Popcorn und Rollenwechsel: Wildnis Kinosaal
Der Kinosaal ähnelt manchmal einem Dschungel. Quotenmeter.de schickte seinen Filmkolumnisten in diese Wildnis und stieß dabei auf sensationelle Entdeckungen.
Die rätselhafte Wildnis eines Kinosaals: Angelockt vom faszinierenden Bilderspiel auf der Leinwand treiben sich unter dem schützenden Mantel der Dunkelheit die unterschiedlichsten Wesen herum. Fallen wir heute einmal aus der Reihe und widmen unsere Aufmerksamkeit nicht etwa dem bunten Leinwandgeschehen, sondern den besagten kauzigen Kreaturen und ihrem kuriosen Treiben.
Am weitesten verbreitet ist der gemeine Popcorn-Mampfer, ein friedliches Geschöpf, welches niemandem Leid zufügen möchte und sich der von ihm ausgelösten, unausstehlichen Geräuschkulisse gar nicht bewusst ist. Die Evolution bescherte dem gemeinen Popcorn-Mampfer in den letzten Jahren einen engen Verwandten, den neckischen Nacho-Nascher, der sich seiner Wirkung auf seine Umwelt gleichermaßen unbewusst ist. Zusätzlich zu den Ohren betäubenden Lauten, die der neckische Nacho-Nascher von sich gibt, provoziert er aufgrund seiner Nahrungswahl zudem einen penetranten Geruch. Glücklicherweise ist der neckische Nacho-Nascher in hiesigen Gefilden noch nicht so weit verbreitet wie der gemeine Popcorn-Mampfer.
Ein weiteres, sehr nahrungsorientiertes Wesen das man im Kino antrifft, ist der emsige Eisverkäufer. Diesem begegnet man vornehmlich in großen Multiplexen, und auch dort nur im Vorfeld von Vorstellungen, bei denen man es nicht abwarten kann, bis der Film losgeht. Anders als beim neckischen Nacho-Nascher oder dem gemeinen Popcorn-Mampfer ist sich die Forschung bis heute uneinig darüber, ob es sich beim emsigen Eisverkäufer um eine hinterlistige Kreatur handelt, die unbescholtene Kinobesucher verärgern möchte, oder ob sie ein Opfer der Wirtschaftslage ist und sich gänzlich ohne böse Hintergedanken ein paar Euro dazuverdienen möchte. Bösartige Absichten kann man dem schneidigen Spoiler-Schwachmaten definitiv nicht absprechen. Früher vermutete die Forschung, dass der schneidige Spoiler-Schwachmat ein Opfer seines großen Mitteilungsbedürfnisses ist und all sein zuvor angesammeltes Wissen über den derzeit laufenden Film in die Welt hinausposaunen muss. Mittlerweile hingegen wissen wir, dass der schneidige Spoiler-Schwachmat sehr wohl weiß, dass er allen Anwesenden die Spannung verdirbt, wenn er seiner Umgebung mitteilt, wie ein Film weiterverläuft. Es interessiert ihn nur nicht. Sein ausgeprägtes Ego macht diesen Egozentriker zu einer unbelehrbaren Art. Wer versucht den schneidigen Spoiler-Schwachmaten diplomatisch in seine Grenzen einzuweisen, der wird im besten Fall böse angerotzt. Denn wenn der schneidige Spoiler-Schwachmat weiß wie der Film ausgeht, dann hat der Rest des Saals es gefälligst auch zu wissen. So zumindest seine Meinung.
Ähnlich gefürchtet wie der schneidige Spoiler-Schwachmaten ist der unverschämte Ungeduschte, der sich durch die warm-nassen Wasserfälle kennzeichnet, die sich unter seinen Achseln bilden und von seiner Stirn tropfen. In seiner Nähe können sich sogar neckische Nacho-Nascher unbemerkt aufhalten, da der unverschämte Ungeduschte mit seinem Eigengeruch nicht nur den Duft der Nachos überdeckt, sondern mit seiner keuchenden Schnappatmung auch die Geräuschkulisse des neckischen Nacho-Naschers in den Schatten stellt. Der unverschämte Ungeduschte wird üblicherweise von allen Kinobesuchern gehasst, für ihn gefährliche Arten konnten bislang allerdings nicht entdeckt werden. Er ist deswegen der ungewollte König des Kinodschungels. Nur eine Sorte von Kinogängern mag ihn: Der Liebhaber des salzigen Popcorns. Einfach die gesamte Werbung über das Popcorn neben den unverschämten Ungeduschten gestellt, und schon ist die süße Nascherei gesalzen.
Die gesundheitlichen Nebenwirkungen dieses Vorgehens, die an dieser Stelle wohl kaum erläutert werden müssen, sind vermutlich auch die Ursache dafür, dass der Liebhaber des salzigen Popcorns in hiesigen Gefilden vom Aussterben bedroht ist.
Wenn Sie also das nächste Mal ins Kino gehen: Nehmen Sie einen Salzstreuer mit. Sie retten damit vielleicht jemandem das Leben!