Zweites Semi-Finale: Weitere zehn Finalisten in Oslo

Das Finale des 55. Eurovision Song Contests wurde mit zehn weiteren Kandidaten komplettiert. Wir stellen Lenas Konkurrenten vor.

Lena Meyer-Landrut fährt nach dem Sieg in der Castingshow «Unser Star für Oslo» für Deutschland zum Eurovision Songcontest. Auf der großen Bühne des europäischen Wettbewerbs in der norwegischen Hauptstadt ist sie jedoch nur eine von Vielen. Quotenmeter.de stellt in dieser Woche im Vorfeld des großen Finales am Samstagabend (20.15 Uhr live in der ARD) die Konkurrenten von Lena Meyer-Landrut beim Eurovision Songcontest vor und sagt, wie diese zu ihrer nationalen Aufgabe gekommen sind. Heute: Die letzten zehn Konkurrenten in Oslo. Im zweiten Semi-Finale des Musik-Wettbewerbs lösten zehn weitere Interpreten auf der Bühne der großen Telenor-Arena in Oslo ihr Ticket für das Finale am morgigen Samstagabend. Das Wettsingen zwischen 17 Nationen, wovon sich erneut sieben verabschieden mussten, offenbarte ein buntes Teilnehmerfeld, dem aber erneut weniger osteuropäische Interpreten angehören. Anders als noch im ersten Halbfinale waren auch deutlich weniger Geigen zu hören, dafür aber mehr Show. Viele Effekte und Folklore standen im Mittelpunkt des zweiten Halbfinals. Auch ein Duell der Diven stand an, das die Georgierin Niamh Kavanagh für sich entscheiden konnte. Überwiegend Songs in englischer Sprache waren ebenfalls zu beobachten. Die 25 Interpreten für das große Finale in Oslo stehen damit fest, die Starterliste ist komplett. Neben den bereits „Big Four“ inklusive Gastgeber Norwegen und den bereits im ersten Halbfinale weitergekommenen Musikern stehen auch Georgien, Ukraine, Türkei, Israel, Irland, Zypern, Aserbaidschan, Rumänien, Armenien und Dänemark im Finale. Damit haben mehr Länder aus Westeuropa (14) das Finale in Oslo erreicht, aus Osteuropa sind nur elf Interpreten dabei. Sieben Nationen dieser 11 osteuropäischen Teilnehmer sind Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Eine durchaus interessante Entwicklung vor dem großen Finale, allerdings sind auch die ausgeschiedenen Nationen im Finale stimmberechtigt. Den Einzug ins Finale verpasst haben unter anderem unsere Nachbarländer Niederlande und Schweiz. Die weiteren zehn Konkurrenten für Lena Meyer-Landrut im Überblick.

Georgien: Sofia Nizharadze – „Shine“
Im letzten Jahr waren die Geogier wegen des ironischen Titels „We Don't Wanna Put In“ im Bezug auf den militärischen Konflikts mit Russland und seinem Ministerpräsidenten Putin noch verhindert, da das ESC-Reglement den Song nur mit abgeändertem Text zulassen wollte. Jetzt sind sie auf der europäischen Musikbühne zurück. Kandidatin Sofia Nizharadze startete ins Finale durch. Die in Tiflis geborene Sängerin erhielt ihren Songtitel nach einem internationalen Aufruf des georgischen Fernsehens von den besten sechs Produzenten, die sich für die Aufgabe berufen fühlten. Jeweils zur Hälfte befanden die Zuschauer über das Lied, aber auch eine Jury. Das Rennen machte die englische Ballade „Shine“ von den Autoren Hanne Sørvaag, Harry Sommerdahl und Christian Leuzzi. Der Schwede Harry Sommerdahl arbeitete übrigens auch schon mit Stars wie David Bisbal oder auch die «DSDS»-Gewinner Tobias Regner und Thomas Godoj zusammen. Im Finale in Oslo hat Georgien die Startnummer 13.

Ukraine: Aljoscha – „Sweet People“
Den Preis für die chaotischste Kandidatensuche hat die Ukraine schon einmal sicher. Der bereits im Dezember 2009 vom ukrainischen Fernsehen intern nominierte Sänger Vasyl Lazarovitsch präsentierte am 6. März 2010 fünf potenzielle Songs für Oslo. Die Zuschauer hatten sich auch für einen Titel ausgesprochen gehabt. Vasyl Lazarovitsch war schon in den Vorbereitungen für Oslo, als der amtierende Präsident des ukrainischen Fernsehen NTU plötzlich zurücktrat. Nachfolger Egor Benkendorf, der vom Sender Inter kam und als Kritiker Vasyl Lazarovitschs galt, annullierte in seiner ersten Amtshandlung die Entscheidung der Zuschauer und setzte einen weiteren Vorentscheid an. Ein 20-köpfiges Teilnehmerfeld ging an den Start. Die Gewinnerin hieß diesmal Aljoscha, die den Titel „To Be Free“ sang. Doch da der Song bereits 2008 produziert worden war, wurde er zum Eurovision Song Contest nicht zugelassen, die Anmeldefrist war bereits verstrichen und die Ukraine hatte noch keinen legitimen Kandidaten gefunden. Hinter verschlossenen Türen bestätigte man dann Aljoscha als Kandidatin, die in Eigenkomposition und einiger Unterstützung die Ballade „Sweet People“ arrangiert hatte. Nach all den Querelen hat es die 24-Jährigen ins Finale geschafft und tritt dort mit der Startnummer 17 an.

Türkei: Manga – “We Could Be The Same”
Die Band Manga möchte in Oslo eine türkische Erfolgsgeschichte fortsetzen. In den vergangenen Jahren hat sich das Land ohne große Skandale zu einer sicheren Bank im europäischen Wettbewerb gemausert. Sechs Top-Ten-Platzierungen in den letzten Jahren und der Sieg im Jahr 2003 sind eine herausragende Bilanz für die Türkei. Bestnoten erhielten die Türken vor allem aus Deutschland. Eine wichtige Rolle für den anhaltenden Erfolg spielt dabei auch das Kandidaten-Auswahlverfahren des türkischen Senders TRT. Zwar gibt es keine Zuschauerabstimmung, die Auswahl durch die Fernsehverantwortlich birgt aber auch Risiken, da nach dem Erfolg im letzten Jahr mit einer Pop-Nummer nun mit Mangas „We Could be The Same“ eine Rocknummer in Oslo antritt. Aber auch orientalische Einflüsse sind dabei, die musikalischen Wurzeln hat Manga im Nu Metal. Sie starten am morgigen Samstag als 14te.

Israel: Harel Skaat – „Milim“
Eine Aufgabe von nationaler Tragweite hat auch Harel Skaat für Israel zu verrichten. Nach dem schlechten Abschneiden seines Heimatlandes in den letzten Jahren gilt er als die Hoffnung Israels. Nur zweimal war es Israel gelungen beim Eurovision Song Contest unter den ersten Zehn zu landen. Schafft Skaat dies zum dritten Mal für sein Land, ist das schon ein großer Erfolg. Der 28-Jährige aus der Region nordöstlich von Tel Aviv verdankt seinen Durchbruch der Castingshow «Kokhav Nolad», der israelischen Version von «Deutschland sucht den Superstar». Dort belegte er 2004 den zweiten Rang. Nach mehreren Angeboten und Plattenverträgen erschien 2006 sein erstes Album. Jetzt strebt Skaat internationalen Ruhm an und will Israel sogar die ESC-Krone sichern. In einer Ausscheidungshow konnten die Fernsehzuschauer für Harel Skaat abstimmen, er bekam die eindeutige Mehrheit. Im Finale in Oslo geht er als Nummer 24 an den Start und singt mit „Milim“ eine Ballade.

Irland: Niamh Kavanagh – “It's For You”
Einen Kantersieg feierte Niamh Kavanagh beim irischen Vorentscheid, an dem übrigens auch der deutsche Produzent Ralph Siegel mit seinem neusten Schützling Lee Bradshaw teilnahm. Den Triumph feierte die Irländerin mit dem Titel „It’s For You“, dessen Interpretation jeweils gute Kritiken der Jurymitglieder erhielt. Durch und durch irisch wirkt die Pop-Rock-Nummer, die aus der Feder der Autoren Lina und Marten Eriksson sowie Niall Mooney entstammt. Niamh Kavangh hat außerdem schon hervorragende ESC-Referenzen: Denn eigentlich müssten sie wissen, wie sie zum Sieg gelangen kann. Im Jahr 1993 hat sie im irischen Millstreet den Contest bereits gewonnen und dieses Unterfangen erfolgreich geschafft. Gewinnt sie in Oslo, wäre sie die erste weibliche Sängerin, die das Double vollbringt und würde sich in den Geschichtsbüchern des Eurovision Song Contest neben ihrem Landsmann, dem König des Wettbewerbs Johnny Logan, einreihen, der bislang als einziger Interpret einen zweifachen Sieg geschafft hat. Niamh Kavanagh startet als Zehnte im Finale.

Lesen Sie auf der nächsten Seite interessante Details zu den Finalteilnehmern Zypern, Aserbaidschan, Rumänien, Armenien und Dänemark.

Das Finale des 55. Eurovision Song Contests wurde mit zehn weiteren Kandidaten komplettiert. Wir stellen Lenas Konkurrenten vor.

Zypern: Jon Lilygreen & The Islanders – „Life Looks Better In Spring“
Jon Lilygreen ist ein Musiktalent aus Newport, der von Wales nach Zypern kam und dort beim Vorentscheid direkt erste Wahl war. Mit seiner Gitarre ist der 22-Jährige aus der walisischen Hafenstadt nach Zypern gereist, das zypriotische Fernsehen schickte ihn nach Oslo. Eine lange Reise, die er vor allem den beiden Komponisten Nassos Labrianidis und Melis Konstantinou zu verdanken, die auf das Talent aufmerksam geworden sind. Die Ballade „Live Looks Better In Spring“ haben sie für den Singer-Songwriter aus Wales geschrieben. Unterstützt wird Lilygreen von einer international besetzen Begleitband mit Musikern aus Zypern, Norwegen, Wales und Schottland. Zusammen bringen sie den Boygroup-Sound der 90er Jahre auf die Bühne in der Telenor-Arena in Oslo, wenn sie im Finale als fünfter Kandidat aufgerufen werden.

Aserbaidschan: Safura – „Drip Drop“
Glaubt man den Prognosen der Buchmacher, so ist Safura die ärgste Konkurrentin für „unsere“ Lena Meyer-Landrut, wenn es um den Sieg beim Eurovision Song Contest geht. Aserbaidschan schickt die junge Sängerin ins Rennen, deren Gewinnchancen sehr hoch gehandelt werden. Erst zwei Tage vor dem offiziellen Bewerbungsschluss für den europäischen Wettbewerb hatte der zuständige Fernsehsender ITV Safura der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Februar wurden zwar sechs Kandidaten für eine Vorrunde vorgestellt. Drei Acts qualifizierten sich im anschließenden Halbfinale für das geplante Finale im Vorentscheid. Dieses gewann Safura zwar, doch Einigkeit über den Songtitel, mit dem sie nach Oslo fahren würde, herrschte keineswegs, bis erst Wochen später die Nominierung amtlich war. Die 17-Jährige Sängerin zählt zu den jüngsten Teilnehmerinnen beim Contest und hat die Castingshow «Yeni Ulduz» in Aserbaidschan bereits gewonnen. Nun steht mit der modernen Popnummer der Sängerin auch der Gewinn des Eurovision Song Contest in Aussicht. Safura muss jedoch als erste Teilnehmerin im Finale singen, nicht unbedingt ein Vorteil.

Rumänien: Paula Seling & Ovi – “Playing With Fire”
Nach dem Zuschauervoting beim rumänischen Vorentscheid strahlte das Duo Paula Seling und Ovi um die Wette. Denn auch die vier regionalen Jurys von Craiova, Cluj, Iasi und Timisoara hatten ihr Votum für die beiden Künstler abgegeben. Das Urteil der Juroren aus der Hauptstadt Bukarest bestätigten sie schließlich einstimmig als die rumänischen Kandidaten in Oslo. Die beiden Klavierspieler haben auch das Halbfinale des Eurovision Song Contest überstanden und stehen nun in der Endrunde. Sie setzen auf einen Überraschungseffekt: Der gläserne Doppelflügel, an dem sich Paula Seling und Ovi bei ihrem Auftritt selbst begleiten, ist geschicktes Täuschungsmanöver. Der Zuschauer erwartete gediegene Kammermusik und bekommt mit „Playing With Fire“ einen temporeichen Pop-Song serviert, der mehr von elektronischen Soundspielereien lebt als von wohltemperierten Klavierklängen. Die rumänischen Interpreten stehen als 19. Teilnehmer auf der Final-Starterliste.

Armenien: Eva Rivas – „Apricot Stone“
Auf genau vier Teilnahmen kommt Armenien beim Eurovision Song Contest bislang und ist damit der Newcomer im Wettbewerb. Beim Vorentscheid sollten zehn Teilnehmer starten, eine Sängerin sagte aber kurzfristig ab, was im Land eine hitzige Debatte über die Gründe auslöste. Ohne weitere Zwischenfälle wurde Eva Rivas dann zur Kandidatin gekürt und fuhr nach Norwegen. Der Popsong „Apricot Stone“ hat folkloristische Elemente, stand bei den armenischen Juroren aber nur auf Rang Zwei. Das letzte Wort hatten hier aber die Zuschauer, deren Votum deutlich für den Song, der übersetzt „Stein der Aprikose“ bedeutet, sprach. Nach dem Vorentscheid gab es wieder Ärger: Den Organisatoren wurde vorgeworfen das Zuschauerergebnis manipuliert zu haben, denn Eva Rivas ist der russischen Stadt Rostow geboren und hat auch in Moskau an ihrer Musikkarriere gearbeitet. Das armenische Fernsehen hielt in diesem Skandal zu seiner Kandidatin. Sie kann somit in Oslo mit der Startnummer 21 ins Finale gehen.

Dänemark: Chanée & N'evergreen – “In A Moment Like This”
Im Mittelpunkt des dänischen Vorentscheids «Melodi Grand Prix» standen viele Showeffekte, deren sich auch das Duo Chanée und N’evergreen bedienten. Sechs von zehn Kandidaten wurden nach einer Qualifikation verabschiedet, die vier übrigen Teilnehmer mussten im K.O.-System pärchenweise die Hürden nehmen. Im Finale wurden dann die beiden Sieger gekürt. Christina Chanée empfahl sich für den Grand Prix Job unter anderem als Solistin bei Kid Creole & The Coconuts und im Orchester des bekannten dänischen Kapellmeisters und Hobbykochs Jan Glæsel. Tomas N’evergreen, der richtig Tomas Christensen heißt, lebt und arbeitet eigentlich in seiner Wahlheimat Moskau, wo er auch seine größten Erfolge feierte. Zurück in der Heimat wurde er mit der Teilnahme am Eurovision Song Contest beauftragt, denn wie er gegenüber den Medien beteuerte, schlägt sein Herz immer noch für Dänemark. Hinter dem Duo steht der Schwede Thomas G:son, der rund 50 Titel für Vorentscheide in Ländern wie Schweden, Norwegen, Finnland Rumänien, Polen oder Spanien geschrieben hat. Das Duo Chanée und N’evergreen hat die Startnummer 25 bekommen.

Nicht ins Finale des Eurovision Song Contest geschafft haben es die sieben Interpreten der Länder Niederlande, Kroatien, Bulgarien, Schweden, Slowenien, Schweiz und Litauen.
28.05.2010 13:00 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/42264