«Der Teufel trägt Prada» vs. «Fluch der Karibik»
Adaption eines Moderomans oder filmgewordene Freizeitparkattraktion? Quotenmeter.de erleichtert Ihnen die Wahl am Sonntagabend.
«Der Teufel trägt Prada» (RTL)
Der Kölner Sender RTL versucht am Sonntag sein Glück mit leichter Komödienunterhaltung. Zu Beginn von «Der Teufel trägt Prada» gelingt es der aufstrebenden jungen Journalistin Andy Sachs (Anne Hathaway), den heiß begehrten Job als Assistentin von Miranda Priestly (Meryl Streep), der Herausgeberin des wichtigsten Modemagazins der Welt, zu ergattern. Andy, die eigentlich so gar nichts mit Mode am Hut hat, möchte mit der Arbeit für die renommierte Zeitschrift lediglich Referenzen für spätere journalistische Tätigkeiten sammeln. Doch schon bald ist sie mit den Ansprüchen ihrer tyrannischen Chefin maßlos überfordert.
«Der Teufel trägt Prada» ist die Adaption des gleichnamigen Romans von Lauren Weisberger. In ihrem Buch aus dem Jahre 2003 verarbeitete die US-amerikanische Autorin angeblich ihre Erfahrungen, die sie als Assistentin der Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour machte. Offiziell bestätigt wurde dies bisher zwar nicht, doch gelten die Parallelen zwischen Wintour und Miranda Priestly, der Hauptfigur des Romans, als überaus offensichtlich. Mit Charakterdarstellerin Meryl Streep fand man die ideale Besetzung für die herrische und unnahbare Modeexpertin. Streeps hochgelobte Darstellung bescherte ihr im Jahr 2007 einen Golden Globe sowie die 14. ihrer inzwischen 16 Oscarnominierungen. Die einzigen Male, bei denen sie die begehrte Trophäe dann tatsächlich mit nach Hause nehmen durfte, lagen damals bereits über 20 Jahre zurück. Und auch bei der Oscarverleihung 2007 ging sie erneut leer aus. Doch vielleicht hat sie bei der diesjährigen Veranstaltung wieder mehr Glück, kann sie sich mit ihrem Auftritt in der Komödie «Julie & Julia» doch ein weiteres Mal zu den Nominierten in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ zählen.
Auch Regisseur David Frankels Oscargewinn war beim Dreh von «Der Teufel trägt Prada» schon einige Jahre her, erhielt er den goldenen Filmpreis doch bereits im Jahr 1997 für seinen Kurzfilm «Dear Diary». In der Folgezeit war Frankel vor allem für das Fernsehen tätig. So inszenierte er unter anderem einige Episoden der HBO-Serien «Sex and the City» und «Entourage». Für seine Regiearbeit bei der von Steven Spielberg und Tom Hanks produzierten zehnteiligen Kriegsserie «Band of Brothers» wurde er zusammen mit den sieben anderen beteiligten Regisseuren sogar mit dem Emmy, dem bedeutendsten Fernsehpreis der USA, geehrt.
OT: «The Devil Wears Prada» (2006) von David Frankel; mit Meryl Streep, Anne Hathaway, Emily Blunt, Stanley Tucci und Simon Baker.
«Fluch der Karibik» (ProSieben)
Nachdem ProSieben im letzten Blockbuster Battle die Will-Smith-Wochen zum Abschluss gebracht hat, stehen die kommenden Sonntagabende ganz im Zeichen der beliebten «Fluch der Karibik»-Reihe, die der Sender zum ersten Mal komplett im deutschen Free-TV ausstrahlt. Der erste Teil erzählt vom glücklosen und schrulligen Piraten Jack Sparrow (Johnny Depp), der das Schiff, das ihm einst von seiner meuternden Crew genommen wurde, zurückerlangen will. Diese, in Folge eines Fluches inzwischen unsterblich geworden, erweist sich jedoch als ernst zu nehmender Gegner. Um sein Ziel dennoch zu erreichen, tut er sich mit dem Schmied Will Turner (Orlando Bloom) zusammen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Gouverneurstochter Elizabeth (Keira Knightley) aus den Fängen ebenjener Piraten zu befreien.
Auch wenn Hollywood heute stärker denn je auf die verschiedensten Inspirationsquellen für filmische Werke zurückgreift (Literatur, Comics, Videospiele etc.), sind Adaptionen von Freizeitparkattraktionen noch immer eher eine Seltenheit. Doch genau an eine solche lehnte sich im Jahr 2003 die Abenteuerkomödie «Fluch der Karibik» an. Dem mit Elementen und Schauplätzen aus der (im Original) gleichnamigen Themenfahrt der Disneyland-Parks angereicherten Blockbuster gelang es, dem tot geglaubten Piratenfilm durch Witz und Einfallsreichtum neues Leben einzuhauchen. Wesentlichen Anteil daran hatte zweifellos Hauptdarsteller Johnny Depp. Dessen eigenwillige Interpretation der Hauptfigur Jack Sparrow, die bei den produzierenden Disney-Studios zunächst auf wenig Gegenliebe stieß, begründete maßgeblich den enormen Erfolg von «Fluch der Karibik». Außerdem verschaffte ihm die Darstellung des inzwischen zum Kult gewordenen Charakters seine erste Oscarnominierung und somit die nach grandiosen Leistungen in Filmen wie «Edward mit den Scherenhänden» (1990) oder «Benny & Joon» (1993) lange verdiente Anerkennung in Hollywood.
Doch wie in den vier anderen Kategorien, in denen sich «Fluch der Karibik» unter den Nominierten befand, ging das Piratenabenteuer auch bei der Auszeichnung des besten Hauptdarstellers am Ende leer aus. Der immensen Popularität schadete dies jedoch keineswegs, zog der Film doch bald zwei Fortsetzungen nach sich, die den Erfolg des Erstlings sogar noch einmal toppen konnten. Für Johnny Depp bedeutete dies von da an vor allem höhere Gagen, aber auch eine häufigere Berücksichtung bei der Verleihung der Academy Awards, folgten nach «Fluch der Karibik» wenig später zwei weitere Oscarnominierungen. Die schon längst überfällige Auszeichnung mit dem weltweit wichtigsten Filmpreis ist da jetzt wohl nur noch eine Frage der Zeit.
OT: «Pirates of the Caribbean - The Curse of the Black Pearl» (2003) von Gore Verbinski; mit Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Geoffrey Rush und Jonathan Pryce.
Die Empfehlung von Quotenmeter.de
Auch ProSiebens neue Großoffensive ist im Blockbuster Battle von Erfolg gekrönt. Gegen bombastisches Popcornkino wie «Fluch der Karibik» hat die recht seichte Komödie «Der Teufel trägt Prada» nicht den Hauch einer Chance. So macht das äußerst unterhaltsame Piratenspektakel nahezu alles richtig. Angefangen bei den Kulissen und der Musik, über die Action und die Effekte bis hin zur Story und dem Hauptdarsteller. Die Leichtigkeit, mit der bekannte Freibeuterklischees gleichermaßen bedient und auf originelle Weise ironisch persifliert werden, sorgt für eine konstant hohe Gagdichte. Jedoch ist es natürlich vor allem Johnny Depp, der den Film durch sein einzigartiges Schauspiel trägt und somit den Zuschauer durchgehend bei der Stange hält. Langeweile will dadurch so gut wie nie aufkommen.
Ganz anders bei «Der Teufel trägt Prada». Die ohnehin nicht allzu fesselnde Handlung der Komödie weist in ihrem Verlauf doch deutliche Längen auf. Besonders negativ macht sich das in der zweiten Hälfte des Films bemerkbar, wenn die Geschehnisse endgültig durch Vorhersehbarkeit bestimmt werden. So würde die nett gemeinte, jedoch relativ belanglose Romanverfilmung sicher schnell wieder in Vergessenheit geraten, wäre da nicht Meryl Streep. In ihrer meisterlichen Darstellung der unausstehlichen Miranda Priestly strahlt sie eine Präsenz aus, um die sie ihre jungen Kolleginnen nur beneiden dürfen. Leider reicht eine erstklassige Schauspielerin, der obendrein auch noch zu wenig Spielzeit eingeräumt wird, nicht aus, den Film als Ganzes über das Mittelmaß hinauszuheben. Daher ist man selbst mit dem hundertsten Mal «Fluch der Karibik» besser beraten, bleibt es doch nach wie vor ein außerordentliches Vergnügen, dem torkelnden Johnny Depp bei der Verkörperung eines etwas anderen Piraten zuzusehen.
Der Sieg geht an «Fluch der Karibik» um 20.15 Uhr auf ProSieben.