«The Scorpion King» vs. «Harry Potter und der Orden des Phönix»
Muskelkraft gegen Magie: Hat der schmächtige Zauberlehrling eine Chance gegen Ex-Wrestler „The Rock“?
«The Scorpion King» (RTL)
Dass Dwayne „The Rock“ Johnson eines Tages gegen Daniel „Harry Potter“ Radcliffe in den Ring steigen würde, hatte er sich sicher nicht ausmalen können. Doch genau auf diese Weise versucht RTL am kommenden Sonntag, einen Sieg gegen ProSieben einzufahren. In «The Scorpion King» übernimmt der frühere Wrestler die Rolle des Söldner Mathayus, der im alten Ägypten den Kampf gegen den tyrannischen Herrscher Memnon (Steven Brand) aufnimmt.
Nicht nur direkte Fortsetzungen sind ein geeignetes Mittel, um erfolgreiche Reihen fortzuführen und noch mehr Profit aus einer bewährten Idee herauszuschlagen. Auch so genannte Spin-Offs stellen eine ideale Gelegenheit zur Wiederverwertung bereits verwendeter Konzepte dar. Die Ableger bieten dabei unter anderem die Möglichkeit, einen bereits in einem anderen Film angerissenen Handlungsstrang oder eine dort schon eingeführte Figur näher zu beleuchten. Bei Fernsehserien längst gang und gäbe (z.B. «Angel», «Joey», «Navy CIS»), erhielt auch der eine oder andere Kinofilm mit der Zeit ein solches Spin-Off. Zu den bekanntesten zählt neben «Elektra» («Daredevil») und «X-Men Origins: Wolverine» wohl auch «The Scorpion King». Der Film aus dem Jahr 2002 entstammt dem Actionabenteuer «Die Mumie kehrt zurück», der ersten Fortsetzung zu «Die Mumie» (1999) von Stephen Sommers, seinerzeit bereits ein Remake des gleichnamigen Films von 1932.
In «The Scorpion King» stand nun eine weit vor den beiden «Mumien»-Filmen angesiedelte Handlung um den bereits in «Die Mumie kehrt zurück» eingeführten und schon dort vom ehemaligen Wrestler Dwayne „The Rock“ Johnson verkörperten Kriegsherrn Mathayus im Mittelpunkt. Für „The Rock“ war dies die erste Hauptrolle und somit zugleich der Durchbruch in Hollywood. Stephen Sommers nahm dieses Mal jedoch nicht auf dem Regiestuhl Platz, sondern begnügte sich mit einem Teil der Produktion sowie der Mitarbeit am Drehbuch. Die Aufgabe der Inszenierung fiel stattdessen Chuck Russell zu, der sich zuvor mit der Jim-Carrey-Komödie «Die Maske» (1994) und dem Schwarzenegger-Actioner «Eraser» (1996) einen Namen gemacht hatte. Für das sechs Jahre später direkt für den DVD-Markt produzierte Prequel «The Scorpion King 2: Aufstieg eines Kriegers» standen jedoch weder „The Rock“ noch Chuck Russell erneut zur Verfügung.
OT: «The Scorpion King» (2002) von Chuck Russell; mit Dwayne „The Rock“ Johnson, Steven Brand, Michael Clarke Duncan, Kelly Hu und Ralf Möller.
«Harry Potter und der Orden des Phönix» (ProSieben)
Im Angesicht eines Schwergewichts wie „The Rock“ greift ProSieben diesen Sonntag zu einem besonders schweren Kaliber und setzt RTL die Free-TV-Premiere von «Harry Potter und der Orden des Phönix» entgegen. Im fünften Teil der populären Fantasyreihe sieht sich der Zauberschüler Harry Potter (Daniel Radcliffe) zu Beginn seines fünften Jahres an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei mit der Sturheit des Zaubereiministeriums konfrontiert, das die Rückkehr des schwarzen Magiers Voldemort (Ralph Fiennes) partout nicht wahrhaben will. Nach und nach übernimmt das Ministerium die Kontrolle über Hogwarts und beginnt, die von seiner Linie abweichenden Meinungen zu unterdrücken. Währenddessen gewinnt Lord Voldemort mehr und mehr an Macht.
Die Erfolgsgeschichte der siebenbändigen «Harry Potter»-Reihe sucht weltweit ihresgleichen. Mit rund 400 Millionen verkauften Exemplaren führen die von 1997 bis 2007 veröffentlichten und in 67 Sprachen übersetzten Romane der Britin Joanne K. Rowling die Liste der erfolgreichsten Kinder- und Jugendbücher unangefochten an. Eine solche Goldgrube bleibt natürlich nicht lange unverfilmt. Inzwischen haben bereits sechs Teile ihren Weg in die Lichtspielhäuser gefunden. Dabei standen die Filme ihren literarischen Vorbildern hinsichtlich des Erfolgs erwartungsgemäß in nichts nach. So erwirtschafteten sie allein an den Kinokassen weltweit über fünf Mrd. US-Dollar. Dabei sind alle sechs auch unter den 25 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten zu finden, drei von ihnen sogar in den Top Ten.
Während die ersten beiden Kinoabenteuer noch vom US-Amerikaner Chris Columbus («Kevin - Allein zu Haus») realisiert wurden und in Gestalt märchenhafter Kinderfilme daherkamen, wurde der Ton der nachfolgenden Adaptionen analog zu deren Vorlagen zunehmend düsterer. Nach dem Mexikaner Alfonso Cuarón («Children of Men») und dem Briten Mike Newell («Vier Hochzeiten und ein Todesfall») übernahm ab «Harry Potter und der Orden des Phönix», dem fünften Teil der Reihe, David Yates den Regieposten. Der außerhalb Großbritanniens relativ unbekannte Filmemacher hatte zuvor vor allem fürs Fernsehen gearbeitet und betrat daher mit dem Mammutprojekt «Harry Potter» völliges Neuland. Von Kritikern mit wenig Enthusiasmus aufgenommen, veranlasste der enorme Erfolg von «Potter 5» die Produzenten nichtsdestotrotz dazu, Yates auch für die restlichen Teile der Reihe zu engagieren. Nach «Harry Potter und der Halbblutprinz» (2009) folgt im November dieses Jahres mit «Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1» der Auftakt zum großen Finale der Reihe, das auf zwei Filme aufgeteilt wurde. Der Start des zweiten Teils ist derzeit für Juli 2011 geplant.
OT: «Harry Potter and the Order of the Phoenix» (2007) von David Yates; mit Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Michael Gambon und Ralph Fiennes.
Die Empfehlung von Quotenmeter.de
Endlich scheinen sich RTL und ProSieben aus der kleinen Filmkrise der jüngsten Blockbuster Battles wieder herauszumanövrieren. Nach der eher enttäuschenden Auswahl der vergangenen zwei Wochen stehen sich mit «The Scorpion King» und «Harry Potter und der Orden des Phönix» dieses Mal zwei Blockbuster gegenüber, die das Prädikat auch wirklich verdienen. Chuck Russells «Mumien»-Spin-Off «The Scorpion King» bietet dabei altmodisches Popcornkino, indem es die Tradition der Abenteuer- und Sandalenfilme vergangener Jahrzehnte wieder aufleben lässt. Ohne nennenswerte Handlung oder tiefgehende Charakterzeichnung hat der Film rasante und recht einfallsreich inszenierte Kampfszenen vorzuweisen, die zusammen mit seinem selbstironischen Ton klar machen, dass hier nichts anderes als bloße Unterhaltung im Mittelpunkt stehen soll. Auch wenn sich das ganze Spektakel somit als durchaus kurzweilig erweist, hat man es im Großen und Ganzen doch mit einem recht belanglosen Stück Kino zu tun, das nach dem Konsum mit Sicherheit schnell wieder vergessen wird.
«Harry Potter» hat dagegen ein wenig mehr zu bieten, angefangen bei der fast ausnahmslos exzellenten Besetzung, die wie schon in den Vorgängerfilmen so ziemlich alles vereint, was in Großbritannien Rang und Namen hat. Selbst Daniel Radcliffe hat sich in der Verkörperung der Titelfigur ein wenig gebessert, auch wenn er wohl noch immer den größten Schwachpunkt der Reihe darstellt. Darüber hinaus wartet das Fantasyabenteuer mit einem außerordentlichen Effektfeuerwerk auf. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass «Harry Potter und der Orden des Phönix» seiner Vorlage keineswegs gerecht wird. So kann es schlicht als Frechheit bezeichnet werden, aus dem dicksten Buch der gesamten Reihe (die gebundene deutsche Ausgabe erstreckt sich über 1000 Seiten) den bisher kürzesten Film des Franchises zu machen. So kommt zwar keine Langeweile auf, doch bleiben die beklemmende Stimmung und die komplexeren Handlungsstränge des Buches weitestgehend auf der Strecke, während der Film lediglich die wichtigsten Stationen sehr sprunghaft abhandelt. Losgelöst von diesem unvermeidlichen Vergleich bietet sich dem geneigten Zuschauer jedoch in der Tat ein äußerst spannender Thriller, der von der ersten Minute an eine überaus fesselnde Wirkung entfalten kann. Dagegen sieht sogar ein gewisser Herr „Rock“ trotz all seiner Kampferfahrung ziemlich alt aus.
Der Sieg geht an «Harry Potter und der Orden des Phönix» um 20.15 Uhr auf ProSieben.