Der Fernsehfriedhof: «Ran» an das Zwerchfell

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 94: Drei Comedyformate, die aus der Sat.1-Fußballshow entstanden.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer Zeit, als Sat.1 noch im Besitz der Übertragungsrechte der Fußballbundesliga war und die Sportsendung «ran – Sat.1 Fußball» die Herzen der Fans begeisterte. Die wöchentlichen Zusammenfassungen bescherten dem Sender stets hervorragende Reichweiten und prägten wie kein zweites Format sein Bild. Was lag daher näher, als die Zugkraft der Marke auch auf andere Sendungen auszuweiten? Es sollte im Laufe der Jahre mehrere Versuche geben, die jedoch allesamt nicht von Erfolg gekrönt waren. Besonders die Ableger im Bereich Comedy waren mehr als fragwürdig.

«ran fun» wurde am 23. Dezember 1995 in Sat.1 geboren und sollte die damalige Winterpause der Bundesliga überbrücken. Die Mischung aus «Pleiten, Pech & Pannen» und «Die Wochenshow» zeigte in jeder Ausgabe unfreiwillige Missgeschicke von Sportlern, die entweder aus TV-Übertragungen stammten oder von Amateuren in witzigen Home-Videos festgehalten wurden. Garniert wurde das Durcheinander mit von Stimmenimitatoren synchronisierten Beiträgen, die eher leidlich komisch waren. Der damalige «ran»-Star Reinhold Beckmann, der zuvor mit seiner Late-Night-Show «No Sports» spektakulär gescheitert war, führte durch die halbstündige Sendung und moderierte die kurzen Clips viel zu steif an. Die Show wurde daher bereits am 27. Januar 1996 wieder beerdigt.

«Helmut & Helmuth - Die Zweierkette» wurde am 27. Januar 2001 in Sat.1 geboren und entstand, als nach dem Weggang von Reinhold Beckmann und Johannes B. Kerner mit Oliver Welke und Lou Richter bereits eine neue, jüngere Generation die Sendung übernommen hatte. Bereits im Dezember 1999 wurde der Grundstein für deren Comedy-Sendung gelegt. Im großen Special «ran – die ersten 100 Jahre» traten Richter und Welke als die beiden Fußballfans Helmut und Helmuth erstmals auf. Rund ein Jahr später erhielten sie nach Angaben von Sat.1 das „erste reine Sport-Comedy-Format“ Deutschlands. Darin saßen sie auf einer Couch in einem (Studio)-Wohnzimmer und diskutierten über die aktuellen Ereignisse rund um das Leder. Hin und wieder tauchten Stargäste wie Ingolf Lück, Jörg Wontorra oder Monica Lierhaus auf. Das Konzept aus der Feder des Duos war einfallslos und lahm. Nach einer Versuchssendung direkt im Lead-In zur samstäglichen Bundesligazusammenfassung folgte noch eine zweite Ausgabe am 17. Februar und dann die schnelle Beerdigung.

«The Big Kick» wurde am 14. Juni 2004 in Sat.1 geboren und hatte nur noch entfernt etwas mit der mittlerweile eingestellten Fußballsendung «ran» zu tun. Allerdings führte mit Lou Richter ein ehemaliger Moderator des Formats durch die Sendung. Der Untertitel der Show «Die McDonald’s EM-Comedy mit Biss» ließ erahnen, welches Konzept sich dahinter verbarg. An fünf Abenden in der Woche traf sich Richter zusammen mit Comedian Axel Stein und Assistentin Nicole da Silva zu einem Live-Fußballstammtisch in Berlin-Mitte und fasste in bester «7 Tage, 7 Köpfe»-Manier die Ereignisse der laufenden Fußball-Europameisterschaft in Portugal zusammen. In jeder Ausgabe gesellten sich drei weitere prominente Zeitgenossen hinzu. Unter ihnen waren die üblichen Verdächtigen wie Mirja Boes, Ingo Oschmann, Elmar Brandt, Matthias Knop, Bernhard Hoëcker, Ingo Naujoks oder Ralf Richter. Die Quoten am Vorabend waren mit rund sechs Prozent in der Zielgruppe vernichtend. Das Konzept einer täglichen, launigen Nachberichterstattung griff zeitgleich auch das ZDF unter dem Titel «Nachgetreten!» mit Ingolf Lück auf und war damit wesentlich erfolgreicher. Festes Panelmitglied der Konkurrenz war übrigens Richters Kumpel Oliver Welke. Für Lück folgte zur WM 2006 und EM 2008 eine Verlängerung. Richter blieb diese aufgrund des Misserfolgs verwehrt.

Mögen die Shows in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann in einer großen Spezialausgabe den Programm-Highlights der 50er Jahre.
08.07.2010 10:15 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/43098