360 Grad: Fußball in Amerika
Julian Miller erklärt, warum die FIFA-Weltmeisterschaft trotz amerikanischer Siege in den USA nur am Rande Beachtung findet.
Die USA haben die Vorrunde der FIFA-Weltmeisterschaft als Gruppensieger noch vor dem favorisierten englischen Team überstanden und auch sportbegeisterte Amerikaner kriegen dies allenfalls am Rande mit. Nur zehn Spiele werden in den USA von einem Network der Big Four, ABC, übertragen, und diese wohl nicht allein aufgrund der Zeitverschiebung in nachmittäglichen Abfallverwertungsslots. Den großen Rest bekommt man lediglich abseits der amerikanischen TV-Stationen-Elite beim Sportsender ESPN zu sehen.
„Soccer“ wird dabei von Millionen amerikanischer Kinder mit Einsatz und Elan gespielt, doch als Zuschauersport hat sich Fußball in den Vereinigten Staaten nie durchsetzen können, was auf absehbare Zeit auch mit Sicherheit so bleiben wird. Zu frustrierend ist es für Amerikaner einfach, wenn auch auf globaler Ebene ein Profispiel nach dem anderen unentschieden oder gar ohne einen einzigen Treffer ausgeht. Sportarten wie American Football, Basketball und das aus germanischer Sicht auch entsetzlich langweilige Baseball haben da ganz andere, viel spannendere Punktsysteme aufzuweisen, die zu viel mehr Drive im Spiel führen.
Ein weiteres schweres Defizit, das die Popularität des runden Leders auf der anderen Seite des Atlantiks zunichte macht, ist natürlich auch das Fehlen eines Videobeweises. Im Fußball ist der Schiedsrichter als Gott über Weiterkommen oder Nachhausefahren allmächtig. Das Kopfschütteln der Amerikaner ist natürlich besonders groß, wenn wie am Mittwoch der Mannschaft der USA ein glasklar reguläres Tor nicht gewertet wird, nur weil einer der Schiedsrichter „Abseits“ pfeift. Und damit gnadenlos daneben liegt.
All das erklärt wohl, warum die spanischsprachigen Übertragungsrechte der FIFA-Weltmeisterschaft in den USA dreimal so viel kosten wie die englischen. Wann geht eigentlich die Football-Season wieder los?
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