«In 80 Tagen um die Welt» vs. «Date Movie»
Duell der seichten Komödien: Jules Verne mal anders oder die Beerdigung der Filmparodie?
«In 80 Tagen um die Welt» (RTL)
Obwohl die Sonntagsblockbuster diese Woche mal nicht gegen die Übermacht einer Fußballübertragung ankämpfen müssen, greift RTL im Duell gegen ProSieben auf die inzwischen sechs Jahre alte und nur mäßig populäre Actionkomödie «In 80 Tagen um die Welt» zurück. Deren im 19. Jahrhundert angesiedelte Handlung dreht sich um den Chinesen Lau Xing (Jackie Chan), der sich nach einem Überfall auf die Bank von England auf der Flucht vor der Londoner Polizei befindet. Dabei landet er im Garten des ehrgeizigen Erfinders Phileas Fogg (Steve Coogan), dem er sich kurzerhand als sein neuer Diener Passepartout vorstellt. Diese neue Anstellung eröffnet Xing/Passepartout die ersehnte Möglichkeit, das Land zu verlassen, wettet Fogg auf sein Drängen doch bald darauf mit dem Leiter der wissenschaftlichen Akademie, dass er es schafft, in 80 Tagen die Welt zu umrunden. Dabei lauern auf das ungleiche Abenteurerduo aber jede Menge Gefahren und Komplikationen.
«In 80 Tagen um die Welt» ist nach mehreren früheren Adaptionsversuchen die neueste Verfilmung des gleichnamigen und erstmals 1873 veröffentlichten Romans von Jules Verne. Mit ihrer Vorlage hatte die Actionkomödie jedoch bis auf einige Grundzüge nicht mehr wirklich viel gemein. So wurde unter anderem auch die Rolle des Dieners Passepartout deutlich verändert und ausgebaut, um Jackie Chan genügend Raum für seine typischen Slapstick- und Martial-Arts-Einlagen zu bieten. Und auch ansonsten lag der Fokus eindeutig auf purer anspruchsloser Unterhaltung und Klamauk, was angesichts der Filmografie des Regisseur Frank Coraci jedoch im Grunde nicht allzu überraschend ist.
So hat sich der US-Amerikaner insbesondere durch die Inszenierung der Adam-Sandler-Komödien «Eine Hochzeit zum Verlieben», «Waterboy - Der Typ mit dem Wasserschaden» (beide 1998) und «Klick» (2006) einen Namen gemacht. Im Gegensatz zu diesen drei Filmen ging «In 80 Tagen um die Welt» an den Kinokassen jedoch komplett baden und konnte am Ende weltweit nur etwa zwei Drittel seiner Produktionskosten wieder einspielen. Und das trotz zahlreicher prominenter Gaststars wie Kathy Bates, den Wilson-Brüdern, John Cleese und Arnold Schwarzenegger.
OT: «Around the World in 80 Days» (2004) von Frank Coraci; mit Jackie Chan, Steve Coogan, Cécile de France, Ewen Bremner und Jim Broadbent.
«Date Movie» (ProSieben)
Auch ProSieben setzt am Sonntag auf sehr leichte Unterhaltung, begibt sich mit der Parodie «Date Movie» aber auf äußerst fragwürdiges Terrain. Im Mittelpunkt des Films aus dem Jahre 2006 steht die übergewichtige Julia (Alyson Hannigan), der bisher ein Erfolg beim männlichen Geschlecht versagt geblieben ist. Als sie sich eines Tages in den gutaussehenden Grant Funkyerdoder (Adam Campbell) verguckt, begibt sie sich daher prompt zum Date-Doktor Hitch (Tony Cox), mit dessen Unterstützung sie bei „Pimp my Bride“ ihr Aussehen verändern lässt. Nach einer erfolgreichen Schlankheitskur sieht Julia so schließlich die Chance gekommen, ihr Glück bei Grant zu versuchen.
Bei den Namen Aaron Seltzer und Jason Friedberg läuft es Filmfreunden und -kritikern eiskalt den Rücken runter, sind die beiden stets als Duo auftretenden Filmemacher doch für einen Großteil der katastrophalen Filmparodien der letzten Jahre verantwortlich. Angefangen hatte es dabei sogar noch vergleichsweise harmlos. So waren Seltzer und Friedberg am Anfang ihrer Karriere als Drehbuchautoren an den zwar nicht allzu eindrucksvollen, aber streckenweise noch recht unterhaltsamen Komödien «Agent 00 - Mit der Lizenz zum Totlachen» (1996) und «Scary Movie» (2000) beteiligt. Ab dem Moment als die beiden jedoch begannen, ihre Drehbücher komplett auf eigene Faust zu verfassen und diese obendrein auch noch selbst zu inszenieren, nahm das Übel seinen Lauf.
Zwischen 2006 und 2008 ließ das untalentierte Duo mit «Date Movie», «Fantastic Movie», «Meine Frau, die Spartaner und ich» sowie «Disaster Movie» eine filmische Plage nach der anderen auf die Kinozuschauer los. Erschreckenderweise waren alle diese Filme sogar recht profitabel und spielten (abgesehen von «Disaster Movie») bei Produktionskosten von jeweils rund 20 Mio. US-Dollar um die 85 Mio. US-Dollar ein. Kein Wunder also, dass uns mit der Vampirfilm-Parodie «Vampires Suck» wahrscheinlich noch in diesem Jahr die nächste Missetat aus dem Hause Seltzer/Friedberg bevorsteht.
OT: «Date Movie» (2006) von Aaron Seltzer und Jason Friedberg; mit Alyson Hannigan, Adam Campbell, Sophie Monk, Eddie Griffin und Tony Cox.
Die Empfehlung von Quotenmeter.de
Wie aus diesem Querschnitt durch das Œuvre Aaron Seltzers und Jason Friedbergs unschwer herauszulesen ist, gehören die Filme des Autoren- und Regieduos zweifellos zu den schlechtesten Hollywoodfilmen und unlustigsten Komödien der letzten Jahre. «Date Movie» bildet da auf jeden Fall auch keine Ausnahme. Die zusammenhanglose Aneinanderreihung einfalls- und vor allem geschmackloser Filmparodien aus der untersten Humorschublade (eigentlich ist überhaupt die Verwendung des Wortes Humor hier schon viel zu hoch gegriffen) ist eine einzige Beleidigung des Zuschauers. «Date Movie» gelingt das Kunststück, selbst bis in die Tiefen der Hölle heruntergeschraubte Erwartungen noch zu enttäuschen. Seltzer und Friedberg scheinen eben dieser entsprungen zu sein, mit dem einzigen Ziel, die Filmliebhaber dieser Erde unsägliche Qualen durchleiden zu lassen.
Angesichts dieses filmischen Totalausfalls hat selbst ein mittelprächtiges Machwerk wie «In 80 Tagen um die Welt» leichtes Spiel im Blockbuster Battle. So entfernt sich die Actionkomödie zwar unerfreulich weit von ihrer vermeintlichen Vorlage und driftet dabei auch recht oft ins Alberne ab, kann jedoch wenigstens so etwas wie eine Handlung vorweisen. Diese weiß sogar ab und an passabel zu unterhalten, wenn auch auf keinem allzu hohen Niveau. Zumindest werden wohl jüngere Zuschauer und Jackie-Chan-Fans an der auf ihren Hauptdarsteller zugeschnittenen Produktion über weite Strecken ihre Freude haben. Alle anderen sollten sich vielleicht doch überlegen, ihre Aufmerksamkeit am Sonntagabend lieber 3sat oder Arte zuzuwenden, wo sich mit «Apollo 13» bzw. «Blues Brothers» zwei äußerst sehenswerte Klassiker die Ehre geben.
Der Sieg geht an «In 80 Tagen um die Welt» um 20.15 Uhr auf RTL.