Horoskop für Manu Berlett

Um «Eine wie keine» steht es schlecht. Verspricht ein Blick auf andere Daily Soaps Besserung?

Statistisch gesehen glauben knapp 19 Prozent der Deutschen an Horoskope. Wieviele Programmchefs darunter sind ist unbekannt. Vielleicht ist das Jahreshoroskop für TV-Sender ja sogar eine Marktlücke.

Sat.1 hat es derzeit nicht leicht. Schon seit Jahren scheint die goldene Regel zu gelten: Wo der Sender eine Baustelle endlich schließen kann, tun sich an anderer Stelle zwei oder drei neue auf. Sei es der Freitagabend, der Vorabend, das Wochenende, Experimente mit abendlichen Dokusoaps - es läuft nicht rund. Dabei sah es vor kurzem noch so aus, als könne sich der Sender berappeln. Im Oktober erzielte Sat.1 11,4 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, der höchste Wert seit anderthalb Jahren und ein Grund zum Feiern. Schon im Dezember ist von dem Glanz nicht mehr viel geblieben. 10,3 Prozent - kopfüber ins Quotendebakel.

Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Kerner läuft nur noch spät, Pocher weiter schlecht, da müsste man glatt Den Wendler als Mitarbeiter der Woche auszeichnen. Am Vorabend hat der Sender nun leicht an den Stellschrauben gedreht. «Eine wie keine» läuft etwas früher, soll stärker von «Anna und die Liebe» profitieren und der Konkurrenz eine Nasenlänge voraus - um fünf Minuten, um genau zu sein. Ob man noch Hoffnung haben darf ohne als realitätsfremd dargestellt zu werden? Was würde Guido Bolten wohl für ein gutes Quotenhoroskop geben?

Wer tatsächlich eine Prognose über die Zukunft stellen möchte, dem ist allerdings meistens mehr damit geholfen, in die Vergangenheit zu sehen, statt in die Sterne. Das wussten auch die Befürworter und frühen Fans von «Eine wie keine», die die schlechten Quoten der neuen Seifenoper zum Start gerne mit einem Hinweis auf die ähnlich schlechten ersten Tagen von «Anna und die Liebe» konterten. Denn die gehört mittlerweile auf die schmale Seite des Sat.1-Jahresrückblicks, auf der die gelösten Programm-Baustellen gelistet sind. Und auch der aktuelle Abschied auf Raten von Hauptdarstellerin Jeanette Biedermann läuft ja noch recht ordentlich. Also ein Hoffnungsschimmer für die Soap um Aschenputtel Manu Berlett?

Gehen wir mal einen Moment davon aus, die Fans haben Recht - immerhin bekam auch «AudL» nach Woche sieben einen neuen Sendeplatz - und «EWK» nimmt dieselbe Entwicklung. Was ist dann in Zukunft zu erwarten? Ich gebe «Eine wie keine» mal großzügig fünfzehn Wochen, sich zu beweisen, dann sind wir in der 21. Woche der Serie. «Anna und die Liebe» hatte damals einen Schnitt von 11,1 Prozent. Berücksichtigt man das schwächere Durchschnittsergebnis der ersten sieben Wochen von 9,0 Prozent gegenüber 9,2 Prozent, dann käme «EWK» bei gleicher Entwicklung auf 10,8 Prozent. Nicht berauschend, aber tragbar.

Leider ist das die optimistische Fanversion, denn die neue Soap könnte sich ein ganz anderes Vorbild suchen. «Lotta in Love» zum Beispiel. Der ein oder andere erinnert sich ja vielleicht noch an die ProSieben-Soap, die nach nicht mal vier Monaten abgebrochen und dann am Sonntagvormittag verbrannt wurde. Jeder Fan der Sat.1-Seifenoper sollte die Daumen drücken, dass sich die Quoten nicht hieran orientieren, denn dann landen sie bei 6,8 Prozent. Und zwar schon in Woche 13, denn da beendete ProSieben das Drama. Und Sat.1 würde es wohl genauso.

Glücklich wäre Sat.1 sicherlich, wenn es «Eine wie keine» wie «Sturm der Liebe» ergeht. Die ARD-Telenovela startete vor vier Jahren schwach, zündete im Lauf der Wochen, die «Eine wie keine» nun gerade vor sich hat, aber richtig durch. Projeziert man diese Quotenentwicklung auf das Sat.1-Format, so stünde in besagten fünfzehn Wochen ein Wochendurchschnitt von 14,2 Prozent in der Zielgruppe zu Buche. «Eine wie keine» wäre ein Star im Sat.1-Programm!



Ich habe die Quotenverläufe einiger jüngerer Soaps und Telenovelas standardisiert übereinander gezeichnet. Die gute Nachricht: Die Gemeinsamkeit mit «Lotta» ist eher gering. Die schlechte Nachricht: Die Gemeinsamkeit mit «Sturm der Liebe» erst recht. Die ganz schlechte: so einen klaren Abwärtstrend gab es bei keiner von denen.

Und die Ergebnisse der aktuellen Woche auf dem neuen Sendeplatz deuten auch eher auf ein Horoskop hin, das man so in der Tageszeitung nie finden würde.

Oft steckt hinter den Zahlen des TV-Geschäfts mehr als man auf den ersten Blick sieht. Oder weniger. Statistisch gesehen geht jede Woche auf Spurensuche in den Kosmos der Einschaltquoten.
08.01.2010 10:30 Uhr  •  Stefan Tewes Kurz-URL: qmde.de/39463