Das erste Jahrzehnt des neuen Millenniums ist vorbei. Welche Sendungen und Personen prägten das Fernsehen in dieser Zeit? Welche großen Erfolge und Trends gab es? Quotenmeter.de wirft einen Blick zurück. Heute: RTL.
Zur Jahrtausendwende war der Sender RTL rund 15 Jahre nach seinem Sendestart längst erwachsen geworden und dominierte das europäische Fernsehen. Zwar sanken seit 1993 die Gesamtmarktanteile stetig, aber dies war vor allem der stetig ansteigende Anzahl an Konkurrenzsender sowie der stärkeren Fokussierung auf die werberelevante Zielgruppe der 14 bis 49jährigen geschuldet. In dieser war der Sender im Jahr 2008 bereits das achte Jahr in Folge Marktführer. Verantwortlichen für diesen Erfolg war zu jener Zeit der Geschäftsführer Gerhard Zeiler, der den Sender seit 1998 leitete. Als er 2004 zugunsten der Leitung der RTL-Group seinen Posten aufgab, folgte ihm der ehemalige Programmdirektor Marc Conrad, der jedoch zu diesem Zeitpunkt allerdings schon eine eigene Produktionsfirma betrieb. Doch der Hoffnungsträger schaffte es in den Augen der Konzernspitze nicht den Sender klar zu positionieren, sodass er nach rund drei Monaten von seinen Aufgaben enthoben wurde. Sein Nachfolger wurde wieder Gerhard Zeiler, der Anke Schäferkordt, die bis zu dieser Zeit den Schwestersender VOX erfolgreich aufgebaut hatte, zu seiner Stellvertreterin ernannte. Ab September 2005 übernahm sie dann Zeilers Posten als Geschäftsführerin, den sie heute noch inne hat.
Betrachtet man sich die vergangenen zehn Jahre des Senders fällt eine enorme Konstanz in der Programmgestaltung auf. Weite Teile des Tagesprogramms sind nahezu identisch geblieben. Vor allem im Informationsbereich bewies RTL im Gegensatz zu seinen anderen Konkurrenten erstaunliche Kontinuität, was wesentlich auch zum anhaltenden Erfolg der Formate beiträgt. Die Sendungen «Punkt 6», «Punkt 12», «RTL aktuell», «Das RTL Nachtjournal», «Exclusiv – Das Starmagazin» sowie die Daily Soaps «Unter Uns» und «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» haben in ihrer gesamten Geschichte nie den Sendeplatz gewechselt. Dazu kommen die wöchentlichen Formate «Extra – Das RTL Magazin» und «Stern TV», die ebenfalls seit ihrem Bestehen auf dem selben Sendeplatz zu finden sind. Lediglich die seit 1992 bestehende Sendung «Explosiv – Das Magazin» wurde im Jahr 2006 anlässlich des Starts der dritten Daily Soap «Alles was zählt» von seinem ehemaligen Slot um 19.05 Uhr um eine Stunde nach vorn verlegt Mit Frauke Ludowig, Peter Kloeppel, Katja Burkhard, Wolfram Kons, Maxi Biewer, Christian Häckl, Birgit Schrowange und Günther Jauch sind dem Sender zudem zahlreiche bewährte Gesichter erhalten geblieben.
Die größten Veränderungen des Tagesprogramms in den vergangenen zehn Jahren erfolgten am Nachmittag. Zur Jahrtausendwende war die Daytime von RTL fest in der Hand der Daily Talks Shows. Mit «Sabrina» (10.30 Uhr), «Die Oliver Geissen Show» (13.00 Uhr), «Birte Karalus» (14.00 Uhr), «Bärbel Schäfer» (15.00 Uhr) und «Hans Meiser» (16.00 Uhr) hatte der Kanal gleich fünf Vertreter im Programm. Allerdings zeichnete sich bereits im Jahr 2000 der Abwärtstrend deutlich ab, als Birte Karalus und Sabrina Staubitz ihre Sendungen aufgaben. Es folgten ihnen Hans Meiser im Jahr 2001 und Bärbel Schäfer ein weiteres Jahr später. Lediglich Oliver Geissen behauptete sich weiterhin und wurde erst 2009 nach einer Laufzeit von zehn Jahren vom Bildschirm genommen.
Nach dem Ende des Daily Talks probierte RTL einige Formate am Nachmittag aus. Darunter befand sich ab März 2001 auch das Quiz «Der schwächste fliegt» mit Sonja Zietlow. Ein großer Erfolg wurde dieses jedoch nicht. Erst die Kopie der im Programm von Sat.1 erfolgreich laufenden Richtersendungen brachte den Kanal wieder zurück auf die Erfolgsspur am Nachmittag. Nach dem «Jugendgericht» (ab Herbst 2001) folgten wenig später «Das Strafgericht» und «Das Familiengericht». Doch auch diese Sendungen brachten keinen dauerhaften Erfolg. Ab 2006 verschwanden sie und wurden durch Real-Life-Dokus wie «Mitten im Leben» ersetzt. Ihnen folgten ab Sommer 2009 die erfolgreichen Scripted Realities «Verdachtsfälle» und «Familien im Brennpunkt», die dem Sender aktuell Marktanteile bescheren, die er am Nachmittag in den vergangen zehn Jahren nicht mehr hatte.
Viel Bewegung gab es auch in der Primetime. Am Samstag dominierten zur Jahrtausendwende noch die großen Spielshows wie «Die 100.000 Mark Show» oder die «Traumhochzeit» das Bild. Beide Formate waren jedoch schon lang über ihren Zenit hinaus. Ihnen folgten seichte Eventshows wie «Deutschlands klügste Kinder» oder die unzähligen sogenannten Timetainmentformat, die mit dem Start der «80er Show» im Jahr 2002 die Zuschauer überrollten. Die Nachfolger «Die 70er Show», «Die 90er Show» oder «Die DDR Show» waren die Vorbilder der «Ultimativen Chartshow», die erstmals 2003 lief und auch heute noch ein fester Bestandteil des RTL-Programms ist. Ab 2002 kam zudem die erste Staffel von «Deutschland sucht den Superstar» zum Portfolio hinzu und bereitete den Weg für zahlreiche andere Shows wie «Let’s Dance», «Dancing on Ice», «Star Duell» oder «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!».
Ende 1999 löste zudem die ersten Staffel von «Wer wird Millionär?» einen wahren Quizboom aus. Strahlte RTL die Show anfangs noch staffelweise im Block aus, änderte sich der Ausstrahlungsrhythmus ab Herbst 2000 auf drei Ausgaben pro Woche. Darunter befanden sich auch die Folgen am Montag- und Freitagabend, die auch heute noch auf diesem Sendeplatz zu sehen sind. Lediglich die samstägliche Ausgabe wurde im Laufe der Zeit eingestellt. Zur Jahrtausendwende lockte Günther Jauch mit seinen Fragen regelmäßig deutlich mehr als 10 Millionen Zuschauer vor den Fernseher. Daher war auch der Durchmarsch von Prof. Dr. Eckard Freise im November 2000 ein nationales Ereignis, als er zum ersten Millionär der Sendung wurde. Dem Boom der Sendung ließ RTL das Quiz
«Einundzwanzig» mit Hans Meiser folgen.
Doch auch das Gesicht der werktäglichen Primetime hat sich stark gewandelt. In einer Zeit vor «CSI: Miami» und «Dr. House» füllte RTL seine beste Sendezeit fast ausschließlich mit eigenproduzierten Serien. Von den unzähligen beliebten Formaten wie «Balko», «Der Clown», «Doppelter Einsatz», «Dr. Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen», «Hinter Gittern – Der Frauenknast», «Medicopter 117», «Im Namen des Gesetzes», «SK Babies» und «Die Wache», die im Jahr 2000 gezeigt wurden, überlebte nur «Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei» bis heute. Auch in diesem Bereich hatte RTL um die Jahrtausendwende seinen Zenit erreicht.
In den 2000er Jahren kamen neben «Abschnitt 40», «Die Sitte» oder «Die Familienanwältin» (Foto) kaum neue Produktionen hinzu, während die alten Serien immer mehr verschwanden. Von der Zeit, als das gesamte Abendprogramm aus eigenproduzierten Serien bestand, ist der Sender heute weit entfernt. Von seinen aktuellen Produktionen «Doctor’s Diary», «Countdown – Die Jagd beginnt», «Lasko – Die Faust Gottes» und «Alarm für Cobra 11» lässt der Sender so wenige Folgen herstellen, dass er nicht einmal jede Woche eines Jahres mit einer füllen könnte. Stattdessen werden neben amerikanischen Serien wie «Monk», «CSI – Den Tätern auf der Spur» und «Bones» unzählige billige Realityformate wie «Die Supernanny», «Raus aus den Schulden», «Rach, der Restauranttester» oder «Bauer sucht Frau» gezeigt.
Während die Abende von Montag bis Donnerstag im Zeichen von Action und Drama standen, war am Freitagabend Comedy das große Thema vor zehn Jahren. Die RTL-Serien «Ritas Welt», «Das Amt», «Die Camper», «Alles Atze» und «Nikola» sorgten für fantastische Einschaltquoten von bis zu acht Millionen Zuschauern. Abgerundet wurde der Abend mit den erfolgreichen Shows
«7 Tage, Köpfe» und «Freitag Nacht News». Zehn Jahre später hat keiner dieser einstigen Quotenknüller überlebt.
Hier geht es weiter:
So war das Fernsehen vor zehn Jahren: ProSieben
So war das Fernsehen vor zehn Jahren: Sat.1