Pocher, Pointen und Polemik
Unser Kolumnist betrachtet die Entwicklung der «Oliver Pocher Show».
Seit drei Wochen ist Oliver Pocher mit seiner Show aus der Sommerpause zurück. Nach wie vor sendet er am schwierigen Freitagabend, nun allerdings eine Stunde später um 23:15 Uhr. Quotenmäßig brachte dies bislang allerdings keine Verbesserung, und Pocher krebst nach wie vor unter dem Sat.1-Senderschnitt herum. Dabei hätte er einen Aufschwung verdient, denn die Show wurde zu seinem Gunsten optimiert.
Die Schwachstellen, wie der anfängliche Stand-Up, wurden inklusive der vielfach kritisierten Baby-Puppen gestrichen. Schon vor der Sommerpause war zu bemerken, dass sich die Sendung immer weiter vom klassischen Late-Night-Konzept verabschiedet. Der typische Schreibtisch wurde bald durch eine Couch ersetzt, und auch die Show-Band fiel den Sparmaßnahmen zum Opfer. Stattdessen legt nun DJane Miss Leema in den Werbepausen die Platten auf und entwickelt sich langsam zu einem Sidekick der Show. Weitere bekannte Elemente wie das Top 5-Ranking oder redaktionelle Einspielfilme gibt es ebenfalls nur noch sehr geringfügig. Inhaltlich bewegte man sich weg von politischen hin zu boulevardesken Themen, wovon Pocher letztendlich nur profitieren konnte.
Es ist erfreulich zu beobachten, wie Pochers Stärken endlich wieder in den Vordergrund der Show gerückt werden. Dazu gehören vor allem seine überfallartigen Reportagen, die ihn bereits zu «Rent a Pocher»-Zeiten populär gemacht haben. Ob er nun in "Pochers Auftrag" einen Tag lang als Bademeister arbeitet, oder in "Olli e.V." skurrile Interessengemeinschaften wie den Taubenzüchterverein besucht - durch sein Talent, in unvorhersehbaren Situationen spontan und improvisiert zu handeln, sind diese Einspielfilme fast immer ein amüsantes Highlight. Man kann Oliver Pocher sicher einiges vorwerfen, aber nicht, dass er sich für seine Show nicht anstrengen würde, denn seit dem Start in die zweite Staffel gab es in jeder Sendung drei bis vier solcher MAZen. Ein Engagement, das Stefan Raab und Harald Schmidt seit einigen Jahren vermissen lassen. Auch in Bezug auf die Gäste wurde Pochers Show optimiert: Im Gegensatz zu «TV total», wo sich die Promis meist nur für fünf Minuten zu Raab an den Tisch setzen, um Werbung für ihr neues Produkt zu machen, werden sie in der «Oliver Pocher Show» schon relativ früh begrüßt, und stehen dann bis zum Schluss für diverse Talks und Aktionen auf dem Sofa zur Verfügung.
Vergangene Woche gab es wieder einmal ein mediales Lauffeuer rund um Pocher, als er sich vor dem Landgericht Mannheim als Jörg Kachelmann ausgab, und die Security und Fotografen damit auch minutenlang an der Nase herumführen konnte. Eine gelungener PR-Gag sagen die einen, eine geschmacklose Aktion meinen die anderen. Wie auch immer, Pocher versteht es, immer wieder auf sich aufmerksam zu machen. Man erinnere sich nur daran, als er vor ein paar Monaten vom Krankenbett aus infiziert mit der Schweinegrippe seine Show moderierte. Wirklich geholfen haben diese Aktionen den Quoten der Show bisher allerdings nicht, was aber natürlich auch mit am ungünstigen Sendeplatz liegen könnte. Den langersehnten Erfolg würde ich Oliver Pocher auf jeden Fall gönnen, denn er legt sich für seine Show wirklich ins Zeug. Wenn er sich nun auch noch endlich von seinen bedauernswerten Parodie-Versuchen verabschieden würde, wäre die Sendung uneingeschränkt zu empfehlen.
Unser Kolumnist verabschiedet sich nun in den Sommer-Urlaub. Neue Gedanken von Glenn Riedmeier gibt es wieder im Oktober.