Beliebte US-Serien am Abgrund

«24», «Cold Case», «Heroes»: Die Zukunft zahlreicher beliebter Serien hängt am seidenen Faden. Wie stehen die Chancen auf einen neue Staffel und welchen Serien droht im Mai die Absetzung?

Die TV-Saison in den Vereinigten Staaten geht langsam in den Schlussspurt und für zahlreiche Serienfans beginnt die Zeit des großen Zitterns. Nur noch knapp zwei Monate, dann finden die Upfront-Präsentationen der großen Sender statt. NBC wird am 17. Mai als erstes Network seinen Werbekunden das neue Programm für den kommenden Herbst präsentieren, die anderen Networks ziehen in den darauffolgenden Tagen nach. Bis dahin müssen alle Entscheidungen gefallen sein über Wohl und Wehe der aktuellen Serien und der neuen Projekten.

Besonders auffällig ist in diesem Jahr, dass zahlreiche Serien bereits weit im Voraus verlängert wurden. ABC hat bereits seinem neuen mittwöchigen Comedyblock bestehend aus «The Middle», «Modern Family» und «Cougar Town» grünes Licht für das nächste Jahr gegeben, auch NBC hat seine Sitcoms bereits verlängert und The CW beinahe das gesamte Seriensortiment. Selbst «Fringe», das lange Zeit als Sorgenkind und Absetzungskandidat im Programm von FOX gehandelt wurde, hat bereits die Bestellung einer weiteren Staffel erhalten. Mit so vielen verlängerten Formaten und weiteren Serien wie «House» oder «NCIS», deren Verlängerung reine Formsache ist, steigt natürlich der Druck auf die verbliebenen Wackelkandidaten, unter denen sich auch einige langgediente und auch in Deutschland beliebte Formate befinden. Quotenmeter.de gibt einen Überblick über die Serien, der Schicksal noch in der Schwebe ist und gibt Aussichten, mit welchem Ergebnis bei den Upfronts zu rechnen ist.

ABC
Als größter Wackelkandidat im Programm von ABC ist derzeit «FlashForward» anzusehen. Die Serie, die mit dem Anspruch gestartet wurde, ein würdiger Nachfolger der mit der aktuellen Staffel auslaufenden Hitserie «Lost» zu werden, konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Nach solidem Start fielen die Quoten schnell auf ein durchwachsenes Niveau. Daran änderte sich auch nichts, als die Serie vergangene Woche aus einer gut dreimonatigen Pause zurückkehrte. Eine zweimalige Kürzung der Episodenbestellung von 25 auf nun 22 Episoden sowie bereits zwei Wechsel in der kreativen Führung der Serie zeigen, dass das Vertrauen des Senders in sein Prestige-Projekt nicht grenzenlos ist. Ein Pitch der Produzenten für die zweite Staffel soll beim Sender gut angekommen sein - ob man mit der Hoffnung auf eine gute zweite Staffel über die miesen Ergebnisse der ersten hinwegsieht ist allerdings zweifelhaft.

Eng verknüpft ist «FlashForward»s Schicksal mit dem von «V», der Neuauflage der Miniserie von 1983 - ein weiteres teures Projekt, das ABC im vergangenen Herbst auf Sendung schickte, das sich allerdings noch immer in einer seit November andauernden Pause befindet. Obwohl die Resultate der vier damals ausgestrahlten Folgen mit durchschnittlich 12,9 Millionen Zuschauern tadellos waren und der gewohnte anfängliche Abwärtstrend in der letzten Folge aufgehalten schien, bleibt abzuwarten, wie sich die Werte in den ausstehenden Folgen entwickeln. Floppt «V» doch noch, dann wäre «FlashForward» auch mit mittelmäßigen Quoten zu verlängern womöglich von geringerem Risiko.

Fans der Comedyserie «Scrubs» müssen sich von ihrer mittlerweile stark umgestalteten Lieblingsserie nach neun Jahren verabschieden. Zwar ist die Serie bislang nicht offiziell eingestellt worden, J.D.-Darsteller Zach Braff bestätigte aber unlängst das Ende der Comedy, die ein Wunder nötig gehabt hätte. Nach der kräftigen Umstrukturierung verlor die ohnehin quotenschwache Serie weiter an Publikum, wurde auf schwierigen Sendeplätzen und teilweise in Doppelfolgen geradezu weggesendet. Weitere Serien, die noch auf der Kippe stehen, sind «Castle», das dank guter Werte in den letzten Wochen die Nase im Mai vorne haben dürfte, sowie die klaren Absetzungskandidaten «Better Off Ted», «The Deep End» und «The Forgotten». Bereits im Laufe der Saison abgesetzt wurden «Ugly Betty», «Hank» sowie «Eastwick».

CBS
Krimiserien auf CBS haben sich als in der Regel relativ langlebig erwiesen. Somit muss man sich, ist die Zeit dann doch gekommen, aber von wirklich langjährigen TV-Gefährten verabschieden. Das Schicksal, das im letzten Jahr «Without A Trace» ereilte, könnte dieses Mal «Cold Case» zuteil werden, das damals noch den Vorzug erhielt. Auf dem neuen Sendeplatz am Sonntag konnte «Cold Case» überhaupt nicht mehr überzeugen. Einzige Rettung wäre wohl eine Verlegung auf den quotenschwachen Freitag, dafür aber ist die Serie zu teuer und der aktuelle Platzhalter in nicht bedeutend schwächerer Form, als dass der Austausch für CBS zu einem Vorteil würde.

Schwächstes Glied im Freitagsprogramm ist derzeit «Numb3rs», dessen Absetzung als sicher betrachtet werden kann. Die aktuell laufende sechste Staffel der Serie, die in Deutschland auf ProSieben, Sat.1 und kabel eins zu sehen war bzw. ist, wurde frühzeitig von 22 auf 16 Episoden gekürzt, beide Hauptdarsteller Rob Morrow und David Krumholtz haben bereits Rollen in neuen Serienprojekten erhalten. Somit dürfte die Absetzung intern bereits als beschlossen gelten.

Damit nimmt «Numb3rs» etwas Last von den Schultern von «Medium» und «Ghost Whisperer», die sich am selben Abend immerhin noch ein bisschen besser schlagen und somit gute Chancen auf jeweils eine weitere Staffel haben sollten. Unter den Sitcoms «New Adventures of Old Christine», «Gary Unmarried» und dem erst diese Saison gestarteten «Accidentally On Purpose» wird es vermutlich mindestens einen Verlierer geben, damit CBS Sendeplatz für neue Comedy-Projekte frei hat. Bereits vor Monaten abgesetzt wurde das Transplantationsdrama «Three Rivers».

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«24», «Cold Case», «Heroes»: Die Zukunft zahlreicher beliebter Serien hängt am seidenen Faden. Wie stehen die Chancen auf einen neue Staffel und welchen Serien droht im Mai die Absetzung?

FOX
Wird es einen neunten Tag für Jack Bauer geben? Die Zukunft der Echtzeitserie «24» ist wohl eines der heißesten Themen der diesjährigen Upfronts-Phase. Zwar kommt «24» mit durchschnittlich 11,5 Millionen Zuschauern noch immer auf solide Werte, die steigenden Kosten machen der Serie allerdings zu schaffen, sodass bereits seit Wochen die Beendigung der Kultserie im Raum steht, an die überdies noch ein Kinofilm anschließen soll. Während nach jüngsten Berichten Jack Bauers Tage auf FOX gezählt sein sollen, hat NBC Interesse an einer Übernahme bekundet. Konkrete Aussagen über die Zukunft von «24» werden seit Tagen erwartet, blieben bislang aber aus. Wie es für «24» auch weitergeht, ein Wechsel zu NBC dürfte die unwahrscheinlichste Variante sein.

Auch die Zukunft des in Deutschland gerade erst erfolgreich gestarteten «Lie To Me» hängt noch am seidenen Faden. Seit die Einschaltquoten Mitte der ersten Staffel deutlich nachgaben, trat keine Besserung mehr ein, die zweite Staffel ging im Dezember mit unbefriedigenden Werten in die Pause. Problematisch: «Lie To Me» kehrt erst im Juni mit neuen Folgen zurück, wenn alle Entscheidungen bereits gefallen sind. Eine Chance, sich vorab noch einmal zu beweisen hat die Serie also nicht.

Als FOX-Serie mit den schlechtesten Quoten steht «'Til Death», das in Deutschland als «Ehe ist ...» lief, bereits mit beiden Beinen im Aus. Eine SItuation, die die Sitcom mittlerweile gewohnt ist. Dass FOX die neuen Episoden teils in Doppelfolgen verpulverte, sollte aber als Indiz reichen, dass dieses Mal endgültig Schluss ist. Auch die Zukunft der Comicadaption «Human Target» und der Comedyserie «Sons Of Tucson» ist noch offen, wobei erstere klar bessere Chancen hat. «Brothers» ist quasi abgesetzt, die Einstellung von «Dollhouse» und «Past Life» ist bereits offiziell.

NBC
Mit großen Problemen hatte sich in diesem Jahr NBC herumzuschlagen, die auch einen deutlichen Einfluss auf die Verlängerungen und Absetzungen der Serien des Networks haben werden. Mit der Absetzung der «Jay Leno Show», die unter der Woche gleich fünf Sendeplätze belegte, wurde sehr viel Platz im Programmplan frei, den es nun wieder zu füllen gilt. Dadurch könnte sich quotenschwachen Serien eine einmalige Chance eröffnen, insbesondere «Chuck». Dessen Quoten sind auch in diesem Jahr nicht das Gelbe vom Ei, beachtet man aber die Tatsache, dass NBC viele Serien braucht und in letzter Zeit alles andere als ein glückliches Händchen bei der Etablierung neuer Formate bewies, ist eine erneute Verlängerung von «Chuck» im Mai nicht unwahrscheinlich. Zum Verhängnis werden könnten der Serie aber die in den letzten beiden Wochen äußerst schwachen Quoten.

Etwas anders stellt sich die Situation für «Heroes» dar, das seinen Quotenfall auch in diesem Jahr ungebremst fortsetzte, in den letzten Wochen seiner bereits abgeschlossenen vierten Staffel oftmals ein katastrophales Quotenniveau aufwies und im Schnitt gerade mal noch 6,5 Millionen Zuschauer erreichte. Da «Heroes» zudem teuer zu produzieren ist, dürfte das letzte Stündlein der Superhelden geschlagen haben.

Ganz oben auf der Liste der gefährdeten NBC-Serien stehen indes die beiden neuen Medical-Serien «Mercy» und «Trauma», die beim Publikum durchfielen und wohl nur aufgrund des plötzlichen Bedarfs an Sendematerial bis zum Schluss der Saison mitgeschleift wurden, denn als einziges der großen Networks setzte NBC dieses Mal keine Serie in der laufenden Staffel ab. Für beide dürfte nach der ersten dennoch Schluss sein.

The CW
Nur noch drei Serien befinden sich in der Schwebe beim teenieaffinen kleinsten Network The CW, nachdem zahlreiche Shows bereits frühzeitig verlängert wurden. Düster sieht es aus für «Melrose Place», die Neuauflage der Soap aus den 90ern, die gemeinsam mit dem ein Jahr zuvor neu gestarteten «90210» für hohe Zuschauerzahlen sorgen sollte. Als derzeit mit Abstand schwächste CW-Serie ist das Aus am Ende der Saison gewiss, sie kam zuletzt nur noch auf einen halben Prozent Marktanteil. Daran konnte auch die Rückkehr von Heather Locklear nichts mehr ändern.

Ungewiss ist hingegen die Zukunft von «One Tree Hill», das sich derzeit in der siebten Staffel befindet und entsprechend hohe Produktions- und Darstellerkosten mit sich bringt. Dem gegenüber steht der Neustart «Life Unexpected», dessen Quoten sich auf einem ähnlichen Niveau bewegen - beide Serien kommen im Schnitt auf etwa 2,3 Millionen Zuschauer. Auch wenn der Verlängerung von «One Tree Hill», das in Deutschland derzeit auf VOX läuft, nur noch vertragliche Details im Wege stehen sollen, so scheint das kostengünstigere und von Kritikern gelobte «Life Unexpected» eigentlich die bessere Alternative zu sein. Bereits offiziell abgesetzt wurde «The Beautiful Life», bei dem The CW im Herbst bereits nach nur zwei Folgen den Stecker zog.
25.03.2010 09:50 Uhr  •  Stefan Tewes Kurz-URL: qmde.de/40946