Primetime-Report: Charlie Sheen besiegt Horatio Caine

Die Primetime der vergangenen Woche war geprägt von neuen Show-Ideen und einer Handvoll Serien-Rückkehrern.


In der ersten Woche nach der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika vertrauten die deutschen Vollprogramme wieder auf Bewährtes. So fand «Bauer sucht Frau» mit der Hochzeit von Josef und Narumol, zweier illustrer Gestalten des Reality-Formats, einen hervorragenden Anklang. Mit 24,2 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-jährigen Zuschauer setzte sich die Sendung von Inka Bause an die Spitze. In der Zielgruppe waren ihr 2,54 Millionen Zuschauer sicher. Die Hochzeitsepisode des Formats mit Inka Bause (Foto) brachte insgesamt sogar eine Reichweite von 6,11 Millionen Zuschauern. Daran knüpfte eine Spezialsendung von «Einsatz in vier Wänden» auf RTL an, bei der Tine Wittler wieder alle Händer voll zu tun hatte. 6,02 Millionen Bundesbürger schauten zu. 23,1 Prozent Marktanteil der Werberelevanten machten nicht viel Unterschied zum Bauern-Vorprogramm, so dass der Kölner Sender am Montag sowohl bei allen Zuschauern als auch bei der begehrten Zusehergruppe hoch im Kurs stand. Das erschwerte es dem restlichen Fernsehprogramm zusätzlich, doch die Sat.1-Serie «Der letzte Bulle» und «Danni Lowinski», deren verbleibende Episoden der Bällchensender seit der Vorwoche nach einer Pause fortsetzt, hielten sich mit 13,6 und 13,3 Prozent Marktanteil des jungen Publikums auf sehr gutem Niveau. Insgesamt schauten jeweils 2,67 und 2,53 Millionen die deutschen Serien. Einen guten Start legte auch «Eureka – Die geheime Stadt» bei ProSieben hin, das mit der siebten Folge der dritten Staffel nach einem Jahr Abstinenz im deutschen Fernsehen ebenfalls seine Fortsetzung gefunden hat. Mit 11,3 Prozent Marktanteil der Jungen hob sich die US-Serie von den anderen Mystery-Formaten «Fringe» und «Supernatural», von denen Wiederholungen der ersten Staffeln zu sehen waren, ab. 1,61 Millionen Deutsche sahen «Eureka», davon entstammten 1,29 Millionen der werberelevanten Zielgruppe.

Eine Rückkehr auf den Bildschirm hat am Dienstag auch «Switch Reloaded» mit einer Dschungel-Spezialausgabe unternommen. Für ProSieben verlief der Auftakt von neuen komödiantischen Parodie-Folgen des beliebten Komiker-Ensembles sehr zufriedenstellend. 15,7 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe konnte sich sehen lassen, 1,24 Millionen Junge sahen wie die parodierten Jauch, Zwegat, Heidenreich, Lagerfeld oder Lena ins geheime Dschungelcamp einzogen. Insgesamt konnten 1,48 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher versammelt werden. Die Lachmuskeln wurden aber schon vorher mit den «Simpsons» und «Two and a half Men» angestrengt. Obwohl es hiervon nur Wiederholungen zu sehen gab, schnitten die einzelnen Episoden mit Marktanteilen zwischen 16,9 und 18,6 Prozent der 14- bis 49-Jährigen deutlich besser ab. Besonders die Sitcom «Two and a half Men» war mit der zweiten Folge, also unmittelbar vor «Switch Reloaded» ein Renner: Mit 2,18 Millionen Zuschauer hatte ProSieben hier die höchste Reichweite des Abend und dank 18,6 Prozent Marktanteil des jungen Publikum auch den besten Wert des Abends verzeichnen können. Die Konkurrenz schlief aber nicht. Doch zwei Wiederholungen von «CSI: Miami» auf RTL gerieten ins Schwimmen, eine davon ging sogar unter. Denn hier schauten mit 3,45 Millionen Zuschauern in der Spitze zwar mehr Menschen zu, doch hatte die Folge um 21.15 Uhr mit 17,7 Prozent Marktanteil der Begehrten den selben Wert erreicht wie «Two and a half Men», da nur 10.000 junge Menschen weniger begeisterte. Da auch die erste Folge von «CSI: Miami» über 16,5 Prozent Marktanteil der Werberelevanten nicht hinaus kam, hieß der Sieger des Abends Charlie Sheen für ProSieben.

«Der Bulle und das Landei» war am Mittwoch im Ersten die meistgesehene Sendung, 4,19 Millionen Bundesbürger schalteten ein. 17,1 Prozent Marktanteil wurden im Gesamtpublikum gemessen. Doch weitaus interessanter waren die neuen Programmierungen von RTL und Sat.1 in der Primetime. In Köln hatte man auf eine Neuauflage des «Nachbarschaftsstreit», diesmal mit einem neuen Streitschlichter, angestrebt. Die neue Doku-Serie, die vor einem Jahr schon einmal zur gleichen Zeit auf Sendung ging, war ein voller Erfolg. 3,08 Millionen Deutsche wollten sehen, wie nachbarschaftliche Kleinkriege am Gartenzaun ausgetragen werden und von einem geschulten Mediator geschlichtet wurden. 1,78 Millionen junge Menschen ließen sich dafür begeistern, mit 19,4 Prozent Marktanteil der Begehrten zeigte der Daumen nach oben für das neue Format von RTL. Doch die Freude trübte die anschließende Reality-Show «Einspruch – die Show der Rechtsirrtümer», die mit nur noch 17,7 Prozent Marktanteil der Jungen leicht einbrach, aber noch im grünen Bereich lag. Die Neugier überwog bei 1,83 Millionen der 14- bis 49-Jährigen, insgesamt schauten 3,28 Millionen Menschen zu. Gut geschlagen hat sich auch die dritte Staffel von «Mit Herz und Handschellen» mit dem „letzten Bullen“ Henning Baum (Foto). Am neuen Comedy-Mittwoch von Sat.1 erreichte die Serie, die ebenfalls nach geraumer Zeit eine Rückkehr auf das Zelluloid schaffte, 2,36 Millionen Menschen, darunter 1,17 Millionen aus den Reihen der Jungen. Mit 12,0 Prozent Marktanteil der für die Werbewirtschaft interessanten Zuschauergruppe lag «Mit Herz und Handschellen» genau auf dem Senderschnitt. Ganz im Gegensatz zu Wiederholungen von «Ladykracher» und «Pastewka», die auf dem neuen Sendeplatz mit nur 8,5 und 8,0 Prozent Marktanteil der jungen Zielgruppe eher durchfielen. Den Comedy-Charakter seines Mittwochprogramms mag Sat.1 noch einmal überdenken.

Genauso sind Wiederholungen der RTL-Serien «CSI» und «Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei» am Donnerstag nicht wie sonst gefragt. Doch mangels Alternative für den TV-Zuschauer bleiben sie in der Zielgruppe mit ihrem Alleinstellungsmerkmal von den im Verhältnis zum Gegenprogramm hohen Marktanteilen von 16,7 und 16,0 Prozent der Werberelevanten an der Spitze. Für RTL-Verhältnisse sind diese Werte jedoch nicht gerade berauschend, zumal die wiederholten Episoden unter dem Senderschnitt der Kölner liegen. Insgesamt hatten die deutsche Action- und die US-Crime-Serie eine Reichweite von 2,94 beziehungsweise 3,15 Millionen Zuschauer gehabt. Der «Bergdoktor» kam im ZDF auf 2,98 Millionen Zuseher. Seinen besten Wert verzeichnete «Flashpoint» seit Ausstrahlungsbeginn auf RTL II. Die neunte Folge, die zum zweiten Mal zu sehen war, hatte 7,6 Prozent Marktanteil des jungen Publikums erreicht. 1,05 Millionen Zuschauer insgesamt konnten von RTL II als Erfolg verbucht werden, so viele Zuseher hatte die kanadische Produktion noch nicht. Etwas Trübsal wird man bei der «Crazy Competition» auf ProSieben geblasen haben. Die guten Einschaltquoten der beiden Vorwochen konnten nicht mehr gehalten werden, die Sommershow mit Sonja Kraus und Jumbo Schreiner (Foto) sowie Stefan Gödde als Moderator stürzte auf 10,6 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen ab. 1,02 Millionen Junge schauten zu, das waren genau 240.000 weniger als zur Auftaktfolge. Im Gesamtpublikum wurden 1,43 Millionen Zuschauer gezählt.

Einen guten Start legte die neue Sat.1-Gameshow «Mein Mann kann» am Freitagabend hin. Dank 14,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe hatte Moderatorin Britt Hagedorn und ihre Crew allen Grund zum Feiern, denn die neue Show des Bällchensenders konnte sogar Marktführer RTL phasenweise Paroli bieten. 2,14 Millionen Zuschauer sahen «Mein Mann kann», was die Sendung auch im Gesamtpublikum mit 10,0 Prozent Marktanteil zu einem Erfolg werden ließ. 1,11 Millionen Junge mischten sich darunter. Das wiederholt ausgestrahlte Solo-Programm von Cindy aus Marzahn auf RTL hatte auch nur 1,18 Millionen Werberelevante erreicht. Der Marktanteil der Begehrten fiel mit 14,5 Prozent nur leicht besser aus. «Cindy aus Marzahn & die jungen Wilden» hatte eine Reichweite von 1,86 Millionen Zuschauern insgesamt. Auch eine Wiederholung von «Willkommen bei Mario Barth» fiel mit 15,3 Prozent Marktanteil der jungen Zuschauer unter den Senderschnitt. Einzig «Die 10 spektakulärsten Promi-Kriminalfälle» mit Sonja Zietlow rettete RTL mit 17,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Insgesamt schauten hier 2,02 Millionen Bundesbürger zu. Den Tagessieg hatte somit ProSieben mit dem Blockbuster «Shanghai Knights» für sich beanspruchen können: Mit 17,6 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen hatte man RTL geschlagen, der Film hatte eine Gesamtreichweite von 2,13 Millionen Zuschauern.

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Die Primetime der vergangenen Woche war geprägt von neuen Show-Ideen und einer Handvoll Serien-Rückkehrern.

Einen neues Samstagabend-Programm brachte ProSieben am Folgetag ins Rennen. Großspurig wurde „Next Level Entertainment“ angekündigt, doch war die Konkurrenz an diesem Tag besser ausgerüstet. Trotzdem können die neuen Show-Programmierungen von ProSieben am Samstag als erfolgreich eingestuft werden. Denn die neue Reality-Show «Solitary – Besieg dich selbst» stieg mit 14,3 Prozent Marktanteil des werberelevanten Publikums sehr gut ein. 1,60 Millionen Zuschauer verfolgten die Sendung, in der C-Promis in Einzelzellen an ihre Grenzen getrieben werden und mit nervtötenden David-Hasselhoff-Weckern zum Wahnsinn getrieben werden sollten. 1,23 Millionen aus der Zielgruppe schauten zu. Furios startete auch die zweite Staffel von «Elton vs. Simon – Die Show», welche mit 18,7 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen der größte Erfolg für ProSieben an diesem Abend darstellte. Die von Johanna Klum moderierte Spielshow, in der sich die Comedians Elton und Simon Gosejohann einen Wettstreit liefern, hatte eine Reichweite von 1,98 Millionen Zuschauer. Nur der RTL-Film «The Quest – Der Fluch des Judaskelchs» schnitt mit 19,7 Prozent Marktanteil bei der für die Werbewirtschaft wichtigen Gruppe besser ab und hatte 2,84 Millionen Zuschauer insgesamt im Gepäck. «Verstehen Sie Spaß?» im Ersten hatte gar 4,34 Millionen Bundesbürger vor dem Fernseher gelockt. 18,4 Prozent Marktanteil der Zuschauer ab 3 Jahren standen hier zu Buche.

Am Sonntag waren wie gewohnt Blockbuster und Krimis hoch im Kurs. Im Gesamtpublikum war der «Tatort: Das schwarze Grab» sowie «Mankells Wallander: Das Leck» unantastbar mit einer Reichweite von 4,30 und 3,78 Millionen Zuschauern in der ARD weit vorn. 15,5 und 16,0 Prozent Marktanteil aller Zuseher wurden gemessen. «Rosemunde Pilcher: Sternschnuppen im August» im ZDF war jedoch die Sendung mit der höchsten Reichweite. Genau 5,00 Millionen Deutsche sahen den Romantik-Film, 18,0 Prozent Marktanteil der Zuschauer ab 3 Jahren waren dem Mainzer Sender sicher. In der wichtigen Zielgruppe dominierte indes ProSieben mit dem Blockbuster «Cloverfield» aus der Feder von «Lost»- & «Fringe»-Regisseur J.J. Abrams. Den Endzeit-Horror sahen 2,22 Millionen Zuschauer insgesamt, davon waren 1,71 Millionen allein aus dem jungen Publikum. 15,4 Prozent Marktanteil wurde bei den Werberelevanten gemessen, anschließend schnitt «Dragon Wars» mit 19,8 Prozent Marktanteil der Begehrten noch besser ab. RTL hatte mit dem Spielfilm «Der Krieg des Charlie Wilson» das Nachsehen und kam nur auf 14,0 Prozent Marktanteil der Junge bei einer Gesamtreichweite von 2,41 Millionen Menschen.


… ist «Mein Mann kann». Allen Unkenrufen zum Trotz sprechen für die Sat.1-Gameshow die nackten Zahlen. Mit dem Zielgruppen-Marktanteil von 14,2 Prozent konnte man phasenweise sogar Marktführer RTL Paroli bieten.


… ist «Crazy Competition». Die Sommer-Spielshow von ProSieben, die am Donnerstag gezeigt wurde, erlebte den größten Quoteneinbruch dieser Woche. Nachdem sich die zweite Folge zur Auftaktepisode gar steigerte, landete die dritte Folge jetzt unter dem Senderschnitt.


… ist «Flashpoint». RTL II hatte mit der kanadischen Produktion bislang noch kein Glück, in der Wiederholungsschleife steigerte sich die Serie aber allmählich und nähert sich mit großen Schritten dem Senderschnitt an.


… ist 18,6 Prozent Marktanteil. Diesen Wert verzeichnete die zweite Folge von «Two and a half Men» am Dienstag. Charlie Sheen ist an seinem Ziel angelangt und besiegt eine «CSI: Miami»-Folge von RTL.


Nach der Fußball-WM feierten viele Sendungen ihre Premiere, einige Serien kehrten nach einer längeren Pause wieder zurück. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Einschaltquoten vor allem im Showbereich bei Sat.1 wie auch ProSieben entwickeln. Denn viel Veränderung haben die kurzfristigen Show-Erfolge noch nicht gebracht, die Entwicklung wird zeigen, ob sie Eintagsfliegen sind oder sich kurzfristig etablieren. Trotzdem gibt es Beständigkeit auf dem Sommer-Fernseh-Markt: Die deutsche Serie ist weiterhin gefragt. Genauso wie der «Tatort» und die «Wallander»-Krimi-Reihe.
20.07.2010 13:22 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/43355