Heute mit alten «Grand Prix»-Quoten und wie man zu «Wer wird Millionär?» kommt.
Carsten: Nach Lenas «Grand Prix»-Sieg mit einer phantastischen Einschaltquote frage ich mich, wie viele Zuschauer im Jahr 1982 den Sieg von Nicole verfolgt haben.
Christian Richter: Am 24. April 1982 verfolgten 13,81 Millionen Menschen den ersten deutschen Sieg beim Wettbewerb. Damit waren damals etwas weniger Fans als bei Lenas Triumph dabei, der 14,69 Millionen Zuschauer anlockte. Die Quote aus dem Jahr 1982 lag etwa auf dem Niveau der übrigen Ausgaben dieses Jahrzehnts. Im Jahr 1983, als Deutschland mit dem Titel „Rücksicht“ von Hoffmann und Hoffmann Fünfter wurde, waren beispielsweise 13,57 Millionen Menschen dabei, während im darauffolgenden Jahr 1984 rund 14,23 Millionen Zuschauer den Wettbewerb verfolgten. Als Ingrid Peters mit ihrem Song "Über die Brücke geh'n" für Deutschland im Jahr 1986 den achten Platz holte, schalteten nur noch 10,88 Millionen ein. Zwei Jahre später sank die Sehbeteiligung mit 8,69 Millionen Zuschauern erstmals unter die 10-Millionen-Marke.
In den 90er Jahren brachen die Zuschauerzahlen massiv ein. Das Finale im Jahr 1992 sahen nur noch 4,73 Millionen Menschen. Zwölf Monate später waren es weniger als vier Millionen. Obwohl Deutschland im Jahr 1994 mit der Band Mekado den dritten Platz holte, guckten nur 4,72 Millionen Zuschauer zu. Im Jahr 1997 wurde über die deutschen Punkte erstmals per Telefonvoting entschieden. Die Gewinnerin der
«Soundmix-Show» Bianca Shomburg erreichte vor 3,23 Millionen Bundesbürgern den 18. Platz.
Erst Guildo Horn schaffte es im Jahr 1998 das Interesse für die Show zu reaktivieren. Seinen skurrilen Auftritt verfolgten mit 12,60 Millionen wieder fast so viele wie in den 80ern. Schon ein Jahr später sank jedoch die Sehbeteiligung auf 4,79 Millionen ab – obwohl Sürpriz den dritten Platz für Deutschland gewann. Als Stefan Raab zur Jahrtausendwende für Deutschland antrat und Fünfter wurde, sahen dann wieder 10,03 Millionen Menschen zu und auch der Auftritt von Raabs Entdeckung Max Mutzke sorgte für sensationelle Quoten. Er lockte im Jahr 2004 mit 11,13 Millionen Fans sogar mehr Menschen als der Meister selbst an. Zwei Jahre später sorgte Olli Dietrich mit seiner Band Texas Lightning (15. Platz) erneut für eine Reichweite von mehr als zehn Millionen. Die restlichen Ausgaben zwischen 2003 und 2009 sahen jeweils rund sieben Millionen Menschen.
Man sieht daher, dass Raabs Eingriffe stets für die besten Quoten der vergangenen Jahre sorgte. Trotz der fulminanten Sehbeteiligung, die Lena generierte, schaffte sie nur die zweitbeste deutsche Quote. Der Rekord liegt seit 1980 bei 17,35 Millionen. Damals belegte Katja Ebstein mit ihrem Lied "Theater" den zweiten Platz.
Michael: Wann reisen die "Teams" für die WM-TV-Berichterstattung von ARD, ZDF, RTL sowie Sky nach Südafrika - und wie viel Mann sind das von den jeweiligen Sendern? Schließlich bleiben manche ja in Deutschland - so unter anderem Günter Jauch mit Experte Jürgen Klopp (RTL) - , um aus deutschen TV-Studios zu berichten.
Christian Richter: Genaue Zahlen über die Mitarbeiter von ARD und ZDF vor Ort gibt es nicht – es sind aber eine ganze Menge. Allein für die Hörfunkprogramme wurden beispielsweise 15 Arbeitsplätze eingerichtet. Interessant ist vielleicht auch, dass Teile des technischen Equipments direkt aus Vancouver nach Südafrika kam. Rund 40 Container voller Technik kam per Schiff auf den schwarzen Kontinent. Nicht die gesamte Ausrüstung stammt aus dem Pool von ARD und ZDF, ein Teil der technischen Ausstattung, wie beispielsweise Ü-Wagen, muss vor Ort angemietet werden. Allein fünf Ü-Wagen werden unterwegs sein, um live aus den zehn Stadien zu übertragen. Hierfür stehen gemeinsam vier Technikteams von ZDF, SWR, NDR und WDR bereit. Je nach Spielkategorie werden fünf bis zwölf Kameras, zum Beispiel bei Spielen mit deutscher Beteiligung, das Weltbild ergänzen, kündigten ARD und ZDF an.
Die Fernsehteams reisen in diesen Tagen nach Südafrika. Erste ZDF-Mitarbeiter sind am Sonntag dorthin geflogen. Der Flieger von Kommentator Tom Bartels, der 2008 beispielsweise das Euro-Finale begleitete, geht am Montag. Die Redakteure und Reporter von Sky fliegen ebenfalls Anfang dieser Woche nach Johannesburg. Der Pay-TV-Sender ist mit einem vergleichsweise kleinem Team – nur 70 Mann – vor Ort. Der Großteil der Übertragungen des Kanals wird aus Ismaning kommen.
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Heute mit alten «Grand Prix»-Quoten und wie man zu «Wer wird Millionär?» kommt.
Timo: Wie komme ich an Zuschauerkarten von «Wer wird Millionär?» heran?
Christian Richter: Die Produktion von Endemol gehört zu den beliebtesten Shows in Deutschland - auch was die Nachfrage an Tickets angeht. Zu beziehen sind diese grundsätzlich über die Website der Produktionsfirma. Allerdings kann man diese nicht direkt buchen, da eine Wartezeit von bis zu 22 Monaten besteht. Es ist daher nur möglich sich auf eine Warteliste setzen zu lassen, die dann langsam abgearbeitet wird.
Tilman: Gibt es schon einen Sender, der sich die Rechte an der Ausstrahlung der US-Sitcom «The Middle» gesichert hat?
Christian Richter: Bis jetzt noch nicht. Allerdings hat die ProSiebenSat.1 Media AG aufgrund eines umfassenden Vertrages mit der Produktionsfirma Warner Bros. die Vorkaufsrechte an der Serie. Es ist daher davon auszugehen, dass diese bei einem derer Sender zu sehen sein wird.
Lana: Wie ermittelt Sky was erfolgreich läuft und was nicht? Kann Sky nachvollziehen was geschaut wird?
Christian Richter: Da für Sky die Zuschauerzahlen uninteressant sind und nur die abgeschlossenen Abonnements zählen, lässt die PayTV-Plattform ihre Quoten nicht wie die Free-TV-Sender durch die GfK ermitteln. Stattdessen arbeitet das Unternehmen mit einem Institut zusammen, welches das Fernsehverhalten unter anderem durch Umfragen ermittelt. Deren Ergebnisse werden in der Regel jedoch nicht veröffentlicht. Über diese Umfragen lässt sich auch die Zugkraft eines Formats ermitteln - also wie viele Abonnenten die Ausstrahlung anlockt.
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Die nächste Experten-Ausgabe erscheint am Montag, den 14. Juni 2010.