Die Kritiker: «Wir müssen reden!»

Inhalt
Annette Pfeiffer und Cordula van Grooten treffen sich immer im Italiener „Trinachria“ – und das hat einen Grund: Genau so weit reicht Annettes Babyphone. Als alleinerziehende Mutter muss sie in akustischer Reichweite zu ihrer neuen Wohnung bleiben. Dritter im Bunde ist der italienische Kellner Stephano, welcher Annette und Cordula Woche für Woche perfekt bedient.

Darsteller
Cordula Stratmann («Schillerstraße») ist Cordula van Grooten
Annette Frier («Danni Lowinski») ist Annette Pfeiffer
Johann von Bülow («Die Anwälte») ist Stephano

Kritik
Mit der «Schillerstraße» machte Cordula Stratmann die Improvisationsshow in den deutschen TV-Haushalten salonfähig, nun kehrt sie an der Seite von Freundin Annette Frier auf die Bildschirme und in die Gefilde zurück, die sie einst so bekannt gemacht haben. Denn sie hat sich mit «Wir müssen reden!» wieder für ein Format entschieden, das (angeblich) völlig auf Drehbücher verzichtet und ganz auf die Spontaneität und Flexibilität ihrer Protagonisten setzt. Stratmann und Frier waren es auch, die die Idee zu dem Personen-Konzept hatten und sich letztlich nun auch direkt für die Umsetzung verantworten – vor der Kamera natürlich. Schauplatz der Handlung ist der Italiener „Trinachria“ – in direkter Nachbarschaft zu Annettes neuem, fiktiven Wohnsitz. Bevor es jedoch in das Restaurant und ans Improvisieren geht, erhalten Annette Frier und Cordula Stratmann mittels einer Kreidetafel noch kurze Instruktionen über die heutige Spielsituation. Die restliche Handlung soll aber völlig spontan und ohne Anweisungen voranschreiten.

So kann man z. B. in Folge eins „Das Ergebnis“ folgende Anweisung lesen:

Cordula hat soeben ein Testergebnis bekommen, das große Auswirkungen auf die Familienplanung hat. Annette ist als Freundin gefragt.

Der Rahmen wird also gesetzt, Platz für variantenreichen Spielraum ist aber genügend gegeben. Ob dieser allerdings ausgefüllt wird, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt noch offen.

Am Abend treffen sich nun die beiden Freundinnen an einem zentralen Tisch im gut gefüllten Restaurant und setzen sich mitsamt einem von Annette mitgebrachten Babyphon an eben diesen Tisch. Genau dieses Babyphon ist es dann auch, das mit Hilfe des Babygeschreis am Ende einer jeden Folge die Schlussszene einleitet – Annette muss nämlich ein paar Etagen höher zu ihrem Sohnemann. Dazwischen befinden sich halt knapp 20 Minuten Dialog, wie er in jedem Frauengespräch auf der Welt stattfinden könnte. Nicht wirklich aufregend, nicht wirklich spannend, allenfalls zu einem Lächeln animierend. Die beiden Protagonistinnen wirken in ihrem Handeln und Sprechen einfach zu bemüht, zu gestellt. Spontan humorvoll, wie man es noch aus der «Schillerstraße» her kannte, ist in der Auftaktepisode fast gar nichts. Da hilft es dann auch wenig, dass Kellner Stephano alias Johann von Bülow mit einer Dauerpräsenz im Hintergrund herumhühnert und permanent mit nervigen Zwischenfragen den Fluss der Gespräche stört. Insgesamt reicht es dann vielleicht noch zu ein bis zwei größeren Schmunzlern.

Das ist schade, aber wirklich großes Vertrauen scheint man selbst im Hause Sat.1 für dieses Format nicht aufzubringen. Zum einen ist da mit 22:15 Uhr die ungewöhnliche späte Sendezeit des Formates. Zum anderen verwundert es auch, dass nur acht Folgen mit je 30 Minuten Brutto-Sendezeit bestellt wurden. Ganz davon abzusehen, das diese Art der örtlich so begrenzten Unterhaltung mit längerer Sendezeit sowieso nicht funktionieren könnte.

Es bleibt auf jeden Fall abzuwarten, wie sich die Sendung in den kommenden Wochen entwickeln wird. Zum Auftakt verzichtet man noch vollends auf Gaststars, zur zweiten Folge wird mit Bastian Pastewka der erste Cameo-Auftritt eingeführt – was auch zu der einen oder anderen lustigeren Szene führt. Der große Durchbruch ist aber in Folge zwei auch nicht zu erwarten. Mit u.a. Til Schweiger versucht man dann in der Folge auch noch den einen oder anderen Promi in das Lokal zu locken. Denn wie wir ja schon aus den guten alten «Schillerstraße»-Zeiten wissen, steht und fällt das gesamte Konzept der Serie mit den Gästen und ihren eigenwilligen Performances auf der Bühne.

Bis dato kann das Urteil aber nur lauten: sie waren stets bemüht. Luft nach oben gibt es zuhauf. Die Verantwortlichen müssen nur versuchen, den schon bewiesenen Mühen auch Taten folgen zu lassen. Ansonsten wird man nach den ersten acht Folgen nie wieder von diesem Restaurant hören.

Sat.1 zeigt die ersten acht Folgen der Improvisations-Comedy «Wir müssen reden!» ab dem 27. August 2010 immer freitags um 22:15 Uhr.
26.08.2010 09:35 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/44111