Quotenmeter.de-Redakteure schauen fern, dieses Mal von 23 bis 0 Uhr. Alle Eindrücke über die eine Stunde TV-Konsum gibt es hier.
Eine Stunde Fernsehen zu später Stunde beginne ich pünktlich um 23 Uhr mit «Monk» auf RTL. Aus Gewohnheit am Dienstagabend. Denn die US-Serien des Kölner Senders sorgen nicht nur regelmäßig für gute Einschaltquoten, sondern garantieren dem Zuschauer auch gute Unterhaltung. Doch was mag da auf den anderen Sendern auf mich zukommen? «Monk» geht gerade in die Schlusssequenz, der schrullige Ermittler steckt mit einem afrikanischen Fremden in einem Lieferwagen fest. Monk hat den Fall bereits aufgeklärt. Nach einer Minute setzt die Werbung ein. Ich schalte weiter: Auch auf Sat.1 befindet man sich in der Werbepause. Auf ProSieben sehe ich gerade noch die Schlusspointe von «Scrubs». Inzwischen werden hier in der achten Staffel die neuen Anfänger angelernt. „Kein Gelaber bis ich blau bin“, sagt eine dieser neuen Anfänger als am Ende der Episode alle gemeinsam in einer Kneipe hocken. Es folgen die Outtakes, ehe drei Minuten später Stefan Raab mit zerkratztem Gesicht zu sehen ist. Er kündigt «TV total» an, das fünf Minuten nach 23 Uhr beginnt. Die Spuren seines Sturzes vom Wochenende sieht man ihm noch an. Das Lachen ist ihm aber nicht vergangen. In seinem kurzen Stand-Up macht er unter anderem Witze über Rudi Völler, der 50 wird. „Er ist der älteste Pudel der Welt“, witzelt Raab. Ein Clip aus den «Tagesthemen» zeigt einen blauen Storch. „Halb Storch, halb Schlumpf“, sagt Raab. Als den längsten Döner der Welt bezeichnet er dann einen Ausschnitt, in dem Fleisch & Knochen auf einer Autobahn liegen, die ein Lastwagen verloren hat.
Auch bei RTL II geht es um Fleisch: Die «Kochprofis» sind am Werk. Es wird Fleisch serviert. Kein Döner. Aber die Themen scheinen wie abgesprochen aneinander anzuknüpfen, wenn man ein gutes Timing hat und rechtzeitig umschaltet. Vom blauen Storch über Fleisch auf der Autobahn zu Fleisch auf dem Teller. Was folgt nun? Werbung bei RTL II und weiter gekocht wird bei kabel eins. Doch hier stehen eindeutig Töpfe im Mittelpunkt. Sie werden getestet auf Dichtheit des Deckes oder Hitzeverteilung. Alles, damit das Essen ja nicht anbrennt. Schlau. Die Wärmebildkamera offenbar jeden Makel der Töpfe. Den «Kochprofis» könnte das «K1 Magazin» in dieser Hinsicht also noch ein paar gute Tipps geben, wie es scheint. Aber apropos Wärmebildkamera: Mit der kann man nicht nur wunderbar die Hitzeverteilung im Topf auf dem Herd anzeigen, sondern auch auf die Körpertemperatur anwenden. Das hat man sich zumindest bei VOX gemacht – meine nächste Station. Die Doku von «Spiegel TV extra» heißt hier „Vom Vorspiel zum Orgasmus“. Allein bei diesem Titel kann sich jeder ausmalen, was hier zu erwarten ist. Sexualkunde wie im Grundschulunterricht, aufgewertet durch ein paar technische Spielereien aus der Hochschul-Anatomie. Eine Grafik soll zeigen, wie der Orgasmus im Körper funktioniert. Die folgende Einstellung der Wärmebildkamera zeigt einen erigierten Penis. Es ist von Lusttröpfchen die Rede, schließlich auch von Ejakulation. Wer hätte das gedacht. Manche Zuschauer von RTL II diskutieren darüber schon morgens auf dem Schulhof, während man sich bei VOX zu später Stunde erst dem Thema widmet. Doch immerhin kommt der Bildungsauftrag so nicht zu kurz: Denn wer die Geschichte mit den Bienchen und Blümchen, sofern sie überhaupt noch erzählt wird, noch nicht verstanden hat, sollte spätestens nach dieser Doku aufgeklärt sein.
Ich unterbreche die Nachhilfe in Sachen Sexualität auf VOX und stelle fest, dass auf Super RTL abermals «Columbo» wiederholt wird. Eine Dauerwerbesendung läuft auf dem Vierten und um beim Thema zu bleiben schaue ich bei Comedy Central rein, denn hier geht es – klar – um Sex. Doch diesmal auf eine ganz andere Art: Flotte Sprüche, die nur die Werbeunterbrechung kaputt macht. Weiter geht die Reise durch das TV-Programm am Dienstagabend mit Sport1. In «Heimspiel» geht es gerade heiß hier. Thema ist hier Frings, der offenbar zurück zu Löw in die Nationalelf möchte. Trainer Peter Neururer spricht zu den Fans im Studio. Worum es hier genau geht, habe ich leider verpasst, doch die Zuschauer sind scheinbar auf der Seite des Fußballlehrers. Er bekommt Applaus. Auch „Buschi“ ist da. Als Moderator in der Runde fungiert der Kommentator Frank Buschmann und spricht interne Geschichten der Nationalmannschaft an. Hier werde ich hellhörig. Ein weiterer Sport1-Reporter führt ein Interview darüber. Viel erfährt er nicht, der Zuschauer auch nicht. Doch immerhin fragt der Reporter energisch nach, gibt nicht nach. Doch Namen und Details bekommt er nicht genannt. Ein Versuch war es doch wert, denke ich mir. Denn so liebt man doch den Sportjournalismus, wenn auch mal knallhart nachgefragt wird und kritisch berichtet wird. Ein Lob an Sport1. Nächstes Thema ist „Bayern zu stark für die Liga?“. Ich schalte ab. Denn auf Eurosport läuft parallel noch Motorsport. Eine halbe Stunde ist inzwischen vergangen.
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Es wird allmählich Zeit für Talkshows, die um diese Uhrzeit in großer Zahl im Fernsehen zu finden sind. Ich beginne bei n-tv. Im «Duell bei n-tv» entdecke ich Heiner Bremer. Da werden doch Erinnerungen wach. Hat der Moderator im «RTL Nachtjournal» für die einen oder anderen Pannen gesorgt, die heute noch brüllend komisch sind. Doch in dieser Talk-Runde muss er nur in seinem Sessel sitzen und die Diskussion leiten. Denn gerade das zum richtigen Zeitpunkt in die richtige Kamera gucken, war für ihn im «RTL Nachtjournal» jedes Mal eine Herausforderung. Bei aller Nervosität verhaspelte er sich auch oft. Doch mit Diskussionsrunden scheint er seine Stärken zu haben. Was ist derweil eigentlich im Ersten los? Als ich dorthin schalte, sehe ich «Menschen bei Maischberger». Soweit nichts Verwunderliches. Doch als dann in einem Satz Begriffe wie Hitler und Autobahn fallen, werde ich stutzig. Manch eine ist damit schon bei Kerner rausgeflogen, erinnere ich mich. Doch Entwarnung: Thema ist „Hassfigur Autofahrer“. Diskutiert wird ein Verkehrsurteil, das nach mehreren Unfällen entstanden. Die Tochter von Verena Aßmann ist bei einem dieser Unfälle gestorben. Bei Markus Lanz geht es bereits wieder ums Essen. Gesundes Essen. Kohlenhydrate, Einweiße – die illustre Runde lässt sich über Six-Packs, Diäten und den Genuss beim Essen aus. Detlef D! Soost und auch Ruth Moschner sitzen hier zwischen Experten und Markus Lanz. „Wer schneller isst, bekommt schneller wieder Hunger als andersherum“, ist eine der Thesen. Da mag wohl was dran sein. Ruth Moschner bekennt: „Am liebsten esse ich, wenn ich Hunger habe“, welch geistreiche Aussage. Das wird mir zu bunt.
Ich schaue noch einmal bei Sat.1 vorbei, wo mittlerweile die «24 Stunden Reportage» angelaufen ist. Ein altes Ehepaar, das an der Nordsee wohnt, streitet sich. Sie sind nur durch einen Deich von der Nordsee getrennt. Sie erzählen von dem rauen Leben dort, wie sie sich kennen gelernt haben. „Eigentlich wollte ich nie einen Landwirt haben“, sagt die Bäuerin. Wenigstens ehrlich. «Außergewöhnliche Menschen» hat RTL II. Zwillinge aus einem ägyptischen Dorf sind von Geburt an am Kopf mit einander verbunden. Durch eine OP sollen sie endlich voneinander getrennt werden. Ein komplizierter Eingriff. Die Kameras sind hautnah dabei, doch appetitlich ist das nicht gerade. Ich versuche mir also einen netten Spielfilm im Programm zu suchen. «American Heros» kommt gerade auf Tele 5. Doch man spricht Russisch, ich verstehe kein Wort. «Miami Vice» finde ich auf ZDFneo. Neuer Plan: Schnell weiter zu den Musikkanälen, vielleicht läuft eine Viertelstunde vor Mitternacht ja mal wirklich Musik dort. Und tatsächlich. Leicht nostalgisch präsentiert VIVA die Tophits von 1997. Da sind schon einige Rohdiamanten dabei. Cartoons hat indes M-TV im Programm. Zehn Minuten vor 0 Uhr treffe ich beim Durchzappen fast nur auf Werbeclips. Jazz ist im WDR zu vernehmen. Soul hingegen in der «Arte Lounge». Bei Phoenix spricht Andreas Pinkwart: „Wer arbeitet muss mehr haben, als der, der arbeiten könnte und es nicht tut.“. Endlich ein vernünftiger Satz. Aber ob er auch so gemeint ist? Radio Bremen TV widmet sich der Geschichte von Versailles. Der Doku-Film beginnt und erzählt die Geschichte des Baus des Königsschlosses – gar nicht mal so uninteressant. Kurz vor Mitternacht möchte ich Zurückschalte auf RTL, um mich beim «Nachtjournal» über die aktuellen Nachrichten informieren zu können. Dabei stelle ich fest, dass die Zwillinge bei RTL II inzwischen erfolgreich getrennt wurden und bei VOX ist man mittlerweile bei multiplen Orgasmen bei Männern angekommen. Raab spielt «Blamieren oder Kassieren» mit Elton, der ihm erklären muss, dass «Scrubs» eine Krankenhaus-Serie auf seinem Haussender ist. Denn Raab kennt nur «Dr. House». Immerhin. Vor ein paar Monaten konnte selbst damit bei «Schlag den Raab» nichts anfangen. Mit den «Simpsons» sowieso nicht. Schließlich lande ich bei RTL, das «Nachtjournal» beginnt. Eine Stunde Wahnsinn geht zu Ende – wieder einmal war auch viel Wahnsinn dabei.