Guten Morgen, Frau Kamps!
Gülcan wird Lehrerin - allerdings nur in einer neuen Sendung des Kanals ZDFneo.
Um das deutsche Schulsystem steht es derzeit nicht gut: schlechte PISA-Ergebnisse, die umstrittene G8-Umsetzung, schwer erziehbare Schüler, Lehrermangel, etc. Zeit, dass es etwas getan wird. Dass ausgerechnet das Fernsehen - das Medium, dass die Kinder angeblich unaufhaltsam verdummen lässt - dabei Hilfestellung leisten will, ist überraschend.
Der frische Spartensender ZDFneo schickte letzte Woche die ungewöhnliche Doku-Soap «Die Promi-Pauker» auf Sendung. Darin geht ein prominenten Team, bestehend aus dem Autor und Ex-Sidekick Manual Andrack, der ehemaligen Ministerpräsidentin Heide Simonis sowie der Viva-Moderatorin und praktizierenden Quasselstrippe Gülcan Kamps, auf eine Gesamtschule im Rhein-Erft-Kreis. Dort sollen sie einen Crash-Kurs in Sachen Lehrerberuf absolvieren, bevor sie sich anschließend selbst als Pauker versuchen.
In der ersten Folge gab es bereits die erste Herausforderung für die prominenten Probanden: Sie sollten aus dem Stegreif eine gesamte Schulstunde von 60 Minuten interessant gestalten. Zunächst lief es für Herrn Andrack und Frau Simonis ganz gut und sie konnten den ersten Teil der Stunde mit der persönlichen Vorstellung füllen. Die 5. und 6. Klassen, die die angeblichen Prominenten gar nicht kannten und sichtlich enttäuscht darüber waren, dass nicht Lukas Podolski kam, zeigten sich auch interessiert und arbeiteten vorbildlich mit. Doch dann wurde es allmählich dünn und Herr Andrack, der laut den Schülern «irgendwie auch aussieht wie ein Lehrer», versuchte die Zeit zu überbrücken, indem er die Schüler fragte, welche Fußballvereine sie mögen. Einige Mädchen verabschiedeten sich daraufhin ins Land der Tagträume. Auch Frau Simonis Taktik ging nicht auf, als sie den 10-jährigen ihren gesamten Lebenslauf erzählte und dabei von so seltsamen Dingen wie den Parlamentariern oder der Kieler Ratsversammlung sprach. Wie Gülcans erste Schulstunde verlief, erfahren wir nächste Woche. Zumindest wollten die Schüler mit der Viva-Moderatorin, die übrigens Abitur hat, die meisten Fotos machen.
Die Sendung «Die Promi-Pauker» soll einen authentischen Einblick in den kontrovers diskutierten Schulalltag geben und dabei den oft gescholtenen Lehrerberuf in ein besseres Licht rücken. Dies scheint dem Format auch zu gelingen, denn es ist erfreulicherweise nicht plakativ auf Versagen oder Skandale ausgericht. Positiv hervorzuheben ist vor allem, dass die Schüler nicht wie sonst oft als unzurechnungsfähige kleine Monster dargestellt werden. Daran merkt man, dass die Sendung nicht bei RTL oder Sat.1 läuft, wenn man sich zum Vergleich nochmal das aufhetzende Format «Die Super-Lehrer» in Erinnerung ruft. Die drei Promi-Pauker könnten unterschiedlicher nicht sein, gehören verschiedenen Generationen an und werden versuchen, ihre jeweilige Klasse mit völlig unterschiedlichen Methoden in den Griff zu bekommen. Eine Sendung, die nicht nur für aktuelle und werdende Lehrer interessant und spannend ist, und eigentlich einen prominenteren Sendeplatz im ZDF-Vollprogramm verdient hätte.