Der TV-Markt im Juli 2010

Der Monat nach der Fußball-WM hat in kabel eins einen unerwarteten Gewinner gefunden. RTL hingegen baute ab.

Ob das Wetter im Sommer richtig heiß oder doch nur milde warm ist - das Fernsehprogramm trocknet trotzdem meistens ziemlich aus. Daran können auch die diversen Starts von Sommershows wie «Solitary» oder «Mein Mann kann» nicht viel ändern, die von den Privaten nach Ende der WM-bedingten Quotendürre ins Rennen geschickt wurden. Während aber manch großer Sender noch Probleme hatte, seine im Juni verlorenen Zuschauer zurückzuholen, feierte ausgerechnet kabel eins einen fulminanten Monat. Quotenmeter.de hat die Ergebnisse des Monats Juli.

Alle Zuschauer (Juli 2010)

Es ist kaum verwunderlich, dass die großen öffentlich-rechtlichen Sender im Juli stark an Marktanteilen einbüßten. Mit nur noch einer Handvoll Spiele der FIFA Fußballweltmeisterschaft waren die tollen Werte des Vormonats nicht mehr zu halten. Dafür, weiterhin klar vor RTL zu liegen, reichte es aber dennoch: Das Erste verlor 3,1 Prozentpunkte und landete bei 14,0 Prozent, das ZDF büßte genau 3,0 Prozentpunkte ein und erzielte 13,7 Prozent. Überraschend ist hingegen, dass RTL von den frei gewordenen Marktanteilen überhaupt nicht profitieren konnte. Zwar übertrug RTL im Juni selber WM-Spiele, hatte aber trotzdem Marktanteile verloren. Das Juni-Ergebnis wurde nun aber sogar noch um einen Zehntel Prozentpunkt unterboten: Mit 12,5 Prozent wurde das schlechteste Ergebnis seit letzten August eingefahren.

Bei allen anderen Sendern zeigte sich dagegen eine Erholung der Marktanteile, insbesondere bei Sat.1. Der Sender legte um 0,9 Prozentpunkte auf 10,0 Prozent zu. Etwas weniger Wachstum gelang ProSieben, das seinen Marktanteil von 5,6 Prozent auf 5,9 Prozent steigern konnte, damit aber immerhin den sehr dünn gewordenen Abstand auf VOX leicht vergrößerte. Das schloss den Juli mit 5,4 Prozent und einem Plus von 0,2 Prozentpunkten ab.

Der große Gewinner des Monats ist allerdings kabel eins, das mit einem Plus von 0,8 Prozentpunkten genauso stark wie Sat.1 zulegte - gemessen am Ausgangsniveau ein ganz gewaltiger Sprung auf 4,1 Prozent. So hatte erstmals seit dem letzten September auch RTL II das Nachsehen und musste sich trotz eines Zugewinns von 0,4 Prozentpunkten mit 3,9 Prozent und dem letzten Platz der großen Vollprogramme zufrieden geben.

14- bis 49-Jährige (Juli 2010)

Auch bei den jungen Zuschauern zeigte sich das Ausklingen der Fußball-Weltmeisterschaft, das die Öffentlich-Rechtlichen durch die aktuelle Leichtathletik-EM nur zu einem Bruchteil ausgleichen können. Das Erste verlor 3,8 Prozentpunkte und fiel auf 8,5 Prozent Marktanteil zurück, das ZDF büßte 3,7 Prozentpunkte ein und schloss mit 8,0 Prozent ab.

Damit fielen beide Sender wieder sowohl hinter ProSieben als auch Sat.1 zurück. Ersterer konnte sich in der werberelevanten Zielgruppe auf 10,8 Prozent steigern und damit 0,6 Prozentpunkte zurückgewinnen. Sat.1 legte sogar um 0,8 Prozentpunkte zu und kam mit 10,3 Prozent so nah an den Schwestersender heran wie seit Februar nicht mehr. Unangefochtener Marktführer blieb natürlich RTL, das zumindest in der Zielgruppe einen Gewinn zu verzeichnen hatte, auch wenn dieser mit 0,1 Prozentpunkten extrem dünn ausfiel. 16,4 Prozent wurden im Juli erzielt. Für VOX hat es derweil noch nicht gereicht, wieder am Ersten und dem ZDF vorbeizuziehen. Mit 7,5 Prozent Marktanteil ist der Sender aber nicht mehr weit von diesen entfernt; ein Plus von 0,4 Prozent wurde erzielt.

Der große Gewinner in der Zielgruppe war ebenfalls kabel eins, das ein geradezu sagenhaftes Plus von 1,3 Prozentpunkten verbuchte und bei 6,7 Prozent landete - ein Wert, der während des vergangenen Fernsehjahres in weiter Ferne lag. Damit verbannte kabel eins auch RTL II auf einen sehr einsamen letzten Platz. Das hatte im Juni mit 5,4 Prozent noch denselben Marktanteil wie kabel eins verbucht, konnte sich im Juli aber nur auf 6,0 Prozent steigern.

Alle Zuschauer (Gesamtes Jahr)

Dank der finalen Spiele der Fußball-WM in Südafrika und den solide bis gut laufenden Leichtathletik-Übertragungen konnten die Öffentlich-Rechtlichen auch im Juli weiterhin überdurchschnittliche Marktanteile erreichen, was sich positiv auf den Jahresschnitt auswirkte. Jedenfalls beim ZDF, dass sich noch einmal leicht auf 12,9 Prozent steigern konnte, während Das Erste bei 13,4 Prozent verblieb. Beide Sender liegen unter Berücksichtigung von Juni und Juli somit einen halben Prozentpunkt über dem Schnitt des neunmonatigen Fernsehjahres.

Bei RTL drückten die niedrigen Quoten erneut auf den Jahresschnitt und dieser senkte sich auf 13,2 Prozent, womit RTL dieses Jahr ziemlich sicher nur der zweite Platz in der Gesamtjahreswertung ab September bleiben wird. Position vier geht an Sat.1, das mit derzeit 10,2 Prozent genügend Luft nach vorne und hinten hat, wo als nächstes ProSieben mit 6,5 Prozent folgt. Auf den letzten Plätzen finden sich mit unveränderten Jahresschnitten VOX mit 5,6 Prozent, RTL II mit 3,9 Prozent und kabel eins mit 3,8 Prozent.

14- bis 49-Jährige (Gesamtes Jahr)

Dass RTL die Gesamtjahreswertung in der umworbenen Zielgruppe als Erster abschließen wird steht schon seit langem völlig außer Frage. Trotz weiterer leichter Einbußen belegen die Kölner mit 17,8 Prozent mit einer Sechs-Punkte-Führung die erste Position. Es folgt ProSieben, das durch die schlechten Monate Juni und Juli ebenfalls noch etwas nachgab, mit 11,8 Prozent und Sat.1 mit stabilen 10,8 Prozent.

Die Öffentlich-Rechtlichen konnten ihren Schnitt im Juli jeweils noch einmal um ein Zehntel verbessern. Für Das Erste stehen derzeit 7,5 Prozent zu Buche, das ZDF kommt auf 6,9 Prozent bei den jungen Zuschauern. Trotz des starken Sportjahres liegt trotzdem weiterhin VOX vor den beiden Sendeanstalten und kommt auf 7,7 Prozent. Den letzten Platz unter den großen Sendern teilen sich RTL II und kabel eins, die sich mit jeweils 6,1 Prozent noch ein enges Rennen liefern werden, wenn es im August die letzte Möglichkeit gibt, sich in der Jahresabrechnung vor den jeweiligen Konkurrenten zu schieben.
01.08.2010 08:43 Uhr  •  Stefan Tewes Kurz-URL: qmde.de/43606