Neu im Kino: Kalenderwoche 8

Hochkarätige Thriller, ein starbesetztes Musical und ein Animationsfilm für Erwachsene. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.

«Shutter Island»

Mit dem Psycho-Thriller «Shutter Island» setzen Leonardo DiCaprio und Regisseur Martin Scorsese ihre Zusammenarbeit fort, die im Jahr 2002 mit «Gangs of New York» begann und inzwischen auch das sehr gelungene Biopic «Aviator» (2004) sowie den vierfach oscarprämierten Thriller «Departed - Unter Feinden» (2006) umfasst. In ihrem neuesten gemeinsamen Projekt, das seine Weltpremiere auf der diesjährigen Berlinale feierte, verkörpert DiCaprio den US-Marshal Teddy Daniels, der sich gemeinsam mit seinem Partner (Mark Ruffalo) während der 50er Jahre auf eine kleine Insel vor der amerikanischen Ostküste begibt, um das mysteriöse Verschwinden einer Patientin der dortigen Anstalt für geistesgestörte Gewaltverbrecher aufzuklären.

Ähnlich wie «Departed» handelt es sich aber auch bei der Story von «Shutter Island» um keinen neu ausgedachten Stoff, basiert der Film doch auf dem gleichnamigen Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Dennis Lehane. Dieser lieferte schon mit seinen Werken «Mystic River» und «Gone Baby Gone» spannende und komplexe Vorlagen für ebenso bemerkenswerte Kinofilme. Die Voraussetzungen für eine originelle und fesselnde Handlung sind also schon einmal gegeben. Da dürfte selbst Drehbuchautorin Laeta Kalogridis, deren Skripts zu «Alexander» und «Pathfinder» alles andere als überzeugend waren, nicht viel falsch gemacht haben. Darüber hinaus gibt der düstere Trailer bereits einen ersten, äußerst vielversprechenden Eindruck von der dichten und beklemmenden Atmosphäre des Films, die Martin Scorsese gewohnt virtuos inszeniert hat. Für ein gehöriges Maß an Spannung sollte beim Rätselraten auf «Shutter Island» also auf jeden Fall gesorgt sein.

OT: «Shutter Island» von Martin Scorsese; mit Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo, Ben Kingsley, Emily Mortimer und Max von Sydow.

«Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen»
«Bad Lieutenant» von Autorenfilmerlegende und Klaus-Kinski-Bändiger Werner Herzog («Aguirre, der Zorn Gottes», «Fitzcarraldo») gilt offiziell als Remake des gleichnamigen Cop-Thrillers von Abel Ferrara. Herzog selbst sieht in seinem neuen Werk jedoch keine Neuinterpretation des sehr christlich geprägten Films aus dem Jahr 1992, ist dem deutschen Regisseur das „Original“ doch gar nicht sonderlich vertraut. Und tatsächlich hat sein «Bad Lieutenant» mit Ferraras Version nicht viel mehr gemein als den Titel, den Produzenten und einige wenige Grundmotive. Auf den moralisch wertenden Ton der mutmaßlichen Vorlage wird gänzlich verzichtet. Herzog konzentriert sich fast ausschließlich auf das Eindringen in die Psyche seiner abgewrackten und drogensüchtigen Hauptfigur. Dass diese von Nicolas Cage («Con Air», «Lord of War») verkörpert wird, kommt dem Film dabei sehr zu Gute, wurde dem Oscarpreisträger doch inzwischen mehrfach eine der besten Leistungen seiner zuletzt etwas unrühmlichen Karriere bescheinigt. Die Handlung um die Ermordung einer afrikanischen Einwandererfamilie im heutigen New Orleans wird da eher zur Nebensache.

Trotz der grundverschiedenen Ausrichtung der beiden gleichnamigen Filme bot schon die bloße Ankündigung des vermeintlichen Remakes für Ferrara genügend Anlass, um erbost gegen alle daran Beteiligten zu wettern. Nachdem Werner Herzog daraufhin bekundete, Ferrara und dessen Arbeit nicht einmal wirklich zu kennen, scheinen sich die Wogen inzwischen wieder halbwegs geglättet zu haben. «Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen» ist also zweifellos ein eigenständiges Thrillerdrama, das mit seinem grandiosen Hauptdarsteller und der eigenwilligen, mitunter ins Surreale abgleitenden Inszenierung Werner Herzogs vor allem Fans des Filmemachers begeistern dürfte.

OT: «Bad Lieutenant - Port of Call: New Orleans» von Werner Herzog; mit Nicolas Cage, Eva Mendes, Val Kilmer, Alvin „Xzibit” Joiner und Brad Dourif.

Auf der nächsten Seite: Zwei Filme, die (fast) den gleichen Titel tragen.

Hochkarätige Thriller, ein starbesetztes Musical und ein Animationsfilm für Erwachsene. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.

«Nine»
Nach seinem Ausflug in die japanische Kultur («Die Geisha») kehrt Regisseur und Choreograf Rob Marshall mit seinem neuesten Werk zu seinem Lieblingsgenre zurück: dem Musicalfilm. Schon sein Leinwanddebüt «Chicago» basierte auf einem Broadway-Musical und wurde mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 300 Mio. US-Dollar sowie sechs Oscars (u.a. für den besten Film) zu einem enormen Erfolg. Um an diesen anzuknüpfen, versammelt Marshall auch in «Nine» eine Starbesetzung, die ihresgleichen sucht. So befinden sich mit Daniel Day-Lewis, Marion Cotillard, Penélope Cruz, Judi Dench, Nicole Kidman und Sophia Loren gleich sechs Oscargewinner auf der Liste der Darsteller.

Die Vorlage zu «Nine» bildet das gleichnamige Musical aus dem Jahr 1982. Dieses war wiederum bereits eine Anlehnung an den italienischen Kinofilm «8 ½» (1963) des legendären Regisseurs Federico Fellini, der darin seine eigene Schaffenskrise zum Thema machte. Und so steht auch in Rob Marshalls Musicaladaption ein einst so visionärer italienischer Filmemacher (Daniel Day-Lewis) im Mittelpunkt, welcher im Zuge einer Midlife-Crisis nun jegliche kreative Impulse vermissen lässt und sich daher verzweifelt in Tagträume flüchtet. Trotz dieser vielversprechenden Voraussetzungen stieß «Nine» bisher überwiegend auf negative Resonanz. Zumal die Erwartungen nach dem weitreichend positiv aufgenommenen «Chicago» recht hoch waren. Dennoch hat der Film bei der kommenden Oscarverleihung im März die Aussicht auf vier Auszeichnungen. Mit seinem nächsten Projekt nimmt sich Rob Marshall übrigens erneut eine kleine Musical-Auszeit. So wurde er für die Realisierung des vierten Teils der populären «Fluch der Karibik»-Reihe verpflichtet, der im Mai 2011 in den Kinos starten soll. Vielleicht sind die Kritiker dann wieder besser auf ihn zu sprechen. Wie unser Kritiker auf ihn aktuell zu sprechen ist, erfahren Quotenmeter.de-Leser am Freitag.

OT: «Nine» von Rob Marshall; mit Daniel Day-Lewis, Marion Cotillard, Penélope Cruz, Judi Dench und Nicole Kidman.

«#9»
Kurioserweise starten am kommenden Donnerstag gleich zwei Filme in den deutschen Kinos, die (zumindest im Original) den gleichen Titel tragen. Um Verwechslungen zu vermeiden, waren die hiesigen Verleiher wenigstens so gnädig, noch kurzfristig ein Nummernzeichen vor einen von ihnen zu setzen. Inhaltlich könnten «Nine» und «#9» jedoch verschiedener nicht sein, handelt es sich bei letzterem doch um einen in einem Science-Fiction-Szenario angesiedelten Animationsfilm des noch recht unbekannten Effektspezialisten Shane Acker. Zugleich ist «#9» auch die Langfassung von Ackers gleichnamigem computeranimierten Kurzfilm, der im Jahre 2006 sogar für den Oscar nominiert war. Von diesem zeigte sich nämlich Regisseur Tim Burton («Batman», «Sleepy Hollow») derart beeindruckt, dass er sich für den Ausbau des Stoffes zu einem abendfüllenden Trickfilm einsetzte und bei diesem unter anderem zusammen mit Regiekollege Timur Bekmambetow («Wächter der Nacht», «Wanted») auch die Produktion übernahm.

Wie schon die Kurzfassung, spielt auch die längere Version von «#9» in einer verwüsteten Welt, in der alles menschliche Leben von gigantischen Maschinen ausgerottet wurde. Die einzigen „Überlebenden“ sind puppenartige Wesen (unter anderem der titelgebende Nr. 9), die den Kampf gegen die übermächtigen Blechmonster aufnehmen. Mit seiner düster-melancholischen Grundstimmung und der kompromisslosen Handlung richtet sich das außergewöhnlich in Szene gesetzte Endzeitabenteuer zweifellos eher an ein älteres Publikum. Ob «#9» dieses auch wirklich überzeugen kann, zeigt sich ab Donnerstag in ausgewählten Kinos.

OT: «9» von Shane Acker; Sprecher im Original: Elijah Wood, Christopher Plummer, Jennifer Connelly, John C. Reilly und Martin Landau.
24.02.2010 13:15 Uhr  •  Markus Trutt Kurz-URL: qmde.de/40386