Die Kritiker: «Ein Fall für Zwei: Leichen im Keller»

Story
Wirtschaftsanwalt Dr. Fritsch findet den Krematoriumsangestellten und vorbestraften Erpresser Horst Reinhardt ermordet in dessen Laube - zumindest behauptet er, mit seinem Tod nichts zu tun zu haben. Reinhardts Frau Sonja, die Fritsch über der Leiche gebeugt überrascht, glaubt jedoch, dass er ihren Mann umgebracht hat. Warum sonst ist Fritsch, als Sonja erschien, geflohen und untergetaucht? Erst wesentlich später meldet sich Fritsch bei Lessing und stellt sich, von ihm begleitet, der Polizei. Bei Lessing, der Fritsch als korrekten und humorvollen Kollegen kennt, mehren sich die Zweifel an dessen Unschuld. Und tatsächlich scheint Fritsch ihm einiges zu verheimlichen.

Währenddessen recherchiert Matula im Umfeld des Mordopfers und findet heraus, dass ein notorischer Erpresser naturgemäß viele Feinde hat. Dabei findet Matula immer wieder Hinweise auf den russischen Geschäftsmann Gogol. Der aber ist ein wichtiger Mandant von Fritsch. Und Fritsch hat, wie Lessing von ihm erfährt, ein Verhältnis mit dessen Frau Jelena. Um sie vor ihrem Mann zu schützen, hat Fritsch verheimlicht, dass er von Reinhardt mit dieser Affäre erpresst wurde. Das macht die Angelegenheit für Anwalt Lessing nicht einfacher. Bei seinen Nachforschungen stößt Matula auf Menschen, die anschließend auf ominöse Weise zu verschwinden scheinen. Dahinter steckt ein ungeheuerliches Geschäft, das Gogol und den Ermordeten verband.

Darsteller
Claus Theo Gärtner («Ein Hauch von Zeit») ist Josef Matula
Paul Frielinghaus («Väter», «Nicht von schlechten Eltern») ist Dr. Markus Lessing
Caroline Grothgar («Marienhof») ist Kristin
Klaus J. Behrendt («Tatort») ist Dr. Fritsch
Aline Staskowiak («Hinter Gittern») ist Sonja Reinhardt
Lars Rudolph («Soul Kitchen») ist Bloch
Alina Levshin («Im Angesicht des Verbrechens») ist Jelena Gogol
Jorres Risse («GSG 9») ist Oleg Gogol
Frank Auerbach («Whisky mit Wodka») ist Horst Reinhardt

Kritik
In fast 30 Jahren Fernsehgeschichte hat sich viel verändert, doch die öffentlich-rechtliche Krimiserie «Ein Fall für Zwei» flimmert noch immer über deutsche Bildschirme. In der aktuellen 281. Folge feiert das Format nun ein Jubiläum: Paul Frielinghaus steht zum 100. Mal als Rechtsanwalt Dr. Markus Lessing an der Seite von Claus Theo Gärtner als Detektiv Josef Matula vor der Kamera. Dass es die angegraute Serie überhaupt noch gibt, liegt allerdings nicht etwa daran, dass man sie freiwillig dem Zeitgeist moderner Fernsehunterhaltung angepasst hätte und sie somit noch immer die Vorreiterrolle einnimmt, die sie einmal inne hatte, sondern daran, dass die Quoten auch nach fast drei Jahrzehnten noch immer gut sind.

Im Gegenteil: «Ein Fall für Zwei» wurde zwar deutlich sichtbar überarbeitet und ist gut produziert, das Drehbuch überzeugt hingegen kaum. Übermäßig wird mit dem Gut-Böse-Schema gespielt, wenn ein vermeintlich unschuldiger Rechtsanwalt plötzlich für schuldig gehalten wird und wenn sich eine auffällig unauffällig verhaltene Witwe offensichtlich kaum für den Tod ihres Mannes interessiert. Selbst die Dialoge überzeugen nicht, sind sie doch offensichtlich platt und stereotyp. Wirkliche Spielfreude mag dann auch bei keinem der Darsteller wirklich aufkommen. Claus Theo Gärtner wird zum Opfer der Verjüngungskur der Serie und fährt im kameratechnisch nett in Szene gesetzten Kleinwagen durch die Gegend, während er per Handykamera übermäßig viele Beweisfotos schießt und sich damit selbst zum unglaubwürdigen Statisten degradiert.

Aline Staskowiak wurde mit dem Charakter der Witwe Sonja Reinhardt eine dermaßen plakativ naive Rolle aufgedrängt, dass jedem Zuschauer bewusst wird, dass sie etwas zu verbergen hat. Sogar Klaus J. Behrendt, der als eingefleischter Kölner «Tatort»-Kommissar Max Ballauf eigentlich tolle Schauspielarbeit leistet, wirkt in seiner Rolle als umtriebiger Rechtsanwalt unkonzentriert, fahrig und wenig überzeugend. Die einstmals tolle Serie ist inzwischen nur noch ein lauer Aufguss, der versucht, mit neueren Serien Schritt zu halten und sich dabei in ein Korsett von dramaturgischen und optischen Elementen zwängt, die nicht wirklich zum Format passen. Was bleibt, ist eine grundsolide Krimiserie, ein fast beliebiger Kriminalfall und akzeptable Abendunterhaltung.

Das ZDF zeigt «Ein Fall für Zwei: Leichen im Keller» am Freitag, den 10. Dezember 2010, um 20:15 Uhr.
08.12.2010 11:08 Uhr  •  Jakob Bokelmann Kurz-URL: qmde.de/46330