«Ein (un)möglicher Härtefall» vs. «Drei Engel für Charlie - Volle Power»
Ein Blockbuster-Härtefall am Sonntagabend: ProSieben und RTL kapitulieren vor der Fußball-WM.
«Ein (un)möglicher Härtefall» (RTL)
Auch wenn RTL am Sonntag angesichts der Fußballweltmeisterschaft keine Quotenhöhenflüge absolvieren dürfte, bemüht sich der Kölner Sender mit der Komödie «Ein (un)möglicher Härtefall» zumindest, den direkten Blockbusterkonkurrenten ProSieben in die Schranken zu weisen. Hauptfigur des Films aus dem Jahre 2003 ist der renommierte Scheidungsanwalt Miles Massey (George Clooney), der aus jedem noch so ausweglosen Fall siegreich hervorzugehen scheint. So gelingt es ihm auch, bei dem Scheidungsprozess seines wohlhabenden Mandanten Rex Rexroth (Edward Herrmann) eine Verpflichtung zur Unterhaltszahlung abzuwenden. Und das trotz einer anfangs gegenteiligen Beweislage. Das will die raffinierte (Ex-)Frau von Millionär Rexroth (Catherine Zeta-Jones) natürlich nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Sie schwört dem Anwalt Rache.
Die Brüder Joel und Ethan Coen sind unbestrittene Kultfiguren in der amerikanischen Filmlandschaft. Mit ihren skurrilen, atmosphärischen und oftmals von Gewalt gekennzeichneten Werken erarbeiteten sich die beiden amerikanischen Regisseure Autoren einen Ruf als geniale Geschichtenerzähler und mit diesem eine riesige Fangemeinde. Bekannt sind sie dabei unter anderem auch dafür, bei der Besetzung der von ihnen erdachten, abgedrehten Charaktere auf eine illustre Riege von Stammdarstellern zurückzugreifen. Zu diesen zählt neben Schauspielern wie Steve Buscemi (sechs Filme), Joels Ehefrau Frances McDormand (sechs Filme), John Goodman (fünf Filme) und John Turturro (vier Filme), inzwischen auch George Clooney.
So war «Ein (un)möglicher Härtefall» nach «O Brother, Where Art Thou?» (2000) bereits Clooneys zweite Zusammenarbeit mit den Coen-Brüdern. Im Jahr 2008 folgte mit «Burn After Reading» schließlich die dritte und bislang letzte Kooperation. Etwa ein Jahr vor dieser konnten die Coens mit «No Country For Old Men» wohl ihren bis dato größten Erfolg feiern. Der Thriller erwies sich nicht nur an den Kinokassen als das profitabelste Werk des Filmemacherduos, sondern bescherte ihm elf Jahre nach dem Drehbuchoscar für «Fargo» (1996) auch mal wieder eine Ehrung bei den Academy Awards. So konnte der Film gleich vier der begehrten Preise abstauben, von denen drei direkt an die Coen-Brüder gingen, zeichneten sie doch sowohl für die Regie und das Skript als auch für die Produktion des Films verantwortlich.
OT: «Intolerable Cruelty» (2003) von Joel & Ethan Coen; mit George Clooney, Catherine Zeta-Jones, Edward Herrmann, Geoffrey Rush und Billy Bob Thornton.
«Drei Engel für Charlie - Volle Power» (ProSieben)
ProSieben bietet RTL am Sonntagabend mit der actiongeladenen Fortsetzung «Drei Engel für Charlie - Volle Power» die Stirn. Im zweiten Teil der Kinoversion der populären Fernsehserie aus den 70er Jahren erhalten die titelgebenden Agentinnen (Cameron Diaz, Drew Barrymore, Lucy Liu) von ihrem Boss Charlie den Auftrag, zwei besondere Ringe wiederzuerlangen, die vor kurzem gestohlen wurden. Bei diesen handelt es sich um spezielle Datenträger, die Informationen über die Identitäten von Personen des amerikanischen Zeugenschutzprogramms enthalten. In den falschen Händen stellen diese Daten daher eine ernsthafte Bedrohung für die nationale Sicherheit dar. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Da Hollywood schon seit langem dem Remakewahn verfallen ist, bleiben auch Fernsehklassiker auf Dauer wohl nicht von einer filmischen Neuinterpretation durch die Traumfabrik verschont. So erfuhr unter anderem auch die Krimiserie «Drei Engel für Charlie» (1976-1981) mit der Inszenierung des amerikanischen Regisseurs McG («Terminator: Die Erlösung») im Jahr 2000 eine Modernisierung auf der großen Leinwand. Das Ergebnis fiel dabei wider Erwarten recht kurzweilig und unterhaltsam aus und wurde somit auch prompt zu einem großen Erfolg an den Kinokassen. Drei Jahre später folgte daher die Fortsetzung mit dem Titel «Drei Engel für Charlie - Volle Power», für die sich nahezu dasselbe Team vor und hinter der Kamera versammelte.
In der englischsprachigen Originalfassung war als besondere Hommage so auch Schauspieler John Forsythe († 2010) wieder mit von der Partie, der dem niemals direkt in Erscheinung tretenden Auftraggeber Charlie schon in der Serie sowie im ersten Kinofilm seine Stimme lieh. Dennoch fiel das Sequel trotz eines passablen Einspielergebnisses bei Kritikern und vielen Fans durch, weshalb die Realisierung eines dritten Teils eher fraglich ist. Jedoch verkündete der US-Fernsehsender ABC bereits im letzten Jahr seine Pläne zur Wiederbelebung des Franchises in Form einer neuen TV-Serie. Und alle, die von Neuauflagen alter Fernsehklassiker im Kino nicht genug kriegen können, erwartet im August dieses Jahres mit «Das A-Team - Der Film» derweil schon das nächste Highlight.
OT: «Charlie’s Angels: Full Throttle» (2003) von McG; mit Cameron Diaz, Drew Barrymore, Lucy Liu, Demi Moore und Bernie Mac.
Die Empfehlung von Quotenmeter.de
Das Programmangebot im bevorstehenden Blockbuster Battle fällt leider äußerst ernüchternd aus. Verwunderlich ist dies wohl kaum, bestreitet die deutsche Fußballnationalmannschaft parallel zu den Spielfilmen auf ProSieben und RTL doch ihr erstes Spiel der diesjährigen Weltmeisterschaft. Und so geben sich die beiden großen Privatsender auch nicht sonderlich viel Mühe, mit dem ZDF mitzuhalten, sind ihre zwei, mittlerweile sieben Jahre alten Sonntagsblockbuster doch alles andere als großes Kino. Vor allem was «Ein (un)möglicher Härtefall» angeht, kann dies zweifellos als herbe Enttäuschung gewertet werden, darf man von den ansonsten so talentierten Coen-Brüdern wohl eigentlich etwas mehr erwarten als solch ein anstrengendes, verworrenes, unglaubwürdiges und nicht nur für eine Komödie viel zu unlustiges Machwerk voller nerviger und unsympathischer Charaktere. Da kann selbst die begabte Starbesetzung nichts mehr rausreißen.
Allzu ähnliche Kritikpunkte treffen aber auch auf «Drei Engel für Charlie - Volle Power» zu. Teilweise bis ins Unerträgliche übertriebene Actionsequenzen, flache Figuren und eine absolut lächerliche, vor albernen Einfällen strotzende Handlung rechfertigen die zwei Goldenen Himbeeren, die dem Streifen im Jahr 2004 verliehen wurden, allemal. Streckenweise gelingt es der Actionkomödie jedoch, diese Unzulänglichkeiten mit Tempo, kurzweiligen Kampfszenen und gelungener Selbstironie auch ein wenig zu überspielen. Während «Ein (un)möglicher Härtefall» also durch und durch von Langeweile geprägt ist, birgt «Drei Engel für Charlie - Volle Power» wenigstens einen Hauch von Unterhaltung. Im absoluten Extremfall wäre die Fortsetzung somit also der „Komödie“ der Coen-Brüder vorzuziehen. Zum Glück gibt es aber noch Fußball…
Der Sieg geht an «Drei Engel für Charlie - Volle Power» um 20.15 Uhr auf ProSieben.