Die Kritiker: «The Pacific: Guadalcanal»

Inhalt
Am 7. Dezember 1941 überfällt Japan Pearl Harbor. Die Folge: Die USA greifen aktiv in den Zweiten Weltkrieg ein. Freiwillige Soldaten, Sergeants und Offiziere der Navy werden an die Front geschickt. Voller Euphorie beginnt für die Freunde Runner, Chuckler, Hoosier, Gibson und andere die Überfahrt auf die Pazifikinsel Guadalcanal. Doch das vermeintliche Paradies erweist sich als der erste brutale Kriegsschauplatz - heroische Illusionen sind schnell dahin...

Darsteller
Joseph Mazzello («Matters of Life and Death») ist Eugene B. Sledge
Jon Seda («Close to Home») ist Gunnery Sergeant John Basilone
James Badge Dale («24») ist Robert Leckie
William Sadler («Roswell») ist Colonel "Chesty" Puller
Josh Helman («Home and Away») ist Lou Chuckler

Kritik
An Verfilmungen zum Zweiten Weltkrieg mangelt es in Film und TV nun wirklich nicht. Häufig wurden für diese Filme und Serien Ziele in Europa ausgewählt. Angefangen bei z.B. der «Luftschlacht um England» über «Der Soldat James Ryan» oder aber auch der überaus realistischen TV-Serie «Band of Brothers». Dieses Projekt wurde 2001 von den Masterminds Steven Spielberg und Tom Hanks für den US-amerikanischen Pay-TV Sender HBO in Szene gesetzt. Doch bereits kurze Zeit später merkten die beiden Produzenten, dass eben die Weltkriegserlebnisse in Europa schon häufig erzählt wurden und die Kriegs-Geschehnisse im Pazifik bisher nie den Stellenwert erhielten, den sie eigentlich verdienten. Selbst Kinofilme, wie z.B. «The thin Red Line» oder «Letters from Iwo Jima», die sich eindrucksvoll mit dieser Thematik beschäftigten, erreichten nie die Resonanz der Europa-zentrierten Filme. Um dieses moralische Ungleichgewicht ein wenig gerade zu rücken - aber auch um den nachgewachsenen Generationen eine andere Seite des Krieges zu zeigen - machten sich Spielberg und Hanks in den folgenden Jahren an die Vorbereitungen zu einem gigantischen TV-Projekt, «The Pacific».

Ursprünglich mit einem Budget von 100 Millionen US-Dollar taxiert, schnellten die Kosten im Nachhinein auf 200 Millionen Dollar. Doch jeder Cent, der in diese Produktion geflossen ist, scheint sich rentiert zu haben. Abgesehen von der Fülle an Emmy-Nominierungen, die erst vor Wochenfrist für das Projekt abgegeben wurden - 24 an der Zahl - sieht man die Investitionen in jedem Bild und in jeder Kameraeinstellung. Authentizität und Bildgewalt sind ohnehin die größten Pluspunkte, mit denen sich «The Pacific» von seinen vermeintlichen Vorbildern abzusetzen vermag. So konzentriert sich auch schon der Pilot auf die wesentlichen Ereignisse auf der Insel Guadalcanal, lange Einführungen der Charaktere und die Umstände und Motive für diesen Feldzug werden nur am Rande abgehandelt. Stattdessen gibt es minutenlange Nachtgefechte, die dem Zuschauer schon einiges abverlangen. Gerade dann, wenn es nach den Gefechten wieder Tag wird und die Überreste der Nacht sichtbar werden, stehen sich Moral und Pflichtbewusstsein der Soldaten Aug in Aug gegenüber - Verzweiflung der Einzelnen und Zweifel an den Taten der eigenen Kameraden sichtbar.

Und auch in der Folge werden in jeder Episode spezielle Ereignisse im Pazifik-Krieg der USA abgehandelt. Da bleibt nicht viel Zeit, in die Tiefen der Seele bestimmter Charaktere abzutauchen und das, obwohl sich die Produzenten auch hier dafür entschieden haben, mit Eugene Sledge, Robert Leckie und John Basilone drei Freunde in den Fokus des Openers zu setzen. Sie dienen nur einfach als Orientierungspunkte im grauenhaften Universum des Krieges. Geben dem Ganzen vielleicht eine kleine Spur mehr Menschlichkeit und Emotionalität.
Drehbuchautor Bruce C. McKenna thematisiert zudem noch die Brutalität und Härte des Krieges auf einem Niveau, das man im TV so noch nicht oder nur selten zu sehen bekam: die Macht des Unbekannten, die barbarischen Mittel der Kriegführung und eben auch die eigene Verwundbarkeit der US-Soldaten in scheinbar ausweglosen Situationen. Doch hinter allem stecken die Erlebnisse der Kriegsveteranen Robert Leckie, Eugene Sledge und Chuck Tatum, auf denen die Ausführungen der Mini-Serie basieren.

Die Schauspieler am Set haben jedenfalls ihr bestes getan, um der ungewöhnlichen Realität auch ungewöhnliche Performances folgen zu lassen. Hier einen einzelnen herauszuheben, wäre vermessen; ist es doch die Gesamtleistung des Casts, die diese Serie so unvergesslich und eindrucksvoll machen. Ihnen zur Seite stehen ungemein wirkungsvolle Special-Effects, die eine Materialschlacht sondergleichen möglich machen.

«The Pacific» ist TV-Unterhaltung auf höchstem Niveau. Schonungslos, realistisch, anspruchsvoll und packend. Wer «Band of Brothers» mochte, sollte auch der neuesten Produktion aus dem Hause HBO sein Vertrauen schenken.

kabeleins zeigt «The Pacific» ab dem 15. Juli 2010 immer donnerstags um 22:15 Uhr.
14.07.2010 09:45 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/43215