«Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen» vs. «Hitch»

Duell der Generationen: Kann Date-Profi Will Smith über Abenteurer Sean Connery triumphieren?

«Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen» (RTL)
RTL plant ProSieben diesen Sonntag mit purer Masse zu überrollen. In der Comicverfilmung «Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen» aus dem Jahre 2003 versammeln sich gleich mehrere berühmte Romanhelden wie Allan Quatermain (Sean Connery), Kapitän Nemo (Naseeruddin Shah), Dr. Jekyll (Jason Flemyng) und Tom Sawyer (Shane West), um die Welt gemeinsam vor dem ominösen Phantom zu retten. Denn dieses versucht, durch inszenierte Überfälle England und Deutschland gegeneinander auszuspielen, um so einen Weltkrieg heraufzubeschwören.

Es vergeht wohl kaum ein Blockbuster Battle ohne Comicverfilmungen. Nach den Spinnenmännern, Mutanten und Alien-Jägern der letzten Monate ist es diesmal eine Gruppe aus Charakteren berühmter literarischer Werke des 19. Jahrhunderts, die das Fernsehprogramm unsicher macht. Die ausgefallene Idee, diese Figuren in einer Geschichte zu vereinen, stammt vom britischen Comicautor Alan Moore. Auf den ersten Band seiner Comicreihe «The League of Extraordinary Gentlemen», der 1999 erschien und die lose Grundlage für den gleichnamigen Film bildete, folgten bisher noch zwei weitere Teile. In diesen tauchen neben den bereits eingeführten Charakteren unter anderem noch Dr. Moreau, James Bond und die Außerirdischen aus «Krieg der Welten» auf.

Ob auch Band zwei und drei eine Verwirklichung auf der großen Leinwand erfahren, erscheint jedoch eher fraglich. Denn trotz des recht passablen weltweiten Einspielergebnisses von rund 180 Mio. US-Dollar, fiel «Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen» bei Kritikern und vor allem dem Schöpfer der Vorlage gnadenlos durch. Alan Moore zeigte sich angesichts des Action-Spektakels, das Regisseur Stephen Norrington («Blade») aus seinem Comicbuch gemacht hatte, derart unzufrieden, dass er sich von der Adaption entschlossen distanzierte und daher auch die Nennung seines Namens im Abspann des Films untersagte. Ähnliches traf dann auch drei Jahre später auf die Kinoversion seines Comics «V wie Vendetta» zu, war Moore inzwischen doch ohnehin skeptisch gegenüber Adaptionen seiner Werke eingestellt. So verweigerte er im letzten Jahr selbst der überaus gelungenen Verfilmung seiner «Watchmen»-Comics jegliche Unterstützung.

OT: «The League of Extraordinary Gentlemen» (2003) von Stephen Norrington; mit Sean Connery, Peta Wilson, Stuart Townsend, Shane West und Richard Roxburgh.

«Hitch - Der Date Doktor» (ProSieben)
Nach «Men in Black II» in der vergangenen Woche legt ProSieben das Schicksal des „Megablockbusters“ auch an diesem Sonntag wieder in die Hände von Will Smith. In «Hitch - Der Date Doktor» aus dem Jahre 2005 verkörpert er den Heiratsvermittler Alex Hitchens, der Männern dabei hilft, das Herz ihrer Traumfrauen zu erobern. So steht er auch dem schüchternen Albert Brennaman (Kevin James) mit Rat und Tat zur Seite, um dessen große Liebe Allegra (Amber Valletta) auf ihn aufmerksam zu machen. Doch als „Hitch“ sich eines Tages schließlich selbst verliebt, stellt er sich alles andere als geschickt an.

«Hitch» vereint mit Will Smith und Kevin James gleich zwei Darsteller, deren schauspielerische Ursprünge in Sitcoms zu finden sind. Während zu Zeiten der Produktion der Komödie das Ende der Comedyserie «Der Prinz von Bel-Air» bereits neun Jahre zurücklag und ihr Hauptdarsteller Smith sich längst als Hollywood-Star etabliert hatte, war die Sitcom «King of Queens», in der James als Protagonist Doug Heffernan große Erfolge feierte, noch in vollem Gange. Sieht man einmal von einem winzigen Auftritt in der Adam-Sandler-Komödie «50 erste Dates» (2004) ab, war «Hitch» damit James’ Spielfilmdebüt. Und ein überaus erfolgreiches noch dazu, spielte der Film weltweit doch 368 Mio. US-Dollar ein. Nach dem Ende von «King of Queens» folgte daher wenig überraschend seine erste Kinohauptrolle an der Seite von Adam Sandler in «Chuck & Larry - Wie Feuer und Flamme» (2007).

Für Will Smith war «Hitch» außerdem auch hinsichtlich seines „Zweitjobs“ ein großer Erfolg. So übernahm er hier wie auch schon bei einigen seiner neueren Filme und einzelnen Folgen von «Der Prinz von Bel-Air» einen Teil der Produktion. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird ihm auch des Öfteren ein größeres Mitspracherecht bei den Werken eingeräumt, die unter seinem Mitwirken entstehen. So war dem «King of Queens»-Fan Smith angeblich die Empfehlung von Kevin James für eine der größeren Nebenrollen zu verdanken. Und auch an der Verpflichtung von Eva Mendes für die weibliche Hauptrolle dürfte „Big Will“ nicht unbeteiligt gewesen sein, hatte die Schauspielerin doch einen ihrer ersten öffentlich wahrgenommenen Auftritte im Musikvideo zu Smiths Song «Miami». Denn Rapper ist der Gute nebenbei ja auch noch.

OT: «Hitch» (2005) von Andy Tennant; mit Will Smith, Eva Mendes, Kevin James, Amber Valletta und Julie Ann Emery.

Die Empfehlung von Quotenmeter.de
Diesen Sonntagabend sucht man sowohl bei RTL als auch bei ProSieben vergeblich nach Free-TV-Premieren. Dies wirkt sich natürlich ein wenig negativ auf die Spannung des anstehenden Blockbuster Battles aus. Zumal es sich bei den zum Quotenkampf antretenden Filmen auch nicht gerade um Meilensteine der Filmgeschichte handelt. Dennoch zeichnen sich deutliche Qualitätsunterschiede zwischen «Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen» und «Hitch - Der Date Doktor» ab. So kann das filmische Zusammentreffen der literarischen Helden um Allan Quatermain als ziemlicher Reinfall betrachtet werden. Lässt sich anfangs noch ein winziger Teil der Faszination der zu Grunde liegenden Idee erkennen, macht sich schon bald darauf Ernüchterung breit.

Stephen Norrington lieferte mit «Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen» ein seelenloses, vor allem auf stumpfe Action heruntergebrochenes Spektakel ab, das zu jeder Zeit die Komplexität der Comicvorlage vermissen lässt und stattdessen lieber auf eine durch und durch belanglose Handlung setzt. Dabei wurden die eigentlich so facettenreichen Figuren zu eindimensionalen Abziehbildern ihrer Ausgestaltung in Alan Moores Vorlage und natürlich erst recht ihrer ursprünglichen literarischen Vorbilder. Hinzu kommt, dass nicht einmal die Effekte, auf die der Film so vordergründig Wert legt, durchweg überzeugen können. Aufgrund all dessen bleibt Moores Entscheidung, sich von der Adaption zu distanzieren, also nur allzu verständlich.

«Hitch» hingegen verfügt zumindest über einen gewissen Charme und kann trotz einiger Längen die meiste Zeit für gute Laune sorgen. Dabei bleibt es allerdings ein wenig bedauerlich, dass Regisseur Andy Tennant («Anna und der König») und sein Team die nette Grundidee zu lediglich recht herkömmlicher Komödienkost verarbeitet haben. Allzu vorhersehbar und klischeebeladen gestaltet sich der Handlungsverlauf. Zudem dürften viele der Gags bei den meisten Zuschauern nicht mehr als ein Schmunzeln hervorrufen. Insbesondere dank Will Smith und Kevin James bietet «Hitch» trotz allem aber noch immer bessere Unterhaltung als das „Eventmovie“ auf RTL. Daher kann man diesen Sonntag auch beruhigt mit einstimmen, wenn es bei ProSieben wieder heißt: „Ich Will Smith!“.

Der Sieg geht an «Hitch - Der Date Doktor» um 20.15 Uhr auf ProSieben.
12.02.2010 15:00 Uhr  •  Markus Trutt Kurz-URL: qmde.de/40175