Jörg Pilawa flimmert zum letzten Mal im Ersten über den Bildschirm. Ein Rück- und Ausblick.
Es war ein Abtritt in Maßen: Jörg Pilawa, 2001 als gemachter Vorabend-Star von Sat.1 zur ARD gewechselt, ist am Dienstag zum letzten Mal mit seinem «Quiz» im Ersten zu sehen. Dass er die öffentlich-rechtliche Fernsehstation verlässt, ist schon längst fix; sein Abgang von der ARD kommt einer schleichenden Emanzipierung von einem Showstar gleich, der zwischenzeitlich gefühlt alle Unterhaltungsformate moderiert hatte, die es überhaupt zu moderieren gab.
Schon 2008 ließ Jörg Pilawa verlauten, dass er die Moderation seines Vorabend-Quiz abgeben wolle – seitdem brodelte die Gerüchteküche und wurde durch laufende neue Meldungen über seinen möglichen Wechsel zum ZDF wieder und wieder angeheizt. Da nützte es auch wenig, dass Programmdirektor Volker Herres Ende April 2009 noch in einem Interview mit dem „Stern“ Komplimente verteilte: „Jörg Pilawa ist der beste Moderator, den es im Showbereich gibt“, erklärte Herres. Pilawa selbst war immer unzufriedener mit seiner Situation bei der ARD und gab dies selbst öffentlich in Interviews kund. Die ARD habe seine guten Quoten zuletzt selbstverständlich hingenommen. Streits um zu hohe Produktionskosten, wie beim «Schlagzeilenquiz», haben noch zu einer Verschlechterung der Beziehungen geführt; das Vertrauensverhältnis sei letztlich beschädigt gewesen.
Im September 2009 wurde schließlich der Wechsel Pilawas zum ZDF bekannt gegeben – inklusive konkreter Planungen für seinen künftigen Einsatz vor der Kamera. So sollte er eine wöchentliche Late-Night-Talkshow sowie zahlreiche Primetime-Shows moderieren. Pilawa selbst kündigte indes eine längere TV-Pause an: Bis zum Herbst 2010 wolle er Abstand vom Fernsehen nehmen. Zum Wechsel sagte er: „Diese Entscheidung ist keine Entscheidung gegen die ARD, sondern eine Entscheidung für einen neuen Lebensabschnitt.“
So sind auch alle aktuell noch mit Pilawa ausgestrahlten Shows in der ARD, auch das «Quiz» im Ersten, Aufzeichnungen und Wiederholungen früherer Sendungen aus dem Jahr 2009. Denn offiziell beendete der TV-Star seine Zusammenarbeit mit der ARD vor vielen Monaten. Innerhalb dieser Zeit änderten Pilawa und das ZDF die gemeinsamen Pläne für seine neuen Formate: Einen wöchentlichen Talk bzw. ein gesellschaftliches Magazin soll es nun nicht mehr geben – wohl auch aufgrund der schlechten Quotenerfahrungen, die Johannes B. Kerner in Sat.1 und Markus Lanz im ZDF mit ihren Sendungen zuletzt machen mussten. Abgesehen davon ist der Talkmarkt am späten Abend im deutschen Fernsehen mittlerweile mehr als gesättigt.
Und so beschränkt sich seine neue Aufgabe im Zweiten zunächst bis Ende des Jahres auf die Präsentation von drei Primetime-Spielshows. Konzeptuell dürfen wir Zuschauer nicht allzu viel Neues erwarten: Wahrscheinlich macht Jörg Pilawa dort weiter, wo er in der ARD aufgehört hat. Promi-Quizshows mit einem übergeordneten Thema und Fragen aus dem Bereich „Unnützes, aber interessantes Wissen“ werden dem Zuschauer also vielleicht bald auch im ZDF bevorstehen. 2011 bringt Pilawa dann das Endemol-Format «The Million Pound Drop» nach Deutschland, das 20 Mal mittwochs zu sehen sein soll. In der Sendung müssen die Kandidaten nicht eine Gewinnsumme erspielen, sondern ihren schon am Anfang gesetzten Gewinn verteidigen. Weiterhin wird er fünf Samstagabend-Shows moderieren, über deren Konzept noch nichts bekannt ist. Pilawa sagt selbst, er traue sich nicht, „noch einmal etwas anderes [als Spielshows, Anm.] zu machen“. Der Wechsel zum ZDF ist letztlich also entgegen letztjähriger Ankündigungen besonders eines nicht: ein Neuanfang.