Der große Jahresrückblick: Das war 2009 – Teil III

Zielgerade: Auch in den Monaten von September bis Dezember waren den Zuschauern, Verantwortlichen und Branchenbeobachtern lediglich wenige ruhige Tage gegönnt. Der letzte Teil des großen Jahresrückblicks.

Jahresrückblick Teil I
Jahresrückblick Teil II

“Die Zuschauer haben fast immer Recht. Wenn die Leute sich Comedy-Formate nicht ansahen, dann lag das daran, dass diese nicht lustig waren. [...] Ich habe den Anspruch den Freitagabend aus dem einstelligen Bereich zu holen.“ Dies sind die Worte des Oliver Pocher. Geäußert wurden sie im September, einer Zeit, die die neue Late-Night des Moderators in Aussicht stellte. Man zeigte sich zuversichtlich, Werte in Höhe des Senderschnitts sollten die unterste Marke bilden – In den folgenden Wochen musste der 31-Jährige feststellen, wie sehr Enttäuschung schmerzen kann.

“Es ist ein Irrglaube, dass Schmidt froh ist, mich los zu sein, und ich froh bin, ohne ihn arbeiten zu können. Es war nur immer klar, dass unsere gemeinsame Sendung ein Projekt ist, bei dem jeder nach einer Zeit lang wieder seine eigenen Wege geht.“, so Pocher im Vorfeld. Harald Schmidt wandelte ohne seinen Sidekick zweifellos auf unbekannten Pfaden, doch keineswegs allein, immerhin leistete ihm Pocher Ex-Freundin Monica Ivancan Gesellschaft. Naive Schüchternheit hat längst jeglichen Reiz verloren, weshalb Schmidt seinem Gast zum Anlass des 50. Jubliäums des Romans «Die Blechtrommel» kurzerhand Brausepulver aus dem Bauchnabel leckte.

Während Oliver Geissen und die Schauspielerin Christina Plate die Heirat vollzogen, der Tod Patrick Swayzes Programmänderungen hervorrief und die neuartige Gewinnspielsatzung Bußgelder für Sat.1 und 9Live implizierte, erschütterte ein eminenter Skandal die Fernsehlandschaft. Doris Heinze, ihres Zeichens Fernsehcheffin des NDR, hatte sich unter Pseudonymen und in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann Drehbücher zugespielt, um diese im Folgenden zu genehmigen und ein Honorar in Höhe von bis zu 60.000 Euro einzustreichen. Konsequenzen waren eine fristlose Kündigung und ein erheblicher Schaden für die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt.

Seit dem Jahr 2002 führte Frank Elstner durch den Samstagabendklassiker «Verstehen Sie Spaß?» und brachte diesen zurück in die Spur des Erfolges. Inzwischen liegt die erste Dekade des neuen Jahrtausends hinter den Deutschen und bereits seit geraumer Zeit war offiziell, dass Elstner die Moderation des Showdinos zu diesem Zeitpunkt fallen lassen würde. Im neunten Monat des vergangenen Jahres wurde letztlich ein Nachfolger gefunden. Es handelt sich hierbei nicht um Jörg Pilawa, dessen Engagement bezüglich der ARD damals ohnehin in Frage gestellt werden musste, sondern um Guido Cantz, dessen eigene Sendung «Deal or No Deal» vor mehr als einem Jahr von Sat.1 abgesetzt wurde.

Im Zuge dieser Veränderungen, wurde die Gerüchte der letzten Wochen schließlich endlich bestätigt: Pilawa wechselt zum Zweiten Deutschen Fernsehen und wird dort, nach seinem Urlaub bis zum Herbst 2010, eine eigene, unkonventionelle Late-Night, sowie die Moderation diverser Shows innerhalb der Primetime erhalten. ARD-Programmdirektor Volker Herres zeigte sich enttäuscht: “Wenn er sich nach Vertragsende mit der ARD neu orientiert, habe ich dafür menschlich viel Verständnis, obwohl ich seine Entscheidung natürlich sehr bedauere.“

Nachwehen dieser Ereignisse war die Vermutung, dass Pilawa nun Thomas Gottschalk beerben würde. Diese Aussagen wurden jedoch zügig dementiert – Stattdessen wurde «Wetten, dass...?» eine andere Personalie hinzugefügt. Michelle Hunzikers Mitwirkung beim Sommerspecial hinterließ Eindruck und sorgte dafür, dass sie auch künftig ein Teil der Show werden sollte. "Es ist mir völlig egal, ob die Leute wegen der Promis, der Wetten oder meinetwegen zuschauen, solange sie einschalten. Und wenn Michelle für einige der einzige Anlass ist, dann ist das völlig in Ordnung.“, so Gottschalk über die neue Situation.

“Mehr ... Veränderung“ - Der Bällchensender hatte bereits zuvor angekündigt, pünktlich zur Champions League in neuem Gewand auf den Fernsehschirmen der Nation zu erscheinen. Im September war es dann letztlich soweit, unter dem Claim “Colour Your Life“ erblickte das neue Sat.1 das Licht der Welt und wurde sogleich mit der rücksichtslosen Realität konfrontiert: Sowohl «Die Promi-Singles», «VIP-Charts», als auch «Das Frühstücksfernsehen» mussten anderen Inhalten weichen. Hintergrund waren die schwachen Quoten. Selbst Senderchef Guido Bolten musste früher oder später einsehen, dass man mit Spielfilmen am Montag besser bedient war.

Auch kabel eins war gezwungen, Änderungen im Programm vorzunehmen. Die Sitcomschiene am Nachmittag war nach wie vor ein Garant für ausgezeichnete Werte, weshalb man mit «Die wilden Siebziger» ein weiteres Format in das Repertoire eingliederte, das jedoch relativ schnell wieder von der Bildfläche verschwand, da man zu besten Sendezeit gnadenlos unterging. Dienstag, Donnerstag und Sonntag waren die Baustellen, doch weder das Genre der Dokusoaps noch Comedy entuppte sich als erfolgreich. «Rules of Engagement» hatte keinen leichten Stand und fiel zurück in die Daytime. Auch «Der Immobilienfürst» und «Schluss mit Hotel Mama!» ertranken in unruhigen Gewässern, bedingt durch die äußerst starke Konkurrenz.

Der ehemalige Comedychef von RTL wurde neuer RTL II-Programmdirektor. ARD und ZDF schlossen Verträge ab, die die Ausstrahlung von Handballspielen in der Zukunft sicherte. Die Mainzer präsentierten zudem das farbenfrohe Design des Familiensenders ZDFneo und dessen Programminhalte. Das Bundessozialgericht in Kassel entschied unterdessen, dass Dieter Bohlen ein Künstler ist und deshalb mit der Künstlersozialabgabe seitens RTL rechnen darf. Inwiefern dieses Urteil der Wahrheit entspricht oder nicht, «Deutschland sucht den Superstar» amüsiert weiterhin zahllose Zuschauer. Und eben diese haben ja fast immer Recht. Eigentlich.

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Zielgerade: Auch in den Monaten von September bis Dezember waren den Zuschauern, Verantwortlichen und Branchenbeobachtern lediglich wenige ruhige Tage gegönnt. Der letzte Teil des großen Jahresrückblicks.

Triumph und Rückschlag: Nachdem bereits Das Vierte und Sat.1 unter der neuen Gewinnspielsatzung zu leiden hatten, traf es Mitte des zehnten Monats nun ein weiteres Mal 9Live. Die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten verhängte auf Grund von irreführenden Äußerungen, Intransparenz, Vorspiegelung von Zeitdruck und fehlender Informationen ein Bußgeld von insgesamt 95.000 Euro. “Diese Bußgelder sind ein empfindlicher Warnschuss für 9Live.“, meinte ZAK-Vorsitzender Thomas Langheinrich. Nur wenige Tage später allerdings trug der Sender selbst den Sieg einer Schlacht davon - Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof erklärte Teile der Satzung für rechtswidrig; die Strafe blieb jedoch bestehen. Sowohl 9Live-Geschäftsführer Ralf Bartoleit als auch die Medienwächter zeigten sich zufrieden. Dessen zum Trotz wurde Revision stattgegeben; noch ist kein Ende der Affäre in Sicht.

Vergangenheit und Zukunft: Obwohl nur eine Episode des Comedyformates «Granaten wie wir» den Senderschnitt der roten Sieben überschreiten konnte, hielt man an Max Giermann fest und orderte eine weitere Staffel. Weniger Zustimmung erhielten «Pures Deutschland» und «Family Business». Eine der ersten Amtshandlungen Guido Boltens, Sendercheff von Sat.1, war es, die erstgenannte Doku am 10:00 Uhr Slot einzusetzen – Die Einschaltquoten entsprachen nicht den gesetzten Hoffnungen, vor allem, wenn man bedenkt, welche Werte die Gerichtsshows im Anschluss erzielten. Auch die Dokusoap von kabel eins wurde abgesetzt, hatte jedoch lediglich geringe Zeit, sich zu beweisen. Bereits nach drei Episoden wurde die Reißleine gezogen.

Johannes B. Kerner feierte den Einstand beim Bällchensender, Elke Heidenreich beendete ihre ins Weltnetz verlegte Sendung «Lesen!» endgültig und die Öffentlich-Rechtlichen verlängerten diverse Verträge: Die Rechte an der Europameisterschaft bis 2012 teilen sich ARD und ZDF. Nachdem letztere Sendeanstalt sich aus dem Boxgeschäft zurückzog, ergatterte Das Erste die fliegenden Fäuste.

Mia und Liebe: Wird Mia Manschke Anna Polauke ersetzen? Diese aufkeimende Frage wurde zwar von Verantwortlichen stets dementiert, doch die Weichen für die Zukunft der Sat.1-Telenovela wurden dennoch neu positioniert. In den ersten Tagen des Monats wurde die Verpflichtung von Josephine Schmidt als Mia amtlich, in wenigen Wochen werde sie erstmals zu sehen sein, hieß es in Pressetexten. “Ich habe «GZSZ» keinesfalls verlassen, um 'weniger' zu arbeiten. Ich liebe vollgestopfte, lange Drehtage. Meine Tage bei «Anna und die Liebe» sind nun noch länger als bei «GZSZ» und das ist fantastisch.“, so die 29-Jährige. Nur wenige Zeit nach dieser Äußerung gegenüber Quotenmeter.de wurde es offiziell: Jeanette Biedermann würde das Format im Januar 2010 verlassen, im April werde die letzte Folge, die ihren Charakter in den Mittelpunkt rückt zu sehen sein.

Ungewissheit und Verbündete: “Nikolaus Brender steht für Qualität und Unabhängigkeit und setzt sich gegen Widerstände durch.“ - So die Begründung seitens der Jury des Hans-Joachim-Friedrichs-Preis. Die politischen Machtspielchen unterband die Auszeichnung des ZDF-Chefredakteurs selbstverständlich nicht, auch im Weiteren tobten diese hinter dem Vorhang der Verschwiegenheit. Brender selbst sah schwarz, auch wenn sich Intendant Markus Schächter und Springer-Boss Mathias Döpfner an seine Seite stellten und die Vorgehensweise der CDU-Granden kritisierten. “Die einzige Lösung, um in der verfahrenen Situation den Totalschaden zu vermeiden: Koch und seine Kämpfer beweisen Weisheit und Souveränität.“, schrieb Döpfner in einem Kommentar.

Fall und Aufstieg: Seit dem Jahr 2001 fand die «Campus Invasion», innerhalb derer das Areal einer Hochschule für unterschiedliche Rockkonzerte geebnet wird, jeden einzelnen Sommer statt. Die Wirtschaftskrise ging keinen Umweg und so machte MTV im Juni 2009 publik, dass das Musikevent in diesem Jahr aussetzen würde. Im Oktober proklamierte man die bevorstehenden Programmhighlights und verdeutlichte die Rückkehr der Invasion im nächsten Jahr. Allerdings werde man die Institute nicht im Sommer, sondern bereits im Frühjahr stürmen.

Mike Krüger erhielt den Ehrenpreis des deutschen «Comedypreises», Harald Schmidt wollte mit der Infiltration von Theater seine Late-Night unter die Marke der Millionen drücken, Bezahlsender SciFi gewann den Mira Award und VOX änderte das Versprechen eines “langen Atems“ bezüglich der Daytime in “ein wenig Geduld“. Indes wetterte der ehemalige Sat.1-Chef Martin Hoffmann gegen die Sparmaßnahmen im deutschen Fernsehen. Die Produzenten müssten den Sendern künftig mit mehr Selbstbewusstsein begegnen, forderte der Medienmacher, der im Herbst 2010 Intendant der Berliner Philharmoniker wird. “Warum man Formate nicht stärkt, die mit ihren Erstausstrahlungen und zahlreichen Wiederholungen immer ihre treuen Stammzuschauer finden, das weiß ich nicht.“

Auf der nächsten Seite lesen Sie über die Geschehnisse im Monat November.

Zielgerade: Auch in den Monaten von September bis Dezember waren den Zuschauern, Verantwortlichen und Branchenbeobachtern lediglich wenige ruhige Tage gegönnt. Der letzte Teil des großen Jahresrückblicks.

Aus Robert Enkes Freitod am 10. November 2009 resultierte ein immenses soziales Medienecho. Verschiedene Prominente waren betroffen und unterschiedliche TV-Anstalten machten es sich zur Aufgabe, dem deutschen Nationaltorwart den angemessenen Respekt zu zollen. Der Sender Sat.1, der das umfangreichste Fußballpaket aufweisen kann, entschied sich gegen die Reportage «24 Stunden» und sendete im Gegenzug eine Spezialausgabe des Magazins «Kerner». Oliver Pocher, der den Torhüter persönlich kannte und schätzte, zeichnete obgleich großer Trauer die «Oliver Pocher Show» auf. Livesendungen der Trauerfeier in der Hannover AWD-Arena erwarteten den Zuschauer bei der ARD. Das ZDF musste indes umdisponieren, da die deutsche Elf nicht bereit war, das Freundschaftsspiel gegen Chile unter der Tragweite dieser Ereignisse auszutragen. Auf Livefußball verzichten mussten die Mainzer allerdings nicht.

Der elfte Monat hielt überdies noch andere Überraschungen für Johannes B. Kerner und den Kollegen Pocher bereit: Letzterer hatte im Vorfeld seinen Spaß an der hitzigen Diskussion um den H1N1-Virus – Zeitweise ließ er sein Publikum gar Mundschutz tragen. Weniger amüsant war das Ergebnis eines durchgeführten Tests: Schweinegrippe. Da eine Ansteckungsgefahr lediglich sieben Tage besteht, stand seiner Late-Night am Freitag andererseits nichts im Wege. „Mir geht es immer noch nicht wirklich gut. Aber Freitagabend ist Pocher-Abend und das muss so bleiben – auch in meinem momentanen Zustand", erklärte der 31-Jährige, der lediglich von Zuhause in das Studio geschaltet wurde.

“Die Woche beginnt mit Kerner“, hieß es Ende Oktober in den Werbespots des Bällchensenders, doch nach nur drei Folgen zog man den Stecker: Zuletzt wurde ein desolater Marktanteil von 4,5 Prozent in der Zielgruppe erzielt. Fortan war «Kerner» donnerstags zu sehen. Zudem erklärte der ehemalige ZDF-Moderator damals, man wolle sich auf alte Tage besinnen. Tage, in denen die Einschaltquoten durchaus glücklich stimmten. „Die Studiogespräche werden intensiver. Wir nehmen uns dafür wieder mehr Zeit.“ - In welchem Maße dieses Ziel erreicht wurde muss das Publikum entscheiden.

Während «DSDS»-Gewinner Daniel Schuhmacher auf Grund mühsamer Kartenverkäufe vier Konzerte absagen musste, «Nightwash» eine Rolle rückwärts absolvierte und von Comedy Central zurück zum offentlich-rechtlichen Fernsehen wechselte und RTL II «Heroes» auf den Sendeplatz vor Mitternacht verschob, mussten 28 Mitarbeiter des Privatsenders ProSieben um ihre Arbeitsstelle fürchten. Von einer Optimierung der Daytime war die Rede, als man bekannt gab, das Magazin «SAM» - seit über zehn Jahren ein Teil des Programmes - , einzustellen. Damit gab man sich der stabilen Konkurrenz «Punkt 12» geschlagen. Auch das Ende der Dokunovela «Reality Affairs» und der Produktion «Focus TV» war im November gekommen. “Wir werden in Gesprächen mit der Personalabteilung und dem Betriebsrat für jeden eine individuelle und faire Lösung finden“, versicherte Christoph Körfer, stellvertretender Geschäftsführer der roten Sieben.

Der Kölner Sender VOX reagierte ebenso auf die schwache Quotenlage des Nachmittagsprogrammes. Anfangs trennte man sich vom «Promi-Kochduell», schob andere Formate wie etwa die tägliche Version von «Prominent» eine gewisse Zeitspanne in der Schiene zurück und sendete Wiederaufführungen der «Gilmore Girls». Anschließend wurde auch die Plauderrunde «Das Frauenzimmer» zu Grabe getragen. “Leider ist die Zuschauerresonanz in den vergangenen vier Wochen nicht gestiegen. Daher haben wir uns schweren Herzens entschlossen, «Frauenzimmer» aus dem Programm zu nehmen," so Pressesprecherin Corinna Teuner.

Neuausrichtung: Call-In und Erotik haben das Image des Deutschen Sport Fernsehens schwer beschädigt, weshalb man die Entscheidung fällte, ab dem Januar 2010 unter neuem Titel zu senden: Sport1. Zeljko Karajica, der nun seit über einem halben Jahr die Leitung inne hat, machte allerdings deutlich, dass auch Quiz und prickelnde Unterhaltung vorerst lediglich eingeschränkt und nicht vollends verschwinden werden. Der ehemalige Senderchef Oliver Reichert bekundete Interesse an einer Übernahme und machte dem Boss der DSF-Mutterfirma Constantin Medien, Bernhard Burgener, ein Angebot. Ein Verkauf stehe jedoch nicht zur Debatte, Sport1 solle die Chance erhalten, positiven Ruf und gute Quoten einzufahren.

ProSieben gab bekannt mit FemTV einen auf die weibliche Zuschauerschaft ausgerichteten Fernsehkanal offerieren zu wollen, RTL nahm die ausgezeichneten Quoten der in den Vereinigsten Staaten gescheiterten Serie «Knight Rider» zum Anlass, das sprechende Auto ins Abendprogramm zu verlegen und Nikolaus Brender erhielt die offizielle Nachricht, nach dem Ende seines aktuellen Vertrages den Schreibtisch räumen zu müssen. Auch für N24 ging es im November hoch her. Von Einstellung, Verkauf und weiträumigen Veränderungen war die Rede. Das Nachrichtenmodell, das in den vergangenen Jahren konstant zurückgeschraubt wurde, sei nicht länger profitabel, weshalb Dokumentationen noch mehr Raum einnehmen sollten. Der Verlust von N24 hätte erhebliche Folgen für die gesamte ProSiebenSat.1-Gruppe, immerhin bildet der Sender für ProSieben & Co. die Nachrichtenquelle.

Besinnliche Zeit? Die nächste Seite fasst die Vorgänge im Monat Dezember zusammen.

Zielgerade: Auch in den Monaten von September bis Dezember waren den Zuschauern, Verantwortlichen und Branchenbeobachtern lediglich wenige ruhige Tage gegönnt. Der letzte Teil des großen Jahresrückblicks.

Mit dem Dezember schritt auch das Jahr 2009 seinem verdienten Ende entgegen. Hoffentlich hat diese Tatsache niemanden überrascht. Mit dem letzten Monat wurde das Fahrwasser ruhiger, die Gemüter der Branche konzentrierten sich auf etwaige traditionelle Dinge, wie die Verlängerung von Verträgen oder die definitive Absage gegenüber miserablen Produktionen, die konstant desaströse Einschaltquoten erzielten. Überraschungen gab es kaum, lediglich Sky und Mark Williams war es nicht möglich zu ruhen. Auch das Kapitel des Quotenmeter.de-Jahresrückblicks auf das vergangene Jahr schließt sich hiermit. Lehnen Sie sich zurück und lassen sie die dahingegangenen Tage noch einmal Revue passieren.

Wie bereits erwähnt war die Bezahlplattform Sky das Gesprächsthema, das die Liste der Furore anführte. Nachdem man im November die Quartalszahlen veröffentlichte und an die Ohren der Öffentlichkeit drang, dass der Sender jeden Tag mehr als eine Million Euro Verlust hinnehmen muss, gab es ernstzunehmende Spekulationen um die Zukunft des Australiers Mark Williams, der seit dem September 2008 die Zügel in der Hand hielt. Von Ausstieg war die Rede, gar von Flucht. Die Presseabteiliung dementierte so schnell und heftig wir nur irgend möglich, doch die offizielle Bestätigung ließ nicht lange auf sich warten. Aus persönlichen Gründen verlässt Williams das Unternehmen im März 2010. Markus Tellenbach, Aufsichtsratsvorsitzender der Sky Deutschland AG zeigte Verständnis: “Wir respektieren seine Entscheidung, nach einem sorgsam gemanagten Übergang wieder mit seiner Familie zusammen sein zu wollen.“ Der Brite Brian Sullivan, der die Marke Sky in Italien zu neuen Höhen führte, wird sein Nachfolger.

Während die Weihnachtszeit von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten genutzt wurde, um die letzten HDTV-Showcases vor dem Beginn des Regelbetriebs auszustrahlen, Sat.1 mit «Numb3rs» kabel eins ein weiteres Mal als Abstellgleis missbrauchte und Tele 5 für den Januar ein neues Design ankündigte, gab es weitere Änderungen von Personalien zu bekunden: Dr. Peter Frey wurde vom ZDF-Verwaltungsrat und Intendant Schächter zum neuen Chefredakteur erklärt und Reinhold Beckmann, Moderator der «Sportschau» verlängerte seinen Vertrag mit der ARD um drei weitere Jahre. Günter Netzer teilte den Zuschauern indes mit, nach der Weltmeisterschaft 2010 nicht mehr als Experte für die Spiele der deutschen Nationalmannschaft zur Verfügung zu stehen. “Ich hatte immer einen Horror vor Menschen, die man mit einem Lasso von der Bühne holen muss.“, verriet der Sportkommentator dem Spiegel. Gänzlich vom Medium verabschieden wolle er sich allerdings nicht.

Während der Ära Netzer demnach ein Zeitfenster gesetzt wurde, freute sich Grundy Ufa-Producer Guido Reinhardt gegenüber Quotemeter.de bestätigen zu können, dass die Telenovela des Zweiten Deutschen Fernsehen «Alisa – Folge deinem Herzen» fortgesetzt werden wird, obwohl quotentechnisch wahrhaftig nicht alles zur völligen Zufriedenheit verlief. Ab Februar wird das Format den Namen «Hanna» erhalten und die titelspendende Protagonistin wird von Luise Bähr verkörpert, die fünf Jahre lang die Ramona in «Der Landarzt» darstellte.

Auch für «Genial Daneben» bildeten sich am Horizont der Zukunft dunkle Wolken. Seit Ende August überflügete die Comedy-Arena nicht mehr den Schnitt des Bällchensenders – Erstausstrahlungen waren Mangelware, stets varriierende Startzeiten trugen zum Debakel bei, das zur berechtigten Frage führte, inwiefern man mit Hugo Egon Balder und seiner Show im nächsten Jahr verfahren würde. Schließlich proklamierte eine Sprecherin im Dezember, die Produktion werde 2010 fortgesetzt.

«Geld.Macht.Liebe», das nach einem erfreulichem Start kontinuierlich an Zuschauern verloren hatte, beendete den ersten und letzten Lauf am 14. Dezember, Jürgen Klinsman wurde von RTL als WM-Experte engagiert und die Kölner verkündeten überdies, die neuen Publikumsmagneten des Nachmittags «Familien im Brennpunkt» und «Verdachtsfälle» gegen Ende Januar auch samstags auf Zuschauerfang zu schicken. Für eine Menge Aufregung sorgte unterdessen «50 pro Semester», die neue Reality-Show der roten Sieben. Hierbei steht das Leben von fünf Studenten im Vordergrund, die im Verlauf eines Semesters 50 Frauen oder Männer verführen müssen.

Obwohl es sich um ein gescriptetes Format dreht, meldeten sich sowohl Kirchenvertreter, als auch Politiker zu Wort. “Es ist eine verheerende Botschaft an alle Zuschauer, wenn Frauen und Männer in einer Art moderner 'Kopfgeldjagd' zu Sexobjekten degradiert werden.“, meinte Bayerns Familienministerin Hadertauer (CSU). Obwohl ProSieben-Sprecher versicherten, es handle sich um eine jungenfreie Sendung, zog man den Kopf ein und entschloss sich, den Zeitpunkt der Ausstrahlung zu verzögern. Ersatz war schnell gefunden: «Die Salonretter – waschen, schneiden, föhnen» bewegt sich womöglich auf zensiertem, jedoch kaum andersweitig hohem Niveau.

Ebenfalls Kritik erntete der Sender mit Sitz in Unterföhrung auf Grund des «Popstars»-Halbfinales. Die Moderatoren Giovanni Zarella und Charlotte Engelhardt wurden lautstarken Buhrufen augesetzt, als sie freudig verkündeten, dass erst zu Beginn des Finales eines der drei verbliebenen Duos ausscheiden müsse, weshalb Voting-Anrufe noch zwei weitere Tage möglich wären. Ergo wurde das anwesende Publikum unter falschen Vorwänden zur Live-Show gelockt – Die Landesmedienanstalten ermitteln inzwischen in dieser Angelegenheit.
05.01.2010 10:00 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/39389