Mel Gibsons Comeback, Dr. Harrison Ford, antike Wissenschaft, eine deutsche Krimikomödie und drei Jahre alter Horror.
«Auftrag Rache»
Nach sechsjähriger Leinwandabstinenz, zwei Regiearbeiten und einigen Alkoholeskapaden meldet sich Altstar Mel Gibson mit «Auftrag Rache» als Schauspieler im Kino zurück. Ähnlich wie zuletzt Liam Neeson in «96 Hours» oder Gerard Butler in «Gesetz der Rache» steht in dem Thriller der persönliche Vergeltungsfeldzug eines gepeinigten Familienvaters im Mittelpunkt. So muss der von Gibson verkörperte Polizist Thomas Craven mit ansehen, wie seine Tochter Emma (Bojana Novakovic) vor seinen Augen ermordet wird. Von Verzweiflung getrieben, macht er sich daraufhin selbst an die Ermittlungen und stellt bald fest, dass Emma, die für ein privates Atomforschungsinstitut gearbeitet hat, scheinbar Opfer einer groß angelegten Verschwörung geworden ist.
Als Grundlage für diese Handlung diente die sechsteilige britische Miniserie «Am Rande der Finsternis» von 1985, die ihren Titel im Original auch ganz offen mit der Kinoversion teilt. Der Neuseeländer Martin Campbell, der schon damals für die Realisierung der mehrfach mit dem BAFTA Award honorierten Serie verantwortlich zeichnete, widmete sich nun auch deren filmischer Modernisierung. Campbell erntete nach den Regiearbeiten an Filmen wie «Vertical Limit» (2000) und den beiden «Zorro»-Filmen (1998 und 2005) mit Antonio Banderas vor allem viel Lob für die Inszenierung des James-Bond-Neustarts «Casino Royale» (2006). Aufgrund jenes Actionthrillers gehört er bis heute zu den wenigen Regisseuren, die mehr als einen Einsatz des berühmten britischen Spions realisierten, saß er doch zuvor auch schon bei Pierce Brosnans erstem Bondauftritt «Goldeneye» (1995) auf dem Regiestuhl. Gerade dank der packenden, im Vergleich zu «96 Hours» oder «Gesetz der Rache» jedoch wohl um einiges ruhigeren Machart Martin Campbells, dürfte «Auftrag Rache» nicht nur für Mel-Gibson-Fans einen Blick wert sein.
OT: «Edge of Darkness» von Martin Campbell; mit Mel Gibson, Ray Winstone, Danny Huston, Bojana Novakovic und Jay O. Sanders.
«Ausnahmesituation»
Auch Harrison Ford ist vor der Kamera längst nicht mehr so präsent wie er es einst war. Neben seinen Auftritten in dem durchschnittlichen Thriller «Firewall» (2006) und dem an den Kinos völlig untergegangenen Drama «Crossing Over» (2009) ist er in den letzten Jahren lediglich durch die Rückkehr zu seiner Paraderolle als peitscheschwingender Abenteurer im enttäuschenden, aber überaus erfolgreichen vierten Teil der
populären «Indiana Jones»-Reihe aufgefallen. Bevor es für ihn dann noch in diesem Jahr mit der Komödie «Morning Glory» und voraussichtlich 2012 mit «Indiana Jones 5» weitergeht, versucht sich der mittlerweile 67-Jährige mit «Ausnahmesituation» erneut an einem Drama.
Ausgehend von dem wahre Begebenheiten verarbeitenden nichtfiktionalen Buch «The Cure» der Journalistin Geeta Anand, schildert Regisseur Tom Vaughan («Love Vegas») darin den Kampf des Familienvaters John Crowley (Brendan Fraser) um das Leben seiner zwei jüngsten Kinder, die beide an einer seltenen und tödlichen Erbkrankheit leiden. Dabei erfährt er bald von der Arbeit eines gewissen Dr. Robert Stonehill (Harrison Ford), der an einem wirksamen Medikament gegen die bisher unheilbare Stoffwechselerkrankung forscht. Von neuer Hoffnung erfüllt, macht sich Crowley daran, den exzentrischen Mediziner finanziell zu unterstützen, doch ist ihr gemeinsames Unterfangen ein Rennen gegen die Zeit und die bald aufkeimenden vehementen Widerstände aus der Pharmaindustrie.
OT: «Extraordinary Measures» von Tom Vaughan; mit Harrison Ford, Brendan Fraser, Keri Russell, Meredith Droeger und Jared Harris.
«Jerry Cotton»
Mehr als 50 Jahre hat der einst von dem deutschen Waschmittelvertreter Delfried Kaufmann erfundene Jerry Cotton bereits auf dem Buckel. In von insgesamt mehr als 100 Autoren verfassten und europaweit über eine Milliarde mal abgesetzten Groschenromanen ermittelte der smarte New Yorker FBI-Agent mehrere Jahre lang überaus erfolgreich. Die enorme Beliebtheit, welche die wöchentlich erschienenen Ausgaben vor allem im deutschen Raum genossen, gipfelte in eine Reihe von Verfilmungen, die bereits zwischen 1965 und 1969 entstanden sind und in denen der US-Amerikaner George Nader die Titelrolle übernahm.
An diese Adaptionen knüpft nun gut 40 Jahre später das Regieduo Cyrill Boss und Philipp Stennert an, das sich schon mit der Fortsetzung zur Edgar-Wallace-Persiflage «Der WiXXer» im Comedyfach etablierte. Als Hauptdarsteller ihrer Actionkomödie konnte Komiker Christian Tramitz («Der Schuh des Manitu») gewonnen werden, der schon im Trailer eine erstaunlich gute Figur als adretter FBI-Ermittler macht. Ihm zur Seite gestellt wird Schauspieler Christian Ulmen («Herr Lehmann»), der Cottons altklugen und unerfahrenen neuen Partner Phil Decker verkörpert. Bei den Nachforschungen zum Mord an einem Gangsterboss (Moritz Bleibtreu) kriegen es die beiden mit der Verbrecherbande um den einarmigen und einäugigen Klaus Schmidt (Heino Ferch) zu tun. Zu dieser gehört auch die spanische Tänzerin Malena (Monica Cruz, Schwester von Penélope Cruz), die jedoch scheinbar dazu bereit ist, dem ungleichen Ermittlerduo zu helfen. Ob es der Krimikomödie dabei gelingt, den Geist der Vorlage einigermaßen auf die Leinwand zu transportieren und die Balance zwischen Parodie und Hommage zu halten, lesen Sie am Freitag in der Quotenmeter-Kritik.
OT: «Jerry Cotton» von Cyrill Boss & Philipp Stennert; mit Christian Tramitz, Christian Ulmen, Monica Cruz, Christiane Paul und Heino Ferch.
Mel Gibsons Comeback, Dr. Harrison Ford, antike Wissenschaft, eine deutsche Krimikomödie und drei Jahre alter Horror.
«Agora - Die Säulen des Himmels»
Zurzeit erleben Geschichten, die auf irgendeine Weise in der Antike verwurzelt sind, eine kleine Renaissance im Kino. Während sich groß angelegte Blockbuster wie die Jugendbuchverfilmung «Percy Jackson - Diebe im Olymp» oder das am 8. April in den Kinos anlaufende Fantasyremake «Kampf der Titanen» vor allem der damaligen, respektive der griechischen Sagenwelt widmen, rückt der chilenisch-
spanische Regisseur Alejandro Amenábar («The Others», «Das Meer in mir») tatsächliche Begebenheiten in den Mittelpunkt. Erzählt wird vom in wenig verlässlichen Quellen überlieferten Leben und Wirken der Mathematikerin, Astronomin und Philosophin Hypatia von Alexandria, gespielt von Oscarpreisträgerin Rachel Weisz («Die Mumie», «Der ewige Gärtner»).
Als selbstbewusste Frau in einer vor allem von Männern dominierten Welt, sieht diese sich mit ihren fortschrittlichen wissenschaftlichen Theorien bald mit der ablehnenden Haltung des im zerfallenden römischen Reich aufblühenden Christentums konfrontiert. Bereits die ersten Bilder zu «Agora» zeigen, dass der talentierte, zuvor vor allem durch kleinere Genrefilme bekannt gewordene Regisseur und Autor Amenábar mit seinem neuesten Werk Großes vorhatte. Ob er das bereits mehrfach mit dem spanischen Filmpreis Goya ausgezeichnete Historienepos «Agora» auch wirklich mit genügend Leben füllen konnte, zeigt sich ab Donnerstag in den deutschen Kinos.
OT: «Agora» von Alejandro Amenábar; mit Rachel Weisz, Max Minghella, Oscar Isaac, Ashraf Barhom und Michael Lonsdale.
«Fall 39»
Nach seinem viel beachteten Psychoschocker «Antikörper» war der Versuch des deutschen Regisseurs und Drehbuchautors Christian Alvart, auch in Hollywood fußzufassen, bisher von nicht allzu viel Erfolg gekrönt. Sein erstes, in den Lichtspielhäusern angelaufenes und unter amerikanischer Beteiligung entstandenes Werk war der Science-Fiction-Horror-Film «Pandorum», der im letzten Jahr an den Kinokassen komplett baden ging. Sein eigentliches Hollywood-Debüt stellt jedoch der Horrorthriller «Fall 39» dar, welcher bereits Ende 2006 entstanden ist, nach zahlreichen Verschiebungen aber erst diesen März in den deutschen und den amerikanischen Kinos startet.
Im Zentrum des Films steht die Sozialarbeiterin Emily Jenkins (Renée Zellweger), die aufgrund eines Missbrauchsverdachts das Leben der Familie der jungen Lilith (Jodelle Ferland) untersucht. Und tatsächlich kann sie das zehnjährige Mädchen gerade noch retten, als dessen Eltern versuchen, es brutal zu ermorden. Um sich ausreichend um die traumatisierte Lilith kümmern zu können, nimmt Emily sie kurz darauf mit zu sich nach Hause. Doch schon bald kommt es zu einigen merkwürdigen Vorkommnissen und es zeichnet sich so langsam ab, was die Eltern des schüchternen Kindes zu ihrer Tat motiviert haben könnte.
Bei den Kritikern fiel «Fall 39» aufgrund allzu willkürlich aneinandergereihter und wenig origineller Schockeffekte komplett durch. Daher sollten selbst Fans des atmosphärisch dichten und beklemmenden «Antikörper» wohl zweimal überlegen, ob sie sich auf Christian Alvarts „neuen“ Film einlassen. Zumindest ist der Horrorthriller eine Gelegenheit, sich von den Fähigkeiten des US-amerikanischen Schauspielers Ian McShane zu überzeugen, der dort den Polizisten Mike Barron verkörpert und im nächsten «Fluch der Karibik»-Abenteuer als Bösewicht Blackbeard auftreten wird.
OT: «Case 39» von Christian Alvart; mit Renée Zellweger, Jodelle Ferland, Bradley Cooper, Ian McShane und Callum Keith Rennie.