Paul Greengrass in der grünen Zone und Erzengel Michael in der Wüste. The Rock als Zahnfee sowie Robert De Niro auf Reisen: Quotenmeter.de mit den Kinostarts der Woche.
«Everybody's Fine»
«Stanno tutti bene» feierte seine Premiere im Jahre 1990 - In Szene gesetzt wurde es von Giuseppe Tornatore, der zudem am Schreibprozess des Drehbuches beteiligt war. Ennio Morricone zeichnete sich bereits im Rahmen des bekanntesten Werkes des italienischen Regisseurs, «Nuovo Cinema Paradiso» (1989), für die musikalische Untermalung verantwortlich und übernahm eben jene Aufgabe auch bei darauffolgenden Filmen. Der inzwischen dahingeschiedene Marcello Mastroianni verkörperte Matteo Scuro, der nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau den Kontakt zu seinem Nachwuchs verliert, weshalb er die Entscheidung trifft, die nach berühmten Opern-Figuren benannten fünf Kinder zu besuchen. In Kirk Jones Remake entschied man sich allerdings, keine der zuletzt genannten Vorgaben zu übernehmen: Frank Goode, dargestellt von Robert De Niro, ist lediglich vierfacher Vater, wobei bereits seine erste Haltestelle vor dem Atelier des Sohnes David als Misserfolg gewertet werden kann, denn dieser ist schlicht und einfach nicht vor Ort. Auch der Enthusiasmus von Amy (Kate Beckinsale), Robert (Sam Rockwell) und Rosie (Drew Barrymore) hält sich deutlich in Grenzen, versuchen sie doch seit Jahren, ihr Privatleben vor dem eigenen Erzeuger zu bewahren. Frank gedenkt, die Sichtweise der Kinder in ein neues Licht zu rücken, muss jedoch feststellen, dass sie alle ein dunkles Geheimnis besitzen.
Der Brite Kirk Jones hatte sich mit der unbefangenen Komödie «Lang lebe Ned Devine!» durchaus sicheren Stand im Filmgeschäft verschafft. «Eine zauberhafte Nanny», dessen Skript von Hauptdarstellerin Emma Thompson stammt (Eine Forsetzung gibt es in diesem Jahr), bot im Gegensatz dazu weniger Unterhaltungswert, spricht aber verständlicherweise eine differenzierte Zielgruppe an. Ob man mit «Everbody's Fine» hierzulande punkten kann, wird sich zeigen müssen – einen fantastischen Protagonisten hat man in De Niro aber gefunden; seine Performance wird das Uhrwerk zweifellos am Laufen halten. Eine Notiz am Rande: Der zum Film gehörende Song “(I Want to) Come Home” von Paul McCartney enstand, da der ursprüngliche Trailer, unterlegt mit dem Lied “Let it be”, den ehemaligen Beatle inspirierte. Im Rennen um den Golden Globe musste er sich “The Weary Kind” aus «Crazy Heart» geschlagen geben.
OT: «Everybody's Fine» von Kirk Jones; mit Robert De Niro, Kate Beckinsale, Sam Rockwell, Drew Barrymore, Katherine Moenning und Melissa Leo.
«Zahnfee auf Bewährung»
Flex Kavana. Rocky Maivia. The Rock. Titel, mit denen er Titel errang: Dwayne Johnson machte als professioneller Wrestler im Ring Karriere, 2004 bestritt der Hühne samoanischer Herkunft seinen letzten von medialem Echo begleiteten Kampf. Erfahrungen im Business des amerikanischen Fernsehens sammelte er mit Gastauftritten innerhalb der Serien «Raumschiff Voyager» und «Die wilden Siebziger» zu Beginn des neuen Jahrtausends. Nur wenige Zeit später folgte der mutige Sprung auf die große Leinwand. In der Rolle des Mathyus innerhalb des «Die Mumie kehrt zurück»-Ablegers «The Scorpion King» machte Johnson eine durch und durch gute Figur. Auch die Engagements in Filmen wie «Welcome to the Jungle» und «Walking Tall» erforderten weder einen Charakterdarsteller, noch gewannen sie aus Sicht des Inhaltes an Gewicht, doch das erwartungsvolle Publikum wurde immerhin zu keinem Zeitpunkt enttäuscht. Anschließend folgten Rollen in Richard Kellys ambitioniertem, aber stark kritisiertem «Southland Tales» und «Spiel auf Bewährung». Mithilfe von «Get Smart» und vor allem «Daddy ohne Plan» zeichneten sich daraufhin neue Linien am Horizont ab. Sowohl die Prämisse, als auch der Trailer zu «Tooth Fairy», hierzulande «Zahnfee auf Bewährung» getauft, machen deutlich, das man dem eingeschlagenen Weg folgt: Harte Gegenstände in den Genitalien und Happy End - das zukünftige Kino der Vergangenheit.
Derek Thompson alias “Die Zahnfee” ist ein überaus erfolgreicher und kompromissloser Ice Hockey-Spieler, der durch seine Blasphemie in eine neuartige, zauberhafte Welt befördert wird und fortan eine gewisse Zeitspanne den Alltag einer realen Zahnfee bestreiten muss, um in sein altes Leben zurückkehren zu können. Selbstverständlich geht dies mit einigen Problemen wie etwa dem Wachsen von Flügeln und dem Schrumpfen auf Miniaturgröße einher. Michael Lembeck führte bisher Regie bei insgesamt 21 Episoden der Serie «Friends» und dem zweiten sowie dritten Teil der Santa Clause»-Trilogie mit Tim Allen in der Hauptrolle. An Erfahrung sollte es auf komödiantischem Gebiet demnach nicht mangeln. Zu Erwarten ist solide, vorhersehbare Kost für das jüngere Publikum. Das Einspielergebnis kann sich bisher jedenfalls sehen lassen: Bei einem Budget von etwa 48 Millionen Dollar generierte «Tooth Fairy» mehr als 94 Millionen.
OT: «Tooth Fairy» von Michael Lembeck; mit Dwayne Johnson, Ashley Judd, Stephen Merchant, Julie Andrews, Billy Crystal und Seth MacFarlane.
«Green Zone»
Offiziell lautet ihr Name “Internationale Zone”: Im April 2003 wurde das betreffende Areal innerhalb Bagdads von US-Truppen eingenommen und diente im Folgenden als Sitz der irakischen Übergangsregierung. Heute findet man in der 10 km² umfassenden Zone die amerikanische und britische Botschaft. Inspiriert von Rajiv Chandrasekarans Buch «Imperial Life in the Emerald City» verfasste Regisseur Paul Greengrass ein Skript, das eigentlich von Theater-Fachgröße Tom Stoppard ausgearbeitet werden sollte. Die fehlende Zeit machte den beiden jedoch einen Strich durch die Rechnung, weshalb Brian Helgeland (Oscar-nominiert für «Mystic River»), der gemeinsam mit Tony Gilroy das Drehbuch zu «Die Bourne Verschwörung» verfasste, Stoppard ersetzte. Entstanden ist ein bei Idealisten umstrittener Politthriller, der das Regierungssystem erfolgreich mit Action verknüpft. Der Engländer Greengrass zeigte bereits mit der bekannten «Bourne»-Trilogie das Talent für diese brisante Mischung. Auch in «Green Zone» übernimmt Matt Damon die Hauptrolle: Roy Miller und viele weitere Soldaten verlassen auf Befehl des Präsidenten die Green Zone, um Massenvernichtungswaffen sicher zu stellen, müssen allerdings feststellen, dass diese überhaupt nicht existieren. Miller wähnt sich wider Willen Teil einer Verschwörung zu sein und betreibt Nachforschungen. Dem in das Lügengeflech verstrickte Politiker Clark Poundston scheint dieser Ehrgeiz ebenso wenig zu gefallen wie seinen mutmaßlich verbündeten Kriegsverbrechern und Terroristen.
Damon und Greengrass bilden ohne Zweifel ein unschlagbares Team. Mit den drei Filmen über Jason Bourne alias David Webb boten sie durchgehend immense Unterhaltung und entschieden sich nun vor Kurzem richtig, das kreierte Ende unangetastet, demnach einen vierten Teil ruhen zu lassen. Auch der restliche Cast des neuen Werkes ist überaus ansehnlich: Unter anderem sind Amy Ryan, Brendan Gleeson, Greg Kinnear und Yigal Naor zu sehen. Letztgenannter porträtierte Saddam Hussein in der vierteiligen HBO-Miniserie «House of Saddam», die Ende März ein weiteres Mal auf Fox wiederholt wird. Ob Quotenmeter.de-Redakteur Sidney Schering den Gang in das Filmtheather des Vertrauens empfiehlt, lesen Sie am Freitag in unserer Kinokritik. Im Gegensatz zu den anderen Filmen startete «Green Zone» übrigens erst am vergangenen Freitag in den amerikanischen Kinos.
OT: «Green Zone» von Paul Greengrass; mit Matt Damon, Amy Ryan, Brendan Gleeson, Greg Kinnear, Yigal Naor und Jason Isaacs.
«Legion»
Eine gewisse Ironie lässt sich kaum leugen: Nach all den Jahren, in denen ein womöglich existierender Gott Krieg und Zwiespalt unter den Menschen säte, hat eben diese höhere Macht nun den Glauben in die eigene Schöpfung verloren. Als dies zuletzt geschah, wurde die Sintflut geschickt. Doch nun soll es keine Arche geben, Engel sollen die Menschheit ohne Vorbehalt vernichten. Erzengel Michael (Paul Bettany) verschanzt sich in einem Diner inmitten der Wüste New Mexicos, um die letzte Hoffnung, das ungeborenes Kind einer Bedienung (Adrianne Palicki), zu beschützen. Dem Eigentümer Bob Hanson (Dennis Quaid) behagt der übernatürliche Gast jedoch weniger.
Peter Schink hat in der Vergangenheit als Editor, Produzent und Second Unit Direcotor gearbeitet. Mit dem Screenplay zu «Gotham Cafe», basierend auf Stephen Kings Kurzgeschichte, betätigte er sich das erste Mal als Autor. Sein Drehbuch «Legion» wurde allerdings von Regisseur Scott Stewart in größerem Rahmen überarbeitet. Stewart selbst schuf sich bis zuletzt als Special Effects-Designer einen Namen, unter anderem «Iron Man» und dessen Fortsetzung sowie «Sin City» und «Grindhouse» zählen zu seinen früheren Aufträgen. «Legion» hat zwar eine respektable Besetzung, aber auch einen zutiefst ehrlichen Trailer: Unfreiwillige Komik ist hier das Stichwort. Eine alte Dame klettert unförmig eine Wand hinauf, eine dämonische Gestalt öffnet den Mund über einen Meter – Geradezu lächerlich wirkende Szenen. Dennoch dürfte sich das Schauspiel kurzweilig und actionintensiv gestalten. Hauptdarsteller Betanny und Stewart haben sich offensichtlich gut verstanden – mit «Priest» steht bereits ein weiterer Film, angesiedelt im neuartigen Western-Vampir-Genre, in den Startlöchern.
OT: «Legion» von Scott Steward; mit Paul Betanny, Dennis Quaid, Adrianne Palicki, Tyrese Gibson, Lucas Black und Kate Walsh.