TV und so: Ich nehme den Preis an

Unser Praktikant verleiht weitere Fernsehpreise in ungewöhnlichen Kategorien.

Nicht, dass die diesjährige Verleihung des Deutschen Fernsehpreises schon schlecht genug gewesen wäre. Nein, jetzt muss auch noch so ein kleiner Praktikant daherkommen und die Fernsehgesichter weiter durch den Dreck ziehen. Natürlich muss ich das – denn ein Preis, der sich „Deutscher Fernsehpreis“ nennt und nach seiner grandiosen Reform nicht einmal mehr Drehbuchautoren, Kamera oder Regie auszeichnet und gleichzeitig der Deutschen Fußballnationalmannschaft (warum auch immer) einen Ehrenpreis verleiht, der muss sich auch Hohn und Spott gefallen lassen.

Ja, die Fußball-Nationalmannschaft erhielt den Ehrenpreis – eine Auszeichnung, die vorher nur verdiente und prägende TV-Idole wie Rudi Carrell, Dietmar Schönherr, Friedrich Nowottny und Marcel Reich-Ranicki bekommen hatten. Den Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Pausenerfrischung“ sollte daher dieses kleine Zeichentrick-Maskottchen aus der Werbung von Müllers Joghurt mit der Ecke erhalten. „Die Werbespots der lustigen Zeichentrick-Figur waren die Fernsehereignisse des Jahres. Spannung, Gefühle, Bilder voller Dramatik und Dynamik, Protagonisten von höchster Professionalität und Leidenschaft,“ so die Laudatio.

Der Fernsehpreis für die „Beste Live-Sendung“ geht an 9live. In der Laudatio heißt es: „Die Moderatoren des Senders vermitteln Spannung und Unterhaltung live am Bildschirm. Das Überraschungsmoment ist durch verwirrte Anrufer oder unlogische Lösungen garantiert.“ Wenig überraschend auch die Auszeichnung in der Kategorie „Bestes journalistisches Talkformat“: Hier geht der Preis an «Waldis WM-Club», die Fußballdebatte im Ersten mit Waldemar Hartmann. „Die scharfen Analysen und investigativen Details, die Hartmann und sein Experten-Team den Zuschauern in sympathischer Atmosphäre servieren, öffnen allen Fußballinteressierten einen professionellen Blick auf das Spiel.“

Und nächstes Jahr? Der Fernsehpreis ist sicher nicht mehr weit davon entfernt, Dieter Bohlen als „ehrliches Vorbild und Integrationsfigur für herausragende Leistungen im Fernsehgeschäft“ auszuzeichnen. Ich hätte eine bessere Idee: Stampft diese lächerliche Selbstbeweihräucherung am besten sofort ein. Die Zuschauer interessieren sich schon seit Jahren nicht mehr für eure Preise.
13.10.2010 00:00 Uhr  •  Quotenmeter.de-Praktikant Kurz-URL: qmde.de/45145