Dr. Peter Süß: 'Ich war einfach hin und weg'
Beim neu eingerichteten Publikumspreis gewann am Wochenende die Daily «Sturm der Liebe»: Der frisch gebackene Fernsehpreis-Gewinner Dr. Peter Süß sprach mit Quotenmeter.de über die Verleihung.
Herr Süß, Sie sind von Anfang an an der Serie «Sturm der Liebe» beteiligt. Sie hätten bis vor einigen Wochen wohl nicht damit gerechnet, dass Sie in Ihrer Funktion als Telenovela-Chefautor einmal auf der Bühne des Deutschen Fernsehpreises stehen, oder?
Tatsächlich hatte ich bereits einen Urlaub nach Spanien gebucht, wäre also, hätte ich ihn angetreten, gar nicht in Deutschland gewesen am vergangenen Samstag. Vor drei Wochen hab ich die Reise gecancelt, ich weiß gar nicht mehr genau, warum; mich beschlich ein unbestimmtes Gefühl, dass ich in der Woche nicht an Urlaub denken sollte. Aber zu dem Zeitpunkt waren wir noch nicht nominiert, und mit dem Fernsehpreis konnte wirklich niemand rechnen. Als wir nominiert, also unter den letzten drei waren, muss man natürlich schon mit einer Auszeichnung rechnen. Auch wenn wir als klarer Außenseiter antraten.
Sie sind der erste Gewinner des Publikumspreises – ist es Ihrer Meinung nach richtig, Fernsehpreisgewinner via Telefonvoting zu bestimmen?
Keineswegs alle Fernsehpreise. Da ist eine kompetente Jury, die sich im Vorfeld ja durch die verschiedenen Produktionen wühlen und unglaublich viel sichten muss, immer besser geeignet. Aber ich finde es sehr wichtig und richtig, dass es zumindest eine Kategorie gibt, in dem der Zuschauer selbst „seinen Liebling“ auswählt. Denn wir machen Fernsehen doch nicht für uns, sondern für den Zuschauer! Vielleicht lässt man ihn das nächste Mal über die beste Krimireihe abstimmen, die beste Fernsehshow oder das beste Boulevardmagazin. Jedes Jahr könnte die Kategorie wechseln.
Um ehrlich zu sein: Man ist eigentlich davon ausgegangen, dass «GZSZ» in diesem Voting gewinnt, nicht zuletzt weil die Soap ja mehr Zuschauer hat als «Sturm der Liebe». Wie überrascht waren Sie denn, als Sie auf die Bühne gerufen wurden?
Ich merkte, dass sich die Kameras vor der Verkündung des Ergebnisses stark auf uns richteten. Da dachte ich, hey, vielleicht haben wir ja doch die Sensation geschafft? Und als es dann soweit war, wich die Anspannung, die ja mit so was immer verbunden ist, und ich war einfach hin und weg.
Das Ergebnis selbst interpretiere ich so: «GZSZ» hat zwar mehr Zuschauer als wir, aber offenbar haben wir es in den vergangenen Jahren geschafft, einen so treuen Fankreis aufzubauen, dass er unter allem Umständen wollte, dass wir diesen Preis gewinnen. Wenn ich die Balken, die die Anzahl der Zuschauer repräsentieren, die für uns gestimmt haben, richtig beobachtet habe, hatten wir einen deutlichen Abstand zu «GZSZ». Und das war dann wirklich ein Hammer. Es zeigt nämlich, dass wir eine sehr starke Bindung aufgebaut haben zu unseren Zuschauern, und das macht einen schon ein bisschen stolz.
Welches Zeichen geht von diesem Preis aus – immerhin hat sich nun das klassische «Sturm der Liebe» gegen die doch moderneren «Anna» und «GZSZ» durchgesetzt.
Hier sollte man nichts überinterpretieren, es wäre lediglich Kaffeesatzleserei. Der Zuschauer denkt meines Erachtens nicht in solchen Kategorien wie „das ist klassisch und ein bisschen oldschool“, das andere ist „hip und modern.“
Inhaltlich haben Sie sich kürzlich durchgerungen, mit Miriam eine ehemalige Hauptfigur im Off sterben zu lassen. Einen ähnlich Weg wird nun auch «Anna und die Liebe» gehen. Ist so etwas auch ein bisschen gefährlich, weil somit ein „altes“ Märchen zerstört wird?
Jede inhaltliche Entscheidung von Tragweite birgt beides in sich: eine Chance wie ein Risiko. Natürlich kann es sein, dass es Zuschauer gegeben hat, die sich um das Märchen zwischen Robert und Miriam geprellt sahen, als wir sie haben sterben lassen. Aber dazu sei bemerkt, dass Märchen an sich oft ungeheuer hart und grausam sind. Ich denke, ein Gutteil der Grimm´schen Märchen würde heute unter „jugendgefährdend“ rubriziert werden müssen. Im Märchen wird permanent gelitten und gestorben, wir können also das „Märchen“ an sich gar nicht zerstört haben.
Der Gedanke, die Figur Robert Saalfeld zurückkommen zu lassen, war zudem naheliegend, weil, erstens, Lorenzo Patané ein toller Schauspieler ist und weil wir, zweitens, durch seine Rückkehr die Familienstruktur der Saalfelds, unserer Hotelbesitzer, stärken und aufwerten konnten. Und ich glaube überdies, dass die Geschichte, die wir mit Eva und Robert vorhaben, sehr gut werden kann.
Letzte Frage, Herr Süß: Es gibt seit Kurzem ein Kochbuch von «Sturm der Liebe» - haben Sie darin schon ein Lieblingsrezept entdeckt?
Ja, den „Schmortopf à la Hauer“ von Johannes Hauer, der bei uns den Pagen Ben Sponheim verkörpert. Ich versuch mich demnächst bestimmt einmal selbst daran, aber vielleicht lädt Johannes mich ja mal dazu ein!
Vielen Dank und natürlich von der gesamten Redaktion einen herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Fernsehpreis.