N24: Offener Brief an Angela Merkel

Mit einem offenen Brief an die deutsche Bundeskanzlerin wollen N24-Mitarbeiter den bevorstehenden Job-Kahlschlag noch verhindern.

"Bitte unterstützen Sie unseren Kampf um den Erhalt der Nachrichten in Deutschlands größtem privaten TV-Konzern!"

Mit diesen Worten wollen der N24-Betriebsrat und der Redaktionsausschuss des Senders die Bundeskanzlerin auf ihre Seite ziehen. Sie bitten in dem Brief die Kanzlerin darum, ihren "Einfluss zu nutzen, um einen unmittelbar bevorstehenden Kahlschlag im Informationsbereich der ProSiebenSat.1 Media AG zu verhindern." Des Weiteren werden die Versprechen von Konzernchef Thomas Ebeling als "Makulatur und hinfällig" bezeichnet.

Ebeling hatte zuvor in mehreren Gesprächen mitgeteilt, er wolle gemäß dem Rundfunkstaatsvertrag weiterhin seriöse Nachrichten anbieten – in allen Vollprogramm der Sendergruppe. Dieser Aussage schenken die N24-Mitarbeiter offenbar keinerlei Bedeutung mehr zu, so prophezeien sie eine negative Entwicklung bei den Sendern ProSieben, Sat.1 und kabel eins "in den nächsten Wochen". So sollen die Ausgaben für die jeweiligen Nachrichtensendungen entweder drastisch zurückgefahren und ein großer Teil der Journalisten von N24 entlassen werden oder der Sender werde, mit einem Minimalbudget ausgestattet, an einen Dritten veräußert.

Beide Szenarien sind für den Betriebsrat und den Redaktionsausschuss nicht vorstellbar: "Die geplanten Kürzungen, die einen Abschied der Fernsehgruppe von täglicher politischer Informationsvermittlung bedeuten, sind gerade in einer für Europa und Deutschland schwierigen und erklärungsbedürftigen Zeit inakzeptabel." Besonders betont wird in dem Brief zudem, dass die Nachrichtensendungen von ProSieben, Sat.1 und kabel eins gerade bei den jungen Zuschauern sehr beliebt sind, N24 sei außerdem der "erfolgreichste Nachrichtensender in Deutschland".

Lesen Sie auf der kommenden Seite den offenen Brief im genauen Wortlaut.

Offener Brief der N24-Mitarbeiter an die Bundeskanzlerin
"Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

wir möchten Sie bitten, Ihren Einfluss zu nutzen, um einen unmittelbar bevorstehenden Kahlschlag im Informationsbereich der ProSiebenSat.1 Media AG zu verhindern.

Die breite Diskussion über die gesellschaftliche Bedeutung und die gesetzliche Verpflichtung der großen privaten TV-Anbieter, in ihren Vollprogrammen umfassende und seriöse Nachrichten zu veranstalten, haben den Konzern und seine Eigner entgegen anderslautender Versprechen in keiner Weise beeindruckt.

In persönlichen Gesprächen mit Ministerpräsidenten, Medienreferenten und auch in öffentlichen Diskussionen hat CEO Thomas Ebeling versichert, auch zukünftig die Verantwortung als Programmveranstalter ernst zu nehmen und in den Vollprogrammen gemäß des Rundfunkstaatsvertrages weiterhin seriöse Nachrichten anzubieten.

Diese Zusagen waren Makulatur und sind hinfällig.

Die ProSiebenSat.1 Media AG plant in den nächsten Wochen, die Ausgaben für die Nachrichtenprogramme SAT.1, ProSieben und Kabel 1 radikal zu kürzen und einen erheblichen Teil der Journalisten ihres Nachrichtendienstleisters N24 zu entlassen, oder den Sender, ausgestattet mit einem für Deutschland einmaligen Minimalbudget, an Dritte abzugeben.

In jedem Fall wird damit der seriösen Berichterstattung in der größten privaten deutschen TV-Gruppe der Boden entzogen.

Massenentlassungen in der Zentral- und insbesondere der Parlamentsredaktion haben zur Folge, dass die politische Berichterstattung in den Vollprogrammen SAT.1,
ProSieben und Kabel 1 quasi eingestellt wird, ebenso eine seriöse Informationsvermittlung beim erfolgreichen Nachrichtensender N24.

Wir bitten Sie, dem Vorstand und insbesondere den Eignern KKR und Permira in aller Eindringlichkeit deutlich zu machen, dass der Konzern seiner gesellschaftlichen und rundfunkstaatsvertraglichen Verantwortung gerecht wird und von seinen Kahlschlagplänen Abstand nimmt.

Wir möchten darauf hinweisen, dass die Nachrichtensendungen der Fernsehgruppe vor allem bei jungen Zuschauern äußerst gefragt sind und N24 der erfolgreichste Nachrichtensender in Deutschland ist.

Die geplanten Kürzungen, die einen Abschied der Fernsehgruppe von täglicher politischer Informationsvermittlung bedeuten, sind gerade in einer für Europa und Deutschland schwierigen und erklärungsbedürftigen Zeit inakzeptabel.

Eine Entscheidung der Konzernführung steht schon in den nächsten Wochen an.

Bitte unterstützen Sie unseren Kampf um den Erhalt der Nachrichten in Deutschlands größtem privaten TV-Konzern!

Mit freundlichen Grüßen

N24-Betriebsrat N24- Redaktionsausschuss"
04.06.2010 19:50 Uhr  •  Timo Niemeier Kurz-URL: qmde.de/42414