Die Kritiker: «Zurück zum Glück»

Story
Ines führt ein eher langweiliges Leben als Ehefrau und Verkäuferin. Das ändert sich schlagartig, als ihr Ex-Schulfreund Hauke auftaucht und durch einen herabstürzenden Kronleuchter im Baumarkt verunglückt. Geschockt fährt Ines nach Hause - und erwischt ihren Mann Falko mit einer schönen Unbekannten. Verzweifelt überlegt Ines, wie ihr Leben weitergehen soll. Dann trifft sie auf eine junge hübsche Dame, die sich als ihr jüngeres „Ich“ vorstellt. Nach dem ersten Schock begreift sie, dass sie in ihre Vergangenheit zurückkehren kann – und landet plötzlich im Jahr 1986. Jetzt hat Ines endlich Gelegenheit, ihr angeblich so verpfuschtes Leben in neue Bahnen zu lenken.

Darsteller
Max von Pufendorf («Killerjagd») ist Achim Witt
Susanna Simon («Liebe am Fjord - Sommersturm») ist Ines
Anna Hausburg («Katie Fforde - Festtagsstimmung») ist Ines (jung)
Niki von Tempelhoff («Heiße Spur») ist Falko Wegener
Guido Broscheit («Horst Schlämmer – Isch kandidiere») ist Hauke
Kim Fisher («Schwarzwaldliebe») ist Suse
Emil Reinke («Mama kommt!») ist Hauke (jung)
Tim Oliver Schulz («Heute keine Entlassung») ist Falko (jung)
Lutz Blochberger («Unbelehrbar») ist Georg Jakobi
Franziska Traub («Ritas Welt», «All you need is love») ist Karla König

Kritik
Der große Sat.1-Spielfilm «Zurück zum Glück» ist eine Hommage an die 80er Jahre gleichermaßen wie eine Geschichte, die den Zuschauer darüber nachdenken lässt, was er in seinem Leben verändern würde, könnte er zurück in die Vergangenheit reisen, um diese Änderungen vorzunehmen. Dabei kommt es auch zum Aufeinandertreffen zwischen der Welt der 80er und der modernen Welt des 21. Jahrhunderts. Dass die Menschen 1986 mit Internet, MP3-Player oder einem Download nicht wirklich was anfangen können, ist hier und da ein amüsanter Gag, doch ansonsten erzählt «Zurück zum Glück» eine gradlinige Geschichte. Regisseur Wolfgang Dinslage stellt vor allem die Versuche der Änderungen im verkorksten Leben der Hauptfigur Ines heraus. Durch Slapstick und Wortwitz wird der Zuschauer an manchen Stellen dennoch zum Lachen angehalten.

Dass die Geschichte im Drehbuch von Mathias Klaschka einen tieferen Hintergrund hat, durch den auch beim Zuschauer zum einem das in Erinnerungen schwelgen heraufbeschwört werden soll, zum anderen ein Nachdenken über das eigene Leben angeregt werden soll, ist positiv zu bewerten. Denn die Zeitreise von Ines, authentisch gespielt von Susanne Simon, nimmt auch den Zuschauer mit auf eine Reise zurück in die 80er Jahre. Wer die Zeichen erkennt, weiß schnell, dass hier ein Schwerpunkt gesetzt wird, um die 80er im Film wieder aufblühen zu lassen. Nicht nur dass die junge und alte Ines jeweils 80er-Klamotten anprobieren, die Mode ist gänzlich auf die 80er Jahre abgestimmt. Wo das Auto von Ines den jungen Hauke noch samt mobilem Telefon noch verwundert, hat man sich an den technischen Neuerungen im Vergleich zu den 80er Jahren nicht aufgehalten. Eine zweite wichtige Komponente, um die 80er zur Geltung zu bringen, hat man in der Regina Ziegler Filmproduktion in der Musik im Hintergrund gefunden. Hier laufen die Hits der 80er zwischendurch rauf und runter: Der Sound der 80er ist hier unverwechselbar, auch die Neue Deutsche Welle gehört dazu. Da ist es wenig verwunderlich, dass der Freund der jungen Ines Falko heißt und bei seinem ersten Auftritt gleich auch «Der Kommissar» vom österreichischen Popstar Falco läuft. Das ist aber nicht die einzige Anspielung. Der junge Hauke, der als Punk herumläuft, bekommt in einer Sequenz den Hintergundtitel «Another Brick In The Wall» von Pink Floyd. All dies trägt zu einer gelungenen Hommage an den 80er Jahren bei.

Doch im Mittelpunkt stehen die Bemühungen von Ines ihre spätere Welt im Jahr 2010 zu verbessern, in dem sie Änderungen im Jahr 1986 vornimmt. Das gelingt ihr nicht immer auf Anhieb, doch nach und nach kann sie das Vertrauen der Personen, denen sie einen anderen Lebensweg aufzeigen will, gewinnen. Ein Grundmuster also, dass es in Sat.1-Filmen schon einmal gegeben hat, beispielsweise in «Küss mich, Genosse». Daher bringt der Film in dieser Hinsicht nichts Neues zu Tage, was insofern schade ist, da man eine Menge Potenzial verschenkt. Vielleicht hätte man sich nicht nur der Musik und Mode der 80er widmen sollen, sondern auch bestimmte Details fokussieren und Verbindungen sowie Anspielungen verknüpfen sollen, um etwas mehr Spannung in die Story zu bringen. Susanna Simon und Anna Hausberg harmonieren als alte und junge Ines wunderbar, doch auch dieses Paradoxon in der Vergangenheit seinem eigenen „Ich“ gegenüberzustehen und das so schnell zu verarbeiten, ist eine Schwäche des Films. Die Gegensätze zwischen der jungen Ines als Teenager und der erwachsenen Frau aus der Zukunft hätten deutlich herausgestellt werden müssen, was der Geschichte sicher gut getan hätte.

Nun, wer möchte nicht gerne mal in die Vergangenheit reisen, um einiges gerade zu biegen. Doch nur Ines hat die Chance dazu, warum wird nicht näher erläutert. Vielleicht ist es, weil sie ihrer Liebe, den jungen Hauke, damals zu wenig Beachtung geschenkt hat. Oder weil sie auf den damals schon schmierigen Schnorrer Falko reingefallen ist. Doch sind dies alles Fehltritte, die jedem Menschen unterlaufen können. Letztlich bleibt der Film die Antwort schuldig, warum gerade Ines ihrem Leben eine Rolle rückwärts verpassen darf. Doch für eine Hommage an den 80er Jahre eignet sich dieser Anlass allemal, so dass der wenig Neues beinhaltende Film zumindest in dieser Hinsicht Pluspunkte sammelt.

Den großen Sat.1-Film «Zurück zum Glück» zeigt Sat.1 am Dienstag, den 4. Mai 2010 um 20.15 Uhr.
03.05.2010 14:10 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/41725