Neues RTL-Sendezentrum: Zwei virtuelle HD-Studios am Rhein

Im neuen Sendezentrum haben auch die RTL-News den Sendebetrieb aufgenommen. Im RTL-Domizil am Rhein stößt neuste Technik auf moderne Architektur.

Neuste Fernsehtechnologie trifft auf moderne Architektur: Die RTL-Newsformate haben ihr gemeinsames volldigitalisiertes Sendezentrum in Köln-Deutz bezogen. Auf 410 und 230 Quadratmetern strotzen zwei Fernsehstudios vor geballter High Tech am Ufer des Rheins. Vollautomatisierte Kameras erzeugen Bilder in bester HD-Qualität. Eine so genannte Virtual-Set-Technik und ein neues News-System sorgen intern für eine Vernetzung sämtlicher Produktionsabläufe. Für die rund 2000 Mitarbeiter der Mediengruppe RTL sind die Wege auf der angemieteten Fläche, die mit insgesamt 80.000 Quadratmetern dennoch großräumig ausgelegt ist, kürzer geworden. Das heißt, dass sich im neuen Sendezentrum der Mediengruppe RTL auch die Arbeitsprozesse verändert haben. Sie sind einfacher geworden, verrät infoNetwork-Geschäftsführer Michael Wulf. „Wir sind endlich alle an einem Standort und können unsere lange geplanten und geprobten neuen Abläufe im News- und Magazincenter in die Realität umsetzen“, freut sich Wulf.

Vereinfacht wurde dadurch der gesamte Produktionsprozess in Sachen Belieferung von Nachrichten bei n-tv und die Produktionen für die täglichen und wöchentlichen News- und Magazinformate wie beispielsweise «RTL Aktuell», «RTL Nachtjournal» oder «Exclusiv» und den «VOX News» oder RTL-Unterhaltungssendungen wie «Die 10», welche Aufgaben infoNetwork als hundertprozentiges Tochterunternehmen der Mediengruppe RTL - gegründet 2008 - übernimmt. „Der Einsatz neuer technischer Systeme bietet an mehreren Stellen einen besseren workflow“, beschreibt Michael Wulf die Vorteile im neuen RTL-Sendezentrum. Mit infoNetwork ist es gelungen, die Programmmarken in einem gemeinsamen Produktionsunternehmen aufzustellen. „Auch die Kommunikation der Redakteure im Newspool hat sich verbessert", arbeiten die Teams jetzt dort, wo es Sinn macht, redaktions- und senderübergreifend eng zusammen. "Zusätzlich ist die Umsetzung von Breaking News schneller möglich, da alle verantwortlichen Mitarbeiter über einen Server Zugriff auf das gesamte Material haben“, beschreibt Wulf. Dieses Material umfasst im Übrigen über 150.000 Stunden Videomaterial auf einer Content-Datenbank. 257 Großserver wurden installiert, die Speicherkapazität liegt bei 4 PetaByte (also vier Million GigaByte).

Auch lassen sich komplexe Inhalte so besser darstellen. Die Moderatoren können diese mit Hilfe von 3D-Modellen und Infografiken auf einer Videowall veranschaulichen. „Die Technik erspart den Kollegen viel Zeit“, erläutert Wulf, der auch von den neuen grafischen Möglichkeiten angetan ist: „ Das neue Grafiksystem arbeitet wesentlich effizienter“, sagt der infoNetwork-Geschäftsführer. "Ein Beispiel: Pictos können jetzt redaktionsübergreifend adaptiert werden", nennt Wulf jene eingeblendeten Motive, Elemente und Symbole, die beispielsweise «RTL aktuell»-Anchorman Peter Kloeppel zur Veranschaulichung seiner Moderation dienen. "Wir haben monatelang geprobt, um im Live-Betrieb fehlerfrei zu senden. Außerdem haben wir in den vergangenen zwölf Monaten für unser Studio in Deutz acht neue News- und Magazin-Sets sowie ein Wetter-Set entwickelt. Das war ein strammes Programm", erzählt Wulf.

Nur einige weitere Zahlen zum neuen RTL-Sendezentrum: Fünf große Sendeabwicklungen wurden implementiert, 56 neue Edit- sowie 9 Audio-Suites eingerichtet. 34 Steuerpulte schmücken Regien, Sets, Hauptschalträume und Sendeabwicklungen. Im neuen Sendezentrum können bis zu 15 TV-Sender betreut werden. Auch die Sendeabwicklungen sind mit HD-Technik ausgestattet. 22 Satelliten-Antennen transportieren die Bilder in die Wohnzimmer. Wenn es technisch ans „Eingemachte“ geht, ist CBC-Geschäftsführer Thomas Harscheid der richtige Ansprechpartner. Das Cologne Broadcasting Center (CBC) hat die produktions-, broadcast- und IT-relevanten Strukturen und Prozesse des neuen Sendezentrums geplant und führt den operativen Betrieb durch. Entstanden ist ein State-of-the-Art-Medienzentrum in HD. Das heißt: Ein Technikwechsel wurde vollzogen, der höchstmöglichen Technikstandard bringt. Am neuen Standort sind die Studios ausschließlich mit HD-Infrastruktur ausgestattet. „Unsere Herausforderung bestand darin, ein auf HD basierendes Medienzentrum über sämtliche Produktions- und Broadcast-Prozesse zu schaffen, das den unterschiedlichen Bedürfnissen aller Unternehmen der Mediengruppe RTL gerecht wird“, definierte Thomas Harscheid die CBC-Aufgabe, die auch die Anbindung von über 4000 Arbeitsplätzen weltweit beinhaltete. „Das setzt auch international Maßstäbe. All dies konnte nur realisiert werden, weil alle relevanten Disziplinen bei CBC gebündelt sind und wir aus seiner Hand arbeiten konnten“, so Harscheid weiter. Die weltweiten Außenredaktionen arbeiten über das gleiche Redaktionssystem und können auf den Online-Speicher zugreifen. Außerdem wird auf file-basiertes Arbeiten gesetzt, was bedeutet, dass TV-Sender und -Produzenten der Mediengruppe ein gemeinsames System nutzen. Das neue News-System setzt sich dabei aus zahlreichen Standardkomponenten aus eigen entwickelten CBC-Komponenten zusammen.

Die Planungen fanden während des laufenden Produktions- und Live-Sendebetriebs der TV-Sender statt. Von der Umstellung bekam der Fernsehzuschauer also nichts mit. Aus dem ehemaligen Standort von RTL an der Aachener Straße sowie den Standorten in Köln-Ossendorf wurde weiter gesendet, ehe in Köln-Deutz fleißig am Umzug gearbeitet wurde. Viel Neues sieht der Zuschauer vor allem bei den RTL-News aus den HD-Studios. Die virutelle Studiotechnik mit speziellen Kamerasystemen ermöglicht ansprechende Kamerafahrten. Innovative Bildsprache und ein visuelles Fernseherlebnis seien auch möglich, so Harscheidt. "Gerade bei der modernen, bandlosen HD-Studioproduktion zeigt sich, wie wichtig das Zusammenspiel aus Produktionstechnik und IT ist", verdeutlicht Harscheidt. Bereits vor Jahren hat man die Trennung dieser klassischen Strukturen aufgehoben. "Neuster Stand der Technik", freut sich auch Anke Schäferkordt, Geschäftsführerin der Mediengruppe RTL.

Das neue Sendezentrum der Mediengruppe RTL in den ehemaligen Rheinhallen wurde zeitweise mit 16 Baukränen innerhalb der komplett erhaltenen, denkmalgeschützten Fassade neu errichtet. Erste Planungen wurden 2004 konkret, Baubeginn war im Dezember 2005. Zu diesem Zeitpunkt wurden die alten Rheinhallen zunächst entkernt, ehe der Bauprozess fortschreiten konnte. Selbiger kam dann aber doch noch ins Stocken, da die Baupläne mehrfach nicht eingehalten wurden, was zu einer enormen Verzögerung bei der Fertigstellung führte. Die Mediengruppe RTL, die nur Mieter im Sendezentrum ist, hätte breits 2007 einziehen wollen. Der Umzug verzögerte sich allerdings um drei Jahre aus oben genannten Gründen. Übrigens sind bei Bau des neuen Sendezentrum der Mediengruppe RTL auch ökologische Aspekte berücksichtigt worden: Die Abwärme der Fernsehproduktionsbereiche wird so zur Beheizung der Büroräume genutzt. Im Sommer wird die Kühlung der Räumlichkeiten mit dem vor Ort verfügbaren Grundwasser ermöglicht, das anschließend wieder in den Rhein abgeleitet wird. Das Sendezentrum ist also nicht nur in Sachen Technik auf dem neusten Stand, sondern nimmt auch Rücksicht auf Umwelt-Ressourcen.

Seit geraumer Zeit kann die neue Technik und damit auch der neue Look der täglichen sowie wöchentlichen Nachrichten- und Magazin-Formate auch on air bestaunt werden. Den Anfang machten die RTL-Magazine «Explosiv», «Exclusiv» und «Extra» sowie die VOX-Sendung «Prominent» bereits im Juni. Seit vergangenem Samstag, 11. September 2010, produziert man in nativem HD und frischem Design aus Deutz nunmehr das Kernstück der RTL-Nachrichtenformate. Bei «RTL Aktuell» agieren Peter Kloeppel und Ulrike von der Groeben schon im virtuellen Studio und profitieren von den neuen grafischen Darstellungsmöglichkeiten. Mit dabei ist auch RTL-Wetterexperte Christian Häckl und sein Team, das von den enormen Vorteilen ebenfalls überzeugt ist. Ein perfektes virtuelles Studio für die RTL-News. Aber auch das «RTL Nachtjournal» produziert seine Nachrichten, die um Mitternacht auf den Bildschirm gehen, seit Beginn der Woche aus dem neuen High-Tech-Studio in Köln-Deutz. Nächste Woche (20.09.) folgen werden «Punkt 6/9» und zum Ende des Monats (27.09.) «Punkt 12». Aber nicht nur der Marktführer RTL profitiert von dem perfekten, virtuellen Studio. Multifunktional wird das kleinere der beiden Fernsehstudios bereits seit Wochenbeginn auch für die RTL II- und VOX-News benutzt. So haben bald fast alle Nachrichtensendungen der Mediengruppe RTL den Sendebetrieb am neuen Standort am Rheinufer aufgenommen. Ab Oktober 2010 folgt dann auch n-tv den Kollegen nach Deutz und präsentiert seine Nachrichten- und Wirtschaftssendungen im neuen Studiodesign.
15.09.2010 12:09 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/44577