Die Kritiker: «Hurra für die Königin»

Story
„Wenn sie nicht unsere Königin geworden wäre“, sagen die Dänen, „hätte sie sich bestimmt als Künstlerin durchs Leben geschlagen.“ Tatsächlich ist Margrethe II., die am 16. April ihren 70. Geburtstag feiert, eine geschätzte Landschaftsmalerin, Buchillustratorin, Bühnen- und Kostümbildnerin. Zusammen mit ihrem Mann, Prinzgemahl Henrik, einem gebürtigen Franzosen, hat sie Bücher ins Dänische übersetzt. Dass sie sich aus dem goldenen Käfig herauswagt und sich auf Feldern zu bewähren versucht, wo der Wettbewerb groß ist und keine royalen Privilegien gelten, das gefällt den Dänen.

Auch größere Skandale hat das dänische Königshaus bisher zu umschiffen verstanden. Zwar hat sich Prinz Joachim, der jüngere Bruder des Thronfolgers, von seiner ersten Frau scheiden lassen und mittlerweile wieder geheiratet. Das war für Königin Margrethe eine schwierige Zeit. Aber Joachim und Marie geben sich heute große Mühe, den Dänen eine gut funktionierende Patchwork-Familie vorzuleben, in der jeder auf seine Kosten kommt, egal, ob er dem Königshaus zuzurechnen ist oder nicht.

Im Hinblick auf den 70. Geburtstag sind jetzt Spekulationen laut geworden, die Königin könne den Anlass nutzen und zugunsten von Kronprinz Frederik abdanken.

Kritik
Ehrlich, authentisch, volksnah. So könnte man Königin Margrethe II. von Dänemark am ehesten beschreiben. Nun wird die Monarchin 70 Jahre alt und Das Erste zeigt zu diesem Anlass ein kurzes Portrait der beliebten Monarchin.

Gewohnt souverän führt Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert durch die rund 45 Minuten Sendezeit und zeichnet ein Bild einer sehr unkonventionellen Königin. Dabei kommen ebenso bisher unbekannte Details ans Tageslicht, wie eben auch die Geschichten am Hofe in Dänemark. So geht Königin Margrethe II. gerne mal auf hochhackigen Schuhen über das Kopfsteinpflaster oder zündet sich in aller Öffentlichkeit eine Zigarette an – undenkbar in anderen Königs- und Adelshäusern Europas und der Welt. Doch die Beliebtheit der Königin kennt beim Volke keine Grenzen. Sogar die seit kurzem relativ autarken Bewohner der ehemaligen Kolonie Dänemarks, Grönland, wollen auf die Unterstützung des Hofes nicht verzichten. Aber auch die Hobbys der Königin finden Erwähnung: sie malt sehr gern und lässt es sich auch nicht nehmen, die eine oder andere Theateraufführung mit zu inszenieren. Allerdings beschränkt sie sich hierbei auf die künstlerischen Felder der Bühnenbilder und der Kostümierung.

Die charmanten und interessanten Fakten werden mit zum Teil historischen Bildern aus dem Archiv ergänzt. So sieht man z.B. Aufnahmen aus der frühesten Kindheit und Jugend Magarethes II. sowie Bilder von der Hochzeit mit ihrem Prinzgemahl Henrik und dem Amtsantritt am 15. Januar 1972. Aber auch die Familie samt der Kronprinzen Frederik und dessen Frau Mary sowie dem jüngeren Sohn Joachim und seiner zweiten Frau Marie kommt hier nicht zu kurz. Die Taufe des jüngsten Nachwuchses und Aufnahmen zu Parlamentseröffnungen zeigen eine stets fröhliche, unkonventionelle und sehr offene Monarchin. Zusätzlich kommen aber auch die Königin selbst sowie ihr Prinzgemahl Henrik zu Wort. Kurze Interviews, die Seelmann-Eggebert selbst über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte geführt hat, runden das Bild perfekt ab. Denn auch durch diese kleinen Mitschnitte bekommt der interessierte Zuschauer zumindest einen kleinen Einblick in die Monarchie Dänemarks.

Rolf Seelmann-Eggebert schafft es also auch dieses Mal mit seiner detaillierten, informativen Art und Weise ein Portrait zu zeichnen, das die Zuschauer auch in der Kürze der Sendezeit mit allen wichtigen Informationen zur Jubilarin versorgt. Charmant und auf viel Diskretion und Anstand bedacht setzt er Königin Margrethe II. von Dänemark zu ihrem 70. Geburtstag ein sehr schönes „Denkmal“.

Das Erste zeigt «Jurra für die Königin» am Mittwoch, den 14. April 2010, um 23:30 Uhr.
13.04.2010 11:55 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/41309