Kommende Woche startet die neue US-TV-Saison. Unsere US-Redaktion benennt ihre Favoriten: Welche neue Serie hat besondere Aufmerksamkeit verdient?
Manuel Weis, Chefredakteur Quotenmeter.de
Los geht’s: Die neue Saison in den USA startet und mit ihr auch eine ganze Fülle an neuen Shows. Fernsehmacher hierzulande blicken dann immer in die
Staaten und versuchen ein neues «Lost» oder ein weiteres «Desperate Housewives» zu erspähen. Das dürfte aber auch in dieser Saison wieder nicht in Sicht sein – zahlreiche Sender enttäuschten eher mit ihren Serienankündigungen. Allen voran ist hier ABC zu nennen, dem wohl nur mit viel Glück ein neuer Quotenhit gelingen dürfte. Wirklich gut ist eigentlich nur das neue NBC-Programm, das bei guter Umsetzung die ein oder andere Hitserie beinhalten könnte. «The Event» ist eines dieser Projekte, das durchaus spannend zu werden verspricht. Hinter den Kulissen arbeiten daran einige ehemalige «24»-Macher. Erste Trailer verwirrten zwar teilweise, machten aber viel Lust auf den Start der Serie am kommenden Montag. Dann startet übrigens mit «Hawaii 5-0» eine weitere Serie, die viel verspricht. Sie dürfte zwar ein klassisches Crime-Prodcedural sein, angesichts des Drehorts verspricht sie aber immerhin sommerliches Feeling – und das schadet letztlich auch nie.
Jan Schlüter, Redakteur Quotenmeter.de
Der September ist sowohl für die Macher als auch für die Zuschauer die spannendste TV-Zeit des Jahres: Es entscheidet sich meist sehr frühzeitig, welche neue Serie als Flop, welche als Erfolg verbucht werden kann – und manchmal wird ein neues Format zum Straßenfeger und Massenphänomen. Ob eine der in diesem Jahr neu startenden US-Serien das Zeug dazu hat, ist vorher sehr schwer zu beurteilen. Großes Potenzial birgt das Thriller-Drama «The Event», in dem ein Mann auf der Suche nach seiner verschwundenen Freundin die größte Verschwörung der US-Geschichte aufdeckt. Serien mit solchen Prämissen können (beispielsweise im Falle von «Lost») zu Kulthits für die kommenden Jahre werden, aber auch zu Flops («Flash Forward»). Hitpotenzial, inhaltlich und quotentechnisch, hat «Undercovers», das neue Drama aus der Feder von J. J. Abrams. In der Serie werden zwei Ex-Undercover-Agenten zurück in den Dienst beordert und müssen in Fällen rund um die Welt ermitteln. Abrams` Aussage, dass er das Programm inhaltlich mit komödiantischem Charme und sehr starkem persönlichen Charakterbezug konzipiert, ist vielversprechend. Im reinen Comedy-Bereich ruhen große Hoffnungen auf der neuen Sitcom «$h*! My Dad Says», die auf einem Twitter-Account basiert, in dem Justin Halpern die verbalen Ergüsse seines Vaters tagtäglich niederschreibt. Die Rolle dieses Vaters übernimmt in der Serie kein Geringerer als William Shatner. Nicht zuletzt zeigt dieses Format, dass die neue US-Saison einige inhaltlich interessante Serien abseits der 08/15-Erfolgsformel bereithält. Mögen die Quotenspiele beginnen.
Christian Richter, Redakteur Quotenmeter.de
Die kommende Fernsehsaison scheint vor allem im Comedybereich recht vielversprechend zu werden, denn mit «Outsourced» und «No Ordinary Family» wurden zwei witzige Ideen angekündigt. In ersterer wird das Callcenter der fiktiven amerikanischen Firma Mid America Novelties aus Kostengründen nach Indien verlegt. Klar, dass dies für den Leiter der Telefonzentrale Todd Dempsey einen Kulturschock bedeutet. Die lustige Grundidee, die unverbrauchten Darsteller und nicht zuletzt die bisherigen kreativen Online- Werbekampagnen machen Appetit auf mehr. Im besten Fall wird aus der Serie ein Glanzstück wie «Strombergs» Versetzung nach Finsdorf. Schade nur, dass sie mit ihrer Einbettung in den NBC-Sitcom-Abend einen schweren Stand hat und in der Gesamtreichweite kaum zweistellige Werte vor dem Komma erwarten kann.
Optimistischer dürfen die Macher der ABC-Produktion «No Ordinary Family» sein, schließlich darf deren Format im Vorprogramm des Showhits «Dancing With The Stars» sein Glück am Dienstagabend versuchen. Darin entdeckt eine Familie nach einem Unfall, dass sie unterschiedliche Superkräfte entwickelt haben. Das klingt zwar von Pixars «Unglaublichen» geklaut, aber dadurch nicht minder spaßig. Mit Familienvater Michael Chiklis konnte zudem ein Hauptdarsteller gewonnen werden, der in den beiden «Fantastic Four»-Filmen als „Das Ding“ schon Erfahrungen in dem Metier sammeln konnte. Doch auch wegen «Dexters»-Ex-Freundin Julie Benz sollte sich ein Blick lohnen.
Große Hoffnung darf auch in die NBC-Serie «Harry’s Law» gesetzt werden, die bis jetzt allerdings noch keinen Sendeplatz hat und voraussichtlich erst zur Midseason starten wird. Nach dem Ende von «Boston Legal» bringt Autor David E. Kelley zusammen mit Regisseur Bill D’Elia endlich wieder eine neue Serie auf den Schirm, die dort anzusetzen scheint, wo sowohl «Boston Legal» als auch «Ally McBeal» aufgehört haben. Es geht um drei exzentrische Anwälte, deren Kanzlei in einem geschlossenen Schuhgeschäft untergebracht ist. Mit der selbstironischen, uneitlen und talentierten Oscarpreisträgerin Kathy Bates ist den Produzenten für die Hauptrolle ein besonderer Coup gelungen. Die nächsten «Emmy»-Awards könnte wohl an NBC gehen.
Torben Gebhardt, Redakteur Quotenmeter.de
Die neue TV-Season der amerikanischen Broadcaster steht unmittelbar bevor – ja hat sogar zum Teil schon begonnen (The CW). Viele verschiedene Genres werden in diesem Jahr mit neuer Ware bestückt, was letztlich in einem Jahr übrig bleiben wird, ist – wie meistens – noch mit einem großen Fragezeichen versehen. Sieht man sich jedoch zuvorderst die aufgepimpten Trailer der neuen Serien an, so verspricht doch so manches Format eine Menge Spaß.
Große Hoffnungen setze ich auf die Montagsserien «The Event» auf NBC und «Lonestar» auf FOX. Nach dem Wegfall von «Lost» und «FlashForward» ist genügend Platz für eine neue Mysteryserie vorhanden. Aber auch die FOX-Serie verspricht mit ihrem erfrischenden Thema ein unterhaltsamer Neustart zu werden. Mittwochs um 20 Uhr freuen sich alle J.J. Abrams-Fans auf sein neues Projekt «Undercovers» bei NBC. Ersten Kritiken zufolge scheint es sich dabei aber nur um einen Aufguss von «Alias» zu handeln – nur ohne die fortlaufende Handlung und ohne die Mystik in der Geschichte. Ich geb´ ihr trotzdem eine Chance. Interessant dürfte es auch um 22 Uhr am Mittwoch werden. Hier müssen sich zwei Justizdramen um die Gunst der Zuschauer streiten - «The Whole Truth» auf ABC und «The Defenders» auf CBS. Letzterer gebe ich mehr Vorschusslorbeeren, da der mit Comedyelementen angehauchte Plot doch frischer und vielversprechender wirkt.
Unsicher bin ich mir noch bei der neuen Donnerstagsserie «Outsourced» auf NBC. Workplace-Comedies sind mittlerweile die Allzweckwaffe des Senders. Ob sich allerdings noch eine weitere Serie dieses Subgenres rechnen wird, ist zumindest in Frage zu stellen. Lustig wirken die ersten Eindrücke aber allemal. Als letzten Neustart findet noch die neue Freitags-Serie von «Magnum» Tom Selleck eine Erwähnung. Mit «Blue Bloods» setzt CBS zwar wieder auf das sendertypische Genre des Procedurals, die hier engagierte Cast verspricht aber mehr als solide und spannende Unterhaltung. Bleibt nur zu hoffen, dass der Sendeplatz am Freitagabend nicht zu ambitioniert ausgewählt wurde und die anvisierten Zuschauer dort auch einschalten.
In einem Jahr bzw. spätestens zu den Upfronts im Mai werden wir es wissen. Bis dahin erwartet uns eine interessante und abwechslungsreiche Season 2010-2011.
Marco Croner, Redakteur Quotenmeter.de
Was wurde uns eigentlich in den letzten beiden Jahren geboten? Unter anderem die Rückkehr von Fernseh-Veteranen wie Joss Whedon und Bill Lawrence sowie vage Zukunftsvisionen und ein Musical auf
Wochenbasis. Wie das ausging, wissen wir: Sowohl «Dollhouse», als auch «FlashForward» wurden abgesetzt, «Cougar Town» (Foto) brauchte die gesamte erste Staffel, um sein Profil zu formen und «Glee» mutierte in der selben Zeit zum oftmals überschätzten Kulturgut. Aber auch wenn letztendlich positive Überraschungen wie «Community» oder «Southland» das Rennen um unsere Gunst für sich entschieden – die kindliche Vorfreude auf die Saison war ganz klar vorhanden. 2010 hält sich die Spannung hinsichtlich der angekündigten Formate eher in Grenzen. Viel interessanter sind da schon die einzelnen Entwicklungen der Networks wie z.B. NBC. Der Blick auf den Programmplan fällt eher ernüchternd aus. Ein großer Name findet sich bei «Undercovers», das von J.J. Abrams («Lost», «Fringe») mitentwickelt wurde. Empfehlen würde ich das gefühlt hunderste Action-Procedural aber nicht.
Ein Pilotsichten wert ist mit Sicherheit «Lone Star», das mit herausragendem Cast, ansprechender Story und gelungenen Trailern zu überzeugen weiß. Nur werden der Produktion keine sonderlich guten Erfolgschancen eingeräumt – dass das bei FOX fast schon deplazierte Soap-Drama viele Zuschauer findet, ist mehr als fraglich. Mindestens zwei Stunden unserer Zeit hat «The Event» verdient. Nachdem Serienepos «Lost» seinen Lauf mit einem katastrophalen Finale beendete, verweigern sich nicht wenige Serienjunkies neuen Serials. Zu groß ist die Wahrscheinlichkeit niemals zufriedenstellende Antworten zu bekommen – nicht zuletzt auf Grund einer Absetzung. Laut der Crew soll «The Event» aber bereits in Folge zwei klarstellen, was denn eigentlich Sache ist. Neben den beiden Comedys «Raising Hope» und «Outsourced» sowie dem Shawn Ryan-Drama «Ride-Along» (erst zur Midseason) wäre da noch HBOs «Boardwalk Empire» zu erwähnen. Zwar handelt es sich bei dem bereits Sonntagabend starteten Mammutprojekt um keinen Network-Piloten, aber hier zumindest steht fest: Einschalten lohnt sich.