Das Finale der «Saw»-Reihe und der Start des Films «Cyrus». Wir stellen die Kinoneustarts vor.
«Fair Game»
Nach «21 Gramm» (2003) und «Attentat auf Richard Nixon» (2004) markiert «Fair Game» die bereits dritte Zusammenarbeit der Darsteller Naomi Watts und Sean Penn. Diesmal durften die beiden unter der geübten Hand von Regisseur Doug Liman agieren, bekannt für seine Filme «Die Bourne Identität» (2002), «Mr. & Mrs. Smith» (2005) und «Jumper» (2008). Erfahrung in actionreicher Unterhaltung hat der 45-Jährige also reichlich – hinsichtlich «Fair Game» war aber eher der Blick fürs Detail gefragt: der Spionage-Streifen basiert auf der Plame-Affäre aus dem Jahr 2003, in deren Rahmen die Identität von Valerie Plame Wilson, einer CIA-Undercover-Agentin öffentlich gemacht wurde. Keine zufällige Enthüllung, sondern die Rache des eigenen Arbeitgebers, dem Wilson stets treu und patriotisch begegnet war. Doch als die Verenigten Staaten unter dem Vorwand von angeblichen Massenvernichtungswaffen in den Irak einmarschierten, hatte Wilsons Gatte Joe, ein bekannter Journalist, bewiesen, dass diese Anschuldigungen unhaltbar waren. Eine gewagte Aktion, die nunmal nicht ohne Folgen blieb und schlussendlich in einer wahren Hetzjagd endete.
Adaptiert wurde die heikle Geschichte von den Brüdern Jez und John Butterworth. Ersterer ist vor allem für seine Theaterstücke und den Film «Die letzte Legion» (2007) bekannt. Rückhalt boten den beiden nicht etwa die Memoiren von Wilson, sondern Sachbücher zum Thema und der Bericht des damaligen Untersuchungsausschusses. Wie bereits angesprochen, verzichtet «Fair Game» auf hochkarätigen Schusswechsel und große Explosionen. Stattdessen stehen Dialog und Figuren im Vordergrund – was bei den Namen Watts und Penn definitiv kein Nachteil sein kann. Auch Kritiker konnten der Polit-Doku bislang nur Gutes abgewinnen. Kinogang empfohlen.
OT: «Fair Game» von Doug Liman; mit Naomi Watts, Sean Penn, Ty Burrell, Sam Shephard, Bruce McGill und Brooke Smith.
«Cyrus»
Mit dem Ende seiner Ehe wurden auch Johns Freundschaften, Sexleben und Abenteuer im Beruf ausradiert. Inzwischen ist der gute Mann ein im wahrsten Sinne des Wortes hoffnungsloser Fall. So hoffnungslos, dass der einzige Kontakt zur Außenwelt seine ehemalige Gattin Jamie ist. Auf deren Drängen hin, atmet John nach vielen Jahren schließlich
wieder Partyluft – den neuen Verlobten seiner alten Flamme natürlich im Schlepptau. Wider Erwarten knüpft John sogar Bande zur attraktiven Single-Dame Molly. Und darüberhinaus: Mit der Zeit werden sich die beiden ihrer starken Gefühle bewusst und die anfänglich noch zaghafte Beziehung wandert von platonischem Parkett auf Wolke sieben. Das einzige Problem ist Cyrus, Mollys 21-jähriger Sohnemann. Dieser lebt nämlich noch immer auf die Kosten seiner Mutter und ist keineswegs bereit, das ohnehin recht seltsame Eltern-Kind-Verhältnis aufzugeben. Ein hanebüchener Kampf um Mollys Liebe entflammt.
Regie führten bei Indie-Perle «Cyrus» die Gebrüder Jay und Mark Duplass Neben ihren gemeinsamen Werken «The Puffy Chair» (2005) und «Baghead» (2008) verdingt sich letzterer auch als Hauptdarsteller in der Kabelserie «The League». Im Falle von «Cyrus» muss man vorsichtig beim Writers-Credit sein: ungewöhnlicherweise gab es für die kleine, aber freine Charakterstudie nämlich kein Drehbuch – die Schauspieler improvisierten ihren Text kurzerhand nach wenigen Richtlinien. Noch interessanter wird das Ganze durch den tollen Cast: John C. Reilly («Walk Hard: The Dewey Cox Story») gibt Pechvogel John, Jonah Hill («Superbad») den Satansbraten Cyrus und Marisa Tomei («The Wrestler») das verbindende Herzstück Molly. Als Johns lebenslustige Ex-Frau Jamie ist Catherine Keener («Being John Malkovich») zu sehen. «Cyrus» wurde vom Publikum unterschiedlicher Festivals begeistert aufgenommen, rief bei Kritikern allerdings gemischte Gefühle hervor.
OT: «Cyrus» von Mark und Jay Duplass; mit John C. Reilly, Jonah Hill, Marisa Tomei, Catherine Keener und Matt Walsh.
Auf der nächsten Seite: Alles zum neuen «Saw»-Film, der nun in 3D daherkommt.
Das Finale der «Saw»-Reihe und der Start des Films «Cyrus». Wir stellen die Kinoneustarts vor.
«Saw 3D - Vollendung»
Ändert man die Regeln, ändert man das Spiel: «Saw 3D», der siebte Teil des beliebten «Saw»-Franchises lässt Jigsaw und sein ewiges Folterspiel endgültig zur Ruhe kommen – selbstverständlich ohne Jugendfreigabe. Zwar sollten auf Part sechs der Reihe ursprünglich zwei weitere folgen, allerdings war das Einspielergebnisses letztlich zu ernüchternd, um den Horror noch über zwei Jahre zu strecken - so die Rechtfertigung der Produzenten und Autoren. Stattdessen hat man sich bemüht, ein ausklingendes und zufriedenstellendes Finale zu schaffen, das neben neuen Martergeräten alte Bekannte zurück vor die Kamera holt und begonnene Handlungsstränge anstandsgemäß zusammenführt. Die Story um Überlebende von Jigsaws kranken Machenschaften und ihre letzte Salbung begeisterte in den Vereinigten die Zuschauer und spielte bislang 90 Millionen Dollar ein. Kritiker hatten weniger Verständnis für die Tortur und urteilten weitesgehend negativ über die spritzigen Qualen ohne Herzblut.
Während bei «Saw» auf dem Set ohnehin Chaos und Vendetta herrscht, gab es beim siebten Teil nun auch Ärger hinter den Kulissen: eigentlich sollte nämlich David Hackl den Film in Szene setzen – und damit an seine Arbeit bei «Saw V» anschließen. Die Pre-Production machte Fortschritte, die Ideen der Autoren Patrick Melton und Marcus Dunstan (seit «Saw VI» für das Drehbuch verantwortlich) wurden mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Bis es dann im Januar 2010 zum Eklat kam, als Twisted Pictures, die Filmschmide hinter dem Franchise, Hackl von seinem Posten warf und Kevin Greutert, den Editor der ersen vier und Regisseur des sechsten Teiles, durch eine Klausel in seinem Vertrag quasi zur Regie zwang. Greutert, der gerade mit «Paranormal Activity 2» beginnen wollte, musste die Kontrolle abgeben und sich «Saw» widmen. Nicht mit der glücklichsten Miene machte sich der 45-Jährige also ans Werk und veränderte das Skript innerhalb weniger Tage drastisch, was die Crew natürlich vor neue Probleme stellte. Keine reibungslose Produktion also, die ihrer Vergangenheit aber nichtsdestortotz treu bleiben und einwandfreie Horrorunterhaltung bieten sollte.
OT: «Saw 3D» von Kevin Greutert; mit Tobin Bell, Costas Mandylor, Betsy Russel, Sean Patrick Flanery und Cary Elwes.
«Bon Appétit»
Dass Liebe durch den Magen geht, musste Sommelière (Weinexpertin) Hanna schon desöfteren feststellen; allerdings mag es sich dabei eher um fiese Bauchschmerzen als die bekannten Schmetterlinge gehandelt haben, die da durch den Unterleib zogen. Die ewig kritische Dame arbeitet in einem Züricher Nobelrestaurant und lässt das Fachwissen sprudeln –
nebenbei hat sie auch eine Affäre mit ihrem verheirateten Vorgesetzten Thomas. Die ohnehin strapazierte Situation wird erschwert durch den jungen Sternekoch Daniel, der aus Spanien neue Rezepte und heißes Temperament mit sich bringt. Hanna zeigt sich erst uninteressiert, kommt dem Schönling aber zunehmend näher.
Die Komödie «Bon Appétit» ist ein europäisches Schwergewicht: neben der spanischen Produktinsfirma Morena Films trugen auch Orio Produkzioak (ebenfalls spanisch), Zodiac Pictures (Schweiz) und Egoli Tossel Film (Deutschland) zur Verwirklichung bei. Für das Regiedebut des Cutters David Pinillos («Gordos – Die Gewichtigen») konnte Nora Tschirner als Hauptdarstellerin gewonnen werden. Für die seit Til Schweigers «Keinohrhasen» äußerst populäre Schauspielerin dürfte die Internationalität des Projektes keinerlei Problem gewesen sein, spricht sie doch fließend Spanisch. An ihrer Seite sind Unax Ugalde («Che») als Daniel und Herbert Knaup («Das Leben der Anderen») in der Rolle des Thomas zu sehen. Auf dem spanischen Filmfestival in Málaga räumte «Bon Appétit» gehörig ab: Spezialpreis der Jury, Drehbuchpreis sowie den Preis für den besten Darsteller (Unax Ugalde). Im Kontrast dazu bescheinigen viele Kritiker dem Film Langatmigkeit und Klischeehaftigkeit. Ein Bild machen, kann sich der deutsche Zuschauer ab Donnerstag.
OT: «Bon Appétit» von David Pinillos; mit Nora Tschirner, Unax Ugalde, Herbert Knaup, Giulio Berruti und Xenia Tostado.