Neu im Kino: Kalenderwoche 7

Zwischenwelt, Apokalypse, Weltmeisterschaft, Ausbildung und Polańskis verzögerter Ghostwriter. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.

«Der Ghostwriter»
Unter einem guten Stern stand die Produktion Roman Polańskis Literatur-Verfilmung von Anfang an nicht. «Der Ghostwriter» basiert auf dem Buch «The Ghost» des britisches Autors Robert Harris, der sich in der Vergangenheit mit bedeutsamer Fiktion («Vaterland») und historischen Arbeiten («Pompeji», «Imperium») einen Namen geschaffen hatte. Anvisiert war eigentlich eine Adaption des Stoffes «Pompeji» als potentiell “teuerster europäischer Film aller Zeiten” - Da diese jedoch auf vehement kalte Mienen stieß, wurde das damals aktuellere Schriftstück ins Auge gefasst. Die Dreharbeiten waren für das erste Quartal 2008 angesetzt, wurden aber Gegenstand diverser Verzögerungen und begannen letztlich erst im Februar des folgenden Jahres. Wer die Ansicht vertrat, dass einer baldigen Veröffentlichung nun nichts mehr im Wege stünde, hatte sich geirrt: Da Polański am 26. September 2009 bei seiner Einreise in die Schweiz festgenommen wurde, mussten die Verantwortlichen der Postproduktion größtenteils ohne den Regisseur des Filmes auskommen. Hintergrund der Inhaftierung ist ein Justizkrimi, der 1977 begann, als Polański der Vergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens bezichtigt wurde. Aus Furcht vor einer längeren Haftstrafe floh der Beschuldigte nach Paris. Die französische Staatsbürgerschaft verhinderte eine Auslieferung an die Behörden.

Für die Hauptrolle der Figur “The Ghost” war eigentlich Nicolas Cage vorgesehen, doch schließlich erhielt der Schotte Ewan McGregor den Zuschlag. Er verkörpert einen namenslosen Ghostwriter, der beauftragt wird, die Memoiren des ehemaligen Premierministers Adam Lang (Ex-Bond Pierce Brosnan) zu vollenden, da sein Vorgänger, ein enger Vertrauter des unnahbaren Politikers, unter mysteriösen Umständen sein Leben ließ. Nach und nach kommt “The Ghost” einer globalen Verschwörung auf die Spur. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei «The Ghostwriter» um einen grundsoliden Thriller mit ausreichend Zündstoff. Wie sich dieser hierzulande an den Kinokassen behauptet und ob sich das inzwischen verhallte Medienecho über die Verhaftung positiv auf die Einspielergebnise auswirkt, wird sich zeigen müssen.

OT: «The Ghost Writer» von Roman Polanski; mit Ewan McGregor, Pierce Brosnan, Olivia Williams, Kim Catrall, Timothy Hutton und Tom Wilkinson.

«The Book of Eli»
Gleißendes Licht, sengende Hitze und grenzenlose Weiten. Ein Mann namens Eli (Denzel Washington) durchschreitet die menschenleere Wüsten des Jahres 2044. Mit sich trägt er ein Buch, das zu neuer Zivilisation führen könnte. Verfolgt wird er von den Soldaten des Tyrannen Carnegie (Gary Oldman), unter ihnen Solara (Mila Kunis), die abwägt, die Seiten zu wechseln. Liest sich, wie es aussieht. Ein weiteres Apokalypsen-Gefechts-Spektakel, realisiert von den Gebrüder Hughes, die mit «From Hell» (2001) immerhin bewießen, dass es an Talent keineswegs mangelt. «The Book of Eli» ist ihre erste Arbeit seit dem Kritikerliebling und heuchelte bisher zu keinem Augenblick falschen Pathos. Hat man eine Schwäche für Endzeit-Szenarien und zu erwartende eindrucksvolle Kampf-Sequenzen, so lohnt sich der Weg zur großen Bildfläche definitiv. Mit den Leinwandgrößen Washington und Oldman liegt zumindest das Ensemble betreffend kein Grund zur Beschwerde vor. Vermissen könnte man allerdings den Schuss Selbstironie, der Filme wie «Armageddon» und «Zombieland» so unterhaltsam gestaltet. Freunde von «Fallout 3» dürften indes ein Deja-vu-Erlebnis haben: Die Szenenbildner kopierten ganze Sets aus dem Videospiel.

Verfasst wurde das Drehbuch ursprünglich von Gary Whitta, einem Spieledesigner und Journalisten, für den es der erste Erfolg auf diesem Gebiet ist. Überarbeitet wurde das Skript von Anthony Peckham, welcher an den Schreibprozessen «Sherlock Holmes»-Neuauflage mit Robert Downey jr. und Clint Eastwoods Drama «Invictus» beteiligt war. Ob «The Book of Eli» den Kauf einer Karte wert ist, erfahren Sie am Freitag in der Quotenmeter.de-Kinokritik.

OT: «The Book of Eli» von Albert und Allen Hughes; mit Denzel Washington, Gary Oldman, Mila Kunis, Ray Stevenson und Jennifer Beals.

«An Education»
Buchvorlage, Buchvorlage und nochmals Buchvorlage. «An Education» beruft sich auf die Memoiren der britischen Journalistin Lynn Barber. Nick Hornby, Autor der renommierten Werke «High Fidelity» und «A Long Way Down» zeichnet sich für das Drehbuch verantwortlich, während Carey Mulligan und Peter Sarsgaard die Hauptrollen inne haben. Das von Lone Scherfig in Szene gesetzte Coming-of-Age-Drama wird bei dem diesjährigen Rennen um die begehrte Oscar-Trophäe hoch gehandelt: Nominiert sind Mulligan als beste Hauptdarstellerin, Hornby für die Adaption des Schriftstückes sowie der Film selbst in der bedeutensten Rubrik “Bester Film”. Erst als die Dreharbeiten bereits beendet waren, kam es zu einer Publikation der vollständigen Fassung der Autobiographie.

Barber erzählt darin von ihrer Jugend in den 60er-Jahren, geprägt von der Strenge ihres Vaters und der Hingabe an die Schule. Jenny, so der Name des Filmcharakters, soll immerhin einmal in Oxford studieren. Doch die 16-Jährige verliebt sich in den älteren David, der daraufhin schon bald um sie zu werben beginnt. Doch auf die rasante Affäre folgt ein böses Erwachen: David scheint einige Geheimnisse zu bergen. Mit Schauspielern wie Saarsgard, Emma Thompson und Alfred Molina als engstirniger Vater sowie Hornbys persönlicher Note sollten der Unterhaltung der ungewöhnlichen Lovestory eigentlich keine Grenzen gesetzt sein. Für Probleme bei den Kritikern sorgte die Figur David, welcher jüdischer Abstammung ist. «An Education» packe alte anti-semitische Botschaften in ein neues, hübsches Päckchen, so das Jewish Journal in seiner Filmbesprechung. Vom Wahrheitsgehalt dieser Anschuldigung darf man sich nun selbst überzeugen.

OT: «An Education» von Lone Scherfig; mit Carey Mulligan, Peter Saarsgard, Alfred Molina, Dominic Cooper, Emma Thompson und Olivia Williams.

Lesen Sie auf der folgenden Seiten über Peter Jacksons «In meinem Himmel» und das neue Werk von Clint Eastwood, «Invictus».

Zwischenwelt, Apokalypse, Weltmeisterschaft, Ausbildung und Polańskis verzögerter Ghostwriter. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.

«In meinem Himmel»
Auch das neuste Werk des Herrn der Ringe, Peter Jackson, beruht auf einem Bestseller. In Deutschland erschien «The Lovely Bones» 2003 unter dem Titel «In meinem Himmel», weshalb der Name, der nun die Plakate der Lichtspielhäuser ziert, kein Ärgernis darstellen sollte, gewinnt man so immerhin begeisterte Leser als Publikum. Ferner spielt sich die Geschichte auch in einem recht besonderem Reich der Wahrnehmung ab: Der Zwischenwelt. Eben diese betritt die 14-jährige Susie, nachdem sie von ihrem Nachbarn George Harvey vergewaltigt und getötet wurde. In einem Zustand der Verwirrung und der Trauer verfolgt sie die Suche nach ihrem Mörder sowie das Leben ihrer Famile und wartet stets auf verdiente Gerechtigkeit. Mutter und Großmutter scheinen an der Tragödie zu zerbrechen, während ihr Vater und ihre Schwester Lindsey eigens Nachforschungen betreiben und nach einiger Zeit auch das richtige Ziel in Augenschein nehmen.

«In meinem Himmel» verspricht ein bildgewaltes Charakterdrama mit großartigen Akteuren zu sein - bereits der Trailer baut in weniger als zwei Minuten eine sehr spezielle Atmosphäre auf. Hauptdarstellerin Saoirse Ronan wurde bereits für ihre Leistung als junge Briony Tallis in «Abbite» (2007) mehrfach gewürdigt und geehrt; für das Portrait der Susie Salmon wurde sie mit dem Critics' Choice Award der besten Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet. In weiteren Rollen sind unter anderem Mark Wahlberg («Max Payne»), Rachel Weisz («The Fountain») als innerlich zerissene Eltern und Susan Sarandon («Thelma und Louise») als alkohol- und tabakabhängige Großmutter zu sehen. Stanley Tucci, der den perfiden Serienkiller George Harvey verkörpert, hat zahllose Dokumentaionen über die Vorbilder seiner Figur studiert. Eigentlich wurde Ryan Gosling («Half Nelson») als Susies Vater Jack engagiert, er ließ sich gar einen Bart wachsen und nahm an zehn Kilogramm Gewicht zu, doch schlussendlich entschieden er und Jackson sich um, da Wahlberg auf Grund des Altersunterschiedes besser geeignet erschien.

OT: «The Lovely Bones» von Peter Jackson; mit Saoirse Ronan, Mark Wahlberg, Rachel Weisz, Susan Sarandon, Stanley Tucci und Michael Imperioli.

«Invictus – Unbezwungen»
“Dies ist mit Sicherheit einer der größten Filme, die jemals in Südafrika gedreht wurden”, so Laurence Mitchell, Chef der Cape Town Film Kommision. Nun, Bürger der Vereinigten Staaten können dieses Urteil bereits sehr mehr als zwei Monaten bestätigen oder dementieren, während «Invictus» in deutschen Gefilden erst ab Donnerstag zu sehen sein wird. Angesiedelt ist die Erzählung in den Regionen des Sports, der Politik und der Biographie von Nelson Mandela, des ersten schwarzen Präsidenten der Regenbogen-Nation. Regisseur Clint Eastwood, der im vergangenen Jahr mit dem fantastischen «Gran Torino» erneut auf sich aufmerksam machte, stützte sich bei der Verwicklichung auf John Carlins Buch «Playing the Enemy: Nelson Mandela and the Game that Made a Nation». Morgan Freeman mimt Mandela, während Matt Damon als Captain des Rugby-Teams agiert und das obwohl er von deutlich kleinerer Statur ist. Eastwood selbst gab bekannt, nach «Gran Torino» nicht mehr als Schauspieler zu fungieren. Sein Sohn Scott ist dessenungeachtet mit von der Partie.

Zur Story: Nelson Mandela ist soeben in das Amt des Präsidenten eingeführt worden. Er ist sich der Tatsache bewusst, dass das Land noch immer unter den Schranken der Apartheid zu leiden hat, doch mit neuem Mut richtet er das Bickfeld auf den Rugby World Cup. Gewinnt die südafrikanische Mannschaft den Titel, wird ein Gefühl der Einigkeit entstehen, glaubt er und beginnt, das Team bei den Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaft zu unterstützen.

OT: «Invictus» von Clint Eastwood; mit Matt Damon, Morgan Freeman, Adjoa Andoh und Scott Eastwood.
17.02.2010 13:00 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/40218