Die Kritiker: «24 - Tag 8»

Story:
Die achte Tag von Jack Bauer beginnt mit einer völlig neuen Bedrohung, der Schauplatz ist diesmal allerdings New York City. Die CTU ist wieder zum Leben erweckt worden, doch Jack Bauer hat sich inzwischen zur Ruhe gesetzt und will eigentlich das Leben mit seiner Tochter Kim und seiner Enkelin Teri genießen. Er möchte nichts mehr mit seiner früheren, schicksalsträchtigen Arbeit zu tun haben. Doch wie immer hält sein guter Vorsatz nicht lange und die Idylle endet, als der Ex-CTU-Agent von einem geplanten Anschlag auf Omar Hassan, dem Führer der Friedensverhandlungen im Mittleren Osten, erfährt, der sich gerade zu Gesprächen mit US-Präsidentin Allison Taylor in der Stadt aufhält. Jack Bauers Aufgabe ist es nun, Präsident Hassan zu beschützen und gleichzeitig das auf der Kippe stehende Friedensabkommen doch noch zu ermöglichen.

Darsteller:
Kiefer Sutherland («Stand by me») ist Jack Bauer
Mary Lynn Rajskub («Legally Blonde 2») ist Chloe O’Brian
Cherry Jones («Erin Brockovich») ist Allison Taylor
Annie Wersching («General Hospital») ist Renee Walker
Freddie Prinze Jr. («Boston Legal») ist Cole Ortiz
Anil Kapoor («Slumdog Millionaire») ist Omar Hassan
Katee Sackhoff («Battlestar Galactica») ist Dana Walsh

Kritik:
Die Erwartungen an Staffel 8 waren hoch, denn nach der gelungenen siebten Runde waren die Fans heiß auf die Beantwortung vieler offener Fragen. Der Staffelstart enttäuscht in dieser Hinsicht jedoch, denn man knüpft nicht an diese Fragen an. Am Ende der siebten Staffel war Jack Bauers gesundheitliche Lage beinahe aussichtslos. Er hatte sich mit der Creutzfeld-Jakob-Krankheit infiziert und galt als eigentlich unheilbar. Die Season endete mit dem Cliffhanger, dass Tochter Kim sich dazu entschloss, ihren Vater durch einen für sie nicht ungefährlichen Zellstoffwechsel zu retten. In Staffel 8 wird diese Thematik allerdings überhaupt nicht mehr aufgegriffen und man bekommt leider keinerlei Antworten. Der Zuschauer muss für sich selbst schlussfolgern: Jack Bauer lebt noch, also hat die Operation wohl funktioniert.

Auch insgesamt wirken die ersten Folgen der finalen Staffel ein bisschen holprig. Es ist nicht wirklich schlecht und auch nicht uninteressant, doch richtige Spannung will lange Zeit noch nicht aufkommen. Das einzigartige «24»-Feeling stellt sich in den ersten sechs Folgen noch nicht so recht ein. Vieles von dem, was man darin zu Gesicht bekommt, ist in den voran gegangenen Staffeln schon mal dagewesen. Allein der Locationwechsel von Los Angeles nach New York reicht eben nicht für einen Tapetenwechsel. Eine Nebenstory rund um die CTU-Mitarbeiter Dana Walsh und Cole Ortiz wirkt anfangs erfrischend, zieht sich jedoch viel zu lange und stört letztendlich die interessanteren Handlungsstränge. Doch auch der Hauptplot kommt lange Zeit nicht so richtig in Fahrt und wirkt stellenweise ermüdend.

In der zweiten Hälfte wird die Staffel allerdings immer besser und hangelt sich mit jeder Folge von einem Höhepunkt zum nächsten. Als bereits klar war, dass die achte Staffel auch die letzte sein wird, wollten die Autoren ihre Fans auf keinen Fall enttäuschen, zogen alle Register und präsentierten ein erstklassiges Serienfinale. Einige Charaktere sterben den Serientod, andere werfen ihre Moralvorstellungen komplett über Bord. Zudem taucht ein altbekanntes Gesicht erneut im «24»-Geschehen auf und sorgt für einige nervenzerreißende Szenen.

Jack hat einen herben persönlichen Verlust zu verkraften und muss gleichzeitig eine Vertuschung der US-Regierung aufdecken. Rache und Wut dominieren nun sein Handeln, und er schwört jeden Verantwortlichen auszuschalten. Jack steht in der zweiten Hälfte der Staffel endgültig als Einzelkämpfer da und kann selbst ehemals Eingeweihten nicht mehr trauen. Dieses "Allein gegen alle"-Szenario hat richtig Stil und sorgt für ordentlich Nervenkitzel und Spannung. Jack geht dabei so brutal und kompromisslos vor wie noch nie zuvor, so dass einige Folgen eine Freigabe ab 18 bekamen. Einige dieser Bilder werden sich auf jeden Fall ins Gedächtnis vieler «24»-Fans brennen.

Während der schwachen ersten Folgen der Staffel war man zunächst noch froh, dass die Serie nun zu Ende geht. Doch beim Schauen der zweiten Staffelhälfte stellt sich Wehmut ein und man wünscht sich weitere Staffeln dieser Qualität und Finesse. Hier dreht sich die Staffel in Sachen Tempo, Spannung und Unterhaltungsfaktor um 180 Grad. Die finalen Folgen sind großartig und können über den schwachen Staffelstart hinwegtrösten. Die letzten Szenen der Serie gehen dann nochmal so richtig ans Herz und drücken auf die emotionale Tränendrüse. Ob das große Finale letztendlich ein würdiges Ende für «24» ist, darüber lässt sich streiten.

kabel eins zeigt die achte Staffel von «24» ab Montag, 04. Oktober 2010 in Doppelfolgen. Die Ausstrahlung startet jeweils gegen 22.15 Uhr.
04.10.2010 09:50 Uhr  •  Glenn Riedmeier Kurz-URL: qmde.de/44968