Neu im Kino: Kalenderwoche 45

Emma Stone als Flittchen und Jason Bateman als Vater? Außerdem: Der neue Streich von Tony Scott.

«Einfach zu haben»
Von der liebenswerten, aber spärlich eingesetzten Nebendarstellerin zum begehrten Star Hollywoods: Emma Stone hat es seit ihrer Rolle als Jonah Hills Love Interest in «Superbad» weit gebracht. Die positive Presse des Comedyfilms führte sie über Engaments in «Zombieland» und «Paper Man», bis hin zur ersten Hauptrolle in Will Glucks «Easy A», hierzulande vertrieben als «Einfach zu haben». Inzwischen wurde ihr die Ehre zuteil, «Saturday Night Live» zu hosten, Figuren zweier Animationsfilme ihre Stimme zu leihen und mit Steve Carrel zu arbeiten. Darüberhinaus wird sie Gwen Stacey im kommenden Reboot des «Spider-Man»-Franchises verkörpern. Ein steiler Aufstieg, zu dem «Easy A» ganz klar seinen Teil beigetragen hat: neben durch die Bank wohlgesonnenen Kritiken spielte der Film bislang über 60 Millionen Dollar ein – und das bei einem Budget von acht Millionen. Damit dürfte nicht nur Stone an Ansehen gewonnen haben, sondern auch Newcomer Bert V. Royal, der das Drehbuch - angeblich innerhalb von fünf Tagen - verfasst hat.

Regisseur Gluck ließ sich aber bei der Produktion nicht beirren und nahm diverse Änderungen am Skript vor. So wurden auch zahlreiche Flüche gestrichen. Wobei mitunter einige Szenen in zwei Versionen vorliegen – die amerikanische DVD könnte also unzensiert vorliegen. Gluck verdingte sich in der Vergangenheit hauptsächlich als Autor und lieferte erst 2009 mit «Fired Up!» sein Feature Film-Debut. Sein nächstes Projekt ist «Friends with Benefits» mit Justin Timberlake und Mila Kunis in den Hauptrollen; Emma Stone wird auch einen Auftritt absolvieren. Damit zur Story von «Einfach zu haben», die auf den Motiven des Buches «Der scharlachrote Buchstabe» basiert: Jungfrau Olive lässt sich von ihrem Freund Brandon auf einer Party fake-entjungern - und zwar, um ihm einen Gefallen tun. Nur steht danach nicht etwa der glückliche Stecher, sondern Olive selbst im Rampenlicht. Bei den Jungs avanciert sie zur Sexikone, bei den Mädchen zum Flittchen. Nach den verdienten fünf Minuten Scham markiert sich Olive mit einem roten A (für “adultery“ = Ehebruch) und nimmt den Kampf gegen die Vorurteile auf.

OT: «Einfach zu haben» von Will Gluck; mit Emma Stone, Alyson Michalka, Penn Badgley, Amanda Bynes, Stanley Tucci und Patricia Clarkson.

«Umständlich verliebt»
Wally Mars ist gemütskrank, neurotisch, pessimistisch und ganz nebenbei verliebt in seine beste Freundin Kassie. Die ist warmherzig, lebensbejahend und auf der Suche nach einem Samenspender. Doch wo sich Gegensätze anziehen sollen, kommt Roland ins Spiel, ein skandinavischer Playboy, der Kassie nur zu gern seine Dienste leistet. Ein am Boden zerstörter Wally betäubt sich auf der “Befruchtungsparty“ mit Massen an Alkohol und lässt anschließend Rolands Samenspende den Abfluss hinunter strömen. Am nächsten Tag findet er sich ohne Erinnerung in seinem Arpartment wieder. Nach sieben Jahren kehrt Kassie, die damals hochschwanger in ihre Heimat Minnesota gezogen ist, zurück nach New York und präsentiert Wally Sohnemann Sebastian. Soweit so gut, meint Wally. Bis er das Kind näher kennenlernt: Sebastian ist nämlich gemütskrank, neurotisch und pessimistisch. Ein Zufall? Wohl kaum.

«Umständlich verliebt», im Original «The Switch», liegt der Kurzgeschichte 'Baster' des Schriftstellers Jeffrey Eugenides zu Grunde, bekannt für seine Werke 'The Virgin Suicides' und 'Middlesex'. Allan Loeb («Things We Lost in the Fire», «Wall Street: Money Never Sleeps ») adaptierte die Story für die große Leinwand. Die Hauptrollen gingen an Jason Bateman und Jennifer Aniston, die auch als Executive Producerin fungiert. Jeff Goldblum porträtiert Wallys Geschäftspartner Leonard, Patrick Wilson den Samenspender Roland. «Umständlich verliebt», das sein Budget von etwa 20 Millionen Dollar bisher verdoppeln konnte, wurde vom Regisseuren-Duo Josh Gordon und Will Speck in Szene gesetzt. Die beiden feierten ihren größten Erfolg mit «Die Eisprinzen» im Jahr 2007. «Umständlich verliebt» sollte sich etwas ernsthafter präsentieren als ein eiskunstlaufender Will Ferrel – einen Eindruck machen kann sich der deutsche Kinogänger ab dem morgigen Donnerstag.

OT: «The Switch» von Josh Gordon und Will Speck; mit Jennifer Aniston, Jason Bateman, Thomas Robinson, Jeff Goldblum, Patrick Wilson und Juliette Lewis.



Auf der nächsten Seite: «Unstoppable» und «Somewhere».

Emma Stone als Flittchen und Jason Bateman als Vater? Außerdem: Der neue Streich von Tony Scott.

«Unstoppable – Außer Kontrolle»

Tony Scott und Denzel Washington sind unzertrennbar. Seit 1994 arbeiten die beiden Filmgrößen nun schon zusammen – der Streifen «Crimson Tide», der sich in einem U-Boot abspielte, markierte dabei ihr erstes Aufeinandertreffen. Folgen sollten «Mann unter Feuer» (2004), «Déjà Vu» (2006) sowie «Die Entführung der U-Bahn Pelham 123» im vergangenen Jahr. Dass Washington dabei so gut wie immer diesselbe Figur porträtiert, scheint nebensächlich zu sein. Bei Scott untersteht eine solide darstellerische Leistung stets den feinen Zügen seiner Regie, die mit gehörig viel Action aufwartet. So auch der Fall bei «Unstoppable », das auf einer wahren Begebenheit basiert: 2001 rollte ein führerloser Zug durch Ohio, beladen mit hochgiftigen Chemikalien. Ohne entsprechende Kontrolle nahm das Vehikel kontinuerlich an Geschwindigkeit zu, bis schließlich die Besatzung eines anderen Zuges mithilfe eines waghalsigen Manövers Schlimmeres verhindern konnte. In der Verfilmung übernimmt Washington die Rolle des Frank Barnes, eines erfahrenen Lokführers. Der Part seines Schützlings ging an Chris Pine, bekannt als Captain Kirk im Reboot des «Star Trek»-Franchises.

Von einer reibungslosen Produktion kann im Falle von «Unstoppable» definitiv nicht die Rede sein: zu Beginn war noch Martin Campell («Casino Royale») als Regisseur vorgesehen, auch Robert Schwentke («Red») befand sich in Gesprächen. Letzen Endes wurde Scott engagiert, der mit einem Budget von 107 Millionen Dollar hantieren sollte. Nach und nach reduzierte Filmschmiede 20th Century Fox aber die Kosten; nicht zuletzt durch die Forderung, dass sowohl Scott als auch Washington auf Teile ihres Gehalts verzichten. Ersterer war einverstanden, zweiterer nicht – und stieg aus dem Projekt aus. Fox konnte das Ruder mit einem neuen Angebot aber noch herumreißen. Nach zahlreichen Verzögerungen, kommt das Action-Spektakel nun am Donnerstag in die deutschen und am Folgetag in die amerikanischen Kinosäle. Den Zuschauer erwartet eine atemlose Tour durch drei Bundesstaaten im Stil von «Runaway Train» (1985). Sidney Scherings Kritik lesen Sie am Freitag auf Quotenmeter.de.

OT: «Unstoppable» von Tony Scott; mit Denzel Washington, Chris Pine, Rosario Dawson, Kevin Dunn und Jessy Schram.



«Somewhere»
“Vom ersten bezaubernden Screening an wuchs und wuchs der Film in unseren Herzen, unseren Gedanken, unserer Zuneigung“ - so rechtfertigte Star-Regisseur Quentin Tarantino die einvernehmliche Entscheidung der Venice International Film Festival-Jury, deren er in diesem Jahr vorsaß, den Goldenen Löwen Sophia Coppola für ihren Film «Somewhere» zu übergeben. Mal abgesehen von der Tatsache, dass Tarantino einst mit Coppola liiert war: die Preisrichter zeigten sich begeistert von der einmal mehr symbolischen Arbeit der 39-Jährigen. Insgesamt fielen die Kritiken aber eher verhalten aus - «Somewhere» wurde perfekte Einschlafhilfe und das Fehlen einer direkten Aussage bescheinigt. Solche und ähnliche Beschwerden dürfte Coppola, ihres Zeichens die Tochter von Francis Ford («Apocalypse Now», «Der Pate») bereits gewöhnt sein, gleichen sich ihre bisherigen Werke «The Virgin Suicides» (1999), «Lost in Translation» (2003) und «Marie Antoinette» doch allesamt in Sachen Stil und Stimmung.

«Somewhere» erzählt von Johnny Marco (Stephen Dorff, «Felon»), einem berühmten Schauspieler, der in der Leere seines eigenen Lebens zunehmend versinkt. Die Tage schlägt er sich mit Luxusgütern um die Ohren, die Nächte mit schönen Frauen, die seinem Reichtum verfallen. Erst als seine elfjährige Tochter Cleo (Elle Fanning) plötzlich vor seinem Hotel steht und er gezwungen ist, Verantwortung zu übernehmen, wird er sich dem Sinn seines abgehalfterten Daseins bewusst. Für den Score des Filmes zeichnet sich Thomas Mars verantwortlich, Freund von Sophia Coppola und Vater ihrer Kinder sowie Frontmann der Band Phoenix. Coppola bat ihn um Lieder im Stil seiner Songs 'Love like a Sunset' Part I und II.

OT: «Somewhere» von Sophia Coppola; mit Stephen Dorff, Elle Fanning, Chris Pontius, Michelle Monoghan, Kristina und Karissa Shannon.

10.11.2010 13:30 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/45737