Die Kritiker: «Dexter» (2x01) (2x02)

Story
Vor exakt 38 Tagen und 16 Stunden ermordete Dexter Morgan seinen Bruder Brian. Nun sieht sich der smarte Blutspuren-Analyst im sonnigen Miami mit einem Fluch konfrontiert, der sein gesamtes Schaffen aus den Fugen manövriert: Es will ihm aus unerfindlichen Gründen nicht mehr gelingen, schuldige Menschen ins Jenseits zu befördern, was seinen Geisteszustand und sein Leben sowie das seiner mutmaßlich geliebten Familie in Gefahr bringt. Unter anderem schlägt die Exekution eines hühnenhaften Axtmörders fehl – Dexter bleibt nur ein schmales Zeitfenster, um die Missetat zu berichtigen.

Währenddessen verursacht Ritas Ehemann Paul, dessen neue Heiamt eine Strafvollzugsanstalt ist, weiterhin Probleme. Er beschuldigt Dexter, ihn betäubt und unter Drogen gesetzt zu haben. Dessen Schwester Debra ist nach dem Fall des Kühllasterskillers nicht mehr in der Lage, allein zu wohnen und kommt bei ihm unter. Als schließlich am Grund des Ozeans Dexters Opfer entdeckt werden, scheint alle Hoffnung verloren.

Darsteller
Michael C. Hall («Six Feet Under») ist Dexter Morgan
Jennifer Carpenter («Quarantäne») ist Debra Morgan
Julie Benz («Buffy») ist Rita Bennett
James Remar («48 Hrs.») ist Harry Morgan
Lauren Vélez («Oz») ist Lt. Maria LaGuerta
David Zayas («Oz») ist Detective Angel Batista
C.S. Lee («Chuck») ist Vince Masuka
Erik King («Ice Princess») ist Sgt. James Doakes
Keith Carradine («Into the West») ist Agent Frank Lundy

Kritik
Dexter ist zurück. Während in der Landschaft des Pay-TVs bereits die dritte Staffel vor einigen Wochen auf Sky zu ihrem Ende fand, war im frei empfangbaren Fernsehen Geduld das Stichwort der Tagesordnung. Mit durchschnittlich 340.000 Zuschauern der werberelevanten Zielgruppe und sechs Prozent Marktanteil sowie einem überaus deutlichem Abwärtstrend hatte man in Grünwald allerdings auch lediglich gehemmte Freude an der amerikanischen Produktion des Kabelsenders Showtime. Aus Sicht der Handlung mangelt es zumindest den ersten beiden Episoden der zweiten Staffel keineswegs an Innovation, Spannung oder typischer Dexter-Atmosphäre.

Die erste Folge “Der Fluch” bildet zum großen Teil einen Epilog bezüglich der Ereignisse des zurückliegenden Staffelfinales: Die Charaktere sind Gegenstand großer Veränderungen, was die Unterhaltung mitnichten mindert, sondern maximiert. Protagonist Dexter versprüht dabei selbstverständlich weiterhin die notwendige Priese Sarkasmus durch das großartige Voice-Over. “Sag' dem Universum, was du willst”, rät ihm sein Kollege Angel, woraufhin Dexters Gedankenstimme verzweifelt “Ich will doch nur jemanden töten” murmelt. Gelungene Seitenhiebe auf die dunkle Seite des Ordnungshüters wie etwa der Name des Bowlingteams, “Bowl 'till you bleed”, oder das Déjà-vu zu Beginn des Staffel-Auftakts sorgen oftmals für ein breites Lächeln. Debra geht indes an den Folgen ihrer Beziehung zu Grunde und Rita versucht die Wahrheit aus den Aussagen ihres Ex-Mannes zu filtern – Nebengeschichten, die stets Einfluss auf Dexter haben und auch ohne seine Präsenz keinen Moment schwächeln.

Auf die Darsteller muss man hierbei im Prinzip kaum eingehen, abgesehen von Angels neuer Ansicht über die Kraft des Universums, wirken das Ensemble und die einzelnen Geschichten glaubhaft und harmonieren wie innerhalb des vorherigen Jahres ohne Probleme. Mit Agent Lundy, poträtiert von Keith Carradine, dem Sohn des berühmten John Carradine, stößt zudem eine weitere ausgezeichnet geschriebene Rolle zum Cast; diese trägt die Aufgabe, den von der Presse so getauften “Bay Harbour Metzger” zu finden, ergo den allseits beliebten Serienmörder Dexter. Damit sogleich zum großen Thema der zweiten Staffel: Dexters wildes Treiben wurde aufgedeckt und man verfolgt gespannt, wie er dieser Lage entrinnen will, obgleich ihn Sergeant Doakes doch stets im Blickwinkel hat.

Auch weiterhin geben Flashbacks Aufschluss über Dexters Kindheit im Schatten seines Adoptivvaters Harry, auch weiterhin untermalen spanische Klänge die Szenen des Formats. Alles wie bisher und doch äußerst differenziert: Während die erste Episode also ein Kapitel beendet, schlägt “Einfach loslassen” eine neue Seite auf. Mit den genannten Storylines ist der ersten Hälfte der zweite Seasons definitiv ausreichend Zündstoff gegeben, die Erzähldichte ist überaus hoch, man steht der grandiosen ersten Staffel kaum nach.

Anschließend verliert man allerdings sichtlich an Fahrt und es bleibt festzustellen, dass man gegenüber der beispiellosen Zielgerade von Staffel eins, die Jeff Lindsays Buchvorlage weit mehr im Fokus hatte, merklich an Schwung verloren hat. Unter anderem hat dies die Figur der Lila (Jaime Murray) und ihre Beziehung zu Dexter zu verantworten, die etwa in der Mitte der Staffel ihren Anfang nimmt. Nichtsdestotrotz verliert man auf sehr hohem Niveau und bietet weiterhin Serienunterhaltung erster Güte. Bleibt zu hoffen, dass «Dexter» 2010 RTL II umfangreicheres Quotenglück zu bescheren weiß. Angel Batista zufolge hat man wohl im vergangenen Jahr schlicht vergessen, dem gütigen Universum diesen Wunsch mitzuteilen.

RTL II strahlt «Dexter» ab Sonntag, den 28. Februar 2010 um 22.20 Uhr aus.
26.02.2010 13:30 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/40424