Die Kritiker: «Stargate: Universe»

Story
In einer streng geheimen militärischen Forschungseinrichtung auf der Ikarus-Basis steht ein Team aus Wissenschaftlern und Militärpersonal unter dem Kommando von Colonel Everett Young kurz davor, das Geheimnis des neunten Chevrons zu entschlüsseln. Aber noch weiß niemand, wohin dieses Chevron führt und wie viel Energie es kostet, es zu aktivieren.

Während des Besuchs von US-Senator Armstrong, seiner Assistentin Chloe und des jüngst rekrutierten Computergenies Eli Wallace auf der Ikarus-Basis, wird die Einrichtung angegriffen. Colonel Everett Young hat keine andere Option, als den Rückzug anzuordnen. Während um sie herum die Basis in Flammen aufgeht, befiehlt er die Evakuierung durch das Stargate. Allerdings führt der Wissenschaftler Dr. Nicholas Rush in allerletzter Minute ein Experiment durch, aufgrund dessen die Flüchtlinge nicht auf der Erde, sondern Milliarden Lichtjahre entfernt in den Tiefen des Weltalls landen.

Die Überlebenden finden sich an Bord der "Destiny" wieder, einem uralten Raumschiff, das auf einem vorbestimmten Kurs durch das Weltall gleitet. Das unbemannte Schiff diente einst dazu, Sternentore in fremde Galaxien zu transportieren und sie zu vernetzen. Panik macht sich in der Gruppe breit.

Colonel Young, der auf der Flucht schwer verletzt wurde, kann gerade noch das Kommando an Lieutenant Matthew Scott übergeben, bevor er bewusstlos wird. Sanitäterin Tamara Johansen, die eigentlich in wenigen Tagen das Programm verlassen wollte, sieht sich plötzlich in die Rolle einer Chefärztin versetzt. Teams, die von Dr. Rush und Sergeant Greer geleitet werden, erkunden den Ernst der Lage. Sie erkennen, dass sie den festgelegten Kurs der "Destiny" nicht ändern können. Nur mühsam erlangen sie Kontrolle über das Schiff.

Dr. Rush versucht heimlich mit Hilfe von Antiker-Technologie das Home World Kommando im Pentagon zu erreichen. Die so genannten Kommunikationssteine ermöglichen es nämlich, dass zwei Menschen, selbst wenn sie unendlich weit voneinander entfernt sind, das Bewusstsein tauschen können. Nachdem er auf diese Weise Kontakt mit der Befehlszentrale aufgenommen hat, behauptet Dr. Rush, von General O’Neill zum Leiter der Expedition ernannt worden zu sein und dass es keinen Weg zurück auf die Erde gebe.

Von den übrigen Gestrandeten schlägt ihm jedoch offenes Misstrauen entgegen – denn es ist kein Geheimnis, dass Rush jedes Mittel recht ist, um seine Ziele zu erreichen.

Zunächst hat das Team jedoch ganz andere Sorgen: Die Lebenserhaltungs-Systeme der Destiny stehen kurz vor dem Kollaps und müssen schnellstmöglich repariert werden. Andernfalls droht den fast 80 Überlebenden innerhalb der nächsten 24 Stunden ein qualvoller Erstickungstod.

Darsteller
Robert Carlyle («Ganz oder garnicht») ist Dr. Nicholas Rush
Justin Louis («Durham County») ist Colonel Everett Young
Brian J. Smith («The War Boys») ist Lieutenant Matthew Scott
Elyse Levesque («Journey to the Center of the Earth») ist Chloe Armstrong
David Blue («Ugly Betty») ist Eli Wallace
Alaina Huffman («Painkiller Jane») ist Lieutenant Tamara Johansen
Jamil Walker Smith («Hey Arnold!») ist Master Sergeant Ronald Greer
Ming-Na («Emergency Room») ist Camile Wray

Kritik
Das «Stargate»-Franchise blickt mittlerweile auf eine langjährige und erfolgreiche Tradition zurück. Los ging es mit dem 1994er Blockbuster «Stargate» von Roland Emmerich. Es folgten dann die TV-Serienadaptionen «Stargate SG-1» (1997-2007) und «Stargate: Atlantis» (2004-2009). Nun folgt also mit «SGU» bereits der dritte Ableger des Kinoklassikers. Und hierfür haben sich die Macher der Serie, Robert C. Cooper und Brad Wright, niemanden geringeres als Charakterdarsteller Robert Carlyle als Hauptdarsteller geangelt. Er spielt den undurchsichtigen und von Ehrgeiz erfüllten Wissenschafter Dr. Nicholas Rush. Er fungiert als Dreh- und Angelpunkt der Serie und soll mit seinem Namen wohl auch so manch neugierigen Zuschauer zur Serie locken. Es kommt dann auch nicht von ungefähr, das die Schöpfer extra eine recht lockere Einbettung der Serie in den «Stargate»-Kosmos vorgenommen haben. Erkenntnisse und Charaktere aus den Vorgängern spielen, wenn überhaupt, nur in einigen Sequenzen eine Rolle. Selbst die Handlung wird zunehmend auf soapartige Elemente fokussiert, statt den Science-Fiction-Schwerpunkt der Serie weiter zu würdigen. Klar spielt alles in einem riesigen und noch relativ unerforschten Raumschiff. Doch dient diese Kulisse mitsamt ihrer wöchentlichen Ausflüge auf unbekannte Planeten nur dazu, den Rahmen für eine Aneinanderreihung von persönlichen Konflikten der Crew untereinander zu bilden.

Und auch vom Inszenatorischen her erinnert die Serie von der Ton- und Machart doch eher an einen neuen Aufguss der jüngsten «Battlestar Galactica»-Adaption. Raumschiff und Atmosphäre, Ausstattung und Optik ähneln sich sehr stark und auch die Konflikte in der Crew sind fast 1:1 austauschbar. Was dort aber noch durchaus funktionierte und einen Neuigkeitscharakter in sich barg, wirkt an dieser Stelle schon wieder völlig deplatziert und veraltet.

Schwierig wird es aber auch bei der Einordnung der Serie in ein bestimmtes Genre. Klassischerweise würde man klar sagen, «SGU» sei eine Science-Fiction-Serie aller ersten Güte. Doch weit gefehlt. Lahme Figurenkonstellationen, x-beliebig ausgefochtene Wort- und Psychoduelle sowie zum Teil schlecht eingeführte und gezeichnete Charaktere erinnern eher an eine minderwertige bis mittelmäßige Seifenoper, als an eine neue Hoffnung im Kosmos der Weltraumserien. Auch die Szenen in denen es um das Raumschiff als solches und mögliche Raumgefechte etc. geht, sind auf ein Minimum reduziert worden. Und, was viel wichtiger ist: die Special-Effects, mit denen eine Sci-Fi-Serie eigentlich glänzen sollte, wurden soweit zurückgefahren, das sie fast nicht mehr auffallen. Von den Raumschiffszenen mal ganz abgesehen. Aber herausstechend ist hier in diesem Sektor gar nichts mehr.

Selbst die Storyline des zweistündigen Auftakts lockt nach dessen Sichtung wenig bis gar nicht, um ein weiteres Mal einzuschalten. So passiert in den ersten beiden Episoden handlungstechnisch fast gar nichts. Und als es dann endlich soweit ist, dass die Geschichte um das Stargate fortgesponnen werden kann, endet der Pilot bereits wieder. Dazwischen gibt es einen kurzen Angriff auf eine Basis samt Flucht auf das Raumschiff, ein paar Wortgefechte und Gerangel um die Kompetenzen an Bord der Destiny und einen Schuss völlig überflüssiger Dramatik, bei der sich ein Mitglied der unfreiwilligen Raumschiff-Crew selbstlos opfert und somit dem Rest ein vermeintliches Überleben sichert.

Auf Seiten der Schauspieler sei zuforderst die Arbeit von Robert Carlyle zu nennen. Es war sehr mutig, den Charaktermimen als Dreh- und Angelpunkt der Serie zu etablieren. Er ist aber auch der einzige, der wirklich Interesse des Zuschauers wecken könnte. Der Rest der viel zu üppig geratenen Besetzung ist nicht mehr als eine stereotype Ansammlung von blassen und unsympathischen Protagonisten. Noch dazu wurde mit David Blue alias Eli Wallace viel zu aufdringlicher Gegenpol als Computer-Nerd hinzugedichtet. Er wirkt viel zu aufgesetzt und irgendwie deplatziert. Sympathien weckt hier niemand, Aversionen dann schon eher.

Zusammengefasst kann also nur festgehalten werden, das «SGU» schlicht und einfach nur als Versuch bezeichnet werden kann, dem «BSG»-Update eine adäquate Antwort aus Richtung des Stargates zu geben. Dies ist den Produzenten allerdings bisher nicht gelungen. Ob die Fans der alten Serien nun aber noch den Atem beweisen und dem Sender somit auch genügend Freiraum geben, die Serie weiter voranzutreiben, darf eher bezweifelt werden. Denn nach relativ gutem Start, ebbten die Zuschauerzahlen schon merklich ab, lagen zuletzt sogar in einem Bereich, der eine Fortsetzung über Jahre nicht mehr rechtfertigen würde. Fans von «SG-1» und «SG:A» werden ob der Änderungen an Konzept und Inhalt in jedem Fall enttäuscht reagieren, alle anderen können zumindest einen Blick riskieren. Hitpotential sieht aber anders aus.

RTL II zeigt «Stargate: Universe» ab Mittwoch, den 24. Februar 2010, immer um 20:15 Uhr.
22.02.2010 10:00 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/40335