Die Kritiker: «Mankells Wallander: Die Schuld»

Inhalt:
Albin Landberg verschwindet wie vom Erdboden aus dem Spielplatzbereich des Kindergartens, der zu diesem Zeitpunkt unter der Aufsicht Rebecka Odelmans steht. Nach der obligatorischem Vernehmung, nimmt sich diese unerwartet eine Auszeit und verreist. Unterdessen schließen Kurt Wallander und seine Ermittlungsbehörde eine Entführung oder ein Mordelikt nicht länger aus. In Verdacht gerät der aktenkundige Pädophile Greger Frankman, der erst vor Kurzem aus der Vollzugsanstalt entlassen wurde und sich nun einer psychologischen Behandlung unterziehen muss. Durch die Unachtsamkeit Martinssons, der fest von der Schuld Frankmans überzeugt ist, fällt das Scheinwerferlicht auf dessen unrühmliche Vergangenheit.

Die Bürger Ystads machen keinen Hehl aus ihren Gefühlen und ziehen in einen Feldzug, dem eine unschuldige Person zum Opfer fällt. Wallander selbst wähnt die Lösung des Falles in einer anderen Richtung. Während es zwischen ihm und der neuen Staatsanwältin Katarina Ahlsell zu funken scheint, macht die Gerichtsmedizin eine unheilvolle Entdeckung, die die Frage aufwirft, ob Albins Adoptiveltern den Tod des Jungen im Sinn hatten. Doch wie passt Rebeckas überstürzte Reaktion in das Bild?

Darsteller:
Krister Henriksson («Die Treulosen») ist Kurt Wallander
Lena Endre («Verdammnis») ist Katarina Ahlsell
Stina Ekblad («Gossip») ist Karin Linder
Mats Bergman («Fanny und Alexander») ist Nyberg
Douglas Johansson («Die Rache des Tanzlehrers») ist Martinsson
Nina Zanjani («Farsan») ist Isabelle
Sverrir Gudnason («6 Points») ist Pontus
Jan Mybrand («Selma und Johanna») ist Greger Frankman
Wallis Grahn («Eva und Adam») ist Signe Frankman
Tanja Lorentzon («Verdammnis») ist Helena Landberg

Kritik:
Henning Mankells Wallander ist zurück. Ein weiteres Mal hat der Kommissar mit der subtilen Art diverse Fälle zu lösen, 13 an der Zahl, die vor allem eines deutlich machen: Ystad ist nicht mehr das, was sie einmal war. Diese Erfahrung muss auch die neue Staatsanwältin Katarina Ahlsell machen, die mit ihren zwei jugendlichen Kindern in die Hafenstadt zieht. Dargestellt wird diese Figur von Lena Endre, einer in Schweden überaus populären Darstellerin. Zwischen ihr und dem von Krister Henriksson poträtierten Protagonisten soll ohne Zweifel ein romantisches Intermezzo entstehen und da man durch die gesetzte Episodenanzahl ohnehin vorausplanen kann, lässt man sich bei der Entwicklung der Beziehung Zeit. Womöglich sogar etwas zu viel. Endre ist definitiv ein Gewinn für die Serie und auch wenn ihr Charaktertyp nichts Neues bietet, findet der Zuschauer Gefallen an ihr und kann sich ohne Schwierigkeiten mit ihrer Situation als alleinerziehende Mutter identifizieren. Nicht, dass das Stammpublikum von «Wallander» die Fraktion alleinerziehender Mütter ist, doch es sollte niemandem schwer fallen sich dem Sachverhalt bewusst zu werden.

Der eigentliche Widerstand der Szenerie ist Krister Henriksson selbst. Eigentlich zu betrauern, dass das Privatleben des Ermittlers innerhalb der Reihe nicht viel Raum einnimmt, wendet sich hier das Blatt. Henriksson ist zwar ein talentierter Schauspieler, dem es durch und durch Spaß macht bei den Ermittlungen zu folgen, doch hinsichtlich der zwischenmenschlichen Beziehungen will der Funke nicht überspringen, weshalb in dem zukünftigen Liebesabenteuer zwischen den beiden Beamten auch nicht wirklich viel Potential schlummert. Zum Fremdschämen wie es in anderen Produktionen der Fall ist, verleiten die bisher kurzweiligen Sequenzen glücklicherweise nicht. Das Wichtigste ist jedenfalls geglückt: Einen interessanten, spannenden Fall zu konstruieren. Auf eine bestimmte Art und Weise wird von Anfang an klar, dass Greger Frankman nicht der Täter sein kann. Wie Wallander meint, ist es schlicht zu offensichtlich, zu fahrlässig. Und ein fahrlässiger Mann scheint Frankman nicht zu sein. Umso bedrückender ist sein Schicksal und das seiner Mutter. Die Bürger Ystads fühlen sich in die Enge gedrängt und holen zum Gegenschlag aus, und das obwohl es keinen ersten Schlag gab.

Als Wallander dann schließlich tiefer in die Materie eindringt, wird auch dem Zuschauer schnell bewusst, was geschehen sein muss. Auf Grund der überzeugenden Darsteller, allen voran Jan Mybrand als unterkühlter Greger Frankman, gibt es allerdings keinen überflüssigen Moment. Auch Wallanders Team hat Verstärkung erhalten: Isabelle (Nina Zanjani) und Pontos (Sverrir Gudnason) scheinen motiviert; man darf für die Zukunft sicherlich noch Größeres von ihnen erwarten. Eigentlich haben Autorin Pernilla Oljelund und Regisseur Leif Magnusson keine Fehler gemacht, die Ausrutscher halten sich in Grenzen, Henriksson geht in seinen Dialogen auf. Und dennoch scheint dem Film etwas zu fehlen, das ihm einen tieferen Eindruck, mehr Essenz verleihen würde. Für einen unterhaltsamen Abend sollte jedoch gesorgt sein.

Das Erste zeigt «Wallander: Die Schuld» am Montag, den 5. April 2010, um 21:45 Uhr.
03.04.2010 14:00 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/41123