Das ohnehin schwach gestartete Format musste gegen die WM-Spiele der letzten Wochen schwere Einbußen hinnehmen.
Der Nachmittag auf ProSieben - augenscheinlich eine ewige Baustelle. Nach diversen Misserfolgen mit Dokusoaps, Coaching-Formaten und Scripted Reality startete der Sender im Frühjahr einen fünfwöchigen Testlauf, um ein neues Erfolgsformat zu finden. Heraus sprang mit «Der Salonretter» schließlich ein einziges, das beim Publikum zumindest nicht komplett durchgefallen war. Die Reihe wurde etwas breiter angelegt als «Die Jobretter» fortgesetzt bis die neuen Episoden ausgingen und es zu einem weiteren Wechsel im Programm kam. Seit dem 10. Mai dieses Jahres bestreitet die Reihe «Entscheidung am Nachmittag» den Kampf um die Zuschauer mit einem Potpourri an Dokusoap-Fällen. Es überrascht wenig, dass ProSieben auch mit diesem Format nicht das große Los gezogen hat.
Bereits die Premierenwoche, die bis heute immerhin die erfolgreichste der Sendung blieb, konnte nicht als Erfolg gewertet werden. Zwar steigerte sich «Entscheidung am Nachmittag» nach einer enttäuschenden Zielgruppenquote von 8,7 Prozent zum Auftakt auf ordentliche 10,6 Prozent mit der zweiten Episode, für die dritte Ausgabe hingegen ging es mit 7,9 Prozent wieder klar abwärts. Sowohl die Dienstags- als auch die Freitagsausgabe erreichten in dieser Woche mit 450.000 Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren die höchste Reichweite. Bei allen Zuschauern lag das Maximum bei 630.000. Diese Reichweiten wurden nie wieder erreicht, was aber zur Zeit des Sommeranbruchs nichts Ungewöhnliches ist.
In den darauffolgenden Wochen ging es allerdings auch quotenmäßig abwärts. Konnte Woche eins im Schnitt noch einen Marktanteil von 9,1 Prozent bei den umworbenen Zuschauern verzeichnen, reichte es in der zweiten Woche nur noch für 8,4 Prozent. In der dritten Woche als das Format erstmals keine einzige Ausgabe im zweistelligen Quotenbereich platzieren konnte, wurde gar nur noch ein Schnitt von sehr mageren 7,7 Prozent gemessen.
Einen Hoffnungsschimmer gab es mit der Dienstagsausgabe der vierten Sendewoche am 1. Juni, als «Entscheidung am Nachmittag» mit 11,2 Prozent sowohl seine beste Einschaltquote in der Zielgruppe erzielte als auch mit 5,6 Prozent die beste bei allen Zuschauern ab drei Jahren. Die Reichweiten lagen an diesem Tag ungewöhnlich hoch. Mit 580.000 Zuschauern sahen gut 100.000 mehr zu als bei den erfolgreicheren Ausgaben der vorherigen Wochen. Lange hielt das Glück nicht an, denn anschließend stürzte die Doku-Reihe wieder in den einstelligen Bereich. Und dann kam die Fußball-Weltmeisterschaft.
Ab dem 11. Juni lief «Entscheidung am Nachmittag» gegen das tägliche 16.00-Uhr-Spiel in Südafrika, was sich deutlich in den Quoten niederschlug. Gegen das Eröffnungsspiel kam die Doku-Serie auf gemessen am normalen Senderschnitt desaströse 2,1 Prozent bei allen Zuschauern und 3,8 Prozent in der Zielgruppe. Anschließend lief es mit rund sechs Prozent in der Zielgruppe in den nächsten Ausgaben besser bis ausgerechnet das wenig attraktive Spiel der USA gegen Slowenien einen erneuten Tiefschlag von 2,0
Prozent bei allen und 3,2 Prozent bei den werberelevanten Zuschauern versetzte. Die schlechtesten Quoten überhaupt gab es schließlich gegen den Viertelfinal-Knaller Brasilien gegen die Niederlande. Nur 2,5 Prozent in der Zielgruppe und 1,4 Prozent insgesamt wurden registriert. Gerade einmal 150.000 junge Zuschauer verzichteten auf das Spiel, um ihrer Dokusoap-Lust zu fröhnen.
Abschreiben sollte man das Format allerdings nicht. Die ersten zwei Folgen dieser Woche, endlich von der WM-Last befreit, konnten in der Zielgruppe mit 10,1 und 9,5 Prozent durchaus akzeptable Werte vorweisen, bei allen Zuschauern ab drei Jahren wurde am Montag mit 5,6 Prozent sogar der bisherige Rekord eingestellt. Die durchschnittlichen Quoten der bisherigen Folgen sehen mit 3,7 Prozent bei allen Zuschauern und 7,3 Prozent sehr bitter aus, sind aber durch die WM extrem verzerrt. Die Ausgaben, die ohne dieses Gegenprogramm liefen, kamen mit 4,3 Prozent und 8,6 Prozent immerhin auf etwas bessere Werte. Die Reichweiten lagen im Schnitt bei 400.000 Zuschauern insgesamt und 300.000 aus der Zielgruppe. Ein Erfolg oder auch nur ein längerfristiger Programmpfeiler im Nachmittagsprogramm sieht allerdings anders aus.