Der große Jahresrückblick: Das war 2009 – Teil II

Von Januar bis Dezember: Quotenmeter.de richtet mit dem Jahresrückblick das Scheinwerferlicht sowohl auf die mehr, als auch auf die minder präsenten Ereignisse der vergangenen Monate.

Alles neu macht der Mai: Der fünfte Monat brachte zahllose Veränderungen, sowie hitzige Diskussionen mit sich, angefangen bei einer Kehrtwende der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ZDF und ARD. Im Januar hatte man proklamiert, die Thematik rund um die Tour de France lediglich in den «Tagesthemen» aufzugreifen, auf Live-Übertragungen jedoch völlig zu verzichten. Nun revidierte man diese Entscheidung und verkündete, zumindest einstündige Aufnahmen zu senden.

Nach seinem Triumph im Finale von «Deutschland sucht den Superstar» wurde es um Gewinner Daniel Schuhmacher bis zum heutigen Tage zunehmend ruhiger – Die ehemalige Konkurrentin Annemarie Eilfeld hingegen wäre sicherlich oftmals Gegenstand von Schlagzeilen diverser Magazine gewesen, hätte sie denn gewonnen. Allerdings musste die 19-jährige die Show nach dem Halbfinale verlassen und dies – wie könnte es anders sein – im Schatten des obligatorischen Skandals, ohne den Bohlens Sendung nur halb so unterhaltend wäre.

Ein Sprecher hatte die Voting-Telefonnummern der Kandidaten Schuhmacher und Eilfeld vertauscht und wenngleich RTL notarisch beglaubigen ließ, dass dieser Fehler das Ergebnis nicht verfälscht hätte, wettere Annemarie gegen den Kölner Sender: “Es ist ohne Spaß eine Unverschämtheit, wie diese Abstimmung gelaufen ist. Ich verlange, dass das Halbfinale wiederholt wird.“ Pustekuchen, liebe Annemarie. Versuch es doch nächstes Jahr noch einmal.

It's fun: Während RTL II ankündigte, im Sommer mit einem neuen Design on Air zu gehen, sorgte die seitens des Schwesternsenders RTL geplante Produktion «Erwachsen auf Probe» für immenses Aufsehen. Im Rahmen der Doku-Reihe sollten Teenagerpaare lernen, was es bedeutet, Elternteile zu sein; deshalb würden sie die Betreuer von Kleinkindern werden. Bevor man auch nur eine Episode gesehen hatte, zeigte sich der Deutsche Kinderschutz-Bund entsetzt: “Sollen wehrlose Babys den Preis dafür zahlen, dass RTL eine möglichst große Zuschauerzahl und damit hohe Werbeeinnahmen erzielen will?“ Nachdem sogar die Kommision für Jugendmedienschutz konsultiert worden war, luden die Verantwotlichen in Köln die Kritiker zu einem Screening ein. Es stellte sich heraus: Alles halb so wild.

Telenovela war unterdessen in aller Munde. 300.000 Bürger verfolgten den Start von «Rubi – Bezauberndes Biest» bei RTL. Die Reichweite der Geschichte über die hinterhältige Titelfigur stiegen zwar im weiteren Verlauf leicht an, waren allerdings fortwährend weit vom Senderschnitt entfernt, weshalb man nach nur kurzer Zeit den Stecker zog. Die in zweierlei Hinsicht keineswegs erfolgreichen Romanzen der «Lotta in Love» bekamen beim Musiksender VIVA hingegen eine zweite Chance, zusätzlich zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr. Für Sat.1 hatte sich währenddessen der lange Atem um «Anna und die Liebe» endlich bezahlt gemacht. Die Quoten waren seit längerem konstant überdurchschnittlich und so beschloss man, in die Verlängerung zu gehen. Und auch für «Alisa – Folge deinem Herzen» sahen die Produzenten Hoffnung. Ein recht glücklicher Monat für die Liebe.

Bei Sat.1 konzentrierte man sich auf andere Dinge. Im Zuge des Wechsel der Prominenz begann das Stühlerücken: Die ARD machte Kai Pflaume Avancen, «DSDS»-Produzent Wolfgang Link wurde neuer Unterhaltungschef des Bällchensenders und Johannes B. Kerner strebte nach einer zügigen Auflösung seines Vertrages mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen. Deutlich wesentlicher: Franz Beckenbauer wurde als Analyst für die Spiele der Champions League gewonnen, doch der Kaiser würde auch Premiere weiterhin die Treue halten.

Apropos Premiere – Nach ermüdetem Hin und Her beschloss man im Mai offiziell, den 4. Juli zu einem bedeutsamen Tag zu erheben: Sky sei die neue Marke. Zudem veröffentliche man den neuen Programmplan, der das Unternehmen in eine glanzvollere Zukunft führen sollte. Konsequenzen: Künftig mehr HD-Sender und eine neue Struktur, die ein Basispaket umfasst, das den Weg zu Sport und Film ebnet.

So einige Spannung beinhaltete die tagelange Erörterung bezüglich Stefan Raabs Engagement beim Grand Prix. "Das Ergebnis von Moskau ist für unser exzellentes Team eine Enttäuschung. Für uns heißt das: Wir müssen beim Eurovision Song Contest radikal neue Wege gehen", sagte ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber. Eingeschlagene Richtungen führten wohl zu Raab, der in früherer Vergangenheit den fünften Platz erreichte und seit jeher musikalische Talente fördert. Die Verhandlungen und die mit einhergehende Hoffnung, das junge Publikum anzulocken scheiterten jedoch kläglich. “Die Entscheidungswege in der ARD sind derart kompliziert, dass sie mit unserer Arbeitsweise nicht vereinbar sind.“, meinte Raab.

Lesen Sie auf der folgenden Seite über die Höhen und Tiefen im Monat Juni.

Von Januar bis Dezember: Quotenmeter.de richtet mit dem Jahresrückblick das Scheinwerferlicht sowohl auf die mehr, als auch auf die minder präsenten Ereignisse der vergangenen Monate.

Der Juni stand im Zeichen der Nachwehen dahingegangener Monate. Das Debakel rund um die Sendung «Erwachsen auf Probe» schlug noch immer hohe Wellen: In Köln deklarierte man, die Produktion wie geplant auszustrahlen, immerhin habe die Kommission für Jugendmedienschutz ihre Einwilligung erteilt. Doch vom Tisch war das Thema damit noch lange nicht, die Kritiker traten nach. Man könne zwar keine Verstöße gegen die Menschenwürde feststellen, aber unverantwortlich sei das Format dennoch. Nachdem selbst das Möbelhaus IKEA die geschaltete Werbung zurückzog, mischte sich auch ARD-Programmdirektor Volker Herres unter das Gemenge der Stimmen: “Teilweise vorbestrafte Kandidaten mit den ausgeliehenen Kindern anderer Leute spielen zu lassen - da wünscht man sich mehr Intoleranz.“

Bei Premiere lief währendessen alles auf Hochtouren, denn man hatte vor, die Marke Sky so schnell wir nur irgend möglich Einzug in die Gedanken der Zuschauer finden zu lassen. 40 Millionen Euro investierte Senderchef Mark Williams in Fernsehwerbung, das Crossmedia-Budget belief sich gar auf 100 Millionen. Durchaus eine bedeutsame Summe, doch Williams ging noch einige Schritte weiter und zeigte, dass es ihm nicht an Selbstbewusstsein mangelt. Mehr als 200.000 Euro legte der Australier in die Aktien des eigenen Unternehmens an.

In Grünwald, Nähe München machte man den neuen Senderclaim zum Gespräch. Nachdem das neue Design unter dem Motto “It's fun“ und in Begleitung heller Farbtöne gestartet war, gab man sich in einer Pressemitteilung komödiantisch: Es hieß, in der folgenden Woche seien die Moderatoren Kai Pflaume, Jörg Pilawa, Andrea Kiewel und Verona Pooth bei RTL II zu sehen. Nun, das waren sie auch, aber es handelte sich lediglich um alte Episoden der Erotikshow «Peep». Nach über einem halben Jahr erinnerte man sich zudem an die Produktion «Entzug! Du lebst nur einmal», die nach dem Versagen von «Der Bluff» im Archiv verschwunden war. Unter dem neuen Titel «Endlich frei! - Raus aus dem Drogensumpf» fand die Duko schließlich ihren Weg in das Abendprogramm.

Kurzmeldungen: ProSieben sorgte für die Überraschung des Monats und gewährte der zweiten Staffel «The L Word» tatsächlich einen Sendeplatz in der Nacht. RTL sah wegen des Quotendisasters keine andere Möglichkeit und entließ Til Schweigers «Mission Hollywood» aus der Primetime. Die Show sorgte ohnehin nur für schlechte Presse, bedingt durch die angeblich sexistischen Inhalte. Sat.1 sprang auf einen wohlbekannten Zug auf und kündigte eine neue Senderoptik an, während Skandaltante Eva Herman beim Internet-Portal familyfair Moderatorin einer Talkshow wurde.

ProSieben öffnete das umstrittene Call-In für Jugendliche: Während einer Werbepause bei «Scrubs» lud die rote Sieben zu einem kleinen, aber feinen Gewinnspielchen ein - unter anderem für 14-jährige. Dies ist einem Beschluss der Landesmedienanstalten zu verdanken, der das Absurde in legale Gewässer führte.

Die Mutter der Samstagabendunterhaltung «Wetten,dass...?» und insbesondere Thomas Gottschalk wissen noch immer Aufsehen zu erregen. Einer Umfrage im Juni zufolge würde die jüngere Zielgruppe zwar äußerst gerne Oliver Pocher als Moderator der Sendung sehen, die in diesem Jahr oftmals weniger als zehn Millionen Zuschauer verbuchte, doch Gottschalk befand sich auch auf dieser Liste über dem künftigen Later-Talker. Bezüglich einer Wette um einen Bagger hatte der Entertainer im Sommerspezial ein wichtiges Detail vergessen, weshalb Wettpate Ralf Moeller eine Wiederholung forderte. “Eine Tatsachenentscheidung vom Schiedsrichter kann nicht aufgehoben werden. Und der Schiedsrichter bei «Wetten, dass..?» bin immer noch ich.“, entgegnete Gottschalk ernst.

RTL bestätigte indes mehrere Berichte, die sich um die Zukunft von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» drehten. Es ist keine all zu rosige, so viel steht fest. Im nächsten Jahr fliegen keine Prominenten nach Australien und stellen sich den Gesetzen der Natur; es scheiterte wie so oft am lieben Geld. Einen Gefallen hat man sich mit dieser Entscheidung sicher nicht getan. Noch unerfreulicher: Auf Grund der schwindenden Notwendigkeit von Sitcoms und Fiction-Formaten wurden knapp 20 Stellen in diesem Bereich beim Kölner Sender gestrichen. “Die reduzierte Besetzung spiegelt den redaktionellen Betreuungsaufwand unserer aktuellen und zukünftigen Serien, Sitcoms und TV-Movies wider“, erklärte RTL-Chefin Anke Schäferkordt.

Nela Panhy-Lee wurde Teil von «taff.», die ARD schickte ihre Telenovelas in die verdiente Sommerpause und Sat.1 nahm sich vor, die «Wahlarena» mit Sabine Christiansen gegen deren Nachfolgerin «Anne Will» zu programmieren – Eine Studie beendete den sechsten Monat mit dem Ergebnis, dass die Deutschen die Sendervielfalt weder zu schätzen wissen, noch hinreichend nutzen. Überraschend, nicht wahr?

Das Auge wandert weiter: Die nächste Seite fasst die Vorgänge im Monat Juli zusammen.

Von Januar bis Dezember: Quotenmeter.de richtet mit dem Jahresrückblick das Scheinwerferlicht sowohl auf die mehr, als auch auf die minder präsenten Ereignisse der vergangenen Monate.

Den 31 Tagen des Juli wurde die Ehre zuteil, ein recht umfassendes Spektrum an Neuigkeiten zu erfassen. Positives, Negatives und auch Seltsames nutzten den Sommer, um ein weiteres Mal für Headlines zu sorgen. Den Anfang machten die Nachwirkungen des Todes von Michael Jackson Ende Juni. Obgleich zahllose Senderstationen ihr Programm bereits umgeworfen hatten und man als Zuschauer den Highlights der Karriere des King of Pop kaum entgehen konnte, hielt man noch weitere Wochen an dem Sacherhalt fest. Hintergrund war die ausgerichtete Trauerfeier, die teilweise oder vollständig auf den deutschen Bildschirmen zu sehen war.

Senderwechsel wird zur neuen Sportart: ProSieben mistete aus und reichte alte Übel an den Schwesternsender kabel eins, um Platz im Programm zu schaffen. Nur eine Staffel hatte man an Jack Bauer und «24» festgehalten; schlechte Einschaltquoten haben den Transfer zu verantworten. Gleichermaßen erging es den bei der roten Sieben gescheiterten Serien «Lost», «Terminator: The Sarah Connor Chronicles» und «Jericho». Zusätzlich verkürzte kabel eins das Sommerloch und schickte Formate wie «Ghost Whisperer» und «Cold Case» früher als die Konkurrenz auf Sendung.

Lange Zeit war nicht sicher, ob es überhaupt ein Duell zur anstehenden Wahl zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier geben würde – Gerüchte waren seit Mitte April Bestandteil von Artikeln, doch erst der Juli brachte Gewissheit: Im September sollte die Sache steigen, die beiden Kandidaten mussten sich auf vier Journalisten mit Fragem gefasst machen. Frank Plasberg hatte sich gegen seine Konkurrentin Anne Will durchgesetzt, die im Anschluss an das potentielle Wortgefecht in ihrer eigenen Show Bericht erstatten würde.

Blickt man im Dezember auf ein Jahr voller Höhen und Tiefen zurück, so fällt oftmals auf, wie unerwartet so manches Ereignis für unterschiedliche Menschen und Sendeanstalten eintrat: ProSieben zum Beispiel hätte bei betreffender Ankündigung beim besten Willen nicht geahnt, dass man mit «Two and a Half Men» in der Dienstags-Primetime solch großartigen Erfolg erzielen würde. Oliver Pocher hätte ein Blick in die Glaskugel seine Hoffnung zerschlagen: “Ich gehe davon aus, dass es funktionieren wird.“, meinte er im Vorfeld optimistisch und bezog sich damit auf seine Late-Night. Ähnlich tief baden wie diese ging «Granaten wie wir». Die Quoten waren alles anderes als gut, doch in Unterföhrung bei ProSieben zeigte man sich zuversichtlich und orderte eine zweite Staffel.

Daniel verbrachte mehr als 200 Tage im Container und konnte eben diesen im Juli als (sieg)reicher Mann verlassen. Keinen Grund zum Feiern hatten dagegen das Team der Soap «Eine für alle». Da die Zahlen jenseits von Gut und Böse lagen, nutze die ARD eine Ausstiegsklausel und setzte die Produktion kurzerhand nach 100 Episoden ab. „Es ist schon schade, dass die ARD das Projekt, welches durchaus Potential hatte, nun beendet. Andererseits verstehe ich die Entscheidung natürlich, denn es dauert Monate bis neue Konzepte und Ideen zum Tragen kommen.“, so Produzent Alexander Ollig.

Die Folgenanzahl von «Rote Rosen», sowie «Sturm der Liebe» wurden stark aufgestockt, Comedy Central legte sich einen neuen Claim zu und Jörg Pilawa liebäugelte mit dem ZDF. Das Hauptaugenmerk der Branchenbeobachter lag jedoch auf Das Vierte. Für den August hatte man große Veränderungen angekündigt, gar eine neue Ära als Vollzeitprogramm, abseits der Sparte des einsamen Spielfilmsenders. Es blieb jedoch ruhig und wurde stets stiller. Erst auf einige Anfragen hin, meldete sich Eigentümer Dmitry Lesnevsky zu Wort: Der Relaunch werde kommen. Kritiker gaben sich skeptisch.

Sat.1 kaufte ein. Nein, es handelt sich nich um einen Monatsirrtum, der Bällchensender hat im siebten Monat schlicht eine weitere Personalie in die Senderhistorie eingefügt. Fußball-Kommentator Wolff-Christoph Fuß bekam von Bezahlunternehmen Sky nicht die Spiele zugewießen, die er sich erhofft hatte und so blieb der ausstehende Vertrag unverlängert. Fuß wanderte stattdessen zum wiederbelebten «ran» und wurde dadurch Kollege von Oliver Welke, Johannes B. Kerner und anderen.

Kai Pflaume bekam von Sat.1 eine Tanzshow spendiert, VOX setzte «Mein Restaurant» nach einer Staffel ab und der Umzug von RTL verzögerte sich ein weiteres Mal. Stefan Raab und die ARD vollführten unterdessen eine Rolle rückwärts: Die Kooperation für den Eurovision Song Contest sei nun gesichert, den langwierigen Verhandlungen zum Dank. “Eine Zusammenarbeit dieser Art hat es zwischen einer privaten und einer öffentlich-rechtlichen Sendergruppe noch nicht gegeben. Wenn es um eine so große Sache geht, müssen Grenzen überwunden werden.“, freute sich Andreas Barl, Vorstand bei ProSiebenSat.1. Inzwischen ist bekannt, dass die Suche unter dem Titel «Unser Star für Oslo» von statten gehen wird.

Auch im August ging es hoch her - Die näheren Beweggründe auf Seite vier.

Von Januar bis Dezember: Quotenmeter.de richtet mit dem Jahresrückblick das Scheinwerferlicht sowohl auf die mehr, als auch auf die minder präsenten Ereignisse der vergangenen Monate.

Der August rückte ein weiteres Mal die üblichen Verdächtigen mit altbekannten Themen in den Mittelpunkt: Sender wie Sky, 9Live und erstmals ZDFneo, sowie die Sendungen «heute», «Deutschland sucht den Superstar» und «Die Simpsons» bilden die Stichworte. Letztere ist eine oftmals bewährte Institution im Programm von ProSieben und so war es wenig verwunderlich, dass man den Film zur Serie zur besten Sendezeit ausstrahlen würde. Als publik wurde, dass man die direkte Konkurrenz des bevorstehenden Wahlduells sein werde, entschied man sich, die Lage auszunutzen, die Kritik zu ignorieren und in die Offensive zu gehen: Die rote Sieben färbte sich gelb und Wahlversprechen wie “Mehr Homer!“ und “Mehr Schwein!“ wurden gegeben. Es sollte sich um „die größte crossmediale Kampagne für einen Blockbuster in der Geschichte von ProSieben“ handeln.

Zwei Giganten des Fernsehgeschäftes, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, sprachen von Abschied aus dem Medium: Dieter Bohlen und Günter Jauch. Der Verein Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen hatte einen Richtlinien-Katalog ausgearbeitet, der darauf abzielelte, Bohlen populäre Sprüche zu zensieren. Der Poptitan zeigte sich wenig verständnisvoll: “Ich stehe für Klartext. Wenn ich die Wahrheit nicht mehr sagen darf, dann macht DSDS keinen Sinn mehr.“

Der Moderator von «Wer wird Millionär» hingegen ist sich relativ sicher, dass seine Zeit in naher Zukunft gekommen ist, nur der Zeitpunkt macht ihm Sorgen. “Ist der richtige Moment, wenn man es gelassen sieht und sagt: Solange ihr mich noch wollt, machen wir es, nehmen uns aber vor, dass nicht groß geweint wird, wenn's zu Ende geht?“, sinnierte Jauch.

Unruhe in der Führungsetage bei 9Live: Programmdirektor Sven Renner wurde mit sofortiker Wirkung aus dem Dienst entlassen und auch sonst hatte der ProSieben.Sat.1-Chef Ebeling mit umfangreichen Problemen zu kämpfen. Die Spatzen pfiffen es von allen Dächern und auch er selbst musste es sich letztlich eingestehen: Call-In allein war für den Sender nicht weiter tragfähig; so nahm man beispielsweise «Schmetterlinge im Bauch» in das Programmschema auf. Schließlich wusste man mit der unprofitablen Lage nicht mehr umzugehen und zog vor Gericht. Die kürzlich verabschiedete Gewinnspielsatzung war hierbei das verhasste Zielobjekt. Die Normenkontrollklage wurde jedoch vom bayrischen Verwaltungsgerichthof abgewiesen.

Während Oliver Pocher als Vater in Aussicht gestellt wurde und Bundespräsident Horst Köhler in der «Tagesschau» kurzerhand den Vornamen Klaus erhielt, musste man sich in jenen Tagen fragen, wer oder was ZDFneo sein sollte. Die Antwort: Ein Familienkanal, zugeschnitten auf die Bedürfnisse und Sehgewohnheiten der 25- bis 49-jährigen. Der bisherige Arbeitstitel ZDF Orange wurde verdrängt und schnell stand fest, dass man am 1. November mit dem neuen Sender an den Start gehen wolle.

“Mit seiner Ausrichtung auf jüngere Zuschauer wird ZDFneo zum Innovationsmotor, von dem auch das ZDF-Hauptprogramm profitieren wird“, so Programmdirektor Thomas Bellut. Die VPRT erinnerte an eine ältere Aussage, die das Vorhaben der Mainzer kritisierte, doch Tobias Schmidt, Bereichsleiter Medienpolitik bei RTL, fand neue Worte: “Für wen sendet dann eigentlich noch das ZDF-Hauptprogramm mit Auftrag zur Grundversorgung?“ Seiner Ansicht nach handle es sich um einen „indifferenzierten Jugendfamilienmusikunterhaltungskanal.“

Diskussionen gab es reichlich im August 2009: Wird Janette Biederman ihrer Telenovela «Anna und die Liebe» erhalten bleiben? Wird Pocher mit seiner Late-Night am Freitagabend Erfolg haben? Wechselt Pilawa num zum ZDF oder nicht? Antworten auf diese Fragen bekam man meist erst Wochen später, doch für den wahrhaftig großen Gesprächsbedarf sorgte einmal mehr das neu gegründete Sky. Lediglich 90 Millionen boten die ARD und das ZDF gemeinsam für die Rechte an den Olympischen Spielen im Jahr 2014. Sky soll einen deutlich höheren Betrag offeriert haben. Auch an Boxkämpfen und Tennis zeigte man sich interessiert – Eine Menge Geld solle künftig in Sport investiert werden, erklärten Insider.

Um die den Kunden das runde Leder schmackhaft zu machen, ließ Mark Williams für alle Abonnenten zum Start der Bundesliga ein Wochenende lang das Sportpaket freischalten. Ein vernünftiger Zug, aber demungeachtet wurden die roten Zahlen des zweiten Quartals bereits mit betrübtem Blick erwartet. 365 Millionen Euro Verlust machte man in den letzten Monaten, doch Williams gab sich trotzdem guter Dinge.

Mit Bernd Schuster und Fredi Bobic hatte «Liga total!» nach langer Suche endlich die notwendigen Experten für die Fußballsaison gefunden. Im neuen «heute»-Studio ließen Einspieler auf sich warten, da die Sendesoftware kurzzeitig den Geist aufgegeben hatte und ProSieben verkündete, mit Löffelbieger Uri Geller nach dem unterdurchschnittlichen Abschneiden seiner Show keine weiteren Pläne zu haben. Auch Das Vierte kam endlich zur Besinnung, gab zwar einen Termin zum Relaunch bekannt, revidierte jedoch die Aussage, ein Vollprogramm entstehen zu lassen. Nachrichten werde es auch künftig nicht bei dem kleinen Sender geben.

Lesen Sie nächste Woche den dritten und letzten Teil des großen Jahresrückblicks von Quotenmeter.de, der die Themen der Monate September, Oktober, November und Dezember behandelt.
29.12.2009 10:00 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/39274