'Aufgabe von nationaler Tragweite': «Unser Star für Oslo»

Am Dienstagabend beginnt die Suche nach dem Kandidaten für den Eurovision Songcontest in der norwegischen Hauptstadt. Alle wichtigen Informationen zum Start haben wir hier aufbereitet.

Es geht los: Stefan Raab sucht ab morgen einen Star für Oslo. In Zusammenarbeit mit der ARD und seinem Haussender ProSieben eröffnet der Entertainer am Dienstagabend zur Primetime um 20.15 Uhr in Köln-Mühlheim den Casting-Reigen von «Unser Star für Oslo», an dessen Ende ein wettbewerbsfähiger Kandidat für den Eurovision Songcontest in der norwegischen Hauptstadt im Mai dieses Jahres stehen soll. Zehn Bewerber für die Aufgabe Deutschland bei diesem Sangeswettbewerb auf internationaler Bühne zu vertreten werden am Dienstag vorgestellt. Fünf davon müssen aber auch schon gehen. Der Zuschauer entscheidet. In der zweiten Show folgen ebenfalls zehn Anwärter, wovon ebenfalls nur die Hälfte weiter kommt. In den weiteren sechs Shows von «Unser Star für Oslo» wird von den übrig gebliebenen Zehn dann weiter aussortiert. Zunächst verabschieden sich in den beiden folgenden Shows jeweils zwei Kandidaten, dann zweimal nur noch einer, ehe im Halbfinale von den übrig gebliebenen Vier nur zwei weiter kommen. Die Zuschauer wählen dann im Finale, das im Ersten ausgestrahlt wird, zunächst den Song – auch das ist ein Novum – , den der Künstler bei Eurovision Songcontest singen soll, und dann erst den „Star für Oslo“. So der Modus bei Raabs Casting-Event.

Wir erinnern uns zurück: Im Mai 2009 gab es erste Gerüchte, dass, nach dem katastrophalen Abschneiden des Songs „Miss Kiss Kiss Bang“ vom Duo „Alex swings, Oscar sings“ – sie kamen nur auf den sechstletzten Platz – und dem ein Jahr zuvor letzten Platz der „No Angels“, Stefan Raab zur Hilfe gebeten wurde. Doch der «TV total»-Moderator lehnte zunächst ab. Zwei Monate später kam die ungewöhnliche Kooperation zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Sender doch noch zu Stande. Stefan Raabs Auftrag: den schwachen Eurovision Songcontest für den zuständigen NDR wieder auf Kurs bringen und bei der Suche nach einem geeigneten Kandidaten helfen. Nach den vielen Worten und Lobpreisungen aus dem vergangenen Jahr folgen jetzt die Taten. Und der ehrgeizige Stefan Raab, der seine Gegner bei der Samstagabend-Show «Schlag den Raab» damit desöfteren zur Weißglut bringt, hat sich einiges vorgenommen. Neu ist aber nicht nur die Kooperation zwischen ARD und ProSieben, sondern auch, dass die Sendung «Unser Star für Oslo» auf beiden Sendern gezeigt wird. Das hat man sich schön aufgeteilt: Abwechselnd wird auf dem Ersten und beim Sender aus Unterföhring übertragen. Wobei die ARD letztlich nur das wichtige Finale und das Viertelfinale zeigt. Die fünf Entscheidungsshows strahlt ProSieben aus, wie auch das Halbfinale. Die Senderkooperation wird zudem von den Pop- und jungen Wellen des ARD-Hörfunks begleitet.

Musik-Deutschland bündelt also seine Kräfte: Die Jury bei «Unser Star für Oslo» ist hochkarätig besetzt. Noch nie haben sich so viele prominente Musiker beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Songcontest engagiert. Jury-Präsident Stefan Raab hat Yvonne Catterfeld und Marius Müller-Westernhagen für die erste Ausgabe von «Unser Star für Oslo» an seine Seite geholt. In jeder der insgesamt acht Shows bewerten zwei neue Juroren mit Stefan Raab die Auftritte der Kandidaten. Sarah Connor und Peter Maffay sitzen in der Jury für die zweite – auch das steht schon fest. „Es ist eine nationale Aufgabe“, sagte Stefan Raab jüngst auf einer Pressekonferenz im Berliner Reichstag. Auf der Veranstaltung nannte er als Juroren für die weiteren Ausgaben von «Unser Star für Oslo» auch Jan Delay, Xavier Naidoo, Sasha, Soul-Diva Cassandra Steen, R&B-Sängerin Joy Denalane, „Ich+Ich“-Sänger Adel Tawil, Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß, Moderatorin und Chanson-Sängerin Barbara Schöneberger und Reamonn-Frontmann Rea Garvey. Von einer wahren Kräftebündelung für das gemeinsame Ziel kann also getrost gesprochen werden. Übrigens führen 1LIVE-Moderatorin Sabine Heinrich und ProSieben-Moderator Matthias Opdenhövel gemeinsam durch die Shows. Produziert wird die Sendung im «Schlag den Raab»-Studio in Köln-Mühlheim, das eigenes für die Casting-Show etwas umgebaut wurde. Das Motto aller Beteiligten um Stefan Raab lautet „dein Land, dein Lied, deine Stimme“.

Den Eurovision Songcontest sieht er als die Europameisterschaft im Singen. In den vergangenen Monaten wurde in Köln-Mühlheim gecastet. Rund 5000 Bewerber hatte Stefan Raab angelockt, obwohl man es Spaßkandidaten und Bewerbern aus dem Norden oder Süden Deutschlands mit den nur in Köln stattfindenden Castings schwer machte. Von diesen zahlreichen Bewerbern kristallisierten sich 20 Kandidaten heraus, die gesanglich etwas drauf haben und die Chance erhalten für Deutschland zu singen. Das Ermitteln des Kandidaten via Casting ist dabei europaweit ebenfalls eine kleine Neuigkeit, auch wenn Länder wie Schweden, Kroatien oder England bereits ähnliche Modi für den Vorentscheid hatten. In Schweden (dort heißt die Vorentscheidung „Melodifestivalen“) treten seit jeher die größten Stars des Landes in mehreren Semifinals an. Diese Stars bewerben sich ebenfalls beim ausstrahlenden Sender SVT. Dazu vergibt der Sender je eine Wildcard pro Semifinale, deren es in der Regel vier gibt, an einen weiteren bekannten Künstler, der sich über seine Person als solches qualifiziert, nicht über den eingereichten Titel. Auch in Kroatien ist das ähnlich. Auch hier kann man sich mit Songtiteln für das Semifinale bewerben. Dazu werden die zehn erfolgreichsten Komponisten des Vorjahres mit einem direkten Finalplatz gelockt. Aus dem Semifinale qualifizieren sich sechs Titel für das am folgenden Tag stattfindende Finale, wo sie auf die Titel und Teilnehmer der angesprochenen erfolgreichen Komponisten treffen. Die einzige Castingshow zur Suche des Stars für Moskau fand im letzten Jahr in England statt. Teilnehmerin Jade Ewen setzte sich in der Show "Your Country Needs you" gegen ihre Mitbewerber durch. Doch eine Neuauflage dieses Castings scheint in diesem Jahr nicht geplant, so dass Stefan Raab auch mit dieser Form der Kandidaten-Findung in diesem Jahr konkurrenzlos ist.

Stefan Raab hat auch bereits dreimal erfolgreich an dem europäischen Gesangswettbewerb teilgenommen, einmal selbst als Sänger (2000, Platz 5) mit „Wadde hadde dude da“ sowie zweimal als Produzent: 1998 für Guildo Horn, der Platz sieben erreichte, und 2004 für Max Mutzke, der auf Platz acht landete. Die Voraussetzungen sind also geschaffen, dass Deutschland bei Eurovision Songcontest dieses Jahr besser abschneiden könnte. Alles ist angerichtet, nun müssen nur noch die Kandidaten einschlagen und ein weiteres Raab-Vorhaben wird zum großen Erfolg. Wenn die ersten zehn Bewerber für die „Aufgabe mit nationaler Tragweite“, wie es bei ProSieben beworben wird, auf die Bühne geschickt werden und die namhafte Jury ihre Kommentare abgibt, ist der Verfasser dieser Zeilen übrigens im Studio vor Ort. Über viele Details und Hintergrundinformationen wird nach der ersten Show zu berichten sein.

ProSieben zeigt die erste Entscheidungsshow von «Unser Star für Oslo» am Dienstag, den 02. Februar 2010 um 20.15 Uhr live.
01.02.2010 17:15 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/39958