Die Kritiker: «Sind denn alle Männer Schweine?»

Inhalt:
Für die Spezies Mann hat Scheidungsanwältin Maja Nielsen keinen Platz mehr in ihrem Leben. Davon zeugt schon die Tatsache, dass sie Sohnemann Niklas aus Überzeugung allein groß zieht – von dem Taugenichts, der sich seinen Vater schimpft, hatte sie schließlich nichts zu erwarten. So konzentriert sie sich verstärkt auf ihre Karriere, die sie endlich von Ratgebern in Buchform zur Festanstellung in einer Kanzlei geführt hat. Bereits ihr erster Fall behandelt eine Ehe in Scherben, hinter der aber noch mehr zu stecken scheint. Dazu kommt, dass ihr Anwaltsgegner Hanno ein ehemaliger One-Night-Stand aus der Schulzeit ist – und sie nicht wieder erkennt.

Gerade recht kommt Maja da der übernatürliche Stromschlag, der ihr die Fähigkeit verleiht, die Gedanken des anderen Geschlechts zu hören. Erst befremdlich stellt sich die Gabe nach und nach als überaus hilfreich heraus, vor allem in beruflicher Hinsicht. Zum Problem wird es erst, als sie und Hanno alte Gefühle wieder entdecken und so nur allzu schnell mehr auf dem Spiel steht als die Unterhaltszahlung der Klientin.

Darsteller:
Valerie Niehaus («Doctor's Diary») ist Maja Nielsen
Oliver Mommsen («Faktor 8») ist Hanno Wolf
Anna Grisebach («Frau Böhm sagt Nein») ist Britta
Denise Zich («In aller Freundschaft») ist Silke da Salvo
Antonio Putignano («Marienhof») ist Franco da Salvo
Stephan Szasz («Das Experiment») ist Karsten Eichelberger

Kritik:
Sieht man «Sind denn alle Männer Schweine?» ohne die Prämisse zu kennen, glaubt man im ersten Moment an eine gewöhnliche Liebeskomödie, die keinen besonderen Aufhänger braucht, um zu unterhalten. Spätestens in der Mitte des Filmes hätte man seine Meinung dann geändert, aber zumindest bei den ersten Minuten wurde alles richtig gemacht. Kurz und knackig wird die charmant selbstbewusste Maja Nielsen vorgestellt, ihr bisheriges Beziehungsleben rekapituliert und ihr Beruf in den Mittelpunkt gerückt. Darstellerin Valerie Niehaus hat die Zielgruppe sofort im Griff. Eine junge, attraktive Frau, alleinerziehend und karrierebetont – sich als Frau im 21. Jahrhundert damit zu identifizieren fällt wohl nicht schwer. Nicht zuletzt hat man mit Vorsatz einen sehr frauenaffinen Titel gewählt. Ehemänner, die gewaltsam auf die Couch gezwängt worden, hoffen indes still, bei all dem irgendwie auf ihre Kosten zu kommen.

Zuerst dürfen sie aber mit den Augen rollen: Ein Stromschlag verleiht Maja die Gabe, Männergedanken zu hören. Zuerst einmal natürlich der Alptraum aller Herren. Mit dem zweiten Gedanken wandert man schon zu «Was Frauen wollen», dem Erfolgsspielfilm mit Mel Gibson und Helen Hunt aus dem Jahre 2000. Jetzt ist es also eine Dame, der nichts mehr entgeht – von Original Content keine Spur. Kein Zweifel, das Drehbuch ist zusammengeflickt aus verschiedenen genretypischen Klischees, etwas Neues sollte man nicht erwarten. Immerhin ist die Storyschablone gelungen: «Sind denn alle Männer Schweine?» nimmt sich selbst nicht zu ernst, kann mit liebenswerten Nebencharakteren und vor allem Chemie zwischen den beiden Protagonisten aufwarten. Niehaus und Mommsen passen perfekt in ihre Rollen und geben ein liebenswertes Paar ab.

Ist man als Betrachter nicht so versessen darauf, den Storykniff aus Prinzip zu kritisieren, wirkt er wie auch beim großen Vorbild nur einen Augenblick unrealistisch. Im Folgenden kann man ganz klar seinen Spaß mit der sehr kurzweiligen Komödie haben. Auch das Bild im Bild stimmt: Der Fall, um dessen Ausgang Maja und Hanno konkurrieren ist amüsant und unterhaltent – aber gleichermaßen klischeebeladen und vorhersehbar wie der eigentliche Rahmen. Nicht gelungen und auch völlig überflüssig ist dahingegen das unregelmäßig verwendete Voice-Over des Sohnes Niklas. Fazit: «Sind denn alle Männer Schweine?» schöpft sein Potential nicht zu 100 Prozent aus, kann dank zwei gut aufgelegten Hauptdarstellern und der richtigen Priese Humor aber trotzdem überzeugen.

Sat.1 zeigt «Sind denn alle Männer Schweine?» Dienstag, den 7. September 2010 um 20:15 Uhr.
06.09.2010 12:45 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/44330