Emmy Picks: Beste Drama-Serie / Beste Comedy-Serie

Neben den üblichen Verdächtigen ist im Comedy-Bereich auch das neue Erfolgsformat «Glee» nominiert. Im Drama-Bereich können neben «Lost» unter anderem auch «Mad Men» und «Dexter» auf einen Preis hoffen.

Zwei der Hauptkategorien der alljährlichen Emmys, dem Fernsehpreis für die USA, sind die Beste Comedy-Serie und die Beste Drama-Serie. Quotenmeter.de stellt die jeweils sechs Nominierten vor und erklärt einige Hintergründe zu den Anwärtern auf den wichtigsten Preis der US-TV-Branche.


Nominiert als beste Comedy-Serie:

«Curb Your Enthusiasm»
«Glee»
«Modern Family»
«Nurse Jackie»
«30 Rock»
«The Office»


Die HBO-Comedy «Curb Your Enthusiasm», in welcher der «Seinfeld»-Autor Larry David sein eigenes Leben auf satirische Art und Weise dokumentiert, hat bisher ganze 34 Emmy-Nominierungen bekommen. Umso erstaunlicher ist es, dass der Preis am Ende nur ein einziges Mal gewonnen wurde – für die beste Leistung in der Regie bei einer Comedy-Serie. Insgesamt sechs Mal wurde das Programm schon für die Königskategorie „Beste Comedy-Serie“ nominiert, wie auch in diesem Jahr. Damit konnten Larry David und Co. fast in jeder der sieben bisher produzierten Staffeln auf den Gewinn des Preises hoffen, nahmen ihn aber nie nach Hause. Dass das Format diesmal ausgezeichnet wird, ist ebenfalls angesichts der starken Konkurrenz eher unwahrscheinlich. Da zudem vom Network eine achte (und eventuell finale) Staffel bestellt wurde, wird der Emmy-Award vielleicht für einen späteren Zeitpunkt aufgehoben.

Platzhirsch «Glee» ist wohl ein Anwärter auf den Preis, der sich größere Hoffnungen machen kann. Die ungewöhnliche Serie über einen Musical-Club an einer Highschool kam in dem vergangenen Jahr aus dem Nichts und sang sich innerhalb weniger Monate in die Herzen von Millionen Fans auf der ganzen Welt. Eigentlich als „Comedy-Drama“ tituliert, wird die Serie bei den Emmys in der Kategorie der komödiantischen Serien eingeordnet. Besonders die frechen One-Liner der Cheerleader-Trainerin Sue Sylvester, gespielt von Jane Lynch, und die amüsanten Dialoge mit ihrem Counterpart Will Schuester rechtfertigen eine Nominierung in dieser Kategorie als beste Comedy. Überhaupt ist die gelungene Persiflage auf altbekannte Highschool-/Teenager-Serien und –Filme ein Anwärter auf mehrere Emmys: Achtmal ist die Serie bei den Primetime Emmy Awards nominiert, darunter in allen Hauptkategorien.

Ebenfalls als neue TV-Serie ist «Modern Family» vom Sender ABC nominiert. Das Format etablierte sich in der vergangenen Saison als erfolgreiches Zielgruppen-Programm und bedient sich des Mockumentary-Konzepts, dem das ebenfalls nominierte «The Office» zugrunde liegt. Ganze neun Mal ist die Serie bei den Primetime-Emmys nominiert, darunter auch für das beste Drehbuch und die beste Regie. Trotz des Mockumentary- oder Dokumentations-Stils ist «Modern Family» eine klassische Sitcom, die innerhalb des neu eingeführten Comedy-Abends bei ABC als einzige richtig überzeugen und Quotenerfolge feiern konnte. Neben «Glee» dürfte sie der Favorit bei der Emmy-Jury sein, wenn nicht «30 Rock» zum vierten Mal hintereinander die Trophäe mit nach Hause nimmt. Besonders bei vielen Kritikern wird «Modern Family» als Favorit genannt.

Die geringsten Chancen auf einen Gewinn des Preises hat wohl das Format «Nurse Jackie». Die schwarzhumorige Krankenhaus-Satire wird beim US-Pay-TV-Sender Showtime ausgestrahlt und kommt bisher auf zwei Staffeln. Eine dritte Season wurde bereit geordert. Als Charakter-Serie hat das Format eher eine Chance in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“, wo Edie Falco für ihre Rolle ebenfalls nominiert ist und sicherlich fast allein dafür verantwortlich ist, dass ihr Programm überraschenderweise überhaupt in der allgemeinen Kategorie „Beste Comedy-Serie“ nominiert wurde.

Ähnlich wie «Curb Your Enthusiasm» ist auch «The Office» (Foto) ein Klassiker bei den Emmy-Nominierungen. Das Mockumentary-Format, das in Deutschland unter dem Namen «Stromberg» ebenfalls Kultstatus erreicht hat, kann sich bisher über vier Emmy-Preise freuen. Im Anfangsjahr 2006 gewann man zum ersten und bisher einzigen Mal den Preis für die beste Comedy-Serie. Nun ist man, wie in jedem Jahr zuvor, wieder für diese Kategorie nominiert. Ebenfalls jedes Jahr wurde Steve Carrell für seine Rolle als Michael Scott (dem US-Pendant zu Stromberg) nominiert, konnte den Preis aber bisher nie einheimsen. In diesem Jahr stehen seine persönlichen Chancen wie jene der Serie allgemein schlecht – eventuell wird er aber im nächsten Jahr erstmals den Preis als bester Hauptdarsteller für «The Office» gewinnen, bevor er wie angekündigt aus der Serie aussteigen wird.

Letzter Nominierter ist die NBC-Comedy «30 Rock», die als Liebhaber der Emmy-Jury immer ein Favorit auf den begehrten Preis ist. Allein 2009 wurde das Format 22 Mal für die Primetime oder Creative Emmys nominiert. So viele Nominierungen in einem einzigen Jahr gab es noch nie zuvor für eine Comedy. Schon 2007, 2008 und 2009 gewann man den Preis als beste komödiantische Serie, weshalb die Chancen auf einen vierten Preis schon allein aus historischer Sicht sehr gut sind. Dennoch dürfte in diesem Jahr der Zeitpunkt gekommen sein, den Preis an eine andere Serie zu vergeben.

Auf der nächste Seite: Wer hat die besten Chancen, als beste Drama-Serie ausgezeichnet zu werden?


«Glee», «Lost» aber auch «Dexter»: Diese Serien hoffen auf einen Emmy. Wer die besten Chancen hat, verrät Quotenmeter.de.


Nominiert als beste Drama-Serie:

«Breaking Bad»
«Dexter»
«The Good Wife»
«Lost»
«Mad Men»
«True Blood»


Die AMC-Serie «Breaking Bad» über einen zum Drogendealer verkommenen Chemielehrer konnte mit ihrer dritten Staffel das Publikum und die Kritiker überzeugen – sie gilt als die bis dato beste des Formats. Umso mehr Chancen hat es auf den Gewinn des Emmys in der Kategorie „Beste Drama-Serie“, in welcher es schon im vergangenen Jahr nominiert war. Gewinnen konnte den Preis in den letzten beiden Jahren Bryan Cranston als Hauptdarsteller von «Breaking Bad» in der Rolle des Lehreres Walter White. Dennoch: Mehr als Außenseiterchancen auf den Preis für die beste Drama-Serie hat das außergewöhnliche Programm nicht, das ab Oktober in Deutschland bei arte erstmals im Free-TV zu sehen sein wird.

Ein größerer Anwärter auf den Gewinn ist «Dexter» vom Pay-TV-Kanal Showtime. Der Zuschauerhit ist in diesem Jahr deutlich öfter nominiert als in den vergangenen Staffeln. Gleich acht Mal gab es diesmal die Chance auf den Emmy – in der Kategorie „Bester Gastauftritt“ hat «Dexter» schon in der vergangenen Woche bei den Creative Emmys für den Auftritt von John Lithgow gewonnen.

«The Good Wife» konnte sich bei CBS besonders beim Gesamtpublikum in der Primetime etablieren und viele Zuschauer in der ersten Staffel begeistern. Dass das klassische Anwaltsdrama aber gewinnt, ist nur bedingt vorstellbar. Immerhin konnte Julianna Margulies schon 2009 den Golden Globe für die beste Hauptdarstellerin gewinnen. Nominiert ist «The Good Wife» in diesem Jahr für neun Emmys.

Die finale Staffel von «Lost» hat bei vielen Kritikern und Zuschauern nicht die erhoffte Erleuchtung gebracht, sondern eher Verwirrung gestiftet und neue Fragen hervorgerufen. Die ambivalenten Reaktionen auf die sechste Season dürften sich somit auch bei den Emmys niederschlagen: Ein Gewinn des Preises für die beste Drama-Serie ist eher unwahrscheinlich. Im ersten Sendejahr konnte die Serie schon den Preis für das beste Drama einheimsen, danach gab es noch drei weitere Nominierungen in dieser Kategorie.

Heißester Anwärter auf den Sieg ist «Mad Men», das auch in den vergangenen beiden Jahren schon als beste Drama-Serie ausgezeichnet wurde. Das AMC-Format wird seit seinem Start 2007 als bestes fiktionales Fernsehprogramm von Kritikern gepriesen und hochgelobt, konnte dementsprechend schon zahlreiche Preise einheimsen. Bei den Emmys wurde man neben dem zweimaligen Gewinn als beste Drama-Serie noch sieben weitere Male ausgezeichnet, unter anderem für das beste Drehbuch.

Die geringsten Chancen auf den Emmy-Award dürfte das Vampir-Drama «True Blood» haben, das lediglich in einer wichtigen Kategorie nominiert und allein deswegen in der Rangliste der Jury eher auf den hinteren Plätzen einzuordnen ist. Im vergangenen Jahr war das Format in vier Kategorien nominiert und konnte immerhin für das beste Casting in einer Drama-Serie und die beste Performance gewinnen, wobei letztere Kategorie in einem Online-Voting von Zuschauern entschieden wurde. In diesem Jahr gab es neben der Nominierung für die beste Drama-Serie in keiner weiteren Königskategorie wie jeder der besten Haupt- oder Nebendarsteller eine Nominierung.
27.08.2010 09:57 Uhr  •  Jan Schlüter Kurz-URL: qmde.de/44139