Inhalt
Endspiel um den Essen-Pokal: Rote Erde gegen die Erzrivalen von Ückenfeld. Es geht um alles oder nichts und Rote-Erde-Fan Lutter sitzt mit seiner Kollegin Sina im Tanztheater wie auf Kohlen.
Atemlos lässt er sich die letzten Spielminuten von seinem Freund Sunny per Mobiltelefon durchgeben: Innenverteidiger Thorsten Grote foult grundlos einen Ückenfelder und beschert den Gegnern die Chance zum Ausgleich. Aber Glanzparade von Lukas Taschenbeck im Tor von Rote Erde! Gewonnen!
Lutters Freude währt nur kurz, denn noch in derselben Nacht wird er zum Tatort eines Mordes gerufen. Und der Tote ist kein anderer als Unglücksrabe Thorsten Grote. Was Lutters Kollegen Sven Papke, der den erkrankten Engels vertritt, nicht lange zögern lässt, auf einen Täter aus dem Fußballmilieu zu tippen. Unsinn, findet Lutter, stellt aber rasch fest, dass er mit dieser Meinung auch bei seinen Kumpels aus dem Höckenrath ziemlich alleine dasteht. Der Mord könnte immerhin auch, so stellt sich nach ersten Ermittlungen heraus, mit den hohen Schulden des Ermordeten zu tun haben.
Aber das plötzliche Auftauchen des zwielichtigen Spielerberaters Albrecht Franke macht Lutter genauso misstrauisch. Erst als Lutter klar wird, dass er in diesem Fall vielleicht befangener ist als ihm bewusst war, kommt er dem eigentlichen Mordmotiv auf die Spur.
Darsteller
Joachim Król («Donna Leon») ist Alex Lutter
Matthias Koeberlin («Tatort») ist Michael Engels
Daniel Wiemer («Ladykracher») ist Sven Papke
Jochen Nickel («Der Kapitän») ist Sunny Schwecke
Timo Dierkes («Der Fürst und das Mädchen») ist Höcki
Sandra Borgmann («Im Namen des Gesetzes») ist Sina Kaschinski
Jürgen Tarrach («Schuldig») ist Herbert Taschenbeck
Mareike Carrière («Großstadtrevier») ist Margit Taschenbeck
Sergej Moya («Commissario Laurenti») ist Lukas Taschenbeck
Kritik
Es heißt Abschied nehmen. Nach gerade einmal sechs Episoden sorgt Kommissar und Fußballfanatiker «Lutter» am Mittwoch im Essener Bezirk ein letztes Mal für Ruhe und Ordnung. Hintergrund ist die Beförderung von Hauptdarsteller Joachim Król zum neuen «Tatort»-Kommissar. Damit stirbt dann auch die Hoffnung auf eine größere Anzahl an «Lutter»-Filmen in einem einzigen Kalenderjahr – wie sie noch in der Kritik der letzten Episode „Mordshunger“ geäußert wurde.
Doch nach dem Anblick der neuesten und letzten Folge mit dem Titel „Rote Erde“ fällt dem einen oder anderen Zuschauer ein Abschied sicherlich auch leichter. Zum einen wäre da die Tatsache, das der eigentliche Partner Lutters, Michael Engels alias Matthias Koeberlin, so gut wie gar nicht in den Verlauf der Geschichte eingreifen darf und per Drehbuch mit Masern ins Bett verfrachtet wurde. Sein „Ersatz“ Sven Papke agiert mehr als behäbig, allerdings hat ihm das Drehbuch aus der Feder von Benjamin Hessler («Schautag») und Florian Öller («Abendlied») auch keinen wirklich guten Part zuteil werden lassen. Er darf kaum Ermittlungsarbeiten erledigen, hat nur kurze Textpassagen und wird von Lutter kaum beachtet bzw. für voll genommen.
Auf der anderen Seite ist aber auch das gesamte Drehbuch nicht gerade eine Sternstunde der Autorenarbeit. Durchschnittliche Charaktere, eine etwas abgedroschene Geschichte und kaum Tiefe in den Figuren und deren Beziehungen zueinander lassen so manchen Wunsch offen. Da hilft es auch nicht viel, das mit Torsten Wacker geradezu ein „Veteran“ der Reihe – er hat bei mittlerweile drei der nur sechs Episoden Regie geführt – sich für die Produktion verantwortlich zeigt.
Entschädigt wird man am Ende aber damit, das wir Lutter und Konsorten dabei beobachten dürfen, was ihnen am meisten Spaß macht: Fußball. Um diese schönste bis zweitschönste Nebensache der Welt dreht sich nämlich fast alles in dieser Geschichte. Und wenn unser Held am Ende doch noch die vermeintliche Liebe findet, wird man auch über so manches Loch in der Handlung hinweg getröstet. Und so lehnen wir uns einfach noch mal 90 Minuten zurück und genießen eine kleine Prise Essener Lokalkolorit. Ein bisschen Wehmut wird am Ende aber schon dabei sein. Und gerade deshalb gibt es auch noch einmal fünf Prozentpunkte extra auf das Bewertungskonto, auch wenn es nach stetiger Verbesserung der Reihe am Ende nicht mehr für den ganz großen Wurf reichte.
Wir wünschen Joachim Król alles Gute für seine Zeit beim «Tatort». Auf das er auch dort seine zumeist eigenwillige Art der Charakterinterpretation beibehält.
zdf_neo zeigt «Lutter: Rote Erde» am Mittwoch, den 01. September 2010, um 21:00 Uhr.