Story
Anita Röhrich, Miteigentümerin einer angesehenen Privatbank und einzige Enkelin der vermögenden Hildegard Röhrich, wird hinter der Familienvilla erschlagen aufgefunden. Bei den Ermittlungen erfahren Hauptkommissar Herzog und seine Kollegen der Münchener Mordkommission, dass der Vater der Toten erst vor kurzem an Herzversagen verstorben war und auch der Stellvertreter der Privatbank durch mysteriöse Umstände ums Leben kam. Die Geschäftsführung der Bank lag damit alleine in den Händen von Röhrich, die nach Meinung ihrer Großmutter die renommierte Privatbank für krumme Geschäfte mit zwielichtigen Gestalten nutzen wollte.
Mehr aber als die ominösen Bankgeschäfte lässt Herzog die Aussage des Gärtners aufhorchen. Erwin Dellinger, der Gärtner, hat am Tag vor dem tragischen Mord einen heftigen Streit zwischen Anita und ihrem Freund verfolgen können. Autohändler Dirk Steinberg wurde dabei handgreiflich. Und tatsächlich gibt dieser zu, Anita beschimpft und gestoßen zu haben, weil sie mit ihm Schluss gemacht habe. Der junge Mann kann kein Alibi nachweisen, gibt aber an, dass er sich nur für sein Benehmen am Vortag habe entschuldigen wollen. Steinberg scheint mehr als verdächtig, doch Herzog traut der lückenlosen Indizienkette nicht.
Darsteller
Walter Kreye («Unter anderen Umständen») ist Hauptkommissar Rolf Herzog
Michael Ande («Zurück auf Los») ist Gerd Heymann
Pierre Sanoussi-Bliss («Die Friseuse») ist Axel Richter
Markus Böttcher («Naissance d’un objet») ist Werner Riedmann
Ulf J. Söhmisch («Geheimakte 2») ist Polizeiarzt
Cornelia Froboess («Die wilden Kerle») ist Hildegard Röhrich
Susanne Lothar ist («Der Vorleser») Margot Röhrich
Nicki von Tempelhoff («Das Experiment») ist Dirk Steinberg
Susanna Simon («Dr. Molly und Karl») ist Marianne Steinberg
Julia Richter («Kommt Mausi raus? ») ist Evelyn Blank
Yvonne Burbach («Verbotene Liebe») ist Anita Röhrich
Matthias Haase («Mein Leben und ich») ist Herr Dellinger
Margaretha Baumgartner («Forsthaus Falkenau») ist Frau Dellinger
Kritik
Der Auftakt zur mittlerweile 36. Staffel der Krimiserie «Der Alte» gestaltet sich nüchtern. Die Enkelin einer reichen Bankierswitwe wird erschlagen aufgefunden und soll darüber hinaus auch in ominösen Bankgeschäften verwickelt gewesen sein. Der Täter scheint von vornherein festzustehen: Der Ex-Freund der Toten, der bankrotte Autohändler Dirk Steinberg, wurde nicht nur am Tatort gesehen, sondern wurde auch am Vortag handgreiflich. Was sich wie eine typische Verwechslung anhört, entpuppt sich im Laufe der Folge als – typische Verwechslung. Selbst der ungeübte Krimifan kann das sofort einordnen und mittels einfachster Überlegungen schon zu Beginn den Täterkreis auf zwei Personen reduzieren. Spannung kommt so gar nicht erst auf, wenngleich schon die Ausgangssituation wenig Raum für revolutionäre Wendungen lässt. Erfreulich ist hingegen, dass die passiven Rollen in der Serie, die des Opfers, ihrer Familie, Bekannten und Geschäftspartner, schauspielerisch gut besetzt sind und glaubwürdig skizziert wurden.
Nun lebt eine Krimiserie zwar auch von charismatischen Nebendarstellern, Verbrechern und Opfern, ohne ein mindestens genauso charismatisches Ermittlerteam fehlt allerdings der Fixpunkt und die Identifikation für den Zuschauer – Verbrecher kommen und gehen, die Kriminalisten bleiben der Serie im besten Fall bis zu ihrem Ende treu. Leider leisten gerade die Protagonisten der Reihe eine unglaubwürdige Schauspielarbeit. Die Mimik und Gestik wirkt teils hölzern, die Gespräche ähneln in schlechten Szenen einer Parodie auf das gesamte Krimigenre, in besseren Szenen ist die Interaktion der Ermittler maximal holperig und bemüht. Handygespräche wirken teils ungewollt komisch und lassen den Zuschauer kopfschüttelnd vor dem Fernseher sitzen, gewollt komische Elemente können gerade einmal ein müdes Gähnen hervorrufen.
Die Problematik ist, dass sich «Der Alte», anders als öffentlich-rechtliche Genrekollegen wie der «Tatort», nicht mehr neu erfindet: Die Geschichten wurden Dutzende Male aufbereitet und die Methoden der Verbrechensaufklärung wirken angesichts von Serienhits wie «Dexter» oder «Lie to Me» wie aus grauer Vorzeit. Das alleine ist natürlich kein Kriterium für eine gute Krimiserie, zumal man eine quantitativ mehr als überragende Serienmaschinerie wie «Der Alte» nicht mit US-amerikanischen Millionenproduktionen vergleichen kann – es findet allerdings auch kein Einblick in das Privatleben der Ermittler statt, um den Zuschauer emotional zu involvieren, und das Team harmonisiert perfekt und arbeitet ohne Ecken und Kanten aalglatt zusammen – und das ist mehr als langweilig. Darüber hinaus kann auch die Atmosphäre nicht überzeugen; das gesamte Arrangement wirkt unmodern und altbacken, eine recht gelungene Nebenhandlung um den zu Unrecht beschuldigten Dirk Steinberg kann darüber leider nicht hinwegtäuschen.
Einigen Zuschauern gefallen diese zweifelhaften Konstanten mit Sicherheit, doch für ein modernes Medienunternehmen, wie es das ZDF nun einmal ist, sollten andere Maßstäbe gelten. Denn im Endeffekt kann «Oder du stirbst» in Glaubwürdigkeit und Qualität mit anderen ZDF-Produktionen nicht mehr mithalten und bietet als Gesamtpaket einen höchstens mäßigen Krimi, der kaum brauchbare Unterhaltungselemente aufweist. Es stellt sich die Frage, wer eine weitere durchschnittliche Krimioption am Freitagabend braucht, wenn nicht nur im privaten Fernsehen, sondern auch beim eigenen Sender deutlich hochwertigere Konkurrenz programmiert wird. Doch solange die Quoten nach wie vor gut bis ordentlich ausfallen, scheint sich niemand der überkommenen Serieninstitution annehmen zu wollen – dabei ist der Ruhestand die einzig konsequente Möglichkeit, dem «Alten» ein ehrenwertes Andenken zu erhalten, bevor sich die Serie langsam aber sicher ihr eigenes Grab schaufelt.
Das ZDF zeigt die erste Folge der 36. Staffel «Der Alte: Oder du stirbst» am Freitag, den 10. September 2010, um 20:15 Uhr.