es Wilsbergs Weihnachtsbaum, der die Täter zur Strecke bringt. Und Overbeck? Der hat sich im Eifer des Gefechts im Tresorraum eingeschlossen – natürlich absichtlich.
Man könnte jetzt anfangen, jedes liebevolle Detail des Films aufzulisten, die den Weihnachtsbaum vermessende Spurensicherung, den im Büro sitzenden Overbeck, der mit Gummiband und Büroklammern die Christbaumkugeln des Minitannenbaums abschießt, die kleinen und großen Nebenstränge, die sich am Ende auflösen, die vielen Running Gags, die sich durch die gesamte Handlung ziehen. Oder man spricht einfach eine unbedingte Einschaltempfehlung für einen Film aus, den man mit vielen Worten gar nicht würdig beschreiben kann, der aber mit viel Witz und Originalität ein Lachen auf das Gesicht des Zuschauers zaubert. Krimifetischisten werden sich zwar die Haare raufen, denn wirklich ernst darf man diese Komödie nicht nehmen – aber richtig viel Spaß macht sie trotzdem. In diesem Sinne: «Ein frohes Fest, ein gutes neues Jahr. Und machen Sie nicht so viel Unsinn!».
ZDFneo zeigt «Wilsberg: Oh Du Tödliche» am 16. Dezember 2009 um 21:00 Uhr, das ZDF wiederholt den Film am 21. Dezember 2009 um 20:15 Uhr.